Bis das der Frost uns scheidet...

  • Halle Freunde,


    Dienstag Nacht konnte ich endlich wieder beobachten.
    Ort: Hohloh, 945m über NN, Seeing und Durchsicht normal, also nicht außergewöhnlich,
    Etwas Wind, der aber nicht störte.
    Temperatur anfangs 5°, stark fallend. Mein Kapitulationspunkt: -5°
    Instrumente: 28“ Dobson ohne Leiter und Canon 15x50 mit Stabi.


    Der Aufbau dauerte leider seine Zeit… den Dobson hätte ich deutlich besser konstruieren müssen,
    damit das so schell geht wie bei meinen bisherigen Dobsons.
    Also gute 20 Minuten incl, Justage gingen da drauf. Schon krass für einen Klosedobson!
    Dabei war ich schon zum Sonnenuntergang dort, damit ich die vielen Teile noch gut sehen kann.


    Als er dann aufgebaut war, kam gleich die Venus dran. Die waberte aber so vor sich hin, dass ich keine Freude hatte.
    Bis zum Einsetzen der Dunkelheit blieb mir genug Zeit, den Spiegel auskühlen zu lassen und mich wieder mit dem BDSC zu beschäftigen.
    So ein Mist…das SkySafari Pro auf meinem Samsung-Handy wollte nicht so wie ich gerne wollte.
    Bei der Zeiteinstellung auf „Jetzt“ gestellt, war es immer 9.11.2019 um 9 Uhr 33. Die Uhr im Handy zeigte aber die richtige Zeit.
    Also habe ich manuell berichtigt. Eine halbe Stunde lang versuchte ich vergeblich, das Alignment zu machen.


    Das klappte irgendwie nicht und begleitet von vielen Flüchen (x6§ #% $X) landete das Handy im Wohnmobil.
    Eine ganze Stunde verschenkt, wie grausam!
    Also Beobachten wie sonst immer. Oh Schreck, mein 9x50 Sucher lag noch zuhause im Keller! Grrrrr! (x6§5XgrrrßÄ $X und x6§ de 5XgrrrßÄ$X)
    Immerhin hatte ich ja den Telrad schon angebaut. Damit komme ich ja gut zurecht.


    Jetzt ging es los. Zuerst M51. Mannomann, welch eine Pracht, wenn sie im fast Zenith steht und man dabei nicht auf einer Leiter stehen muss.
    Im 10mm Ethos unglaublich kontrastreich und detailreich. Im 6er Ethos dann fast bildfüllend.
    Die Nacht ging astronomisch gesehen gut los!


    Dann ging es Schlag auf Schlag: M108 und M97. Beide knackig mit vielen Details.
    Bei M97 sehr leicht der Zentralstern und die Augen, besonders gut mit OIII-Filter.


    Weiter zu M101. Rekord: Mit dem Telrad angepeilt und gleich im Okular! So musses!
    Gut erkennbare Spiralarme und einige hellere Knoten waren ein Augenschmaus.


    Weiter zu M81 und M82. Das sind wie immer echte Kracher.
    Diesmal waren bei M81 die äußeren Spiralarme gut zu sehen ! Super!
    Deshalb versuchte ich mit dem 10mm Ethos bei 250fach die kleine Holmberg IX zu finden.
    Wenn man weiß, wo sie steht, ist es recht leicht, den zarten Schimmer zu erahnen.


    Weiter zu der NGC3079. Mit dem 8mm Ethos sah ich eine langgestreckte 10mag Galaxie mit einem schwachen versetztem Staubband.
    Diese Galaxis war aber nicht der Grund meiner Begierde, sondern der Doppelquasar neben dran.
    Sehr einfach zu finden, aber das seeing war nicht gut genug, um ihn zu trennen.
    Jetzt weg vom UMA.


    Die Zwillinge waren noch gut zu sehen, bevor eine Tanne sie verdeckte. Zuerst der Sternhaufen M35.
    Ich bin ja eher ein Sternhaufenmuffel, aber der hat es mir schon immer angetan.
    Im 17mm Ethos fast bildfüllend mit Unmengen heller Sterne, umgeben von hunderten schwächeren.
    Das sieht einfach geil aus. Der kleine NGC2158 daneben ist auch ein toller Haufen, der im 28er aussieht wie M 35 im 6-Zöller.


    Das nächste Objekt war der Eskimonebel NGC2392.
    Schon in der Aufsuchvergrößerung sah ich den Eskimonebel als Scheibchen mit deutlichem Zentralstern.
    Im 6mm Ethos bei 415fach konnte ich schön die Schalenstruktur, die Parka, erkennen.


    In der Nähe vom Castor suchte ich dann NGC2371, den Erdnuss-Nebel.
    Der war einfach zu finden, weil ich den schon oft gesehen habe.
    Der doppelte Nebel war gut mit etwas Struktur erkennbar, dazu der schwache Zentralstern.


    Das nächste Sternbild war Coma Berenices, vor allem meine Lieblings-Edgeon Galaxis NGC 4565.
    Im 13mm Ethos fast bildfüllend, schön kontrastreich mit Dunkelband. Die Begleitgalaxis NGC4562 war auch gut erkennbar.
    Man findet sie leicht am Ende einer Vierer-Sternenkette.


    Wenn schon Nadeln, dann gleich auch die extrem dünne PGC39432, auch bekannt unter UGC7321.
    Sie war zart aber direkt sichtbar im 8mm Ethos. Da hilft Öffnung ungemein!


    Nicht weit weg kam dann die Blackeye-Galaxis M 64 dran. Das schwarze Auge starrte mich an…. einfach schön!
    Meine dünnen Handschuhe gaben so langsam ihre Kälteschutzfunktion auf und auch meine Hose wollte mich nicht mehr wärmen.
    Ein Blick auf mein Thermometer zeigte mit warum: -4,4°


    Also dann noch zwei, drei Objekte, die ich lange nicht mehr gesehen hatte: Die Box.
    Das sind vier Galaxien als Viereck angeordnet. Mit dem 10er Ethos sehr schön zu erkennen. Es sind alles längliche Galaxien.
    Dann schwenkte ich zurück Richtung Großer Bär.


    Auf dem Weg dorthin kamen die Heringsgalaxis und die Fishhook Galaxis dran… wie immer eine Pracht!
    Im 26er Nagler passten sie gerade so ins Gesichtsfeld. Nur 8° entfernt stellte ich noch die bekannte Nadel NGC4244 ein.
    In der großen Tüte sehr gut zu sehen, auch wenn es kaum Details gibt, außer einer etwas aufgehellten Mitte.
    Zum Abschluss noch M 106: eine prächtige und detailreiche Balkenspirale schräg von der Seite.
    Da konnte ich immer mehr Details sehen, je länger ich schaute und auch mit höheren Vergrößerungen kamen neue Details dazu.


    Mist, jetzt wollte ich auch noch schnell in den Löwen! Hickson 44 kam als erstes dran.
    Alle vier Galaxien konnte ich gut erkennen, was ja nicht schwer ist mit so einer Öffnung.


    Die Finger wurden klamm und klämmer! Das Thermometer zeigte nun -5°.
    Der krönende Abschluss war dann NGC3521, eine wunderschöne Spiralgalaxis.
    Ich sah eine gemottelte Galaxis mit einen zarten Staubband und hellem fast sternförmigen Kern.
    Warum habe ich die so selten angeschaut?
    Das Allerallerletzte: das Leo Triplett. Super, viele Details und der schöne Staubstreifen in der NGC3628.


    Punkt, Schluss und aus. Die Kälte kroch nun durch die gesamte Kleidung, die eher für 5° Plus als für 5° Minus geeignet war.
    Es war noch nicht einmal Mitternacht, als ich aufgab und unbedingt wieder in die Wärme wollte.


    Das Abbauen dauerte nur knappe 10 Minuten, bis alles im Wohnmobil verstaut war.
    Zum Glück hatte ich gegen 22 Uhr die Heizung angeschmissen, so dass ich mich etwas aufwärmen konnte.
    Gegen ½ 2 Uhr war ich dann wieder in Gengenbach... und die Heimfahrt war super!
    Kaum jemand auf der Autobahn. Ein kleiner Vorteil des Coronavirus.


    cs
    Timm

  • Hallo Timm,


    ich wollte mich schon wieder ausklinken, als ich noch deinen neuen Post gesehen habe. Ralph und ich waren 2010 zwecks Perseiden auch schon mal auf der Hohloh, wir hatten etwa 25 Exemplare bis -1 mag Helligkeit gesehen. Ein spontaner rund 300 Kilometer-einfach Ausflug, wegen Wolken bei uns, mit bissl Schlafsackpause dazwischen & viel Übermüdung.


    Schöner Bericht, sicher super Eindrücke in deinem 28-Zöller [:p].Das sind ja alles Highlights, was ich daran sehe, dass ich mit jedem Objekt etwas anfangen konnte [;)]. Den Doppelquasar kenne ich als Fleckchen vom 16"er her, doppelt hab ich ihn mal in einer sehr guten Nacht mit 20-Zoll gesehen.


    Servus
    Ben

  • Hallo Ben,


    der Doppelquasar ist nicht einfach zu trennen.
    Ein 16m5 und ein 16m7 Lichtpünktchen stehen nur 6“ auseinander.
    Das ist nicht trivial und braucht sehr gutes seeing.
    Selbst mit Kais 33-Zöller bei nur mittelmäßigem seeing nicht zu trennen. Das sagt alles!
    Die linsende Galaxis hat übrigens 21m...
    cs
    Timm

  • Hallo Timm,


    super Bericht! Das ist wie ein Bestof meiner LIeblingsobjekte :-))


    Der Nachbarhaufen von M 35, die tolle Superthin und den Erdnussnebel...um nur ein paar Beispiele zu nennen (bei letzterem geht der Zentralstern bei mir regelmäßig mit 12"). Witzigerweise nennst auch noch die 3521, die im Nachbarthread Thema ist :) Manchmal lustig, wie sich die Objekte abseits der Ölspur hier wiederholen zeitgleich.


    Huch, jetzt muss ich fix raus - also super Bericht mal wieder Timm :)


    Schöne Grüße und CS
    Norman

  • Hallo Timm,


    ach du warst das, der da auf der anderen Seite der Bäume herumgeklappert
    hat... [:D] Hätteste mich in WhatsApp kurz angeschrieben, hätten wir mal
    wieder zusammen schauen können.


    So war's doch ein wenig einsam auf der anderen Seite des Bergs...
    Aber auch sehr produktiv. [;)]


    Während du die hellen Objekte genossen hast, hab ich mich mit Leo A/B,
    Malin 1, Abell 1689, Mrk 231, Arp 148, zwei z>2 Quasaren und einigen
    Galaxien der Bootes Void abgemüht.


    Da wäre ein Blick durch deinen 28" willkommen gewesen. [:D] Wahrscheinlich
    hätte ich mich danach erstmal neu dunkeladaptieren müssen, aber das
    wäre es wert gewesen.


    Viele Grüße
    Christian


    PS: jetzt wird ja erstmal bis Oktober die Straße auf den Berg neu
    gemacht bzw. augebessert. Dann hauts beim runterfahren wenigstens net
    mehr meinen 20" so durch den Innenraum vom Auto [:D][:D]

  • Hallo Christian,


    schade dass wir uns nicht getroffen haben. Ich war ja recht früh da und der gesamte Parkplatz war leer.
    Da habe ich mir die andere Seite ausgesucht, weil etwas mehr Platz ist.
    Aber beim nächsten Mal schicke ich dir vorher eine WhatsApp!
    Nächste Woche Dienstag und Mittwoch soll es wieder gut werden.
    Wenn man trotz der Straßenarbeiten hochfahren kann, werde ich es nochmal versuchen.


    cs
    Timm

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