APM 150mm 90° SD Bino

  • Hallo Jochen


    vielen Dank für de ausfürhrliche Schilderung, natürlich wird es noch mal sehr spannend wenn die weißen Nächte voräuber sind. Die südliche Sommermilchstrasse ist für so ein Bino besonders interessant, vor allem wenn die Horizontsicht gut ist. Ich kann mir vorstellen, dass gerade auch hier die 17 mm Ethos optimal sind.


    Die Kombination mit dem Celestron Starsense scheint ja sehr gelungen, du schreibst, dass du die die Kalibrierung über einen Kugelkopf vornimmst, ist dies ausreichend genau?


    Natürlich bin ich auch gespannt zu hören, was du mit Bildverstäkern vor hast. Da ist mir der Vorteil eines echten Binos nicht so klar, gibt es nicht Bildverstärker mit Binoansatz?


    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    nach Süden habe ich vom Garten aus recht gute Sicht, nicht ganz Horizont aber es fehlt nicht viel.

    Und Richtung Süden ist es auch relativ Dunkel.


    Der normale Justiervorgang mit dem StarSense ist ja in der App, per zoom und pinch

    Das geht ganz gut, aber mit dem Kugelkopf geht es genauer.


    Ich habe auf dem Griff des Binos einen normalen Foto Kugelkopf montiert und auf dem sitzt die Halterung fürs iPhone.

    Zur Justage suche ich mir im Okular einen hellen stern und stelle ihn genau in Okularmitte.

    Dann löse ich den Kugelkopf und bewege das iPhone so lange, bis eben dieser Stern auch genau im Fadenkreuz der App steht.

    Danach trifft man die Objekte bei der Suche absolut perfekt, ich würde sagen die Genauigkeit liegt bei etwa 0.5°


    Ja, es gibt binokulare Bildverstärker, die sehen dann aus wie Binoansätze und haben auch nur eine Vertärkerröhre.

    Der Vorteil von 2 Verstärkern ist derselbe wie von einem Binokular gegenüber einem Teleskop gleicher Öffnung mit einem Binoansatz.

    Eine Verstärkerröhre pro Auge für jeden Tubus bringt alle Vorteile der binokularen Addition wie wir sie auch vom optischen Bereich kennen.


    Bei den Restlichtverstärkern kommt noch ein weiterer Punkt dazu:

    Restlichtverstärker haben ja ein Restflimmern, hier Szintillation genannt,

    Je besser die Röhre desto geringer die Szintillation, aber ganz weg bekommt man sie nicht.


    In einem Binokularen Restlichtverstärker mit nur einer Röhre sehen natürlich beide Augen genau das selbe, also auch das selbe Flimmern.

    Schaut jedes Auge auf eine eigene Röhre rechnet unser Hirn die Szintillation praktisch komplett raus, weil es ja auf jedem Auge anders ist und dadurch "ausgefiltert" wird.


    Ich werde die Restlichtverstärker im APM einsetzen wie Okulare, aber auch ohne das APM als "Restlicht Fernglas"

    Standardmäßig hat es dann 1x Vergrößerung, was am Himmel schon sehr toll sein soll.

    Man kann über c-mount aber auch Objektive vorschalten und dann freihand bis ca. 10x gehen.


    Ein mir bekannter User nutzt 2 Restlichtverstärker hinter einem Canon 10x42IS was der absolute Wahnsinn sein soll, bildstabilisierte Restlichtverstärkung bei 10x :)


    Um mal einen Eindruck zu gewinnen was einem in etwa erwartet hier mal ein Link zu einen Thread, in dem Gavster Bilder eingestellt hat, die mit seinem William Optics Pegasus 103mm f6.9 binoscope gemacht hat.

    Die Bilder entsprechen in etwa dem optischen Eindruck live in den "Okularen"


    https://www.cloudynights.com/t…iece-combo/#entry11169876


    Den größten Gewinn haben Restlichtverstärker natürlich bei Nebeln im H-Alpha Bereich.

    Der Pferdekopfnebel ist damit visuell auch unter lichtverschmutztem Himmel eine einfache Übung.


    Bei Galaxien gibt es große Unterschiede, am meisten profitieren wohl edge on Galaxien.

    Generell redet man bei Galaxien von einer visuellen Verdoppelung der Öffnung.

    Bei Kugelsternhaufen verhält es sich ähnlich.


    Grüße Jochen

  • Hallo Jochen,


    vielen Dank für das Link zu den Fotos mit einem Restlichverstärker. Klingt vielversprechend, doch ist es etwas anderes als der direkte Blick duruch das Teleskop, im Grunde ähnlich wie der Blick durch den Sucher einer Digitalkamera. Ich würde gerne mal bei einem Teleskoptreffen durch so ein Gerät schauen. Den Nutzen von Restlichverstärker sehe ich für Wildbeobachtung, sich bewegende Objekten sofort ein, bei astronomischen Objekten zweifel ich etwas. Mal provokant, man könnte sogar fragen, warum schaut man überhaupt durch ein Fernrohr, Bilder in extremer Qualität sind für jeden von uns zugänglich, mit Wikisky kann man am Himmel rumspazieren.


    Ich haben meinen StarSense noch gar nicht ausprobiert, für mich scheint die Vorstellung nachts auf einem Display rumtippen zu müssen bisher eine zu große Hürde gewesen zu sein. Seit gestern habe ich einen wesentlich verbesserten Mini-Weitwinkelsucher, ich bin gespannt wie mir der gefällt. Ich werde berichten und plane dann mit StarSense zu vergleichen.


    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    ja, man kann das natürlich so sehen.

    Ich habe dazu viel gelesen, lange überlegt und kam für mich zu einem anderen Ergebnis.


    Für mich ist das live Erlebnis am Okular das Entscheidende am Hobby, Astrofotografie hat mich noch nie interessiert und daran wird sich auch nichts ändern.

    Natürlich ist der Weg der originalen Photonen durch ein paar Glasscheiben auf unsere Netzhaut der authentischste Weg.

    Leider ist das Ergebnis halt limitiert, wer live mehr sehen will braucht mehr Öffnung, was bedeutet mehr Gewicht, mehr Größe und schwierigere Nutzung.

    Diesbezüglich ist ein 150mm Bino mein absolutes persönliches Limit.


    Das genaue Gegenteil ist die Astrofotografie, hier kann man auch mit kleinen Öffnungen und ausreichend langen Belichtungszeiten sehr gute Ergebnisse erreichen, aber halt eben ein Bild und kein Liveerlebnis.


    Was Du ansprichst ist EAA, also Electronically Assisted Astronomy also live Bilder entweder in einem elektronischen Okular (der erwähnte Blick durch den Sucher einer Digitalkamera) oder einem Bildschirm.

    Dazu gehört eine Kamera statt Okular und zwischen Kamera und Bildschirm ein Rechner und jede Menge Kabel nebst Stomversorgung.

    Für mich persönlich ist das kein Live beobachten mehr, unabhängig davon ob man auf einen Bildschirm schaut in elektronische Sucher, denn das Bild wird von einem Rechner erzeugt.

    Bei den elektronischen Suchern kommt noch dazu, dass es aktuell noch keine mit ausreichender Auflösung gibt, das wird noch eine ganze Weile dauern.

    Viele Nutzer mögen aber EAA, weil sie relativ preisgünstig ist und farbige Bilder liefert.


    Restlichtverstärker sind rein analoge Geräte, die originalen Photonen werden analog verstärkt (die originalen Photonen "reissen" beim Durchtritt durch die Vesttärkerröhre zusätzliche Protonen mit sich) und landen auf einer Phosphorschicht.

    Dabei sind dann auch immer noch die originalen Photonen, die mit zur Bilderzeugung beitragen.


    Als Stromversorgung reicht eine kleine Batterie im Gerät selbt, welches selbst die Größe eines Mittelgroßen Okulares hat.

    Die Auflösung des Phosphorschirms ist deutlich höher als die elektronischer Okulare und liegt über dem Auflösungsvermögens des menschlichen Auges.

    Die Bilder sind Schwarz/Weiss, was ich aber eher als Vorteil sehe, denn mir geht es mehr um feine Strukturen denn um Farben.

    Will ich Farben sehen schaue ich mir dann tatsächlich Hubble Bilder an.


    Für mich ist die Nutzung von analogen Restlichtverstärkern deshalb immer noch echtes live Beobachten und nicht ohne Grund werden bei Cloudy Night die Verstärker unter Beobachtungszubehör und nicht unter EAA geführt.


    Ich sehe darin primär die Möglichkeit die Öffnung meines Binos in Sachen Galaxien etwa zu verdoppeln, was bedeutet Strukturen und Spiralarme sehen zu können.

    Bezüglich Nebel ist der Gewinn sogar noch deutlich höher und bewegt sich eher im Bereich von Faktor 10.

    Dadurch werden Dinge sichtbar, die für mich ansonsten vollkommen unerreichbar wären.


    Grüße Jochen

  • Hallo Jochen,



    es ist nicht so, dass ich Restlichtverstärker oder EAA, ob das nun sehr unterschiedliche Verfahren sind, uninteressant finde oder sogar ablehne, es ist nur doch etwas ziemlich anderes. Vermutlich würde ich auch im Hinblick auf die Kosten gerne mal testen, bevor ich ein Bino damit ausrüste. Wie auch immer, ich bin auf deine Eindrück gespannt.


    Der direkte Blick ist doch etwas einzigartiges. Als ich selbst das erste mal die Spiralstruktur von M51 im Okular gesehen hatte, auch vor dem Hintergrund der Lernkurve davor so schwache Strukturen überhaupt zu erkennen, sah ich Fotos und auch Zeichnungen mit ganz anderen Augen.


    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    wie gesagt macht es für mich einen Unterschied, die Nutzung eines Restlichtverstärkers ist für mich noch visuelles Beobachten, der Einsatz von Kamera, Rechner und Bildschirm hingegen nicht, deshalb ist EAA für mich persönlich auch genauso uninteressant wie Astrofotografie.


    Es geht auch nicht nur darum das Bino mit den Restlichtverstärkern zu nutzen, sondern auch die beiden Restlichtverstärker als standalone device mit 1x bis 10x einzusetzen.

    Ganz analog einem Handfernglas.


    Bei CN wurde mir schon prophezeit, dass ich mein APM über kurz oder lang verkaufen werde, wenn ich die Restlichtverstärker habe.

    Das kann ich mir definitiv nicht vorstellen, denn für mich ist das kein entweder oder sondern verschiedenen Geräte für verschiedenen Einsatzzwecke, die man aber auch miteinander kombinieren kann.

    Auf wunderschön aufgelöste Sternhaufen, den Mond und die Planeten mit Glasokularen werde ich niemals verzichten wollen.

    Aber es zeigt, wie toll und "süchtigmachend" diese Dinger wohl sind.


    Gerade gestern las ich in einem Thread von einem User, dass wenn ihm aus irgendeinem Grund seine Komplette Astroausrüstung abhanden käme, der Restlichtverstärker wäre das Erste, was er wieder kaufen würde.


    Ich bin jedenfalls extrem gespannt und werde natürlich berichten, wenn es dann soweit ist.


    Die Tage war ich mal kurz gegen 3 Uhr draussen und sah Saturn und Jupiter halbhoch mit dem Canon 15x50IS

    Mit Sky Safari stellte ich dann fest, dass auch Pluto und Neptun nicht weit weg stehen, auch Uranus hängt nur wenig hinterher

    Es ist also wieder Planetensaison und das wird der nächste Test für das APM sein.

    Pluto, Neptun und Uranus habe ich noch nie beobachtet, aber dank SkySense ist das sichere Auffinden nun ja kein Thema mehr :)


    Ich bin sehr gespannt, wie sich das 150er Bino an den Planeten schlagen wird...


    Grüße Jochen

  • Hallo Jochen,


    mir ist nicht klar, wieso du zwischen Restlichtverstärkern und verwanten elektronischen Varianten wie elektronischen Okular ( ist das mit EEA gemeint?) so stark unterscheidest. In jedem Fall schaut man mit einem optischen System ( einer Art Lupe oder Okular) auf einen Chip oder einen Phosphorschirm.


    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    es sind im Prinzip 3 Dinge:

    - Analog gegen Digital

    - Auflösung: Digitale Sucher / Okulare sind nach wie vor pixelig. Der Phosphorschirm hat eine deutlich höhere Auflösung jenseits des Auflösungsvermögens unserer Augen

    - Kleiner Restlichtverstärker mit interner Batterie so groß wie ein mittelgroßes Okular gegen großem technischen Aufwand aus Kamera, Computer und elektronischem Okular oder Bildschirm nebst Kabeln und Stromversorgung


    Hier gibt es über die Funktionsweise der Restlichtversstärker ein gutes Video:


    https://www.youtube.com/watch?v=ADuS0nyKWRI&t=226s


    Ein gutes Beispiel für EEA ist Stellina.

    Hier hast Du ein automatischen Teleskop mit Kamera, die Bilder betrachtest Du dann auf dem Smartphone:


    https://vaonis.com/stellina


    Die beiden Verfahren sind mitnichten verwand oder gar ähnlich.

    Ein Restlichtverstärker ist eher wie ein Filter mit Verstärkerfunktion, EEA ist Astrophotografie mit einem Livebild.


    Aber keine Frage, man darüber auch anderer Ansicht sein :)


    Grüße Jochen

  • Auch wenn das Stativ mit Säule und Fluidhead an einen Stück zu tragen ist, sind das doch ziemlich unhandliche 20 Kilo...
    Deshalb habe ich mir jetzt noch eine Alubox besorgt, in die der Fluidhead und die 3 Nivellierscheiben des Stativs passen.
    In dem Koffer ist auch noch Platz für mein schwarzes Beobachtungstuch.



    Dadurch wird alles doch deutlich handlicher und angenehmer zu tragen:


    - Stativ mit Säule (10 Kilo)
    - Fluidhead im Koffer (12 Kilo)
    - Okularkoffer (15 Kilo)
    - Bino (22 Kilo)
    - Hocker (2 Kilo)

    Da ich den Hocker und Fluidhead in einem Gang tragen kann muss ich 4 mal laufen
    Insgesamt dauert der Aufbau mit Ausnivellieren maximal 10 Minuten


    Nicht mehr ganz grab and go aber auch kein dramatischer Aufwand.

    Nach dem Beobachten lasse ich Stativ, Säule, Fluidhead und Hocker abgedeckt draussen stehen und räume nur das Bino und die Okulare weg.

    Den Rest sammle ich am nächsten Morgen ein

    Grüße Jochen

    Questar 3.5" - Canon 10x42 IS - Canon 15x50 IS - Zeiss 20x60S - APM 150mm SD

    Einmal editiert, zuletzt von portaball ()

  • Hallo Jochen,


    ich war davon ausgeganen, dass es mittlerweile auch Lösungen gibt, die praktisch einem Restlichverstärker inklusive Okular entsprechen aber mit einem CMOS Chip arbeiten, also im Prinip eine Art Diigalkamera hinter dem Okular, und so etwas würde dann auch unter EEA laufen. Doch das scheint nicht so zu sein.


    Wie auch immer, beide Verfahren unterscheiden sich sehr vom diekten Bild. Am Teleskop auf ein Tablet zu schauen, wäre glaube ich nicths für mich, da werden wir uns schnell einigen können.


    beste Grüße


    Thomas

  • Hier hat Ed, der wirklich ziemlich lange und viel Erfahrung mit Night Vision hat, mal die Fakten zusammengeschrieben und erklärt, weshalb seiner Meinung nach CCD in absehbarer Zeit nicht an die Leistung der Restlichtverstärker herankommen wird.

    Alles in Bezug auf Live Beobachtung, Auflösung und Empfindlichkeit:


    https://www.cloudynights.com/t…nd-held-use/?hl=%2Bfuture


    Grüße Jochen

  • Jochen,


    vielen Dank für das Link, den Post von Ed finde ich wenig überzeugend, so wie er schreibt lässt dies vermuten, dass er von der physikalischen Seite nicht so viel versteht. Die Argumente in Post #21 in dem Thread von PETerW haben für mich mehr Gewicht. Im Prinzip müsste eine Lösung mit Chip überlegen sein, ob es solche momentan für Astrozwecke ähnlich einem Restlichtverstärker gibt, d.h. man muss nicht auf eine Bildschirm schauen, kann ich nicht beurteilen. Ob die Signalverarbeitung zwischendrin analog oder digital geschicht finde ich sekundär. Die Quantenausbeute von modernen CMOS Chips is nahe 100%, auf der Zeitskala von Sekunden ist das Rauschen auch bei Raumtemperatur vernachlässigbar. An dieser sehr wichtigen Stelle lässt sich kaum etwas verbessern. Trotz meiner Skepsis finde ich das Thema interessant, möchte sehen wie sich die Technik weiterentwickelt.


    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    Die Kameraseite ist nicht das Problem, hier passt die Auflösung, Rauschverhalten und Empfindlichkeit.

    Das Problem ist die Seite, in die man reinschaut, hier gibt es wohl noch keine Displays mit ausreichend feiner Auflösung.


    In Sachen digitaler Nachtsichtkamera ist die Sionyx aktuell das Mass der (bezahlbaren) Dinge:


    https://de.sionyx.com/products/aurora-pro


    Im Bereich Unbezahlbar geht natürlich etwas mehr :)


    https://www.youtube.com/watch?v=8bTgG2Ft4xQ


    Grüße Jochen

  • Hallo Jochen,


    danke für die Links, ich denke es gibt sogar bereits Chip-basierte Lösungen, z.B. das eVscope, wie lohnend das ist kann man geteilter Meinung sein.


    Zur Technik, vom Prinzip her sind Chip-basierte Lösung vermutlich im Vorteil, man muss die passenden Komponenten kombinieren, es gibt bereits Displays mit fast 10 Millionen Punkten (Sucher der Sony A1), das ist viel mehr als man braucht. Von der Chip-Seite, um bei kurzen Belichtungszeit, praktisch Live-view maximale Empfindlicheit zu bekommen würden große Pixel helfen, heute sind die Pixel mittlerweile im Bereich 1-5 mue , doch 30-50 mue und ein großer Sensor wäre für Liveview sehr viel passender, vermutilch aber sehr teuer, weil eine Nischenanwendung. Ich bin gespannt, was in Zukunft auf den Markt kommt.


    Mal unabhängig davon, das menschliche Auge ist extrem gut, sehr hohe Quantenausbeute im Dunkeln und die hohe Empfindlichkeit auch wegen der geringen Winkelauflösung an der Schwelle, dann Farbempfindlichkeit und gute Auflösung bei hellem Licht. Das macht das direkte Bild so einzigartig.


    Inzwischen empfinde ich es sogar als einen gewissen Reiz, kaum wahrnehmbare Objekt zu betrachten, so wie M101 unter wirklich gutem Himmel, das finde ich mit gut 6 Zoll extrem eindrucksvoll, ein Dutzend Galaxien im Coma-Haufen ganz schwach gleichzeitig im Gesichtsfeld, oder auch Sternhaufen mit einzelnen farbigen Sternen.


    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    die Frage ist für mich auch die usability dieser Dinger.

    Ich mag es ja generell sehr einfach und bei einem Restlichtverstärker gibt es einen Einschalter und einen Knopf für den Grad der Verstärkung.

    Digitale Nachtsichtgeräte sind ja im Prinzip Digitalkameras und dort muss man sich dann wie bei diesen durch Menues hangeln, und das im winzigen Sucher.

    Das ist definitiv nicht das, was ich will.


    Der Reiz für faint fuzzies ist bei mir inzwischen erstaunlicherweise auch angekommen, früher fand ich die total uninteressant.

    Aber im 150er Binos mehrere Galaxien z.B. in der Jungfrau gleichzeitig im Sichtfeld zu haben hat schon was besonderes, auch wenn es nur verschieden geformte graue Fleckchen sind.


    Tatsächlich war das sogar der Grund, weshalb ich mir doch mehr Öffnung wünschte, was aber realistisch nicht geht.

    Und so kam ich auf die Restlichtverstärker als Aperturbooster :)


    Grüße Jochen

  • Hallo Jochen,


    nur so aus Neugier, was kostet diese Kamera denn (habe keinen Preis gefunden) ?

  • Zu der habe ich auch noch keinen Preis gesehen.

    Wegen ITAR ist es aber eh unmöglich eine nach Europa zu bekommen


    Grüße Jochen

  • Ab gestern Nachmittag sah es so aus als könnte sich gegen Mitternacht für 2-3 Stunden eine Beobachtungslücke ergeben, genau dann, wenn auch die Planeten sichtbar werden.

    Als ich dann ab 23:00 Uhr Sterne sehen konnte habe ich mal aufgebaut.


    Ich wusste, dass die Bedingungen nicht perfekt sein würden, aber ich wollte insbesondere auch sehen wie "groß" Saturn und Jupiter mit meinen Okularen sein würden, sprich ob ich mit den mit dem 150er möglichen Vergrößerungen zufrieden sein würde oder mach mehr gelüste :)

    Auch wollte ich sehen ob die XWA 4.7 und 3.5 überhaupt sinnvoll an den Planeten einsetzbar sein würden.


    Und ich wollte mich endlich mal an Pluto und Neptun versuchen, die ich beide bisher noch nie gesehen hatte :)


    Wirklich gut waren die Bedingungen nicht, es waren immer Zirren in der Luft, dazu kam der Vollmond, der durch einen deutlich sichtbaren Hof geziert war ...

    Der Rand des Mondes flimmerte deutlich und zeigte stellenweise auch etwas Farbe.

    Auch Sterntests zeigten ziemlich zappelnde Beugungsfiguren.

    Dennoch ging ich es an, ich wollte Saturn endlich mal wieder in guter Größe und Qualität live sehen.


    Das StarSense System hat wieder perfekt funktioniert, einmal justiert trifft es während der gesamten Beobachtungszeit zu 100%, man macht sich keine Gedanken mehr darüber und nutzt es einfach.

    Toll ist, dass man dadurch problemlos zwischen den Objekten hin und her springen kann ohne jedesmal lange suchen zu müssen.

    Ich fokussiere beim Okularwechsel sehr gerne an einem mittelhellen Stern, was ich mir früher gerne verkniffen habe weil die Suche nach dem eigentliche zu beobachtenden Objekt so lästig war.

    Dank StarSense ist das nun völlig unproblematisch.


    Da Saturn und Jupiter noch hinter einem Berg waren versuchte ich mich zuerst an Pluto, der recht nah am Vollmond stand - keine Chance...


    Als Saturn dann endlich sichtbar wurde waren die ersten Bilder ziemlich enttäuschend, aber als er nach 30 Minuten höher am Himmel stand kam bei mir doch noch Begeisterung auf.

    Auch Saturn zeigte in den Okularen einen deutlichen Hof, was für die Feuchtigkeit in der Luft sprach :(

    Dennoch war er relativ knackig und Cassini war anfangs blickweise, später durchgängig sichtbar.

    Die Vergrößerung konnte ich mit der Zeit von 140 über 180 bis 240x steigern, die Bedingungen wurden immer besser, waren aber lange nicht perfekt.

    Von den Monden war nur Titan sichtbar, wie gesagt, der Himmel war sehr hell...


    Bei Jupiter dann das selbe Spiel, zuerst nicht besonders gut aber mit zunehmender Höhe und fortschreitender Zeit wurde es besser.

    Natürlich waren Wolkenbänder zu sehen, aber leider doch ziemlich kontrastarm.

    Durch die größere Helligkeit hatte Jupiter auch einen ausgeprägteren Hof als Saturn, und auch an den Rändern von Jupiter waberte es deutlich.

    Vier Monde waren zu sehen, blickweise sogar klar als Scheibchen, für mich ein völlig neues Erlebnis


    Gegen 3 Uhr wurden die Bedingungen wieder schlechter und ich habe abgebaut, natürlich nicht ohne vorher noch einen Blick auf den hinterm Berg vorlugenden Neptun zu werfen


    Natürlich habe ich auch dieses mal mein übliches Spiel gemacht ein Auge zu schliessen und direkt mit der beidäugigen Beobachtung zu vergleichen.

    Dabei ging es mir dieses mal nicht um die erhöhte Lichtsammelleistung sondern ich wollte sehen, was es mit der zusätzlichen virtuellen Vergrößerung auf sich hat.

    Man liest ja immer der Faktor sei um 1.25 und ich denke das kommt hin, ein im Gesichtsfeld zentrierter Saturn erschien mir mit beiden Augen um 25% größer als mit einem Auge.

    Wirklich toll ist aber die Plastizität die der Planet mit 2 Augen gewinnt, nein, natürlich nicht dreidimensional, aber deutlich irgendwie plastisch und wirklich sehr ästhetisch.


    Schon nach den wenigen Beobachtungen ist mir die Technik in Fleisch und Blut übergegangen, alles ist völlig intuitiv, man benutzt es einfach und kann sich komplett aufs Beobachten konzentrieren.


    Auch wenn die Bedingungen bestenfalls mittelmäßig waren kann ich sagen, dass ich noch nie so einen tollen Saturn gesehen habe, auch nicht mit dem 12.5" Portaball.

    Meinen persönlichen Bedarf an "Planetenteleskop" erfüllt das Bino mit Bravur, mehr brauche ich nicht.

    An offenen Sternhaufen sowie Milchstraßenwandern ist es erwartungsgemäß perfekt und an Galaxien hat es meine Erwartungen sogar übertroffen.

    Selbst faint fuzzies, die ich bisher (monokular) immer recht langweilig und uninteressant fand, haben mit dem 150er Bino ihren Reiz, was ich so niemals erwartet hätte.

    Der weak point sind definitiv die Kugelsternhaufen, hier ist mehr Öffnung nicht zu kompensieren, aber dessen war ich mir immer bewusst.

    Was aber nicht bedeutet, dass man nicht mit Freude Kugelsternhaufen beobachten könnte, aber 12.5" glänzen da doch deutlich mehr...

    Was mit Filtern in Sachen Nebel möglich wäre werde ich erst gar nicht ausprobieren, zu diesem Thema schlage ich ja einen komplett anderen Weg ein.


    Auch mit meiner Okularwahl bin ich sehr zufrieden, ich mag einfach diese weiten Felder und an der optischen Qualität habe ich absolut nichts auszusetzen.

    Meine Angst, dass die Nachführung bei 240x schon in Stress und durch Nachschwingen zittrige Bilder ausarten könnte war absolut unbegründet.


    Fazit:

    Das 150er APM erfüllt meine Erwartungen zu 100%, eher werden sie sogar noch übertroffen.

    Auch die Wahl der Montierung mit Stativ, Kurbelsäule und Fluidhead ist perfekt.

    Ich kann mir kein Instrument vorstellen, welches mir (bei gleicher usability) so viel Freude machen könnte.

    Deshalb weiss ich auch, dass ich mich nicht mehr nach anderen Instrumenten umsehen muss, für mich ist damit das maximal machbare erreicht.


    Allerdings muss auch der Himmel dazu passen, bei Beobachtungen unter nicht 100% perfekten Bedingungen kann das Instrument seine Qualitäten natürlich nicht ausspielen.

    Ich bin wirklich gespannt, was mich da noch an den Okularen erwartet, wenn die Bedingungen mal wirklich stimmen...


    Grüße Jochen

  • Der Rand des Mondes flimmerte deutlich und zeigte stellenweise auch etwas Farbe.


    Hallo Jochen,


    die Farbe am Mondrand ist mit ziemlicher Sicherheit eine Folge der atmosphärischen Dispersion. Ich wechsle häufig zwischen 120er SD-Bino und dem AP EDF-S 130 bzw. TEC 180 mit Gutekunst-ADC. Da sieht man das deutlich. Die einäugigen Apos zeigen dank ADC gerade an tief stehenden Planeten und Mond zartere Details. Aber am hoch stehenden Mond ist das Bino dem 130er dank des echten binokularen Sehens oft überlegen.


    Im Bino ist mir Jupiter sogar bei 188x noch etwas zu hell. Saturn mit seiner geringeren Flächenhelligkeit profitiert dagegen vom Bino. Ideal wäre ein (guter!) ADC für das Bino ohne Brennweitenverlängerung.


    CS, Jörg

  • Hallo Jörg,


    ja, Dietmar hat mich auch schon angeschrieben und ich werde mir mal zwei Keilprismen besorgen und damit experimentieren :)


    Die Helligkeit bei Jupiter ist definitiv ein "Problem" wahrscheinlich ist es am Besten nur bei idealem seeing zu beobachten wenn man die maximale Vergrößerung nutzen kann, die dann auch entsprechend abdunkelt.


    Dennoch habe ich gestern oft an alte Zeiten gedacht wie mich damals die Spikes an Jupiter in den Wahnsinn getrieben haben.

    Dieses Thema ist zum Glück erledigt :)


    Grüße Jochen

  • Hallo Jochen,


    Du hast ja hier schon viel über Deine Intensionen beim Beobachten offengelegt. Wenn ich das bedenke, muss ich Dir von Versuchen mit Keilprismen abraten. Du möchtest, dass die Technik in den Hintergrund tritt und Du Dich ganz aufs Schauen konzentrieren kannst. Aber genau das verlierst Du mit den Keilprismen. Du bist dann permanent am Fummeln, guckst nur noch auf Farbsäume und ärgerst Dich über nicht mehr deckungsgleiche Bilder und Astigmatismus. Korrektoren, die ausschließlich die atmosphärische Dispersion beseitigen und keinerlei optische Nebenwirkungen haben, sind sündhaft teuer. Und abgesehen davon, dass man am Bino zwei (und die auch noch mit 2“ Durchlass) brauchen würde, scheitert das Ganze an den sehr engen Grenzen beim Lichtweg.


    CS, Jörg

  • Hallo Jörg,


    ich denke die Keilprismen sind primär für die Planetenbeobachtung interessant, also bei kurzbrennweitigen Okularen.

    Hierfür sollten auch kleine Keilprismen mit z.B. 25mm Durchmesser reichen.


    Der Plan war sie zu adaptieren, in beide Okulare einzuschrauben und dann die Okulare zu drehen, bis die Farbsäume weg sind.

    Ich denke, dann sollten auch beide Prismen automatisch parallel ausgerichtet sein und man keine Doppelbilder sehen.


    Wo ist der Denkfehler?


    Grüße Jochen

  • Hallo Jochen,


    die Dispersion ist ja höhenabhängig. Deshalb passen einfache Keilprismen streng genommen nur für eine einzige Höhe. Außerdem werden die Bilder ausgelenkt, was man zwar durch Drehung der Okulare korrigieren kann, aber einfache Prismen bringen auch noch Astigmatismus ins Spiel, und der ist bei f/5.5 richtig kräftig.


    Klar, man kann (und sollte) möglichst viel ausprobieren, aber hier ist es wirklich schade ums Geld. Zwar sind vielleicht die Farbsäume weg, aber die erhofften feineren Details werden durch die Nebenwirkungen der Korrektur wieder kassiert. Ich hab das alles hinter mir: Erst einzelne Prismenlinsen, dann das Pierro-Astro-Teil mit zwei gegeneinander drehbaren Keillinsen und am Ende der Gutekunst-ADC mit den aus zwei Glassorten gekitteten Keillinsen. Kompromisslos ist nur der letztere: Keine Auslenkung, kein Astigmatismus, nur am Schräubchen drehen, bis die Farbe weg und das Bild klar ist. Aber, wie schon gesagt, man bekommt sowas im Bino nicht vor die Okulare, selbst wenn man bereit wäre, das viele Geld auszugeben. Machen ließe sich das höchstens an einem Doppelrefraktor, aber wegen der nötigen Brennweitenverlängerung auf mindestens f/10 wären die von Dir geliebten großen Felder futsch. Oder Du müsstest jedesmal die ADC erst montieren, wenn Du von Weitfeld zu Planeten wechselst. – Und das erzähle ich einem, der seine Okulare abgedreht hat, damit er beim Okularwechsel nicht das Gleichgewicht neu einstellen muss…



    CS, Jörg

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