APM 150mm 90° SD Bino

  • Ich besitze das 150er APM ja nun seit fast 1,5 Jahren

    Sehr viel habe ich damit in der Zeit nicht beobachtet, was verschiedene Gründe hat


    Einer davon war, dass mein alter Beobachtungsplatz im Garten einen zu kleinen Durchmesser hatte.

    Stand das Glas in der Mitte kämpfte man entweder mit der Wand im Rücken oder man hangelte sich bei Dunkelheit am Abgrund entlang.

    Das Glas mit Stativ je nach Beobachtungsrichtung umstellen löste das Problem zwar, war aber überaus lästig.


    Obwohl das Glas mit Zubehör ja portabel ist habe ich von dieser Möglichkeit bisher genau einmal Gebrauch gemacht, und das war eine ziemliche Schlepperei.

    Nicht nur die Gewichte, auch die Größe der Komponenten sind ein nicht zu unterschätzender Faktor, ein PKW ist damit gut gefüllt und auch in der Heckgarage des Wohnmobils ist dann nicht mehr sehr viel Platz.


    Bis vor Kurzem spielte ich noch mit den Gedanken mir ein leichtes Carbonstativ mit Kurbelsäule zu kaufen, aber das hätte mir vieleicht 5 Minuten und 5 Kilo gespart, das macht nun auch nicht den entscheidenden Unterschied.


    Nachdem mein neuer Beobachtungsplatz nun fertig ist, wunderbar funktioniert und die Wege dorthin nur 10 Meter betragen habe ich eine Entscheidung getroffen.

    Ich werde das Glas zukünftig ausschliesslich im Garten benutzen und nicht mehr zu anderen, besseren Beobachtungsplätzen schleppen.

    Mein Garten ist lichtteschnisch zwar nicht perfekt, einige Nachbarfenster sind immer erleuchtet, aber da ich in einem recht kleinen Dorf lebe das ringsherum von Bergen eingeschlossen ist und es auch keine Lichtglocke einer Stadt gibt, ist die Situation soo schlecht gar nicht.

    Ich kann immer noch sehr regelmäßig die Milchstrasse mit bloßem Auge sehen.



    Klar, für besondere Situationen wie einen Kometen, der vom Garten unbeobachtbar ist würde ich das Ding auch wieder schleppen, aber sonst nicht.


    Für Unterwegs und im Urlaub werde ich zukünftig ausschliesslich mit stabilisierten Handferngläsern arbeiten, deshalb habe ich mein Canon 15x50 auch gerade mit einem 10x42 und einem Zeiss 20x60S ergänzt.


    Von der Bequemlichkeit geht einfach nichts über einen bequemen, verstellbaren Liegestuhl und ein stabilisiertes Fernglas


    Natürlich habe ich auch über ein kleineres Bino mit Wechselokularen nachgedacht, 120, 100 oder 82mm aber das macht für mich einfach keinen Sinn.

    Dann schleppe ich wieder ein Stativ, Fluidhead und Okularkoffer, die Leichtigkeit ist somit verloren.


    Ich fühle mich mit dieser Entscheidung gerade richtig gut und habe das Gefühl nach vielen Irrungen und Wirrungen endlich angekommen zu sein.


    Grüße Jochen

  • Hallo Jochen,


    ich kann Deine Unlust, mit dem 150er Bino auf den Acker zu fahren, sehr gut verstehen. Es geht mir nämlich schon mit dem 120erso. Zwar wiegt dieses Bino nur die reichliche Hälfte von Deinem, aber die Omega-Montierung bringt mit Gegengewichten weitere 31 kg ins Spiel, und da ist noch kein Stativ dabei. Im Notfall kann ich zwar die TS-U-Fork nehmen, aber damit ärgere ich mich dann über zittrige Bilder. Selbst das 100er Miyauchi, das nun wirklich leichter und vor allem kompakter ist, wird selten genutzt. Das liegt daran, dass der Wahrnehmungsgewinn des 120ers im Vergleich zum 100er enorm ist.


    So gesehen denke ich, dass Du mit Deiner aktuellen Instrumentenpalette alles richtig gemacht hast. Auf längere Sicht wird das Dich zwar nicht vor weiteren Optimierungsideen schützen, aber das ist ganz normal und endet wohl erst, wenn wir nicht mehr die Kraft haben, uns bis zum Okular zu schleppen.


    CS, Jörg

  • Hallo Jörg,


    genau das sind auch meine Gedankengänge.

    Etwas Gewicht könnte man sparen, kleineres Bino, Carbonstativ, Gabel statt Fluidhead...

    Aber alles mit Nachteilen wie mehr Gewackel und weniger Performance.

    Da nehme ich dann lieber den Standortnachteil in Kauf, irgend einen Kompromiss muss man nunmal eingehen...


    Die letzte Nacht war ziemlich gut, gegen 1 Uhr war die Milchstrasse mit bloßem Auge gut sichtbar und ich habe mal einige Objekte mit dem APM, Canon und Zeiss angeschaut.


    Das APM ist einfach nur der Hammer!

    Ich habe es jetzt 100% genau ausgerichtet und den Fluidhead perfekt justiert, man dirigiert das Glas mit der Nase dahin wo man es haben will und es steht sofort still.

    An Saturn, ich denke der beste Saturn, den ich je gesehen habe, ging ich bis 240x und es wackelt nichts, kein Nachschwingen - ich bin restlos begeistert!

    Mit dem 17er Ethos durch die Milchstrasse wandern ist unglaublich, man ertrinkt förmlich in einem Meer aus feinsten Sternpunkten.

    Natürlich war ich auch bei meinem Liebling, dem Doppelcluster - WOW

    Und ich habe natürlich M13 besucht, den ich in meiner Erinnerung mit dem Doppel C8 und Doppel C11 so unglaublich gut gesehen hatte.

    Ich stellte mich auf eine Enttäuschung ein, aber weit gefehlt.

    Vielleicht nicht ganz so hell wie mit den großen Spiegeln, aber das macht die Qualität der Optik meiner Meinung nach mehr als wett, er wirkt wie ein Haufen funkelnder Diamanten.


    Canon und Zeiss sind doch unterschiedlicher als erwartet.

    Am Mond punktet das Zeiss mit der höheren Vergrößerung und bei Saturn sieht man die schwarzen Flecken zwischen Planet und Ringen, wo das Canon nur einen in die breite gezogenen Stern zeigt.

    Das Zeiss is merklich dunkler als das Canon, was man in der Milchstrasse und an Doppelcluster deutlich bemerkt.

    Dafür punktet es klar an M13 und M31

    Erstaunlich auch wie viel 3° zu 3,7° am Himmel in Sachen Suchen und Orientierung ausmachen.


    Am Ende kann ich nur den abgedroschenen Satz "Jedes Fernglas hat seinen Himmel" zitieren, denn tatsächlich hat jedes Instrument seine ganz speziellen Vorzüge und Nachteile.

    Man muss sich halt darauf einlassen um jedes Glas unter den gegebenen Bedingungen geniessen zu können.


    Die Eindrücke der letzen Nacht bestärken mich in meiner Entscheidung und ich denke, ich habe nun wirklich den richtigen Weg eingeschlagen.


    Gestern habe ich den Transportkoffer des APM auf den Speicher gewuchtet, der wiegt alleine schon 15 Kilo ...


    Grüße Jochen

  • Gestern habe ich den Transportkoffer des APM auf den Speicher gewuchtet, der wiegt alleine schon 15 Kilo ...

    Hallo Jochen,


    dieses Ungetüm musste ich auch unbedingt haben, aber ich hab‘s bisher nicht ein einziges Mal benutzt. Aktuell bewahre ich das 120er Bino in einer gepolsterten, im Inneren selbst angepassten Stofftasche auf. Die kann ich relativ bequem tragen, während der volle Koffer eher ein Fall für die Sackkarre ist.


    CS, Jörg

  • OK, danke für den Hinweis, das erklärt wirklich einiges :)


    Grüße Jochen

  • Hallo Jochen,


    :star: :star: :star: :star: :star: für Deinen Beobachtungsplatz, der hat richtig Stil! Gefällt mir ausgesprochen gut. Irgendwie griechisch-römisch...


    Bisschen schade finde ich es schon, dass das perfekte Bino nun nicht auch unter perfekten Himmel darf, aber das beste Teleskop ist das, das auch genutzt wird! Mir fehlt auch die Erfahrung mit Einzelteilen > 15kg. Ich kann mir schon vorstellen, dass sich da die Schmerzgrenze nochmal verschiebt.


    An einer kleineren binokularen Lösung für unterwegs bin ich auch noch dran, im Moment ist das noch ein 6"-Newton, auf den ich nicht mehr so richtig Lust habe.


    Weiter viel Spaß mit dem Bino und viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Holger,


    ich mag nicht ausschliessen, dass ich das APM mal ins Wohnmobil packe und auf einen Alpenpass fahre.

    Aber das Timing bezüglich passendem Wetter ist halt auch immer tricky.


    Was ich aber nicht machen werde ist hier in der Umgebung noch bessere und dunklere Orte aufsuchen, der Gewinn wäre nur marginal und steht in keinem Verhältnis zum Aufwand.

    Zumal ich an diesem Südhang auch freien Blick von NW bis NO habe, nur der Norden ist versperrt.

    Das ist schon extrem nett.


    Wie Du schon sagst, jetzt steht einer regelmäßigen Nutzung nichts mehr im Weg, die paar Meter zum Beobachtungsplatz sind einfach zu bewältigen und das wetterfeste Stativ lasse ich eh einfach draussen stehen.


    Grüße Jochen

  • Hallo Jochen,


    ein super Platz, direkt vor der Haustür, als Großstädter kann man davon nur träumen. Als Ergänzung zu unserer Diskussion, deine Begeisterung über den Trip durch die Milchstrasse, den Doppelsternhaufen kann sich sehr gut nachvollziehen, da braucht man gar nicht den dunkelsten Himmel. Auch die Präferenz für das Zeiss 20x60S statt des Carbon Stativ ist sehr plausibel, das Glas kannst du leicht auch mit in südliche Breiten nehmen.


    Um mobil zu sein- ich habe ja kaum eine andere Wahl- versuche ich meine Ausrüstung dahin gehend weiter zu optimieren, ich stelle mir die Frage, was kann ich einfach im Auto lassen, oder sogar doppelt anschaffen.

    Ich fühle mich mit dieser Entscheidung gerade richtig gut und habe das Gefühl nach vielen Irrungen und Wirrungen endlich angekommen zu sein.


    Grüße Jochen

    Letzteres habe ich auch oft gedacht, und dann wieder weiter optimiert, es ist auch eine Frage ob man gerne etwas ändert, mein Eindruck du magst du auch ;)


    Viel Spaß mit deiner neuen Kombination!


    Thomas


    p.s. das neue Profilbild sieht gut aus, passt besser als die beiden Celestron Binos

  • Hallo Thomas,


    Ja, Du hast Recht, für mögliche Optimierungen bin ich immer offen :)

    So denke ich z.B. anstatt des Elephant Stativs mit der Kurbelsäule über eine Hydrauliksäule nach, wie Georg sie unter seinem 150er APM einsetzt.

    Hydraulisches Heben und Senken anstatt Kurbeln sowie keine Stativbeine als Stolperfallen hätte schon was :)


    Ja, nun wo ich das Glas endlich regelmäßig nutzen kann war es an der Zeit das Profilbild anzupassen.

    Das Alte waren aber nicht die Celestrons sondern mein 125er Borg und das alte 150er APM, welches mir Markus freundlicherweise mal einige Zeit zum Test ausgeliehen hatte.


    Grüße Jochen

  • Hallo Norman,


    ja, es ist wirklich schön und vor allem praktisch geworden, aber der Aufwand war heftig.


    Ein Südhang ist zum Beobachten eine tolle Sache, ich habe durch die erhöhte Lage freie Sicht von Nordwest bis Nordost, fast bis zum Horizont.

    Dennoch ist das Licht der Nachbardörfer durch Berge ringsherum abgeschirmt.

    Das Licht aus der Nachbarschaft hält sich in Grenzen, die in meine Richtung eh schon abgeschirmte Strassenbeleuchtung wird um 12 Uhr ausgeschaltet.

    Dennoch werde ich das Licht der direkten Nachbarn durch Paravents noch zusätzlich abschirmen.

    Dazu wohnen wir in einer Sackgasse, Lichter durch Autos gibt es deshalb praktisch nicht.


    Aber der Boden hier ist steinig bis felsig, die Spitzhacke war also angesagt...

    Es führt auch nur eine schmale Treppe hinters Haus, also musste das Material per Eimer zum Container vors Haus geschleppt werden.

    Die Pflaster - und Sandsteine wie auch der benötigte Split gingen dann auf dem selben Weg in die umgekehrte Richtung.


    Aber das Ergebnis entschädigt total für die Plackerei


    Grüße Jochen

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