Meine Deepsky-Zeichnungen auf dem iPad

  • Hallo Deepsky-Freunde,


    irgendwie hat man ja doch immer den Wunsch, die beobachteten Objekte im Bild festzuhalten. Ich habe früher etwas Astrofotografie betrieben, aber hatte einfach keine Lust, nach der Bildgewinnung noch stundenlang am PC zu sitzen und Bilder zu bearbeiten. Und ich war mit meinen Ergebnissen auch nie wirklich zufrieden, aber das ist ein anderes Thema.
    Also zeichnen. Vorteil: das Bild ist sofort fertig und gibt das gesehene auch einigermaßen realistisch wieder. Aber zeichnen auf Papier, schwarz auf weiß, ist irgendwie auch nicht so das richtige. Und Experimente mit weißem Stift auf schwarzem Papier waren auch nicht wirklich zufriedenstellend.


    Auftritt Apple iPad.


    Meine Tochter zeichnet schon seit langem digital und seit über einem Jahr auf einem iPad Pro mit dem Apple Pencil. Ich bin immer wieder überrascht, wie gut das geht und was für tolle Ergebnisse sie zustande bringt. Und was für spanende Möglichkeiten das digitale Zeichnen auf dem Tablet bietet, die auf Papier einfach nicht möglich sind. Der Unterschied ist ähnlich wie zwischen analoger und digitaler Astrofotografie: da liegen Welten zwischen.
    Nun habe ich auch ein normales 2018er iPad, das den Apple Pencil auch unterstützt. Also habe ich mir einen besorgt und es einfach mal ausprobiert.


    Und was soll ich sagen: es klappt überraschend gut. Das iPad lässt sich mit einem kleinen Trick so weit herunterdimmen, dass es die Dunkeladaption kaum noch beeinträchtigt. Zumindest nicht mehr als das mit Rotlicht beleuchtete Papier beim klassischen zeichnen. Mit einer passenden App (in meinem Fall Adobe Fresco) hat man Ebenen zur Verfügung, Ebenenfunktionen wie Masken und Deckkraft, diverse Pinsel und viele andere Tools, allen voran den "Rückgängig machen"-Button. Der alleine lohnt schon den Wechsel vom Papier. [:D]
    Und ich komme komplett ohne PC aus, die ganze Arbeit, inc. kurzer Nachbereitung findet auf dem Tablett statt und die Bilder werden direkt von dort aus auf den Astrotreff hochgeladen.


    Ich habe gerade erst damit angefangen, deshalb sind die Bilder natürlich noch nicht so dolle. Und die Bedingungen in der Elbmarsch sind in den letzten Jahren kontinuierlich schlechter geworden, selbst auf meinem abgelegenen Spechtelplatz komme ich nur noch selten tiefer als m5.5. Deshalb hält sich der Detailreichtum etwas in Grenzen. Aber, wie gesagt, ich bin noch am Anfang und der ist bekanntlich schwer.


    So, genug der Vorrede. Zeit für ein paar Bilder.




    Das Leo Triplett im Löwen. M65, M66 und NGC3628
    Zeichnung am 6" f/5 Dobson und 24mm Panoptic.
    Mäßige Bedingungen in meinem Garten, ca. m5.0


    Meine erste Deepskyzeichnung. Ich war stolz wie Bolle. Durch die mäßigen Bedingungen und das kleine Instrument sah ich kaum Details und auch das Staubband in der Hamburger-Galaxie war nur als Bereich minimal geringerer Helligkeit zu erahnen. Aber ich bin zufrieden.
    Die Sternpositionen stammen aus Skysafari Pro und wurden dann von Hand nachgezeichnet. Bei späteren Bildern bin ich davon abgekommen, weil man dadurch nicht wirklich Arbeit spart.




    Die M95-Gruppe im Löwen. M95, M96, M105, NGC 3384 + 3389
    6" f/5 Dobson, 24mm Panoptic
    Wieder mäßige Bedingungen in meinem Garten


    Mit den schwachen Galaxien hatte ich aufgrund der schlechten Bedingungen etwas zu kämpfen, bin aber recht zufrieden mit dem Bild. Hier habe ich erstmals konsequent mit Ebenen gearbeitet, was sich als sehr praktisch erwiesen hat. Jede Galaxie hat eine eigene Ebene im Bild.




    Der Affenkopfnebel NGC2174 im Orion
    6" f/5 Dobson, 24mm Panoptic, Astronomik OIII Filter
    Mein Spechtelplatz irgendwo im Nirgendwo bei Hanerau-Hademarschen, ca. m5.5
    Mein erster Emissionsnebel. Der Affenkopf ist schön prägnant und hell im OIII und ein tolles Objekt für 6", auch wenn die typische Kopfform wohl größeren Teleskopen vorbehalten bleibt.
    Die im Bild sichtbaren Strukturen im Nebel sind Spuren des Zeichnens und nichts was man wirklich sehen konnte. Da muss ich noch etwas üben.




    IC410 und NGC1893 im Fuhrmann
    6" Dobson, 24er Pano, OIII
    Wieder von meinem Spechtelplatz aus.


    Dieses Objekt ist etwas besonderes für mich. Ich habe es diesen Winter auf der Suche nach dem "Flaming Star" ganz in der Nähe entdeckt und war überrascht, wie hell der Emissionsnebel IC410 ist. Durch die interessante Form und den Sternhaufen darin ein tolles und sehr reizvolles Objekt, das ich sehr oft mit dem 6"er besucht habe. Dass ich ein eigenes Bild davon haben wollte, war der Anlass für mich, mit der Zeichnerei anzufangen. [:)]
    Ich war so angetan von meiner Zeichnung, dass ich in der folgenden Nacht meinen 16"er aus dem Keller geholt habe:




    IC410 und NGC1893 im Fuhrmann
    16" f/4 Dobson, SIPS, 26er Nagler T5, Lumicon OIII
    In meinem Garten bei jeder Menge Lichtquellen rundherum und mittelmäßigen m5.0.
    Aber immerhin. Deutlich mehr Detail und ein toller Anblick. Der 16"er braucht deutlich mehr Beobachtungsnächte und steht ab sofort einsatzbereit aufgebaut in meinem Wohnzimmer. [:D]




    Medusa-Nebel Abell 21 in den Zwillingen
    16" f/4, SIPS, 26er Nagler, Lumicon OIII
    In meinem Garten bei miserablen Bedingungen.


    Mond, Wolken, beleuchtete Fenster der Nachbarn. Aber ich wollte unbedingt ein Bild des OdM vom März machen, bevor der Monat rum ist. Ich habe diese Zeichnung auch schon im OdM-Forum gezeigt.



    Das sind meine Zeichnungen, die ich bisher zustande gebracht habe. Noch nicht sehr viel und ich habe noch einiges zu lernen. Aber es bringt mir Spaß, gibt schnellere Ergebnisse als die Astrofotografie und das bei deutlich geringerem Aufwand. Ein bisschen muss ich noch an der Bildkomposition und der Beschriftung feilen. Und ich hätte die Bilder für das Forum gerne etwas kleiner, habe aber noch keine iPad-App gefunden, mit der ich Bilder auf eine bestimmte Pixelbreite runter skalieren kann.
    Wenn gewünscht, kann ich noch ein bisschen über die Zeichentechnik und ein paar technische Tricks schreiben. Zum Beispiel wie man das iPad mit Bordmitteln effektiver runterdimmt als mit dem Helligkeitsregler. Oder zum Arbeiten mit Adobe Fresco und Ebenen. Den direkten Upload von Bildern vom iPad auf den astrotreff-Server habe ich hier ja schon mal gegeben.


    Ich hoffe auf jeden Fall, dass Euch die Bilder gefallen. In der Richtung wird von mir immer mal wieder was kommen, dann aber als eigene Threads für die Objekte. Wie immer freue ich mich über Feedback.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Marcus,
    ich bin wirklich sehr begeistert und finde deine ersten Zeichnungen sehr gelungen! Ich selber bin auch iPad Nutzer, allerdings für die Navigation mittels SkySafari und das verfassen von Berichten. Hiermit zu zeichnen ist natürlich klasse... ich habe allerdings nur ein Air2, da gibt es keine Pencil Unterstützung.
    Ein Grund mehr demnächst mal zu modernisieren.....


    Gruß Holger

    12“ Spacewalk Infinity + Black Edition, Lzos APM 100f8, APM MS ED Bino 16x70 und 10x50

  • Hallo Marcus,


    bin grad über Deinen thread gestolpert und muss sagen, dass sich das sehr interessant anhört, was Du schreibst ... und die ersten Zeichnungen gefallen mir auch echt gut. [:p] ...
    Du schreibst, dass Du die Helligkeitseinstellung soweit hinbekommst, dass es nicht störender ist als das Zeichnen mit Rotlicht auf Papier. [:0] ... Das kann ich mir kaum vorstellen, macht mich aber in der Tat sehr neugierig und daher würde ich mich freuen, wenn Du uns das noch genauer vorstellen würdest, wie Du da genau vorgehst beim zeichnen. Bitte auch ein wenig auf den Pencil an sich eingehen, wie das so funktioniert in Verbindung mit der App, die Du nutzt. Bisher habe ich mich mit dem Pencil und dessen Möglichkeiten auch noch überhaupt nicht auseinandergesetzt. Aber was Du da schreibst und an ersten Ergebnissen zeigst, klingt schon sehr verlockend. [:)]


    Viele Grüße, klaren Himmel ... und bitte gesund bleiben ...
    Heiko

  • Hallo Marcus,


    ja, bitte erzähl uns mehr darüber. Meine Tochter zeichnet mit einem speziellen Zeichenbrett und einem elektronischen Stift am Windows-Laptop und bekommt wirklich klasse Zeichnungen hin. Aber auf einem Tablet / iPad direkt, das ist für Astrozeichnungen am Teleskop natürlich viel praktikabler. Ist das iPad dann auf roten Hintergrund und stark gedimmt eingestellt?


    Wie gesagt, ich finde das Thema sehr interessant ;)


    Viele Grüße
    Andreas

  • Hallo Holger, Heiko und Andreas,


    Danke für die Blumen. [:)]
    Ich schreibe da gerne noch ein bisschen was zum iPad, dem Pencil und Adobe Fresco. Ich werde das aber auf ein paar Postings verteilen, weil ich heute etwas mehr um die Ohren habe. Aber es freut mich ungemein, dass diese Art zu zeichnen Interesse findet. Ich halte es für Astro auch für wesentlich praktikabler als Papier und Stift.
    Ich werde mich so nach und nach durch die Technik hangeln. Fangen wir mal mit der Hardware an.



    iPad effektiv runter dimmen


    Die Helligkeit des iPads über den Regler ganz runter zu ziehen reicht für Astro bekanntlich nicht mal annähernd aus um die Dunkeladaption zu erhalten. Deshalb greifen die meisten Nutzer zu roten oder neutralgrauen Folien. In den Einstellungen versteckt findet sich aber eine weitere Möglichkeit die kaum bekannt ist, und zwar bei den Bedienungshilfen unter Zoom: die "Dunkle Umgebung":


    Einstellungen ==> Bedienungshilfen ==> Zoom


    Folgende Einstellungen verwende ich:
    Fokus folgen ein
    Intelligente Eingabe aus
    Tastaturkurzbefehle aus
    Zoom Controller aus
    Zoombereich Vollbildzoom
    Zoomfilter: Dunkle Umgebung (das ist die entscheidende Einstellung!)
    Maximale Zoomstufe 1,2x


    Jetzt oben den Zoom einschalten. Das Display wird deutlich dunkler und etwas vergrößert.
    Jetzt einen Doppeltipp mit drei Fingern: der Zoom geht aus, aber das Display bleibt dunkel.


    Zusätzlich jetzt noch das dunkle Farbschema einschalten (oben rechts vom Rand runter wischen, Helligkeitsregler tippen & halten, der Schalter unten links) und mit dem Regler die Helligkeit ganz runter. Fertig, das Display ist jetzt deutlich dunkler als über den Regler alleine möglich wäre.
    Zum Rückgängig machen den Helligkeitsregler wieder hoch und in den Einstellungen den Zoom ausschalten. Die Zoom-Einstellungen bleiben erhalten.


    Das iPad ist mit dieser Einstellung für mich dunkel genug. Wenn es noch dunkler wäre, hätte ich Probleme beim zeichnen genug zu sehen. Ich zeichne auch nicht mit einer roten Folie, da sehe ich gar nichts mehr und müsste die Helligkeit so hoch stellen, dass ich auch wieder beeinträchtigt wäre. Ich zeichne und beobachte jeweils einäugig, das rechte Auge für das Teleskop und links zum zeichnen. Dadurch bleibt die Adaption des rechten Auges hinreichend erhalten.
    Adobe Fresco bietet auch ein dunkles Farbschema und ich zeichne auf schwarzem Hintergrund, so dass ich mit dieser Helligkeit leben kann. Zu Fresco komme ich später.


    Soviel erst mal zum iPad. Ich verwende ein iPad von 2018 (6. Generation) mit iOS13. Die Zoomfunktion wurde glaube ich mit iOS11 eingeführt.
    Ich habe keine Ahnung warum Apple die Dunkle Umgebung bei den Bedienungshilfen und hinter diesem Prozedere versteckt, ein entsprechender Schalter bei "Anzeige & Helligkeit" wäre in meinen Augen deutlich logischer. [;)]


    Wenn Fragen zu diesem Thema sind, gerne. Ich schaue über den Tag immer mal hier rein.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Nur mal kurz hingeschludert, zwischen Hundespaziergang und Einkaufen:



    Der Apple Pencil in der Astronomie


    Der Apple Pencil ist ein Eingabestift für das iPad ab der 6. Generation und die iPad Pro Tabletts. Es handelt sich um einen kapazitiven Stift, der mit Druck- und Neigungssensoren ausgestattet ist und sich über Bluetooth mit dem Tablet verbindet.
    Die Technik erlaubt es, dass das iPad die Position der Spitze auf dem Bildschirm sehr präzise feststellen kann und über den Stift gemeldet bekommt, wie schräg und wie orientiert er gehalten wird und wie fest der Nutzer aufdrückt. Mit diesen Informationen kann der Apple Pencil als digitaler Zeichenstift genutzt werden Mit einem entsprechenden Zeichenprogramm kann man also im Grunde direkt auf dem Monitor zeichnen und sieht den Strich von Pinsel, Feder, Stift, Kohle, Filzstift, Ölfarbe, Aquarellfarbe oder was auch immer direkt unter der Spitze des Stifts entstehen. Das klappt ohne wahrnehmbare Verzögerung und sehr gut.


    Ich zeichne mit dem Pencil mit Adobe Fresco und kann sehr feinfühlig auf einem schwarzen Hintergrund Sterne einzeichnen und dann mit einem breiten Pinsel und wenig Fluss sehr schön diffuse Nebelgebiete oder mit kleinerem Pinsel Galaxien einzeichnen.


    Man kann den Pencil auch als Eingabestift benutzen. Praktisch in Sky Safari, wenn man einen bestimmten Stern auswählen will und mit seinen dicken Klosettfingern immer daneben tippt. Deutlich praktischer ist der Stift aber wenn man Excel benutzt. Insbesondere in großen Tabellen kann man sehr schnell Felder und Menüpunkte auswählen.


    Der Pencil ist also ein sehr gut funktionierendes Zeichentool für das iPad. Mit rund 100,-€ für die Version 1 und 120,-€ für Version 2 (für die aktuellen iPads) ist er nicht ganz billig. Aber kein anderer mir bekannter Stift ermöglicht derart feinfühliges Zeichnen. Den günstigen Stiften von Drittanbietern fehlen in der Regel die ganzen Sensoren im Stift, was sie im Grunde zu reinen Eingabewerkzeugen macht. Um wirklich zu zeichnen, braucht man die aber.


    So viel zum Apple Pencil. Als nächstes ist Adobe Fresco dran.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Marcus,


    zwischendurch schonmal ein "Vielen Dank für Deine Mühen" [:)] … Ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt. … Schade dass ich niemanden kenne, der einen Pencil hat, damit man das mal ausprobieren kann … Muss nochmal rumfragen in meiner Umgebung … [^]


    Gruß und klaren Himmel
    Heiko

  • Hallo Marcus



    Deine Zeichnungen sehen doch schon ganz ordentlich aus. [:)][:)] Die Darstellung mit etwas Helligkeitsunterschieden usw gibt es im
    normalen Zeichnen auch. Ich kämpfe heute noch öfters damit. Auch die Sternpositionierung sehen schon
    recht gut aus (da übe ich öfters mit Sternhaufen und bring immer noch mehre Knöpfe und Überschneidungen rein...)[B)].
    Aber das Gesamtergebnis zählt und man hat was zum Vorzeigen.
    Schöne Arbeiten. [8D][8D]


    Dokumentierst Du noch mehr wie Datum, Bedingungen, Standort usw... auf Deinem IPad und wie kann man da ein Dokument anhängen?



    Gruß

  • Hallo Freunde der Deepsky-Zeichnungen,


    sorry für die späte Fortsetzung dieses Threads. Aber man glaubt es kaum, trotz Kurzarbeit und Corona-Zwangspausen fehlte mir die Ruhe, etwas über dieses Thema zu schreiben. Aber jetzt geht es los.



    Zeichnen mit Adobe Fresco


    Adobe Fresco ist eine Zeichenapp für das iPad und den Apple Pencil. Es ist dabei speziell für diese Hardware ausgelegt. Fresco nutzt alle Möglichkeiten des Pencils aus, insbesondere die Sensoren für Schreibdruck und Haltewinkel des Stifts zur Oberfläche. Der alleinige Schwerpunkt ist dabei das Zeichnen, nicht Bildbearbeitung. Fresco bietet alle grundlegenden Zeichenfunktionen von Photoshop: Pixelpinsel, Vektorpinsel, Ebenen und Ebenenfunktionen, Masken und Maskenfunktionen, Bildebenen, freie Farbwahl über Farbkreis und HSB-Regler. Photoshop-Pinsel aus CS können geladen werden, die vorhandenen Pinsel können recht frei editiert werden. Obendrein bietet Fresco ein dunkles Farbschema für die Oberfläche, was für uns natürlich sehr praktisch ist.
    Fresco ist Freeware und kann im Appstore kostenlos geladen werden.


    Ich zeichne in weiß auf schwarzem Hintergrund. Als Vorbereitung habe eine eigene Vorlage erstellt. Ein Bild mit einer komplett schwarzen Ebene als Hintergrund und einer Pixelebene als erste Zeichenebene. Als Bildgröße verwende ich die aktuelle Bildschirmgröße, bei meinem iPad sind das 2048x1536px. Dieses Bild dupliziere ich bevor ich loslege und öffne dann das Duplikat für die eigentliche Zeichnung.


    Ich beginne mit den Sternen. Diese zeichne ich in eine eigene Ebene über dem Hintergrund. Ich verwende den Pinsel „Rund weich Größe Fluss“. Dieser macht durch Auftippen einen runden Punkt mit weichem Verlauf. Je stärker ich auftippe, um so größer wird der Stern. Dadurch simuliere ich unterschiedliche Sternhelligkeiten. Passt mir ein Stern nicht, lösche ich ihn durch „Rückgängig machen“ und zeichne ihn neu. Die Größe des weichen Randes kann ich durch den Pinseleditor einstellen, 30% sieht gut aus finde ich. Fresco merkt sich diese Einstellungen.
    So sieht die Oberfläche von Fresco beim Zeichnen der Sterne aus, links ist die Pinselauswahl geöffnet (Fresco hat natürlich viel mehr Pinsel):


    20200419172940.jpg


    Unten links kann man die Pinseleigenschaften wie Größe, Fluss (Deckkraft), Farbe (bei mir natürlich weiß) und weitere Details einstellen. Rechts findet man die Ebenen. Unten der Hintergrund, in der Mitte die Sterne, oben das eigentliche Deepsky-Objekt.
    Dafür mache ich eine neue Ebene auf, wenn ich mit den Sternen zufrieden bin. Als Pinsel benutze ich nun „Rund weich Deckkraft“ mit einem geringen Fluss von etwa 10%. Dieser Pinsel hat eine feste Größe, wird aber umso heller übertragen, je härter ich aufdrücke. Dadurch kann ich mit dem Pencil leicht über den Screen wischen und dabei nach und nach den diffusen Anblick der Deepskyobjekte zeichnen. Das funktioniert recht gut. Das Objekt kann dabei ruhig heller gezeichnet werden, als es visuell erscheint, das korrigiere ich später.
    Habe ich mehrere Objekte im Feld, erstelle ich für jedes eine eigene Ebene. Wichtig ist, dass man Ebenen, auf denen man gerade nicht arbeitet, sperrt, damit man sie nicht aus Versehen verändert. Das erfordert ein bisschen Disziplin, ist aber schnell angewöhnt.
    Mit zwei Fingern kann man wie gewohnt in das Bild reinzoomen, man kann es auch beliebig drehen. Man kann Fresco auch sagen, dass es nicht auf Fingereingabe als Pinsel reagieren soll, ansonsten kann man nämlich auch gut mit den Fingern malen. [:D]
    So sieht es aus, wenn ich das Objekt zeichne, in diesem Fall NGC1931 in Auriga:


    20200419173001.jpg


    Oben sieht man, dass ich 209% reingezoomt habe. Rechts ist das Fenster für die Ebenen-Eigenschaften offen. Da findet man den wichtigen Regler für die Ebenen-Deckkraft. Damit kann die Deckkraft der Ebene und damit die Helligkeit des Objekts im Gesamtbild einstellen. Das nutze ich hauptsächlich in der Nachbearbeitung des Bildes. Dann betrachte ich das Bild bei hellem Monitor in heller Umgebung. Ich stelle die Helligkeit des Objekts so ein, dass es dem Betrachter auf der Zeichnung nicht zu hell erscheint, aber auch nicht im Hintergrund verschwindet. Zugleich verbessere ich es noch ein wenig, falls beim Zeichnen aus Versehen Strukturen entstanden sind, die ich real gar nicht gesehen habe. Habe ich mehrere Objekte im Bild, kann ich ihre Helligkeiten relativ zueinander einstellen.


    Damit ist das Bild dann eigentlich auch schon fertig. Ich exportiere es von Fresco als JPG in die Fotos, öffne es von dort aus mit Google Snapseed (auch Freeware), wo ich das Bild beschneide und mit der Beschriftung versehe. Danach speichere ich es in den Dateien und lade es wie hier beschrieben auf den Astrotreff hoch.
    Und da haben wir es dann. NGC1931 im Fuhrmann, das ich bereits hier im Forum gezeigt habe:


    20200418003452.jpg


    So zeichne ich Deepskyobjekte mit dem iPad und Adobe Fresco. Ich hoffe diese kleine Vorstellung von Hard- und Software ist für Euch von Interesse und es finden sich einige Nachahmer. Ich finde es funktioniert sehr gut und ist mir durch das direkte Zeichnen in weiß auf schwarz lieber als klassisches Zeichnen auf weißem Papier unter Rotlicht. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass die Arbeit am effektiv gedimmten iPad mehr blendet als das Papier im Rotlicht.


    Soviel dazu. Wie immer freue ich mich über Feedback und würde mich noch mehr über Nachahmer und andere digitale Zeichnungen hier im Forum freuen.
    Noch ein Disclaimer wegen der Screenshots (Ordnung muss sein):
    <i>Adobe product screenshot(s) reprinted with permission from Adobe.
    Adobe© and Adobe Fresco© are either registered trademarks or trademarks of Adobe in the United States and/or other countries.</i>



    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • hallo Marcus,
    danke für die Vorstellung der App, habs mir gleich mal geladen und werde es mal genauer antesten.
    Die Möglichkeit mit Ebenen zu arbeiten finde ich sehr praktisch und auch daß man eigene Pinsel laden kann , könnte interessant sein, z.B für Sterne mit Speiks oder eine Palette für verschiedene Sternfarben anlegen...
    Auf Youtube gibt es auch ein Tutorial das ganz gut ist, so ganz intuitiv ist die Oberfläche ja nicht, aber das ist sicher Übungssache.
    Ich bleib mal dran,
    CS Alex

  • Hallo Marcus,


    hey, vielen lieben Dank für die umfangreiche und ausführliche Vorstellung. Zwischendurch hatte ich schonmal gedacht, Du hättest uns vergessen. [:o)] Ich wollte Dich schon anschreiben und dann dachte ich mir ... neee, lass mal. Nicht stressen. Läuft ja nich weg. [;)] Das Warten hat sich definitiv gelohnt und der letzte Beitrag mit den Ebenen hat es für mich noch interessanter gemacht. Ich glaub ich muss mir doch mal so´n Apfelstift anschaffen ...


    Also, nochmals vielen Dank für Deine Mühen. [:)]


    Gruß und klaren Pencilhimmel
    Heiko

  • Servus Marcus!
    In meinem Zeichnungsordner bin ich fündig geworden und möchte gerne diesen 16"er-Zeichen-Vergleich[;)][:p]fortführen.
    <font color="yellow">Abell 21 PN in Gem</font id="yellow">/ 1.Febr.2014/ 1.20Uhr/ 90x mit OIII/ bei 0°C/ 81%r.F./im Adelegg mit GG: Umi 6m2.
    Meine Z-Nr.25, mit Bleistift auf weißem Papier am 16"Dobson ohne EQ-Plattform skizziert, dann zu Hause reingezeichnet, gescannt, invertiert und nur die Sterne weißer gemacht!
    Damals noch mit Nord-Pfeil.


    <font color="yellow">Abell 21/ Medusa-Nebel</font id="yellow">



    Ich hoffe es gefällt!


    [:D][;)]


    Grüße aus dem Allgäu,
    Roland[:D][:D]

  • Hallo Roland,


    noch eine tolle Zeichnung von Dir. Klasse und vielen Dank.
    Anscheinend hast Du die äußeren Bereiche der Schirmqualle auch heller gesehen. Als ich sie gezeichnet habe, kam mir das auch so vor, in meiner Zeichnung kommt das nicht so gut rüber. Ich fand den Helligkeitsunterschied sehr subtil, deshalb habe ich ihn nicht richtig getroffen. Ich hätte eine Ebene mehr nutzen sollen, dann hätte ich das besser darstellen können.


    Das hat die Zeichnerei mit der Astrofotografie gemeinsam: wenn man fertig ist und ein anderes Bild sieht, fallen einem Dinge auf, die man ander und veielleicht besser hätte machen können. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die anbrechende Astrosaison. Ich habe schon einige interessante Ideen und Anregungen bekommen


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Zeichenfreunde,


    momentan leide ich mal wieder unter meiner alljährlichen Astro-Herbstdepression, die dazu geführt hat, dass ich in der letzten Zeit nicht beobachtet und gezeichnet habe, obwohl Gelegenheit gewesen wäre. Schande über mich.
    Aber so langsam kommt die Motivation zurück und demnächst werde ich wieder loslegen. In der Zwischenzeit habe ich mich ein wenig mit iOS beschäftigt und bin über die Kurzbefehle-App gestolpert. Das ist eine eingebaute App, mit der man Vorgänge, Einstellungen und auch Apps auf dem iPad und iPhone automatisiert ablaufen lassen kann, indem man entsprechende Skripte erstellt. Zum Beispiel das Gerät auf Lesemodus setzen, indem man es abdunkelt, auf „Nicht stören“ stellt, leise Musik im Hintergrund laufen lässt und die Bücherapp an der zuletzt gelesenen Stelle öffnet. Also durchaus umfangreiche Abläufe.
    Da musste ich natürlich sofort an die Einstellung des iPads auf den Astromodus denken, den ich weiter oben im Thread beschrieben hatte. Dafür muss man ja durch das Kontollzentrum und die Einstellungen wischen. Das ist nervig, aber mit den Kurzbefehlen lässt sich das tatsächlich automatisieren.



    <b> iPad mit einem Kurzbefehl in den Astromodus versetzen </b>


    Die Kurzbefehle-App ist zunächst sehr verwirrend. Man öffnet sie und sie ist naturgemäß leer. Man muss dann auf „Kurzbefehl erstellen“ tippen, dann öffnet sich links eine Auswahlliste, in der man Apps, Aktionen, Skripte und ähnliches auswählen kann. Da mal in Ruhe durchstöbern, dann bekommt man ein Gefühl für die möglichen Optionen. Wenn man etwas ausgewählt hat, wird es rechts als erster Schritt eines Kurzbefehls eingetragen. Weitere Befehle landen in der Liste darunter, dadurch kann man dann ganze Befehlsfolgen erstellen. Man kann die Reihenfolge dann durch verschieben der einzelnen Elemente verändern.
    Das iPad in den Astromodus versetzten bedeutet, die Dunkle Umgebung einschalten, die Helligkeit auf 0% runter regeln und den Zoom einschalten, wie oben beschrieben. Die Zoomfunktion mit der „Dunklen Umgebung“ muss im Vorfeld schon fertig eingestellt sein.
    Als Kurzbefehl werden diese Aktionen dann nacheinander von iOS ausgeführt. In der App sieht das dann so aus:



    © Apple Corp.


    Links ist die Auswahl „Skripte“ geöffnet. Da findet man die nötigen Kurzbefehle für die Einstellungen.
    Rechts dann die einzelnen Befehle, die von oben nach unten durchgeführt werden:
    - Das iPad wird auf Dunkelmodus gesetzt.
    - Die Helligkeit des Bildschirms wird auf minimal runter geregelt.
    - Die Zoom-Funktion als ganzes wird aktiviert, das stellt das iPad auf minimale Helligkeit, wie in den Bedienungshilfen festgelegt (siehe oben).
    - Der Zoom selbst wird wieder ausgeschaltet, das spart das Tippen mit drei Fingern.


    Danach ist das iPad auf minimaler Helligkeit und damit (für mich) dunkel genug um Nachts am Teleskop genutzt werden zu können.
    Man kann diesen Kurzbefehl dann umbenennen, mit einem Symbol versehen und auf den Homescreen legen. Das macht man über die Eigenschaften (der blaue Kreis mit den drei Punkten):



    © Apple Corp.


    Durch tippen auf Namen und Symbol kann man diese verändern. Mit „Zum Home-Bildschirm“ erstellt iOS eine Verknüpfung auf dem Homescreen, die wie eine App aussieht. Die habe ich zu meinen Astroapps gelegt. Dadurch habe ich einen Button auf dem Homescreen, mit dem ich mit einem Tipp das iPad in den Astromodus mit minimaler Helligkeit versetzen kann. Das ist sehr praktisch und natürlich im Handumdrehen gemacht. Nach dem Ausführen des Kurzbefehls befindet sich das iPad dann in der Kurzbefehle-App, durch ein Drücken auf den Homebutton kehrt man dann zum Homescreen zurück. Einen Kurzbefehl um automatisch zum Homescreen zurück zu kehren gibt es seltsamerweise nicht.


    Ich habe mir dann natürlich noch einen zweiten Kurzbefehl erstellt, der diese Einstellungen wieder umkehrt (Zoom aus, Dunkelmodus aus, Helligkeit auf 100%). Wenn man diesen Kurzbefehl selbst erstellt hat, dürfte einem klar sein wie das geht. Wenn jemand dabei Hilfe benötigt, gebt Bescheid.
    Die iOS Kurzbefehle sind für einige Anwendungen eine feine Sache. Zum Beispiel habe ich auch einen, mit dem ich über einen Button direkt zum Equilizer des iPhones komme, um ihn zwischen meinen Kopfhörern in der Firma und meiner Bluetoothbox zu Hause umzustellen. Es ist lohnend, sich damit zu beschäftigen.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Marcus,


    danke, dass Du hier immer noch updatest. Ich bin immer noch interessiert und freue mich daher über Deine neuen Zeichnungen und Berichte hierzu .. Ich hab mir aber noch immer keinen Pencil zugelegt and konnte es daher noch nicht ausprobieren ... Irgendwann wird‘s bestimmt mal passen mit Zeit (und Geld) ... [:I]


    Gruß und klaren Himmel
    Heiko

  • Hallo Heiko,


    danke für das Feedback. Wenn mir etwas neues zu dem Thema ein- oder auffällt, poste ich das hier in den Thread. So dass das hier dann zu einer Art Wissenssammlung zum Zeichnen auf dem iPad wird.


    Eine Anmerkung zu den Kurzbefehlen. Aus irgendeinem Grund funktioniert der Kurzbefehl zum Einstellen des Astromodus seit gestern nicht mehr wie beschrieben. Die letzte Zeile „Zoom ein/aus“ schaltet auf einmal nicht mehr die Bildschirmvergrößerung aus, sondern die komplette Zoomfunktion und damit auch die Dunkle Umgebung. Damit verpufft natürlich der ganze Effekt. Wenn man diese letzte Zeile aus dem Kurzbefehl löscht, funktioniert es wieder, aber man muss nach dem Kurzbefehl mit drei Findern doppeltippen, um die Vergrößerung auszuschalten. Eine Kleinigkeit nur, aber dennoch bedauerlich.
    Keine Ahnung was sich da auf einmal in iOS geändert hat, es gab in der Zwischenzeit auch kein Update. Ein Neustart des iPads brachte auch keine Änderung. Seltsam. [:(]


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

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