Raumstation ISS im Teleskop

  • Danke für den Tipp, Jochen! Ich werd mal nachfragen bzgl. Barlow - vielleicht bekomm ich ja schon beim nächsten Teleskoptreffen Gelegenheit, die auszuprobieren.
    Eine 2x Barlow könnte meine Nachführung deutlich verbessern und die Frameausbeute entsprechend erhöhen...

    Schöne Grüße,

    Peter

  • Hallo zusammen,

    der letzte attraktive 80° SSW Überflug in dieser Abendsichtbarkeitsphase fand gestern Abend über meinem Standort statt und war kritisch aus mehrerlei Gründen:
    Die ISS erschien relativ früh noch in der Dämmerung, so dass die Vorbereitungen (Aufbau, Fokussieren am Referenzstern usw.) sehr zügig gehen mussten und ich die Kameraparameter nach reinem Bauchgefühl angepasst habe. Zudem war der Himmel zu gut 50% bewölkt, was die Aufnahme zum Glücksspiel werden ließ und auch seeingtechnisch keine Wunder erwarten ließ. Und dann hatte ich kurz vorher noch paar Bierchen beim Nachbarn "getankt"... muss hier nicht weiter ausgeführt werden... :grinning_face_with_sweat:
    Schließlich war dies auch die letzte Gelegenheit, nochmal einen hohen Überflug bei mir aufzunehmen bevor die Raumstation sich erstmal wieder für ein paar Wochen vom Abendhimmel verabschiedet.

    Durchziehende Wolkenfelder unmittelbar vor dem Überflug! || Hier muss jede Lücke genutzt werden! :S


    Aufbau war fast wie immer:
    14,5" Dobson, manuell nachgeführt (Televue Starbeam),
    Aufnahme mit ZWO ASI 462MC
    allerdings nun mit 2,5x Televue Powermate Barlow, die an meinem Gerät ein Öffnungsverhältnis von f/13 bringt (bzw. fast 5 Meter Brennweite)

    Meine Tests mit Barlow waren zuletzt recht vielversprechend und zeigten, dass das Auflösungsvermögen der Optik bislang noch längst nicht ausgeschöpft wurde.

    Nach Sichtung des Aufnahmematerials (insgesamt etwas über 25.000 frames bei 136 fps) stand fest, dass ich jede Wolkenlücke anscheinend recht gut nutzen konnte. :)
    So habe ich etwa 8 bis 9 Sequenzen (á max. 1 Sekunde Dauer!) vom gesamten Überflug extrahiert, die ich qualitativ als brauchbar einschätzte. Zusammen ergaben sie sage und schreibe 234 !! frames.
    Am Ende hab die zwei besten Sequenzen genommen und aus diesen nochmal die besten frames manuell ausgewählt. So blieben am Ende eine sehr überschaubare Zahl an relativ guten frames (einmal 10 und einmal 9) übrig, aus denen ich zwei Summenbilder generieren konnte.

    Beispiel für ein "gutes", rohes Einzelframe (hier zugeschnitten, aber 100% Skalierung, wenn man draufklickt!):


    Der Timecode und auch die Perspektive der Station und insb. Solarpanele verrät, dass die Station bei diesem Einzelframe noch etwa im ersten Drittel des Überflugs war ("Anflugphase").
    Erkennbare Struktur an den HRS Radiatoren sowie "Finger" an der spinnenartigen Kontur der Experimentplattform des KIBO Labors sind für mich hierbei Indikatoren, die ein brauchbares Rohbild kennzeichnen.


    Anbei Screenshot der zwei Summenbilder, die ich aus 9 und 10 frames mit Autostakkert erstellen konnte. Mehr war seeingbedingt nicht drin, aber auch aufgrund der Kürze, in der die ISS sich vollständig im Bild bewegte.
    Und schließlich würde ich das Limit der Zahl an möglichen Stackingframes auch unbedingt an dem Zeitintervall festmachen, das zwischen erstem und letztem frame aus einer Sequenz liegt. Dieses Limit habe ich für mich mal auf 1 Sekunde festgelegt, da ich der Meinung bin, dass sich die Perspektive der vorbeifliegenden Station nach einer Sekunde bereits zu stark verändert hat.


    Screenshot der Summenbilder (unbearbeitet)


    Schärfungsversuche mit Registax (siehe Wavelet Einstellungen links und Gammakurve rechts)


    Schließlich habe ich das originale Summenbild und per Wavelet-Filter in Registax geschärfte Bild jeweils in Photoshop zusammengeladen und dort weiter verarbeitet.
    Allerdings kann ich mit den Werkzeugen in Photoshop besser umgehen und so habe ich hier nochmal ordentlich an den Bildern gedreht: Hochpassfilter, Gamma, unscharfe Maskierung.

    Die vorerst finalen Ergebnisse:



    Aufnahmedaten sind in den Bildern eingeblendet!


    Weiterführende Auswertung mit Beschreibungen wichtiger Details:



    Unterm Strich war dieser erste richtig vorbereitete Aufnahmeversuch mit 2,5-Barlow trotz der widrigen Umstände (Wolken, Seeing etc.) ein guter Erfolg! :)
    Die Bilder sind zwar deutlich verrauschter als die Bilder ohne Barlow, bringen aber aus meiner Sicht einen deutlichen Sprung bzgl. Detailauflösung.
    Das stärkere Rauschen ist der geringeren Frameausbeute aufgrund erheblich schwierigerer Nachführung und in dem Fall auch leider schlechteren Qualität der frames geschuldet.
    Für eine weitere Verbesserung wird daher entscheidend sein...

    1. die Nachführtechnik zu verbessern und
    2. einfach mal Glück mit dem Seeing zu haben! :)


    Schöne Grüße,

    Peter Maier

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