Hallo zusammen,
nachdem Norman (ich meine er war's) neulich hier schrieb, er möchte auch mal Beobachtungsberichte von anderen sehen, mach ich das natürlich [:D]
Gestern abend war Ersteinsatz für meinen Dobson "Frankenstein" - seit seiner Abspeckungskur heißt der ES-12"er so, denn sein fernöstlicher Körper trägt jetzt einen neuen Kopf (selbstgebogener Monoring) und er hat insgesamt etliche Kilos verloren.
Premiere gleichzeitig auch für den Transport: da hätte ich schon lang draufkommen können, dass ich in mein Auto den 12er auch einfach am Stück mit dem Kopf nach vorne über die umgeklappte Rückbank reinschieben kann. Manchmal ist man eben betriebsblind, ein Gitterrohrdobson ist schließlich zum Zerlegen da...
Am Beobachtungsplatz finde ich den Himmel dunkel, aber nicht bombastisch, die fehlenden Flugzeuge alleine machen auch keine perfekte Transparenz. Und leider ist die Waldlichtung nach Nordosten offen, so dass der Wind schön reinpfeift. Im Nachhinein erklärt das vermutlich die sehr gemischten Beobachtungsergebnisse, je nach Beobachtungsrichtung und Windstärke war das Beobachten mehr oder weniger angenehm. Jedenfalls musste ich erst mal eine ordentliche Befestigung für die Streulichtblende improvisieren, damit sie nicht immer als Deckel in den Strahl klappt. Danach funktionierte sie dafür wunderbar als Segel und führte dazu, dass der Dobson zuverlässig bei Beobachtung in südwestlicher Richtung den Kopf runternahm.
Allen Widrigkeiten zum Trotz war es aber schön, mal wieder draußen zu sein! Zum Warmsehen der Orionnebel - und wieder stelle ich fest, dass der in kleinerer Optik besser kommt, bei der 12"-Minimalvergrößerung von 51x ist er einfach zu groß, so dass man ihn gar nicht als ganze Blase sehen kann. Und das finde ich eigentlich das Schöne dran, nicht so sehr die Details im Zentrum, auch wenn die quer vor dem Trapez liegende Dunkelwolke immer wieder nett ist.
Auf zum Pferdchen - IC434 ist schnell gefunden, das Pferdchen aber etwas störrisch (mehr so ein Eselchen) und mag erst nach Wechsel zu 3.4 mm Austrittspupille so richtig. Auch wenn ich nicht erkenne, ob es nach links oder rechts schaut, ist es wieder tiefschwarz, und konstant sichtbar.
Ein Versuch an Lower's Nebel Sh2-261 mit großer Optik - meine einzige Beobachtung bisher ist mit dem 8x42-Fernglas. Es dauert eine Weile, aber dann ist er rund um den eingebetten Sternhaufen und vor allem der nach Osten ziehende Teil als mattes Leuchten zu sehen. Komischerweise fand ich auch den mit der kleinen Öffnung sehenswerter - ist mal ein Kandidat für das 120mm-Bino, auch wenn ich damit bisher keinen Erfolg hatte.
Schon lange auf der Liste sind die Schneebällchen Sh2-254 bis 257, da braucht es dann doch mal den Atlas dazu. Erstsichtung: die beiden kleinere helleren Bällchen erscheinen wirklich flauschig, den dritten größeren vermag ich nicht auszumachen.
Ein bisschen hüpfen über Standardobjekte (Affenkopfnebel, M35) zum Quallennebel, dem eindeutig schwierigsten Objekt des Abends. Hier ist heftiges Field Sweeping angesagt, um mit dem OIII-Filter überhaupt etwas zu sehen, dann wird aber eine gebogene Aufhellung sichtbar, v.a. dort, wo sie im Nordwesten die Sterne verlässt.
Der Eskimonebel ist etwas widerspenstig und die Kapuze mag sich nicht so recht zeigen. Das 9 mm Nagler fühlt sich am Auge aber auch echt doof an nach den ganzen dicken ES-Okularen (30/17/12). Ich hätte doch mal das 9mm Morpheus zum Vergleich einpacken sollen- und den Inbusschlüssel zur Fangspiegeljustage, Frankenstein hat nämlich keine in den Strahl ragenden Justierknöpfe mehr wie der originale Hut, von dem ich die Spinne übernommen habe [:D]
Dann ein Sprung in den Norden, Coddingtons Nebel IC 2574 ruft. Der lässt sich prima im Schwung M82 - M81 - NGC 3077 ansteuern und ist leicht gefunden, groß, aber strukturlos. Nächstes Mal muss der Filter für die HII-Gebiete ran, den hab ich diesmal vergessen auszuprobieren. War auch schon etwas sehr kalt mittlerweile.
Zum Abschluss noch ein paar Spiralen - die Arme von M51 sind einfach auszumachen (aber nicht direkt sichtbar, so gut war es doch nicht). Drei Winzgalaxien direkt nebenan müssen für die Statistik noch dran glauben, dann zum Abschluss M101 mit klar erkennbarem Drehsinn der Arme.
Und dann brauche ich 25 Minuten Heizung auf voller Stärke im Auto, um wieder aufzutauen... aber das war es wert!
Ich hoffe, ihr hatte auch euren Spaß! Ohne Dauer-Home-Office hätte ich das am Sonntagabend vermutlich nicht gemacht, aber zu irgendwas muss das Ganze ja auch gut sein [:D].
Viele Grüße
Holger