Galaxienrundfahrt im Löwen und Luchs

  • Servus zusammen,


    bereits meine zweite visuelle und fotografische Nacht dieses Jahr. Letztes Jahr hatte ich insgesamt nur vier Gelegenheiten, meinen Dobson unter die Sterne zu halten. Beobachtungsort war das Hocheck (890m). Das Wetter war sehr klar, sehr gutes Seeing, SQM-Werte anfangs 21.3, später 21.54-21.64; Cirren im Norden knapp über dem Horizont, sehr trockene Luft.
    Beobachtungsgerät: 14.5“ f/4.7 Dobson
    Okulare: 24.5mm SWA (70x), 16mm Nagler (107x), 6mm Ethos (285x)


    Leider bin ich etwas zu spät losgekommen, daher war es schon komplett dunkel, als ich die letzten Kurven der Straße nahm. Plötzlich sah ich am Straßenrand ein Auto stehen. Wer stellt sich denn da nachts hin? Und da war noch ein zweites Auto. Sowas machen nur Sternkucker. Und tatsächlich: da stehen 2 Beobachter neben ihren weißen Fernrohren! Das erste Mal, dass ich am Hocheck jemanden treffe. Die beiden stellen sich als Sternkucker aus München und Oberaudorf heraus. Ihr Beobachtungsplatz ist sehr ungünstig, denn alle Autos, die da nachts vorbeiwollen (und ich bin immer wieder erstaunt, wieviele Autos von den wenigen Bauernhöfen dort in der Nacht unterwegs sind), donnern nur wenige Meter an ihnen vorbei. Also lade ich die beiden ein, mit mir an meinen ruhigen Beobachtungsplatz einige Hundert Meter zu kommen, was sie gerne machen.
    Dort haben wir dann aufgebaut. Ich hatte neben der visuellen Beobachtung auch meine Flatfield am fotografieren, sodass ich Zeit für den Sternhimmel am Fernrohr hatte.


    Erstes Objekt war das Leo-Triplett<b>M 65/M 66/NGC 3628</b>, das im Laufe der Nacht mehrfach angefahren wurde. Am frühen Abend waren die Galaxien zwar hell, gegen Mitternacht aber richtig toll: M 66 zeigte einen Ansatz seiner Spiralarme. Und NGC 3628 war mit einem deutlichen Staubband ausgestattet. Diese Seitengalaxie war auch richtig groß bei 285x, und füllte dann fast das Gesichtsfeld des Okulars aus.


    Bevor es zu spät wird, ein Blick auf Thors Helm <b>NGC 2359:</b> ohne Filter nur leicht zu sehen, mit Filter ein Prachtobjekt, eine große Blase, die von einem größeren Halbkreis umgeben ist. Sehr schön!


    Dann ging es für mich weiter in den Krebs, wo ich den Medusanebel aufsuchen wollte. Dazu stellte ich den Sternhaufen <b>M 67</b> ein, der wieder eine Pracht aus unglaublich vielen Sternen war. Drei Grad südöstlich davon lag dann der Medusanebel <b>PK 219+31.1</b>. Ohne Filter war nichts zu sehen. Mit OIII Filter dann eine ausgedehnte Aufhellung mit einem helleren Stern in der Mitte, jedoch wenig begrenzt.


    Dann ging der Galaxienreigen so richtig los:
    <b>NGC 2679/2680:</b> enges Galaxienpaar im nördlichen Krebs. NGC 2679 ist recht schwach, klein, rund, mit einem recht hellen Kern. NGC 2680 ist eine Aufhellung im Halo von NGC 2679, sehr schwach, sehr klein und rund.
    <b>NGC 2604:</b> ziemlich schwach, recht groß, diffus. Die Begleitgalaxie NGC 2604A war nicht zu sehen.
    <b>NGC 2793:</b> nur ein Grad westlich von alpha Lyn gelegen; sehr schwach, klein, leicht länglich, mit einem etwas aufgehellten Zentrum.
    Weiter westlich dann die Dreiergruppe <b>NGC 2778/2779/2780:</b> NGC 2778 und 2779 liegen dicht beieinander, 2778 ist recht schwach, klein, rund, und in der Mitte etwas aufgehellt, 2779 schwächer, sehr klein und rund, mit einem hellen sternförmigen Kern; NGC 2780 ist etwas weiter weg, recht schwach und groß, länglich, und diffus/ohne Struktur.
    Zwei Grad südlich dann <b>NGC 2770:</b> recht schwach und groß, länglich, aber strukturlos.


    Für die Beobachtung hatte ich eine Stunde gebraucht, auch weil ich hin und wieder zu den beiden anderen Mitbeobachtern ging, um mal einen Blick auf deren Objekte zu werfen. Also schwenkte ich dann weiter nach Osten. Wieder ging ich zum Leo Triplett, das deutlich besser war als zu Beginn der Nacht. Weiter südwestlich steht <b>NGC 3593:</b> hell, recht groß, sehr länglich, mit einem sehr hellen Kern.


    Immer weiter nach Südwesten ziehend kamen:
    <b>NGC 3559:</b> schwach, recht groß, länglich, mit leicht aufgehelltem Zentrum.
    <b>NGC 3547:</b> schwach, recht groß, unregelmäßig rund, strukturlos.
    <b>NGC 3524:</b> recht schwach, klein, leicht länglich, sehr heller Kern; steht mit zwei Sternen auf einer Linie.
    <b>NGC 3506:</b> schwach, recht klein, leicht länglich
    <b>NGC 3492:</b> schwach, recht klein, rund, etwas helleres Zentrum; und daneben steht ein fast gleich heller Begleiter, der nicht in der Uranometria verzeichnet ist. Wie späteres nachschauen ergibt, ist dies IC 664.
    <b>NGC 3466:</b> ziemlich schwach, klein, rund, diffus
    <b>NGC 3467:</b> dicht daneben, ziemlich schwach und klein, rund, mit recht hellem Kern.
    <b>NGC 3476/3477:</b> ein weiteres Galaxien-Doppel, beide sehr schwach und ziemlich klein, mit hellem Zentralbereich; ein Stern 13m steht dicht dran, der das Aufsuchen erleichtert.
    <b>NGC 3490:</b> sehr schwach, ziemlich klein, rund, leicht helleres Zentrum, nahe an einem Stern 13m.
    Südöstlich des Leo Tripplets gings weiter mit:
    <b>NGC 3666:</b> recht schwach und groß, sehr länglich, aber strukturlos.
    <b>NGC 3731:</b>schwach, ziemlich klein, rund, sehr helles Zentrum
    <b>NGC 3773:</b>schwach, ziemlich klein, rund, sehr helles Zentrum


    Nördlich davon, schon ziemlich nahe an Denebola (beta Leo), ist ein regelrechter Halbkreis aus Galaxien um Denebola herum. Begonnen habe ich mit dem Galaxienpaar <b>NGC 3799/3800</b>. NGC 3799 ist ziemlich schwach und klein, rund, und hat einen recht hellen Kern. NGC 3800 ist deutlich heller, klein, und sehr länglich.
    Weiter nördlich geht es dann zu NGC 3828:</b> sehr schwach, ziemlich klein, rund, leicht aufgehelltes Zentrum.
    <b>NGC 3853:</b> schwach, ziemlich klein, ziemlich helles Zentrum.
    <b>NGC 3933/3934:</b> enges Galaxienpaar, beide sehen fast gleich aus: ziemlich schwach und klein, rund, etwas helleres Zentrum. Abstand der Galaxien vielleicht 4 Bogenminuten.
    Weiter nördlich kam als Abschluss der Nacht noch eine hübsche, aber schwache Galaxiengruppe:
    <b>NGC 3801:</b> hellste Galaxie der Gruppe, recht groß, länglich, leicht aufgehelltes Zentrum
    <b>NGC 3802:</b> knapp nördlich, ziemlich schwach, klein, länglich, nahe einem östlich der Galaxie stehenden Stern 13m.
    <b>NGC 3803:</b> extrem schwach, an der Wahrnehmungsgrenze, sehr klein, rund
    <b>NGC 3806: [/b] etwas weiter östlich, ziemlich schwach und klein, rund
    NGC 3790: [/b] ziemlich schwach und klein, etwas länglich, mit etwas aufgehelltem Kern.


    Weitere Objekte der Nacht zwischendurch waren M 81 und M 82, M 51, M 3, M 100, die allesamt wunderprächtig waren.


    Fazit: eine richtig gute Nacht mit mehr als 30 Erstsichtungen, die Lust auf mehr macht. Hoffentlich hat die Polizei bei einer Kontrolle der Ausgangsbeschränkung ein Einsehen, dass die Ansteckungsgefahr bei den kommenden klaren Nächten alleine auf der Wiese sehr überschaubar ist[;)].


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Servus Stefan,


    danke für Deinen Bericht!
    Da hast Du ja wieder ordentlich abgeräumt. Welche Nacht genau war das? Es war ja bei vielen im Süden recht diesig diese Nächte. Seeing fand ich Mi auf Do nicht gut.


    Bin sehr gespannt auf die kommenden Nächte. Braucht man nur ´nen g´scheiten Windschutz... Mach es so wie ich, den fetten Rucksack auf den Rücken, dann zählt das als Sport an der frischen Luft und die Polizei hat ein Einsehen [;)]


    Zum Spazieren darfst ja auch vorab mit Auto zum Ausgangspunkt (FAQ auf bayern.de)


    Hattest eigentlich eine Lieblingsecke bei den neuen Galaxien, wo es sich lohnen würde, auch mal hinzusteuern?


    Schöne Grüße und CS
    Norman

  • Hallo Stefan,


    ja, am Frühlingshimmel ist die Auswahl an Galaxien aller Art und Helligkeit mit einem 14,5-Zöller schier unbegrenzt [8D]. Ich hab deinen gewundenen Weg zwischen dem Leo-Triplett und Denebola mit dem isDSA grob nachvollzogen. Da hat nicht viel gefehlt, und du wärst von der 3801er-Gruppe in Richtung NNO noch zu einem meiner Favoriten der Gegend gelangt, zum Galaxienhaufen Abell 1367.


    Ich hab das Hocheck mal in GoogleMaps nachgesehen. Gefühlt klingt 865 Meter für mich ja nicht so viel, das 930 Meter hohe Geigersau und der 1050 Meter hohe Auerberg sind eigentlich nur größere Hügel. Aber da im Westen liegt die Umgebung so hoch, ihr seid im Inntal ja nicht einmal mehr auf 500 Metern Höhe. Das ist dann schon eine andere Höhendifferenz.


    Servus
    Ben

  • servus Norman, servus Ben,
    danke für die netten Kommentare.
    (==&gt;)Norman: es war die Nacht vom Sonntag 15. auf Montag 16.03., die so klar war. Besonders nett war die Galaxiengruppe bei NGC 3801, mit 5 Galaxien im Gesichtsfeld.


    (==&gt;)Ben: Ich bin meist bei der gleichen Deklinationszone in der Uranometria geblieben, da war die 3801-Gruppe an der oberen Grenze, und weiter nördlich wollter ich nicht blättern.
    Zu Geigersau und Auerberg: ich kenne beide Plätze schon seit Jahrzehnten sehr gut. Obwohl beide gut sind, ist es bei mir dunkler. Mein Platz liegt auf 890m Höhe, südlich davon kommt aber erstmal kein Licht. Der Wendelstein ist etwa 5-6 km entfernt, erst danach kommt tief im Tal Bayrischzell, und danach wieder erstmal Berge, bis es dann im Inntal viel Licht gibt. Aber visuell wie fotografisch ist davon nichts zu sehen. Die Höhendifferenz ins Flachland ist mehr als 400m. Zodiakallicht ist beinahe normal, und im Herbst sehe ich oft den Gegenschein. Insofern bin ich noch mehr priviligiert als die Geigersau-Beobachter. AM Auerberg stört Füssen und Reutte doch schon recht erheblich, da ist es noch heller.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • super Stefan, danke, da schau ich mal in die Ecke.


    Letzte nacht war ich auch auf M 67, ein Forenliebling gerade [:D]
    Auch mit 72 mm Öffnung sehr hübsch anzuschaun.


    Ich hab bei mir ein lustiges Plätzchen entdeckt, wo der Ostwind nicht ankam, hatte aber komplette Rundumsicht... In hügeliger Umgebung hat man immer mal die Chance auf unsichtbare Windschatteneffekte offenbar. Bin an einen Platz 200 m entfernt, gleich hoch, da hats mich weggepfiffen...


    Schöne Grüße und CS
    Norman

  • Hallo Stefan,


    ein toller Beobachtungsbericht mit den vielen Galaxien, da warst ja richtig produktiv! Und man merkt, dass das Wetter besser wird, jetzt wo wieder Beobachtungsberichte eintrudeln.. :)


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: NormanG</i>
    <br />dann zählt das als Sport an der frischen Luft
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Bitte korrigiert mich, wenn ich falsch liege. Will hier keinen Unsinn verbreiten. Aber alleine, zu zweit oder mit der Kernfamilie darf man ganz normal beobachten, oder?



    Clear skies


    Robin

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