Merkur/Venus Tagbeobachtung...

  • Hallo zusammen,
    ich stelle gerade folgende Überlegung zur Beobachtung der inneren Planeten am Tag an:


    Ich peile die Sonne über das Teleskop an (natürlich mit Filter) und stelle die aktuellen Koordinaten an den Teilkreisen ein und bewege das Telekop dann hin zu den Koordinaten von Merkur oder Venus.
    Ist eine Tagbeobachtung möglich und würde es wie beschrieben funktionieren, was meint ihr?

  • Hallo Hanswerner,


    das sollte funktionieren. Habe erst gestern die Venus tagsüber mittels Teilkreisen problemlos aufgesucht, die Teilkreise an der Montierung brauche ich jedoch nicht verstellen, da sie fest aufgestellt ist und alles soweit eingestellt wurde. Allerdings muss man immer den Stundenwinkel in RA berücksichtigen. Ein Programm wie Stellarium zeigt den aber an. Merkur ist nach meiner Erfahrung tagsüber auch machbar, allerdings sollte die Durchsicht der Atmosphäre stimmen, viel Streulicht darin machen eine Sichtung mitunter schon unmöglich. Bei der Venus sind mir solche Probleme mit der Sichtung wie bei Merkur bisher nicht passiert, die ist auch meistens deutlich größer. Auch achte ich immer bei den beiden Planeten darauf, dass sie nicht zu dicht bei der Sonne stehen, wenn ich sie tagsüber beobachten möchte.


    Gruß
    Jan

  • Hallo Hanswerner,
    zu den Teilkreisen kann ich Dir nicht antworten.
    zur Beobachtung der inneren Planeten am Tag schon. Zumindest bei Venus geht das definitiv. In Zeiten der größten Helligkeit habe ich sie auch schon mit bloßem Auge am Taghimmel gesehen. Erfordert natürlich sehr gute Transparenz und man muss genau wissen wo man hinschauen muss.


    Bei Tagesbeobachtung würde ich allerdings das Teleskop so aufstellen, dass die Sonne abgeschattet (z.B hinter einem Haus), die Planeten jedoch sichtbar sind. Vor allem bei kleinen Winkelabständen ist das Risiko einfach zu hoch sich mal kurz mit dem Teleskop über die Sonnenscheibe zu verlaufen. Und "nur mal kurz" reicht schon und das war es mit dem Augenlicht.
    Von demher ist von Deiner Methode eher abzuraten.
    Grüße, Matze

  • Hallo,


    in einem alten Vehrenberg Katalog wird für Merkur und Venus ein Rotfilter für die Tagbeobachtung empfohlen. Habe das selbst nie ausprobiert und immer ohne Filter tagsüber beobachtet.


    Gruß
    Jan

  • Hallo,


    Ich habe auch schon mal einen Rotfilter für die Tagbeobachtung eingesetzt. Ich meine mich zu erinnern, das dieser das Bild beruhigte. Die Auswirkungen vom Seeing wurden weniger bei der Beobachtung mit Rotfilter.


    Viele Grüße
    Gerd

  • Da schau her, ich habe auch mal was darüber gelesen. Das ist aber schon sehr lange her und so war ich mir nicht mehr sicher. Danke dafür.
    Habt ihr einmal das fotografieren einer der beiden Planeten am Taghimmel versucht?
    Nach der visuellen Beobachtung wäre das mein nächstes Ziel. Versuchen möchte ich es mit meinem C11 und der ASI178MC.
    Aber erst einmal kommt der erste Schritt und dann schaue ich weiter [;)]

  • Hallo Hanswerner!


    Für die Tagbeobachtung gibt es viele verschiedene Möglichkeit des Aufsuchens. Außer Goto habe ich schon vieles ausprobiert. Welche am besten funktioniert, hängt u.a. von folgenden Faktoren ab:


    - Art der Montierung
    - Übung
    - Mut


    Parallaktische Montierung:
    Ich habe eine Vixen-GP- und GP-DX-Montierung. Die Teilkreise lassen sich nicht genau genug ablesen. Daher zähle ich die Umdrehungen der Wellen in Rekaszension und Deklination. 1° in Deklination entspricht genau 0,4 Umdrehungen. 10 min. in Rektaszension entspricht genau 1 Umdrehung. Ich denke mal, dass das z.B. bei den Skywatcher-Montierungen genauso ist (?). Wenn man einigermaßen nüchtern und ausgeschlafen ist, ist diese Methode sehr sicher (in Bezug auf Erblindungsgefahr). Damit habe ich Merkur schon sehr häufig beobachtet. Auch Venus in unterer Konjunktion geht völlig problemlos. Die Treffsicherheit dieser Methode hängt im Wesentlichen davon ab, wie gut die Montierung eingenordet ist und wie weit der Planet von der Sonne (oder einem anderen Referenzpunkt) weg ist. Je weiter der Weg zwischen Referenzpunkt und Ziel, umso weiter liegt man am Ende daneben.


    Azimutale Montierung:
    Mit azimutaler Montierung, Fotostativ oder Dobson messe ich den Azimutwinkel durch Horizontpeilung mit einem sehr präzisen Peilkompass. Den Höhenwinkel messe ich mit digitaler Wasserwaage. Die Kompasspeilung erfordert allerdings einiges an Übung. Ich würde auch nicht empfehlen, damit allzu nah an der Sonne zu beobachten. Sehr gut ist das für die Beobachtung von Sternen, Jupiter, Mars, Saturn. Das tolle an dieser Methode ist, dass man fast Null Vorbereitung braucht. Fotostativ in die Waage bringen, Azimut peilen, Höhenwinkel einstellen, fertig. Das ist meine Methode der Wahl für mein Rucksackteleskop auf dem freien Feld. Helle Sterne klappen damit wie am Schnürchen.


    Für meinen 18-Zöller habe ich mir eine Plane mit Azimutskala drucken lassen. Vorteil ggenüber den anderen Methoden: Wenn man nicht auf Anhieb getroffen hat, muss man nicht wieder komplett von vorne anfangen, sondern hat alle Zeit der Welt mit der Suche. Damit gehen dann auch dunklere Sterne. Bis auf Neptun habe ich damit schon alle Planeten am Taghimmel beobachtet.


    Thema Filter:
    Mit Rot- oder Orangefilter sehe ich keine wesentliche Verbesserung. Dafür leidet aber die Ästhetik enorm. Eine ganz extreme Kontraststeigerung gibt ein (einfacher) Polfilter. Das allerdings nur, wenn das Zielobjekt so ungefähr 90° von der Sonne entfernt ist. Für Venus und Merkur bringt das wenig bis nichts.


    Thema Fotografie:
    Ich beobachte nur visuell. Im schwarzen Forum gibt es aber einige, die darüber schon berichtet haben. Suche z.B. nach dem Teilnehmer "Komposer".


    Viel Spaß beim Beobachten und viele Grüße
    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    ich habe an meiner G11 digitale Telkreise dran, da sollte es leicht klappen mit dem Aufsuchen per Koordinaten. Aber Vorsicht ist unbedingt geboten, ich will mir meine Augen nicht ruinieren - die brauch ich noch länger [:D]

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: hanswerner</i>
    <br />ich habe an meiner G11 digitale Telkreise dran, da sollte es leicht klappen mit dem Aufsuchen per Koordinaten. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Dass du den Luxus einer G11 mit digitalen Teilkreisen hast, verrätst du ja jetzt zum ersten Mal. Dann ist das ja easy going. [:D]


    Venus springt schon bei schwacher Vergrößerung sofort ins Auge, auch im Fernglas. Merkur kann je nach Helligkeit auch mal ein paar Minuten dauern, bis man ihn endlich sieht, obwohl er permanent im Gesichtfeld war.


    Für die Sichtbarkeit (im Sinn von sehen oder übersehen) ist die Vergrößerung ausschlaggebend, nicht die Öffnung. Ich vergrößere immer von Anfang an mindestens 100fach - selbst mit kleinem Teleskop auf Fotostativ. Merkur solltest du nicht mit Übersichtsokular suchen!


    Viele Grüße
    Wolfgang

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