Wärmebildkamera als neues Werk(spiel)zeug

  • Bei einem Preis von 324,19 € und 220 x160 Pixel IR- Auflösung konnte ich nicht widerstehen. Dazu arbeitet das Ding tatsächlich in „mittellangwelligen“ IR- Bereich von 8 bis 14 my. Weitere Details siehe:
    https://www.ebay.de/itm/HT-18-…e3f569:g:u8AAAOSwi1ZdqGR6


    Hier noch mal einige Portraits der Kamera


    <b>Bild 1</b>


    <b>Bild 2</b>


    <b>Bild 3</b>


    Die Bedienung ist schätzungsweise für mäßig bis gar nicht sonderbegabte Benutzer selbsterklärend. Jedenfalls bin ich auf Anhieb damit klar gekommen. Im folgenden einige Beispiele.


    <b>Bild 4</b>



    Heute redet fast jeder vom persönlichen ökologischen Nachlass oder Abdruck. Wie Bild 4 zeigt gibt es aber auch einen höchst persönliche Infrarot- Fußabdruck. Ok, so ungefähr hab ich mir ein Wärmebild meiner Füße vorgestellt.


    Der nächste Gedanke war natürlich, was kann man damit am Himmel anstellen? Glücklicherweise war es gestern fast Vollmond und der Himmel klar:


    <b>Bild 5</b>


    Die angezeigten Temperaturen darf man hier nicht so genau nehmen, weil out of spec. Immerhin erkennt man zweifelsfrei dass die langwellige IR- Strahlung (Gegenstrahlung?) zum Horizont hin intensiver wird. Sichtbares Restlicht ist es garantiert nicht. Ich bin aber neugierig wie das im Vergleich zum SQM ohne Mond in einigermaßen klaren Nächten aussehen wird.


    Natürlich sieht die Kamera auch bei einem Himmel mit klaren Wolkenlücken und man kann statt der Falschfarbendarstellung auch schwarz / weiß einstellen


    <b>Bild 6</b>


    Bei dieser Nachtaufnahme wurde auch noch die Suchfunktion für den wärmsten/kältesten Bildpunkt aktiviert.


    Vermutlich sind die Spiegelscheifer unter uns schon darauf gekommen was man sonst noch mit dieser IR-Kamera machen kann, z.B.


    <b> Bild 7</b>


    Nach ca. 90 min ist der Rohling hier kaum noch zu erkennen weil er nämlich die praktisch die gleiche Temperatur amgenommen hat wie seine Umgebung.


    Ich hatte keine Lust dazu diesen Versuch mit einem größeren Rohling durchzuführen, weil zu langwierig.


    Zum heutigen Schluss noch ein ganz kleiner Abstecher zum Strahlungsverhalten von Gasen. Die Erfahrung zeigt ja dass die uns umgebenden Gase der Luft unsichtbar sind. Selbst sie auf Gluttemperatur bringt bleibt das so. Wie aber „sieht“ das im IR aus?


    <b>Bild 8</b>


    Alle 3 Bilder haben denselben Hintergrund, nämlich ein 5 l Plastikkanister gefüllt mit ca. 15°C kaltem Leitungswasser. Dieser strahlt natürlich weniger intensiv im IR- Bereich als die anderen Gegenstände bei ca. 22°C Raumtemperatur. Folglich sieht er im IR- Bereich ziemlich dunkel aus.


    In der Flamme verbrennt das Paraffin des Teelichtes mit dem Luftsauerstoff zu heißem CO2 und Wasserdampf. Beide Gase steigen mir de ebenfall stark erhitzten Stickstoff in einer schönen, schlanken, laminaren Fahne auf und diese Fahne strahlt ganz offensichtlich im IR-Bereich. Jeder Physiker würde erklären dass diese Strahlung nur vom heißen Kohlendioxid und/oder Wasserdampf stammen kann. Ob die Strahlung von einer der beiden dominiert ist nicht so ohne weiteres klar. Fortsetzung dazu folgt in Kürze.


    Gruß Kurt


    Nachtrag: Obiges Bild beweist nicht ob das CO2 in der Abgasfahne tatsächlich sichtbar gemacht wird. Die IR- Quelle könnte ja auch heißer Wasserdampf heiße Rußpartikel o.ä. sein. Also hab ich einige Stückchen Holzkohle zum glühen gebracht.


    Bild 8(A)


    Bei der Verbrennung von Holzkohle in Luft kann eigentlich nur CO2 oder auch C0 entstehen. Zum Glück fand ich im meinem Vorratsrauch einen ca. 5 liter Stahlzylinder mit CO2 Füllung mit einem passenden Feindosierventil. Das CO2 wurde durch mittels Gasbrenner erhitztes Rohr geleitet. Das nachfolgende IR-Foto wurde einige Sekunden nach Abschaltung des Gasbrenners aufgenommen.


    Bild 8(B)


    Heißes reines CO2 strahlt also tatsächlich im IR-Bereich.

  • Hallo Kurt,


    Danke für den Test! Dein Drang, neue Werk(spiel)zeuge auszutesten gibt uns neue Einsichten.
    Ich bin mir sicher, da kommt noch einiges von dir zu diesem Thema!
    Interessant wäre beim Abkühlen der Glasscheibe noch, wann die Temperaturdifferenz zur Umgebung unter ~1°C sinkt. Und wie stark verschiedene Teile eines Teleskops im Einsatz sich in einer Winternacht unter die Umgebungstemperatur abkühlen. Aber auch, wie stark die Temperaturerhöhung z.B. durch eine Fangspiegelheizung ist.


    Gruß,
    Matin

  • Hallo Kurt,


    oder wenn man die Dame seiner heimlichen Sehnsucht nah,
    unnahbar, an sich vorbeiflanieren sieht und das Gefühl hat,
    in dem Moment kalte Füße zu bekommen.
    Wäre dann dank Wärmebildkamera am Fußsohlenbild schnell zu dokumentieren. Statt Herzfrequenz messen.


    Ups, total am Thema vorbei, ich weiß, hat mir aber jetzt Spaß
    gemacht.


    Viele Grüße
    Marwin

  • Hallo Kurt,


    was meinst Du mit "Gegenstrahlung"? Wenn Du in den Himmel schaust, siehst Du meiner Meinung nach immer den Weltraum (3 K) und zusätzlich die Wärmestrahlung der Luftmoleküle zwischen Kamera und Weltraum. In kalten Nächten gegen Zenith sollten da sehr niedrige Temperaturen (weit außerhalb des Messbereichs normaler Wärmebildkameras) zu finden sein. Je näher Du dem Horizont kommst, um so mehr Moleküle sind im beobachteten Raumwinkel und überlagern mit ihrer Eigenstrahlung die Weltraumkälte.


    Eine der größten Schwierigkeiten bei der Interpretation von Wärmebildern ist der Emissionsgrad der beobachteten Objekte. Glas und Metalle z.B. reflektieren Wärmestrahlung meistens sehr gut, man misst dann also mehr die Wärme der reflektierten Umgebung als das Material selbst. Die Bestimmung des Emissionsgrades ist eine Wissenschaft für sich. Die Werte die man in Tabellen o.ä. findet, sind nur grobe Anhaltspunkte, weil z.B. auch die Oberflächenbeschaffenheit eine starke Rolle spielt (eine verrostete Metalloberfläche hat einen ganz anderen Emissionsgrad als eine hochglanzpolierte).


    Viele Grüße
    Sebastian

  • Hallo,


    ja das ist eine faszinierende Welt, ich hab sowas am Handy und IR Bilder machen schon Spaß, z.B. um in der Kneipe die Temperatur des servierten Kaltgetränkes kritisch zu prüfen.


    Astronomisch hat Georg Dittiè hier Pionierarbeit geleistet, da kann man sicher ansetzen.


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    VG
    Martin

  • (==&gt;) Josef,
    hab den Versuch mal mit einem etwas größeren und dickeren Rohling 159 x 25 gemacht und dabei etwas genauer hingeschaut.


    <b>Bild 8</b>


    Gemessen wurde möglichst in der Mitte des Rohlings. Nach mehr als 2 Stunden hatte ich keine Lust mehr. Aber da war der Rohling auch schon auf weniger als 0,5° C an die RT angepasst.


    (==&gt;) Martin,
    life IR- Wärmebilder am Teleskop könnten wohl sehr spannend werden. Das hab ich natürlich auch auf meiner Liste:-).


    Hallo Sebastian,
    das Fragezeichen bei Gegenstrahlung kann man wohl mit guten Gewissen streichen. Bild 5 zeigt doch schon mal qualitativ wo es lag geht. Bei nächstem klaren Himmel werde ich auch IR- Bilder von aktuellen Standort sowie im Zenit aufnehmen.


    „Eine der größten Schwierigkeiten...“


    Vielen Dank dass du auf diese „Problemchen“ hingewiesen hast. Ich kenne mich da auch etwas aus, spätestens seit meinen in folgendem aufgelisteten Aktivitäten:


    http://www.astrotreff.de/topic…RCHIVE=true&TOPIC_ID=2065
    http://www.astrotreff.de/topic…RCHIVE=true&TOPIC_ID=2126
    http://www.astrotreff.de/topic…RCHIVE=true&TOPIC_ID=8806
    http://www.astrotreff.de/topic…RCHIVE=true&TOPIC_ID=1656


    Leider fehlte mir damals so so etwas wie die oben vorgestellte Wärmebildkamera. Ich besaß aber bereits eine sog. IR- Pistole zur berührungslosen Temperaturmessung von Oberflächen.


    Hier noch ein typisches Bild IR- Spiegelbild.


    <b>Bild 9</b>


    So etwas kann natürlich auch die angezeigten Temperaturmesswerte und den Bildeindruck verfälschen.


    (==&gt;) MartinF,
    IR- Handy Bilder machen sicher Spaß, ebenso Planetenfotos. Das ist aber alles wesentlich kurzrwelliger als die hier gezeigten. Das hat doch der Georg Dittiè schön erklärt. Sehr wahrscheinlich wird man mit der preisgünstigem HT-18 nicht Profiqualität erreichen können, aber man kommt schon mal bildgebend in den „richtigen“ Wellenlängenbereich.

    (==&gt;) all,
    Zum Schluss noch zwei IR- Bildrätsel. Was ist das ?


    <b>Bild 10</b>


    <b>Bild 11</b>


    Gruß Kurt

  • Hallo Emil,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Emil Nietlispach</i>
    <br />Hallo Kurt


    Kannst du noch kurz etwas zur Prüfanordnung des Spiegels sagen. Rückseite offen oder an der Wand?


    Grüsse Emil
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Bild 12

    Dieses Foto wurde mit der Normallichtkamera der HT-18 aufgenommen.
    Der Spiegelhalter besteht aus der Frontplatte 15 mm und einer 20 mm dicken Grundplatte aus Multiplex. Zwischen Spiegel(hier noch Rohling) und vorderer Platte sind 3 Filzpads als Distanzhalter aufgeklebt. Es hat übrigens ca. 4 Stunden gedauert bis der Spiegelhalter an der Stoßstelle der Platten voll durchtemperiert war. Erst danach hab ich den kalten Rohling aufgelegt und wie oben dokumentiert gemessen. Die Einzelbilder werden automatisch sekundengenau datiert.

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Zum Rätsel: Es ist ein Baby!<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Sorry, leider Falsch! Es sind die Thermoabdrücke des Katers meines Enkels und sein rechter Fuß.[:D] Bild 10 ist ein frisch begrabschter Rohling.


    Gruß Kurt

  • Hallo Kurt!


    Ich habe gerade mal einen Vergleich zwischen deinen Messdaten und einer Berechnung für die instationäre Wärmeleitung innerhalb deines Rohling gemacht.


    Berechnungsgrundlagen:
    Plattendicke: 25 mm
    Wärmeleitfähigkeit: 1,2 W/mK
    Dichte: 2230 kg/m³
    spez. Wärmekapazität: 0,83 kJ/kgK
    Wärmeübergangskoeffizient: 10 W/m²K (Anhaltswert für ruhige Raumluft)
    Umgebungstemperatur: 21,6 °C (gemäß deinem Bild Nr.8 Mittelwert zwischen 13:16 Uhr und 13:45 Uhr)
    Starttemperatur Rohling: 14,3 °C
    Zeitdauer: 29 min. (von 13:16 Uhr bis 13:45 Uhr)


    Ergebnisse:
    Oberflächentemperatur, berechnet: 18,2 °C
    Oberflächentemperatur, gemessen: 18,4 °C
    Kerntemperatur, berechnet: 18,0 °C


    Fazit: passt!


    Für den Wärmeübergangskoeffizient habe ich den üblichen Anhaltswert für Innenräume genommen. An dieser Stelle könnte man sich noch austoben und dadurch die Rechengenauigkeit etwas steigern. Z.B. spielt es eine Rolle, ob der Rohling senkrecht steht oder waagrecht liegt. Erfahrungsgemäß lohnt der Mehraufwand aber nicht.


    Viele Grüße
    Wolfgang


    Nachtrag:
    berechnete Oberflächentemperatur nach 12 min.: 16,4 °C

  • Hallo Kurt


    Dann scheint es für die Temperaturanpassung nicht so wichtig zu sein, dass der Spiegel hinten völlig frei ist.Eine Rückwand mit Minimalabstand hätte nur wenig negativen Einfluss diesbezüglich.



    Interessant wäre der Einfluss eines Kaltluftstromes.Mit Föhn anblasen.


    Wolfgangs Rechnungen zeigen die Verlässlichkeit des Meessgerätes.


    Grüsse Emil

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Emil Nietlispach</i>
    <br />Interessant wäre der Einfluss eines Kaltluftstromes. Mit Föhn anblasen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Auch hierzu eine kleine Rechnung:


    Durchmesser Föndüse: 50 mm (kommt nicht so genau darauf an)
    Volumenstrom: 90 m³/h (Hab ich aus den Daten eines Föns, der bei Amazon verkauft wird. Soll ja auch nur ein Beispiel sein!)
    Abstand Fön - Rohling: 100 mm
    Durchmesser Rohling: 159 mm


    berechneter Wärmeübergangskoeffizient: 76 W/m²K
    Oberflächentemperatur nach 12 min.: 19,4 °C (anstatt 16,4 °C ohne Fön)


    Leider funktioniert die von mir verwendete Berechnungsmethode nur, wenn der Wärmeübergangskoeffizient auf Vorder- und Rückseite (annähernd) gleich ist. Das ist aber beim einseitigen Anblasen mit Fön nicht der Fall. Daher musste ich ein paar Abschätzungen einfließen lassen. Das Ergebnis dürfte im Rahmen dessen, was hier interessiert, trotzdem genau genug sein.


    Bitte immer bedenken, dass die Kerntemperatur des Rohlings/Spiegels hinter der Oberflächentemperatur hinterherhinkt! Je dicker umso mehr!


    Viele Grüße
    Wolfgang


    Alle Berechnungen nach:
    VDI-Wärmeatlas, Berechnungsblätter für den Wärmeübergang, Springer-Verlag, 9. Aufl., 2002


    Berechnung der Rohlingstemperatur nach Abschnitt Ec (Instationäre Wärmeleitung in ruhenden Körpern)


    Berechnung des Wärmeübergangskoeffizienten für die Prallströmung (Fön) nach Abschnitt Gk (Wärmeübergang bei Prallströmung)

  • Hallo Emil!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Emil Nietlispach</i>
    <br />Ist die Stärke des Luftstroms entscheidend?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Natürlich! Der Luftvolumenstrom ist von den Einflussparametern (Düsendurchmesser, Abstand, Luftvolumenstrom, mal abgesehen von der Spiegeldicke) die wichtigste Größe. Bei den normalen Spiegellüftern ist leider der Volumenstrom nicht bekannt. Den müsste man gezielt messen.


    Am besten wäre eine beidseitige Anströmung mit zwei Ventilatoren. Das wäre bei meinem Gitterrohrdobson sogar möglich. Bei mir sieht aber so ein Beobachtungsabend ganz entspannt aus. Daher habe ich es gar nicht eilig.


    Der Zweck einer Wärmeaustauschberechnung, so wie ich sie gemacht habe, ist, dass man sehr schnell ein Gefühl dafür entwickelt, wie sich welcher Parameter auswirkt. Man kann z.B. wunderbar die Auskühlzeiten bei verschiedenen Spiegeldicken vergleichen. Der Vorteil der Rechnung gegenüber dem Experiment ist auch, dass man Informationen über die Kerntemperatur - und nicht nur über die Oberflächentemperatur - bekommt.


    Ansonsten gilt natürlich wie meistens in der angewandten Wissenschaft: Nicht "Experiment <i>oder</i> Berechnung" sondern "beides Hand in Hand".


    Viele Grüße
    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,

    was mich interessiert wäre. ob ein schwacher Luftstrom auch schon eine merkliche Verkürzung der Anpassung bewirkt. Man im Beispiel also statt 90m3 Luft/h nur 9m3/h hätte, wie lange ginge es dann, bis er auf 19° wäre?


    Ich habe mit meinem 50cm/4cm Spiegel manchmal Anpassungsprobleme. Möchte aber keinen Ventilator einbauen, um die Simplizität des Gerätes zu wahren. Ob es da merklich besser wäre, den Spiegel etwas in den fast immer vorhandenen Wind in den Bergen zu stellen, bevor man ihn zum Beobachten einbaust, weiss ich nicht. Deshalb mein Interesse am obigen Beispiel mit sanftem Luftstrom.


    Grüsse Emil

  • Emil, Wolfgang
    denkt daran, im Freien kühlt der Spiegel mit vertikalem Blick gegen einen etwa -30°C kalten Himmel schon per Strahlung. Der begrenzende Faktor dürfte da die Wärmeleitfähigkeit im Glaskörper sein. Lüften tut man da, damit er anschließend nicht unterkühlt und beschlägt.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Kalle66</i>
    <br />im Freien kühlt der Spiegel mit vertikalem Blick gegen einen etwa -30°C kalten Himmel schon per Strahlung. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ein verspiegelter Spiegel mit den üblichen 90% Reflexionsgrad hat folglich einen Emissionsgrad von nur 10% und strahlt nur wenig Wärme in Richtung kalten Himmel. Deswegen unterkühlt der Hauptspiegel auch lange nicht so schnell, wie der Fangspiegel.


    Hallo Wolfgang, interessante Rechnung und erstaunliche Übereinstimmung mit Kurts Messung. Ist bei der Rechnung die Wärmestrahlung auch berücksichtigt?
    Den VDI Wärmeatlas hatte ich vor gefühlt 80 Jahren in den Fingern. Gibt es den heute in digitaler Form? Aber du schreibst 2002, das ist ja auch schon eine Weile her.


    Emil, auch ein 40mm dicker Spiegel ist ja noch relativ dünn. Ich schätze, dass eine leichte Luftbriese ihn wesentlich schneller auskühlen lässt. Das ist ja mit ein Grund, warum die Spiegel in offenen Spiegelzellen im Gitterrohrdobson schneller auskühlen. Hinzu kommt noch die freie Abstrahlung zum Boden. Kann Wolfgang einen Wärmeübergangskoeffizient für "leichte Briese" nennen?

  • Stathis,
    Du hast Recht. Ich hatte da fälschlich einen Rückgang des Reflexionsgrads auf 70% in Erinnerung. Fand jetzt eine Quelle, die einer Aluschicht noch über 90% zuspricht (Gold ist aber noch besser).


    http://www.lss.ovgu.de/lss_med…ung_Versuch1_2016_SGA.pdf
    Der Artikel behandelt IR-Thermografie


    Wenn die Rückseite offen ist, dann sollte eine Rettungsfolie hinterm Teleskop bei 30%-Lage zum Runterkühlen im Dunklen aber auch was bringen. Wenn Nils den Spiegel ausbaut, kann er ihn auch einfach umdrehen.

  • Hallo Kalle,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wenn die Rückseite offen ist, dann sollte eine Rettungsfolie hinterm Teleskop bei 30%-Lage zum Runterkühlen im Dunklen aber auch was bringen. Wenn Nils den Spiegel ausbaut, kann er ihn auch einfach umdrehen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ihn einfach umdrehen,das wäre mir zu gefährlich.Die verspiegelte Fläche darf ja nicht berührt werden, auch mit Handschuhen nicht.
    ( Ich gehe davon aus, dass du mit "Nils" mich gemeint hast.)[:D]


    Grüsse Emil

  • Hallo Emil!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Emil Nietlispach</i>
    <br />Ich habe mit meinem 50cm/4cm Spiegel manchmal Anpassungsprobleme. Möchte aber keinen Ventilator einbauen, um die Simplizität des Gerätes zu wahren. Ob es da merklich besser wäre, den Spiegel etwas in den fast immer vorhandenen Wind in den Bergen zu stellen, bevor man ihn zum Beobachten einbaust, weiss ich nicht. Deshalb mein Interesse am obigen Beispiel mit sanftem Luftstrom.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Bei Wärmeübergangsberechnungen hat man oft das Problem, dass die Strömungsverhältnisse nicht wirklich bekannt sind. Im Fall des Föns kennt man die Strömungsverhältnisse. Bei einem Gitterrohr-Dobson, der frei in der Landschaft steht, sieht das schon anders aus. Gleiches gilt für die Wärmeübertragung durch Strahlung. Daher ist man solchen Betrachtungen immer auf eine vereinfachte Modellvorstellung angewiesen.


    Konkret für dein Beispiel:
    Außentemperatur: 5 °C
    Spiegeltemperatur, Start: 20 °C
    Spiegeldurchmesser: 500 mm
    Spiegeldicke: 40 mm
    Vereinfacht wird der Spiegel als parallel angeströmte Platte betrachtet.
    Der Einfluss der Wärmestrahlung wird pauschal mit zusätzlichen 5 W/m²K berücksichtigt. (Üblicher Wert, wie er z.B. im VDI-Wärmeatlas bei der Wärmeübertragung an isolierten Leitungen verwendet wird.)


    Damit ergeben sich folgende Wärmeübergangskoeffizienten:
    leichte Brise (2,5 m/s): 19 W/m²K
    schwache Brise (4,5 m/s): 28 W/m²K
    mäßige Brise (7,0 m/s): 38 W/m²K
    frische Brise (9,0 m/s): 45 W/m²K
    starker Wind (12,0 m/s): 56 W/m²K


    Spiegeltemperatur nach 30 min., Oberflächentemperatur / Kerntemperatur:


    Innenraum: 14,0 °C / 14,7 °C
    leichte Brise (2,5 m/s): 10,9 °C / 11,8 °C
    schwache Brise (4,5 m/s): 9,0 °C / 9,9 °C
    mäßige Brise (7,0 m/s): 7,7 °C / 8,6 °C
    frische Brise (9,0 m/s): 7,1 °C / 7,9 °C
    starker Wind (12,0 m/s): 6,4 °C / 7,1 °C


    Man sieht an diesen Zahlen: Eine Erhöhung der Luftgeschwindigkeit reduziert die Auskühlzeit erheblich. Der begrenzende Faktor ist nicht die Wärmeleitung innerhalb des Spiegels. Das wird klar, wenn man die Wärmeleitfähigkeit testweise einfach mal auf unendlich setzt. Dann ergibt sich für "starken Wind" nach 30 min. eine Temperatur von 6,0 °C (identisch für Oberfläche und Kern). Das ist gegenüber dem realen Wert für Glas nur geringfügig kälter. Bei dickerem Glas würde das sicherlich etwas anders ausschauen.


    Viele Grüße
    Wolfgang

  • Hallo Stathis!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Stathis</i>
    <br />Ist bei der Rechnung die Wärmestrahlung auch berücksichtigt?
    Den VDI Wärmeatlas hatte ich vor gefühlt 80 Jahren in den Fingern. Gibt es den heute in digitaler Form? Aber du schreibst 2002, das ist ja auch schon eine Weile her.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Die Wärmestrahlung ist normalerweise einfach pauschal mitberücksichtigt. Prinzipiell kann man es bei Wärmeaustauschberechnungen, wenn man will, bis zum Erbrechen betreiben. In der Regel hört man aber relativ zeitig mit dem Ausfeilen solcher Berechnungen auf, da man das "allgemeine Grundrauschen der Natur" sowieso nie Simulieren kann. Im vorliegenden Fall geht es ja in erster Linie um die Auskühlzeit des Spiegels. Da passt das. Wenn es um die Unterkühlung und das Tauproblem geht, passt das natürlich nicht. Dann ist ja gerade die Differenz zwischen konvektiver Wärmeübertragung und Wärmeübertragung durch Strahlung der entscheidende Faktor.


    Ob es den VDI-WA in digitaler Form gibt, weiß ich nicht. Ich habe hier auf der Arbeit eine lose Blattsammlung und ein gebundenes Buch. Dass das Teil von 2002 ist, macht nichts. Mit den jeweils neuen Auflagen werden immer nur Kapitel ergänzt. Es ist noch nie passiert, dass eine Berechnungsmethode fundamental geändert wurde.


    Viele Grüße
    Wolfgang

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