Messier 74 und 42 bei großer Öffnung

  • Hallo Sternfreunde,


    hier sind zwei Ergebnisse, die in den letzten klaren Nächten sowie im Herbst 2019 entstanden sind. An den Fotos waren neben mir auch meine beiden Astro-Freunde Julian Zoller http://julian-zoller.com/ und Miriam Varding beteiligt. Wir sind alle 3 Hobbyastronomen, die durch Verbindungen zur Universität, während wir mit unseren normalen Teleskopen auf dem Königstuhl in Heidelberg beobachten, auch das 700/5600 RC der Landessternwarte Heidelberg nutzen können. Neben "amateurwissenschaftlichen" Projekten (Exoplaneten, Gaia-Microlensing Events und Asteroidenbeobachtung) kommen dabei auch Astrofotos zustande.


    Messier 74:

    Nachdem wir bisher durch mehrere erfolglose Versuche dieses Objekt mit unseren 8-10" Newtons bzw. RCs zufriedenstellend zu fotografieren, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir diesem "lästigen Ding" mal mit der großen Öffnung des Sternwartenteleskopes herr werden müssen. Meiner Meinung nach, kann man hier bereits schon ein bisschen die Schönheit dieses Objekts erahnen.


    Aufnahmedetails:
    Kamera: SBIG STX-16803 geguidet mit ASI 178mm
    L: 26*300 sec bin2x2
    R: 12*300 sec bin3x3
    B: 12*300 sec bin3x3
    Ha: 12*300 sec bin3x3


    Da der V-Filter am Teleskop kaputt ist mussten wir uns mit einem synthetischen Grünkanal zufrieden geben, ich hoffe die Farben kommen doch gut heraus. Bildbearbeitung insgesamt über 20h in Pixinsight.
    Welche Methoden benutzt Ihr zum Ersetzen eines Grünkanals? Wir haben R und B gemittelt.


    Messier 42:



    Da der Mond mal wieder störend am Himmel war und wir wenig Zeit hatten mussten wir auf ein helles Schmalbandobjekt ausweichen. Außerdem gibt's im Orionnebel gefühlt immer etwas Neues zu entdecken.


    Aufnahmedetails:


    Kamera: SBIG STX-16803 geguidet mit ASI 178mm
    Ha: 12*300 sec + 120*10 sec
    RGB: 60*120 sec + 60*10 sec + 60*60 sec
    von Miriam Varding mit ihrem GSO RC8 und Canon 600Da (an sich schon ein sehr beeindruckendes Bild)


    Bearbeitung in Pixinsight und Photoshop, HDR Composition, Schärfung mithilfe von Dynamic PSF und Deconvolution. Wie sind Eure Erfahrungen mit der Schärfung von hellen Nebeln, welche Methoden nutzt Ihr?


    Wir freuen uns über konstruktive Kritik und Vorschläge für neue Objekte. Mit der beginnenden Galaxy-Season gibt es ja einiges an interessanten Objekten.


    CS Jan

  • Hallo, Jan, Julian und Miriam,


    tolle Ergebnisse präsentiert Ihr hier! Gefallen mir sehr gut! [8D]
    Die Tiefe und Auflösung ist beeindruckend.


    Neue Ideen für das Frühjahr?
    Falls Ihr es bis Ende Februar 2020 noch hinbekommt: M64 wäre für ein größeres Gemeinschaftsprojekt für mehrere Kollegen interessant! Der Kollege Ralf, "30sec" bearbeitet als Einziger (da er die größte Erfahrung darin hat) alle Daten aus einem großen Datenpool. Bis März 2020 will er das Ergebnis an einen großen Fotowettbewerb weiterleiten.
    Hier der link mit allen wichtigen Hintergrundinformationen:


    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=236392


    Ich hatte unser Vorhaben auch mal in CN auf englisch zusammengefaßt, falls Ihr nicht soviel lesen wollt:


    https://www.cloudynights.com/t…ternational-m-64-project/


    viele Grüße und häufiger cs
    Andreas

  • Hallo Andreas,


    freut mich, dass Dir unsere Bilder gefallen. Wir sind bereits in Kontakt mit Ralf und wollen uns daran beteiligen.
    Haben uns überlegt einerseits ein paar Stunden mit der SBIG zu machen um die Bildtiefe zu verbessern, aber auch mithilfe eines Reducers das Öffnungsverhältnis auf f/5 herunterzubekommen und dann Kurzbelichtungen mit einer ASI 178 zu machen.
    Bin mal gespannt wie das wird, bisher hatten wir trotz 500m ü.n.N. immer Probleme mit Nebel und Wolken in der zweiten Nachthälfte.


    CS Jan

  • Hallo Jan,


    das sind tolle Photos, mit viel Aufwand erstellt! Probiert doch einmal einen der neuem 3- oder 4-Kanal Multischmalbandfilter (TriBand bzw. QuadBand Versionen) mit einer Farbkamera aus. Die gibt es ua. von Altair Astro, oder wenn es erheblich teurer werden darf, von OPT-Triad. Das spart erheblich an Belichtungszeit ein, da alle Kanäle (H-alpha/H-beta, O-III und S-II) schmalbandig gleichzeitig erfaßt werden. Daher sind diese Filter nur mit einer Farbkamera sinnvoll, die Bayer-Matrix erzeugt die unterschiedlichen Farben.


    Grüße, Gerd

    Es schaute mich an - und ich schaute Es an.
    Und errötend wich Es zurück - das Universum.


    Bresser 102/460 | Tasco 76/1200 | Tasco 60/1200 | Tasco 60/900 | Tasco 60/700 | Tasco 50/600 | Minolta Bino 10x42 | Kasai s'Gucki 2.3x40

  • Hallo Gerd,


    freut mich, dass Dir das Bild gefällt! Die Idee hört sich auf jeden Fall mal interessant an. Habe in letzter Zeit auch mitbekommen, dass diese Multischmalband immer populärer werden, ist ja an sich auch ein sehr schlaues Konzept wie man Farbkameras (ohne durch die Bayer-Matrix effektiv an Fluss zu verlieren) am Besten für Schmalband nutzen kann. Was wir mit unserem limitiertem Equipment in die Richtung mal versuchen könnten wäre einen relativ schmalen UHC-Filter mit einer ASI 071mc pro zu verwenden. Das würde dem ganzen wohl am nähesten kommen. Ich selbst fotografiere nur Mono mit Filterrad sowohl am 70er als auch an meinem Newton. Sind gerade dabei einen Adapter zu basteln, mit dem man vom M74*0.75 Zeiss-Gewinde des Sternwartenteleskops auf ein M48 Gewinde herunterkommt um dann das "normale" Amateurequipment zu verwenden.


    Viele Grüße und hoffentlich demnächst mal wieder CS,
    Jan

  • Außerordentlich schön die Aufnahmen die ihr hier präsentiert[^]
    Vor allem das Orion-Zentrum find ich sehr tief.


    Nur bei M74 habe ich das Gefühl das mit der Justage des Scopes etwas nicht stimmt, oder irgendwo eine Verkippung vorliegt, irgendwie sind die rechts so "bauchig".


    MfG
    Chris

    WO RedCat 51 / Omegon veTec533 / UMI 17 Harmonic Mount / SVBony SV165 & SV 305M Pro ;)

  • Hallo Chris,


    danke, wir waren auch erstaunt wie viel Detail sichtbar wurde. Dafür waren die 120*10sec bestimmt gut. wir hätten lieber noch kürzere Belichtungen gemacht, aber die Auslesezeit der SBIG ist ungefähr 7sec, das wird dann zeitlich ineffizient [:D]
    Das stimmt, wir haben das schon länger bemerkt und sind uns noch nicht sicher was die Ursache ist. Verkippte Filter können wir ausschliessen, wenn man ohne Filter fotografiert gibt es das Problem auch. Wir werden uns mal stark defokussierte, helle Sterne anschauen. Vielleicht findet man da was. Wenn man das behebt, steigert sich die Bildschärfe bestimmt noch einmal.


    LG und CS,
    Jan

  • Hallo, Jan, Julian und Miriam,


    was ich beim M64 Projekt noch anmerken möchte:
    Wenn es Ralf auch um eine Steigerung der Tiefe geht:
    es gab in den USA einen Kollegen, der feststellte, dass ein 10" f/8 Teleskop bei gleicher Gesamtbelichtungszeit um ca. 1 Magnitude tiefer kommt als ein 10" f/5 Teleskop. Er selbst belichtete mit seinem Meade 14" immer lange 10 min bei f/10, d.h. große Brennweite. Also vielleicht doch längere Einzelbelichtungen...? ca. 0,5"/Pixel sollten schon erreicht werden...
    Mit Eurem 28" Teleskop solltet Ihr bei 3, 4, 5h bei dunklem, klarem Himmel schon jenseits der mag24 sein...und damit wohl schon so tief, wie alle unsere Aufnahmen mit unseren kleinen Teleskopen zusammen!
    Vielleicht denkt Ihr mal drüber nach...hier der link:


    https://www.cloudynights.com/t…mag-25-what-does-it-take/


    viele Grüße und cs
    Andreas

  • Hallo Jan,


    tolle Aufnahmen habt Ihr da, schade dass der V-Band Filter des Teleskops hin ist. Da wird wohl absehbar kein Ersatz möglich sein. Ihr habt aber auf jeden Fall tolle Ergebnisse erzeugt.


    CS
    Jörg

  • Hallo Andreas,


    interessante Anmerkung, die Du da machst. Ich bin etwas verwundert, dass das funktionieren soll. In der Vorlesung für Astronomische Instrumentierung habe ich genau das Gegenteil gelernt. Dort wurde es wie folgt erklärt: Bei einer geringeren Brennweite wird die gleiche Menge an Photonen (diese hängt ja nur von der Öffnung des Teleskopes ab) eine kleinere Fläche (also weniger Pixel) fokussiert, somit ist der effektive Fluss (Photonen/s*Fläche) höher. Bei einem gleichen Dunkel- und Ausleserauschen erhält man dann ein besseres Signal-Rausch Verhältnis. Allerdings passiert das Gleiche natürlich auch mit dem Himmelshintergrund, man muss also eine gründliche Hintergrundsubtraktion machen um die großskalige Struktur des Hintergrunds gegenüber der kleinskaligen Struktur des Objektes abzuziehen. Dann sollte das Signal-Rausch-Verhältnis auch zusätzlich besser werden. Natürlich verliert man dadurch, dass man weniger Pixel pro Bogensekunde nutzt natürlicherweise an Auflösung. Also das wäre mein physikalisches Verständnis dieses Problems. Es wäre natürlich aber interessant, das Ganze trotzdem mal methodisch auszuprobieren. Also gleiche Kamera, gleiches Objekt, ähnlicher Himmel in der gleichen Nacht. Dann könnte man für beide Teleskope den Fluss pro Quadratbogensekunde und das Signal-Rausch-Verhältnis an einem bestimmten Stern/Objekt ausrechnen. Ich bin jedenfalls immer gerne offen dafür nachzuprüfen ob meine Intuition falsch ist :)
    Wir haben definitiv vor, lange Einzelbelichtungen für die Tiefe und Kurzbelichtungen für die Schärfe im Zentrum, dort brauchen wir ja keine gute Tiefe.



    Hallo Jörg,


    Danke für das Kompliment. Der V Filter ist wirklich ärgerlich, das macht die Bearbeitung der Farbdaten wirklich viel komplizierter auch wenn man nicht so viele Strukturen verliert. Wir sitzen dadurch oft viele Stunden daran, den Rot und Blau-Kanal so zu vermischen und zu fein-tunen, dass es halbwegs realistisch aussieht. Leider ist die Uni nicht bereit einen teuren, neuen Filtersatz (50*50mm quadratisch) zu bestellen nur weil ein Filter kaputt ist, der für die wissenschaftlichen Dinge die dort getan werden nicht so wichtig ist. Wir probieren demnächst aus die Farbe durch unsere Amateurteleskope aufzunehmen. Klar wird die Pixelskala unangenehm verschieden sein, das macht uns etwas Sorgen. Naja die Tests werden zeigen inwiefern es geht.


    LG und CS,
    Jan

  • Hallo, Jan,


    ich habe eigentlich nur die amerikanischen Anmerkungen des in der Astrofotografie sehr versierten, leider 2019 verstorbenen Kollegen Richard Johnson, übersetzt und war selbst auch verwundert über seine Aussagen. Der Kollege hat seit ca. 50 Jahren zuerst mit analogem Film, danach digital fotografiert und sehr große Erfahrungen, zuerst visuell, danach nur noch fotografisch. Auch beruflich war er sehr qualifiziert und hoch angesehen.
    Ich war auch überrascht, dass man an einem sehr dunklen Standort mit sehr guter Transparenz, relativ hoher Brennweite 3650mm, bei f/10 mit einem 14" Zoll Teleskop und einer CCD mit großen Pixeln in 2h schon so tief kommt.
    Dies sind die Ergebnisse der meisten seiner Bilder (ca. 1600). Ich selbst bin von der Tiefe beeindruckt, vor allem, wenn man die recht kurze Gesamtbelichtungszeit berücksichtigt, meistens nur 100 min.:
    Ich nehme an, die 14" sowie vor allem der sehr transparente Himmel in Minnesota, USA, und auch die Kamera mit den großen 9µm Pixeln spielen eine Rolle...


    http://images.mantrapskies.com/search


    viele Grüße und häufiger cs
    Andreas

  • Hallo Andreas,


    Du hast Recht, diese Aufnahmen sind wirklich beeindruckend. Da sieht man echt wie wichtig ein guter Himmel ist um eine gute Tiefe in den Bildern zu bekommen. Da stecken wir in Heidelberg schon ziemlich dick in der Suppe drin... Das merkt man vor allem in der Bildbearbeitung, die Einzelframes sehen oft grauenhaft aus, sind von Gradienten durchzogen, sodass man vor der DBE kaum etwas sieht. Das Ganze hat man bei wenig Lichtverschmutzung wahrscheinlich nicht so sehr. Nur leider ist für uns leider auch die "Black night a long way from home".


    Lg und Cs,
    Jan

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