Was ist das in den Plejaden ?

  • Hi Zusammen,


    In der Nacht vom 30.12.2019 zwischen 01:00 und 04:00 hatte ich den linken Teil der Plejaden für ein Mosaik mit meinem 10" F4 Newton (1000 BW) abgelichtet.
    (Auf den Einzelbildern ist auf keinem etwas von diesem Phänomen zu erkennen hatte die alle mit Extremstretch im Blink in Pixinsight angeschaut.)
    Als ich vor einigen Tagen dann das Teleskop Bild bearbeitet habe dachte ich es sei ein Artefakt Fehler vom Mosaik Zusammenrechnen oder sowas, habe es dann weg retouchiert ohne mir weiter Gedanken darüber zu machen.


    Heute sitze ich an der Bearbeitung eines Plejaden Widefields welches fast Zeitgleich am Star Adventurer mit dem Samyang 135 F2 lief.


    Da taucht doch dasselbe Artefakt wieder auf [?][?][?][?]
    Das Widefield ist in 2 Nächten Entstanden ebenfalls am 30.12.2019 zwischen 02:00 und 03:30 und am 30.12.2019 von 21:00 bis 31.12.2019 02:00 Uhr.


    Da 2 Kameras im Einsatz waren kann ein Chipfehler oder Schmutz etc. ausgeschlossen werden.


    Nachfolgend einige Fotos des Phänomens:


    ACHTUNG siehe Text ganz am Ende es sind sogar mehrere dieser Artefakte im Bild...


    Übersichtsaufnahme Teleskop zur lokalisierung des Objekts (Gestacktes Summenbild


    Nahaufnahme Teleskop


    Übersichtsbild Widefield


    Nahaufnahme Widefield



    Das Objekt ist lustigerweise auch nichtmehr am selben Ort es ist leicht gewandert, ich habe die vorherige Position mit einem gelben Kreis jeweils markiert





    Habt Ihr eine Idee was das ist, hat jemand kürzlich ebenfalls die Plejaden fotografiert am besten in denselben Nächten und dieses Phänomen auf seinem Summenbild festgestellt?




    Beim weiteren Bearbeiten des Widefieldes ist mir aufgefallen dass es sogar weitere dieser roten Artefakte im linken unteren Bereich hat...
    Ein ziemlich Identisches ist gleich etwas darunter, rechts unten ist sowas wie ein rotes x und auf der linken Seite noch ein ganz schwaches.
    Ich verlinke hier das Bild in voller Auflösung:
    http://www.xsplendor.ch/img/trash/plej.jpg

  • Hi Simon,


    es koennte sich um ein Artefakt handeln. Auf beiden Bildern (nicht den Ausschnittsvergroesserungen) befindet sich punktsymmetrisch zur Feldmitte ein heller Stern. Und die Plejaden sind aufgrund ihrer Vielzahl heller Sterne anfaellig fuer Geisterbilder, die beispielsweise durch Doppelreflexion an den Glasluftflaechen des Komakorrektors entstehen koennen. Wenn ich einen neuen Korrektor kaufe, benutze ich gerne die Plejaden als Testobjekt.


    Ein Sternfreund hatte mir mal das Bild einer Edge-On-Galaxie in den Plejaden gezeigt, die er vor vielen Jahren auf Film ablichtete. Wir fanden dann heraus, dass ein heller Stern gerade ausserhalb des Bildfeldes dergestalt auf die messerschneidenartig ausgefuehrte Umrandung der Filmebene traf, dass sein Licht einen streifenden Reflex auf dem Film hinterliess.


    Du kannst das testen, indem Du nacheinander ein Bild mit dem gleichen Pointing wie Dein oben gezeigtes Bild machst, um dann das Bild zu verschieben, sodass die Zone des Objektes z.B.am rechten unteren Rand abgebildet wird. Ist das Objekt dann verschwunden bzw. hat es dann seine Position (und vielleicht auch Form) veraendert, dann ist es ein Geisterbild.


    Edit: Es kann auch ein relativ scharfes Sternbild sein, das sich bei Bildverschiebung (von Einzelbild zu Einzelbild, z.B. durch Aufstellungsfehler) relativ zu den Sternen verschiebt. Diese These liesse sich durch Kontrastieren eines Einzelbildes ueberpruefen.

  • Hi Jürgen,


    Das Komische ist ja aber dass es mit 2 verschiedenen Kameras und verschiedenen Optiken aufgetreten ist.
    Am Samyang (Fotoobjektiv) gibts ja keinen Komakorrektor.


    Zudem habe ich schon mehrfach genau mit derselben Kombi Fotos gemacht und noch nie solch ein Artefakt entdeckt.

  • Hi Simon,



    dass das zwei verschiedene Kameras waren, war mir in der Spaete der Nacht entgangen. Welches Stacking verwendest Du? Bei DeepSkyStacker gibt es eine Option, Hotpixel zu entfernen. Ich vermute naemlich jetzt Pixeldefekte. Ich hatte nochmal einen Blick darauf geworfen, und die elongierte Struktur koennte die Drift des Objekts ueber den Chip repraesentieren. Es wird ja immer auf die Sterne gestackt, waehrend die Pixeldefekte "wandern".


    Wenn die Laenge des Objektes sich mit der Aufnahmebrennweite skaliert, kann das auf die Signatur des periodischen Fehlers hinweisen, der sich beim Stapeln der Bilder in der Drift der Pixeldefekte manifestiert. Oder aber es ist ein reales Objekt.


    Eine andere Klaerungsmethode ist, nur ein einziges Bild zu betrachten. Entweder ein Rohbild, oder "gestacked" (wobei es ja nicht viel zu Stacken gibt, aber eben alle Korrekturen wie Darks, Flats und Bias angewendet werden wie beim vollstaendigen Stapel). Siehst Du dort an der Position auch die ganze Struktur oder nur einen singulaeren Pixeldefekt?


    Ich sehe drei Striche nebeneinander, der mittlere ist etwas kuerzer. Dass das drei Kometen im Parallelflug sind, ist doch eher unwahrscheinlich. Hast Du die Belichtung zweimal unterbrochen und das Teleskop beruehrt, sodass sich die Signatur, die der Pixeldefekt beim Stapeln auf das Sternfeld als Referenz auf dem Bild abgibt, in Deklination leicht verschoben hat?

  • Hallo,


    interessant! Wenn ein Bild an 2 Nächten entstand und eins davon einen Positions-Unterschied aufweist zum Bild der anderen Kam und Nacht, dann müßte doch das Objekt 2mal im Bild sein, oder? Einmal an derselben Position wie im anderen und einmal an neuer Position.
    Jedenfalls könnte die Lauflänge der Figur bei gegebener Belichtungsdauer zur Position einen Zusammenhang ergeben über die zeitliche und räumliche Distanz in den Aufnahmen. Ließe sich ja überprüfen. Dann isses heute 6 mal soweit.


    Könnte aber auch ein Copyright-Zeichen einer Demoversion einer BB-Software sein. Wurde alles mit derselben BB bearbeitet?


    Nochmal zum Setup:
    - 2 getrennte Montierungen
    - 2 getrennte Objektive bzw Optiken
    - 2 getrennte Kameras
    - eine Aufnahme beinhaltet 2 Nächte
    - die andere Aufnahme beinhaltet 1 Nacht


    ist das soweit richtig?


    Du müßtest dann folgendes Bildmaterial haben:
    - Kam1, Nacht1: Bildersatz#1
    - Kam2, Nacht1: Bildersatz#2
    - Kam2, Nacht2: Bildersatz#3


    In deinem Post sehe ich nur 2 Satz Bilder, richtig?



    Der ScienceFiction-Ansatz: du hast das Fermi-Paradoxon widerlegt: es sind die Klingonen, deren Tarnvorrichtung einen Defekt hat! [:D]


    Kann ausgeschlossen werden, daß es sich um eine Reflexion einer externen Lichtquelle (Laterne, Haustür-LED, etc...) handeln, die auf beide Kameras am selben Standort gewirkt haben könnte? Ich mag solche Rätsel, aber erstmal brauche ich eine stabile Datenbasis, daher die vielen Rückfragen.[;)]


    Grüße und CS!
    Okke

  • Hi Zusammen,


    Gestackt wurde in Pixinsight mit Sigma Clipping, Workflow schon X-mal durchgeführt an anderen Deepsky Objekten und noch nie solch ein Artefakt entdeckt.


    Auf Einzelbildern ist das Objekt nirgends erkennbar.


    Copyright Zeichen fällt weg da alles Originalprogramme mit gültiger Laufzeit.


    (==>)Okke alles soweit richtig, die Widefields (aus 2 Nächten) habe ich natürlich zu einem Bild zusammengestackt.


    Theoretisch stand im Süden ein Hotel mit störender Beleuchtung aber aufgrund Tauschutzkappe / Gegenlichtblende konnte dieses Licht nicht von vorne in die optik gelangen.
    Die Plejaden waren zum Aufnahmezeitpunkt im Zenit und dann langsam sinkend richtung westen.
    Weiter stehen wir seit Jahren an diesem Aufnahme Standpunkt mit dem Hotel und ebenfalls noch nie solche Artefakte in der Vergangenheit.

  • Hi Simon,


    ist auf Einzelbildern an der Stelle des Objektes irgendein Pixeldefekt?


    Meine Vermutungen:


    - Pixeldefekte, die im Stapel durch Nachfuehrungenauigkeiten der Montierung verschmiert werden (die Software stapelt ja die Sterne aufeinander)


    - Geisterbilder, die sich ebenfalls durch Nachfuehrungenauigkeiten gegensinnig bewegen. Hierfuer spricht, dass Dir das bei anderen Objekten noch nie aufgefallen ist. Dagegen spricht, dass Du dies bei beiden Kameras und mit unterschiedlichen Optiken siehst.

  • Hallo Simon,


    wenn in den Plejaden etwas Unbekanntes auftaucht, dann denke ich zuerst an einen Kleinplaneten. Beim Blick auf deine Bilder ob der verwaschenen Struktur hatte ich das aber verworfen. Doch wenn die Aufnahmen per Sigma gestackt sind, können Kleinplanetenspuren schon mal so matschig werden.


    Guide zeigt für deine Aufnahmezeitpunkte an den Positionen den Kleinplaneten (416) Vaticana mit 13,1 mag. Kombiniere die Bilder doch mal per Average, dann wird man die Spuren des Kleinplaneten deutlich sehen.


    Grüße
    Sven

  • Jepp,
    das würde ich auch sagen. Kleinplaneten, die weggerechnet wurden. Übrig bleibt der "Böse" weil unscharfe Rotkanal, da greift das Sigma nicht und es bleiben Ränder. Beim Kometenstacking und Sigma-Clipping sehen bei mir alle Sterne so aus ;)
    Sven hat die KPs ja schon identifiziert. ich könnte aber auch noch mal "gegenrechnen" (schauen)
    Viele Grüße,
    ralf

  • servus Simon,


    ich tippe auf den Sigma-Stacking-Rest des Kleinplaneten (416) Vaticana.


    Dessen Koordinaten waren am 2019 12 30.2: 03h 48m 26.3s +23° 46' 21"
    Helligkeit 13.m1
    Bewegung in Rektaszension 20"/Stunde, Bewegung in Deklination: keine.
    Das passt ziemlich gut zu Deiner Aufnahme.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Wow Ihr seid spitze [8D]


    Habe das bild mal ohne rejection (Sigma) gestackt und siehe da tatsächlich eine Bahn, ich würde sagen das Mysterium wurde von euch gelüftet Danke vielmals.


    Also was ist das genau "Kleinplanet" einfach ein Asteroid aus dem Asteroidengürtel?


    Für eine Entdeckung sind wir jedoch ein bisschen spät drann. [:D][:D][:D]
    Discovery date 4 May 1896


  • Oh, genial! Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich hatte wohl die Stapelresiduen falsch interpretiert.


    2013 fand ich mal auf einer Aufnahme gleich drei Kleinplaneten, und das bei 2m Brennweite! Ich nahm M74 in den Fischen auf, und Jupiter stand 60 Grad weiter oestlich. Lagrangepunkt ... ich hatte mitten durch die Trojaner gepiekst.


    Solche "Stoerenfriede" kann man sich ja mal gefallen lassen. [:)]

  • Hallo Simon,
    das mit dem Entdecken können wir uns abschminken seit es automatische Suchprogramme gibt.
    In diesem Jahr 2020 sind schon ca. 20 neue gefunden worden. https://www.spaceweather.com/ (runter scrollen)
    Aber man kann nach "erst kürzlich entdeckt" suchen, und da gibt es schon einige die eine 2000er Nummer tragen und für uns recht einfach sichtbar sind. Man kann an Regentagen auch in alten Bildern rumsuchen. Die Seite hilft dabei sehr: https://minorplanetcenter.net//cgi-bin/checkmp.cgi
    Viele Grüße,
    ralf

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