Exoplaneten-Namen: Planet Neri umkreist Stern Mago

  • <b>Bei der deutschlandweiten Abstimmung über die Benennung des Exoplaneten-Systems HD 32518 hat sich der Vorschlag eines Physikkurses aus Neckargemünd durchgesetzt: Der Exoplanet HD 32518 b wird in Zukunft unter dem Namen „Neri“ seinen Stern „Mago“ umkreisen. Die Namen nehmen Bezug auf das Sternbild Giraffe, in dem sich Planet und Stern befinden: Der Mago-Nationalpark in Äthiopien, durch den unter anderem der Fluss Neri fließt, widmet sich unter anderem den Schutz von Giraffen.</b>


    Die deutsche Öffentlichkeit durfte einem Exoplaneten und seinem Stern einen Namen geben. Bis zum 20. September hatten wir Vorschläge gesammelt. Ab Mitte Oktober bis Mitte November durften alle Menschen, die in Deutschland wohnen oder eine deutsche Schule im Ausland besuchen, über fünf der Vorschläge online abstimmen. Planet und Stern tragen bislang lediglich eine Katalognummer: HD 32518 ist der Stern, HD 32518b ist der Planet.


    Dass Exoplaneten, also Planeten, die einen anderen Stern umkreisen als die Sonne, einen echten Namen erhalten, ist äußerst selten. Bislang gab es erst eine entsprechende Aktion, im Jahre 2015. Ein Namensvorschlag aus Deutschland wurde damals nicht ausgewählt. Dieses Jahr hatte Deutschland einen „eigenen“ Planeten, den wir benennen durften.


    Anlass der Aktion ist das hundertjährige Bestehen der Internationalen Astronomischen Union als weltweite Organisation der professionellen Astronomen. Dazu wurde weltweit in mehr als 110 Ländern über die Benennung je eines Exoplaneten-Systems abgestimmt. Insgesamt gingen dabei 360.000 Namensvorschläge ein, und 420.000 Menschen gaben eine Stimme für eine der zur Abstimmung stehenden Namenskombinationen (Stern und Planet) ab. Der Stern war jeweils so gewählt, dass er von dem entsprechenden Land aus bereits mit einem kleinen Teleskop sichtbar ist.


    Der Planet HD 32518 b ist ein Riesen-Jupiter mit rund der dreifachen Jupiter-Masse. Er wurde 2009 von Michaela Döllinger (damals bei der ESO), Artie Hatzes (Landessternwarte Tautenburg [LST]), Luca Pasquini (ESO), Eike Guenther (LST) und Michael Hartmann (LST) mit der sogenannten Radialgeschwindigkeitsmethode entdeckt. Der Stern mit der Katalognummer HD 32518 ist ein roter Riesenstern im nördlichen Sternbild Giraffe.


    Das Sternbild Giraffe inspirierte eine ganze Reihe der Schüler*innen, Kindergartenkinder und Amateurastronom*innen, die Vorschläge einreichten. Dazu gehörte auch der Physikkurs der Kursstufe von Dr. Inge Thiering am Max-Born-Gynasium Neckargemünd, deren Vorschlag unter die letzten fünf kam und jetzt mit 3414 von 8720 abgegebenen Stimmen als klarer Sieger aus der Online-Abstimmung hervorging: Mago ist der Name eines äthiopischen Nationalparks, der insbesondere auch dem Schutz von Giraffen dient, und Neri ist ein Fluss in eben jenem Nationalpark. Sollten um Mago noch weitere Planeten entdeckt werden, könnten sie die Namen von weiteren Flüssen der direkten Umgebung erhalten.



    Schulklassen, Kindergartengruppen und Amateurastronomische Vereinigungen waren ab dem 7. Juni 2019 aufgerufen, Namensvorschläge einzureichen. Bis zum Einsendeschluss am 20. September 2019 waren 264 Namensvorschläge eingegangen.


    Diese Vorschläge hatte sich eine Kommission, bestehend aus
    - Dr. Michaela Döllinger (Landessternwarte Tautenburg, Mit-Entdeckerin des Planeten)
    - Prof. Dr. Thomas Henning (Max-Planck-Institut für Astronomie, Heidelberg)
    - Dr. Carolin Liefke (Vereinigung der Sternfreunde e.V., Astrotreff [;)])
    - Dr. Markus Pössel (National Outreach Coordinator für Deutschland der - Dr. Ruth Titz-Weider (DLR, Institut für Planetenforschung, Berlin)
    - Prof. Dr. Joachim Wambsganß (Präsident der Astronomischen Gesellschaft)
    näher angesehen. Eine Reihe der Vorschläge konnten leider von vornherein nicht weiter berücksichtigt werden ­– sie verstießen gegen die Regeln für die Namen für Planeten und Sterne [siehe http://www.nameexoworlds.iau.org/naming-rules] oder sie stammten nicht aus dem Kreis der Vorschlagsberechtigten. Die Auswahl der letzten fünf Namen, über die dann abgestimmt wurde, war der Kommission nicht leicht gefallen, denn es waren eine ganze Reihe fantasievoller und schöner Namen dabei.


    Bei der Online-Abstimmung vom 15. Oktober bis zum 14. November entfielen auf die fünf verbleibenden Vorschläge die folgenden Stimmenzahlen:
    Reticulata/Peralta: 1348
    Neri/Mago: 3414
    Rosenrot/Schneeweißchen: 2140
    Pioneer/Voyager: 1083
    Gulliver/Brobgingnag: 735
    Insgesamt: 8720


    HD 32518 b, der jetzt Neri heißen wird, ist ein Exoplanet, also ein Planet, der einen anderen Stern als die Sonne umkreist, nämlich den Stern HD 32518, der jetzt Mago heißen wird. (Die numerischen Bezeichnungen sind astronomische Katalognummern. HD steht für den US-amerikanischen Henry-Draper-Katalog aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.)


    Der Planet HD 32518 b ist ein Riesen-Jupiter mit rund der dreifachen Jupiter-Masse. Er umkreist seinen Stern alle 157,5 Tage. Der Planet wurde 2009 von Michaela Döllinger (damals bei der ESO), Artie Hatzes (Landessternwarte Tautenburg [LST]), Luca Pasquini (ESO), Eike Guenther (LST) und Michael Hartmann (LST) mit der sogenannten Radialgeschwindigkeitsmethode entdeckt.


    Der Stern mit der Katalognummer HD 32518 ist ein roter Riesenstern im nördlichen Sternbild Giraffe. Er hat ungefähr dieselbe Masse, aber einen zehn Mal größeren Durchmesser wie die Sonne. Das unscheinbare Sternbild Giraffe (Kamelopard) liegt in der Nähe des Polarsterns. HD 32518 ist mit dem Fernglas, für sehr geübte Beobachter unter besten Bedingungen auch mit bloßem Auge sichtbar.


    Weitere Infos auf den Seiten des Hauses der Astronomie unter http://www.haus-der-astronomie…tuelles/nameexoworlds2019

  • Hallo,


    das verstehe ich nicht. Wir bekommen in Deutschland die Chance einen Stern mit einem Exoplaneten zu benennen und wir benennen es nach etwas äthiopischem? Wenn schon Nationalpark und Fluß, warum dann nicht Watt und Elbe?


    Gruß


    Heiko

  • Hmm, wenn ich mir die Zahlen derer, die sich zu einer Stimmabgabe durchringen mochten angesichts der Auswahl, so erinnern mich die Zahlen ziemlich an die Beteiligung an so einer gewissen Abstimmung des ADAC vor einigen Jahren. Da fanden sich wohl nicht wirklich viele in den zur Wahl gestellten Vorschlägen wieder. Ging mir selbst auch so.


    CS.


    Hubertus

  • Hallo Caro,


    wenn du schon nachfragst: Mit meiner Astro-AG und Schulklasse hatte ich den Namen des aus dem Sauerland stammenden Astronomen und Mathematikers Caspar Vopelius vorgeschlagen, für den Planeten oder die weiteren noch zu entdeckenden seinen Geburtsort Medebach und Wirkungsstätten wie Glindfeld oder Köln.
    Nach Vopelius ist noch rein gar nichts benannt, mag dran liegen, dass die Vopelius-Forschung erst seit den 90ern erst richtig angelaufen ist.


    Ich werde auf den Vorschlag bei künftigen Gelegenheiten noch mal zurück kommen.


    CS.


    Hubertus

  • Hallo Caro,


    nö, mit den Namen von Maschinen mochte ich mich tatsächlich nicht anfreunden - Dagegen war ich überaus angetan von dem Echo in unseren Astro-Szenen (soweit ich gestützt auf Literatur das rumsprach natürlich), dass ich einen aus unseren Breiten stammenden Astronomen vorgeschlagen hatte, den zwar fast noch keiner bis dahin gekannt hatte, nach dem, soweit ich recherschieren konnte, aber bislang noch gar Nichts benannt worden war. Aus der Region, aus der der Vorgeschlagene stammt, war das Echo groß.


    Die Kriterien für die Vorschläge waren ja so gegeben, dass vorgeschlagene Personen über 100 Jahre schon verstorben sein sollten (damit auch niemand vorgeschlagen wird, nach dessen Hinscheiden sich bald niemand mehr interessiert.)


    Wir brauchen hier postum nicht mehr ein neues Fass auf machen: Im Rahmen der Gender-Debatten hätte man/ich ja auch eine Astronomin vorschlagen können. Wenn die allerdings schon 100 Jahre verstorben sein sollte, hätte man sich nach Astronominnen umschauen müssen, deren Hauptschaffensperiode fast noch ins 19. Jhdt. fielen. Da ist die Luft halt noch dünn und nach deiner Namesvetterin Herschel ist ja bereits was benannt. Ein langes Leben sei dir unbedingt gewünscht, aber nach den Kriterien hätte man z. B. den Vorschlag "Liefke" wohl frühestens in der 2. Hälfte des 22. Jhdts. machen können.


    Ich kenne ja auch nicht die Anzahl der Vorschläge und deren Originalität, wollte auch nur bemerkt haben, dass selbst der Siegervorschlag wohl kaum mehr Stimmen erhielt, als die Mitglieder der vorschlagenden Einrichtung/Schule, deren Lehrer, Schüler und Verwandte.


    Ich kann mir gut vorstellen, dass es euch schwierig fiel, die (mögl.) Flut von Vorschlägen auf nur 5 zu reduzieren.


    CS.


    Hubertus

  • Hallo Hubertus,


    steht ja oben - 264 verschiedene Vorschläge gabs, daber halt auch Nonsens a la Sterni McSternface und Leute, die einfach nur ihren eigenen Vornamen abgegeben haben. Vieles mußten wir aussortieren, weil die Vorschlagenden nicht auf die Regeln geachtet haben. Tiere (in Anlehnung an die Sternbilder auch oft mit lateinischen Namen) gabs einige, die Giraffe hat da gerade die kleineren Kinder inspiriert. Aber auch viele Namen mehr oder weniger bekannter Persönlichkeiten (viele davon halt schon mit einem Asteroiden bedacht)


    Klar, noch mehr (gute) Vorschläge wären schön gewesen, aber der Punkt ist denke ich eher: Es wäre schön, wenn noch mehr Menschen abgestimmt hätten. Da gibt es einmal die Variante "kein Interesse" (sei es, weil man sich generell nciht für Astronomie interessiert oder weil einem die Namensvorschläge alle nicht zugesagt haben) oder aber "nicht gewußt, daß es die Abstimmung überhaupt gab", was wohl auf den Großteil der Bevölkerung zutreffen dürfte. Aber mehr als zu versuchen die Info so breit wie möglich zu streuen kann unsereiner halt auch nicht...


    Viele Grüße
    Caro

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