Noch einmal Südafrika im Oktober

  • Hallo Freunde des Südhimmels,


    jetzt kommt Teil 2… Vorsicht wieder lang!


    Zuerst muss ich Walter in seinem Bericht korrigieren.
    Die Mondaufgangszeiten waren etwa eine Stunde später.
    Am 17.10. um 21:49, am 18.10. um 22:46 und am 19.10. 23:44.
    Gestört hat der Mond aber erst 20 min später!
    Am 17.10 war der Sonnenuntergang um 18:29. Man konnte ab 19:15 schon gut beobachten.
    Die zweite Nacht am 18.10. war dann schon fast 4 Stunden lang!
    In dieser Nacht war dann Alfredos „Astroeinlauf“.
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=243815


    Die nächste Nacht fand ohne Alfredo statt, der etwas zuviel gegessen hatte.
    Sie begann mit einem tollen Erdschatten und einem schönen Planetenduo: Venus und Merkur





    Weil Alfredo pausierte bedeutete das für mich, den 20-Zöller für mich alleine zu haben. Meistens…
    Zuerst ging ich die Kracher noch einmal durch, zusätzlich der beim Astroeinlauf übersehenen Objekte.
    Das waren eine Menge Kugelhaufen im Schützen, die dann bei M55 endeten.
    Das ist einer der schönsten Kugelhaufen am Himmel, auch wenn er nicht an 47 TUC und Omega Centauri heranreicht.
    M55 stand noch sehr hoch: 72° über dem Horizont, also nur 18 ° vom Zenith entfernt.
    Man konnte ihn andeutungsweise mit bloßem Auge erkennen, auch wenn er eine halbe Größenklasse schwächer als M13 war.
    Im 20er sah er jedenfalls schöner aus als M13. Viel schöner!


    Fast genau so hoch stand der Helixnebel, NGC7293. Mit OIII-Filter waren problemlos Teile der äußeren Hülle sichtbar.
    Die Hintergrundgalaxie war diesmal aber nicht zu sehen.
    Gegen 23 Uhr standen NGC253, NGC247, NGC55, NGC 288 und NGC300 sehr hoch, genau wie der Fornax-Galaxienhaufen.
    Der Hammer war die Balkenspirale NGC1365, die bis zur Höchstvergrößerung wunderschöne Details zeigte.
    Die anderen Galaxien hatte ich schon beim „Astroeinlauf“ beschrieben.
    Sehr schön und detailreich war auch der Skullnebel zu sehen, der locker Vergrößerungen um 400x verträgt.
    Der aufgehende Mond rettete mich vor einer langen Nacht… die langen Nächte sollten aber auch noch kommen.


    Übrigens: das 4"-Bino vom Dietmar hatte ein Ausgleichsgewicht bekommen und plötzlich machte das Beobachten mit dem kleinen Kugelkopf richtig Spass!




    Das Leben auf der Farm bestand aus einem interessanten Nachtleben und ebensolchem Tagleben.
    Wenn man die üblichen Nachmittagsschläfchen mit einbezieht.
    Und das Kuscheln mit den sieben Hunden!
    Das fängt schon mit dem legendärem Frühstück an!



    Natürlich war das Grillen am Abend immer ein Highlight.
    Besonders als der Alfredo eine von Sarah geschossene 1 1/2 m lange Kapkobra ausnahm und für das Grillen vorbereitete.
    Es war nicht viel Fleisch dran, aber Alfredo hat es probiert!



    Ein anderer Teil unseres Besuches war touristischer Natur: der Pilanesberg Nationalpark.
    Man fährt nachmittags nach Boshoek bei Rustenburg, übernachtet dort und fährt frühmorgens in den Park.
    Sofort sieht man Impalas, Giraffen, manchmal Warzenschweine und wenn man Glück hat, auch mal Löwen.
    Die Tiere sind an Autos gewöhnt und so kann man sehr nah ranfahren.
    Manchmal steht dann ein Elefant im Weg und zwingt die Besucher zu warten.




    Im Park gibt es Rastplätze, wo man frühstücken oder grillen kann… sofern man sich etwas mitgebracht hat.
    Bei Hottie sind das meist T-Bone-Steaks.



    Zurück auf der Farm war dann wieder Spechteln angesagt.
    Mittlerweile ging der Mond erst um halb zwei auf, so dass man ausreichend Zeit zum Beobachten hatte.



    Nach Mitternacht standen die Magellanschen Wolken und der Orion schon sehr hoch, und der Hase und die Taube erreichten Höhen, von denen man in Deutschland nur träumen kann.
    Die Milchstraße hatte sich am Horizont hingelegt und erst in weiteren zwei Stunden kam sie mit Vela, Centaurus und Crux wieder hoch.
    Zusammen mit Patrice und Alfredo wurde der Himmel kreuzweise abgegrast, von Süd nach Nord und von Ost nach West.
    Am Nordhimmel sahen wir viele bekannte Objekte, allerdings auf dem Kopf stehend.
    Alfredo konnte im Osten ein bekanntes Sternbild ums Verrecken nicht identifizieren.
    Teilweise verdeckt von einem Baum war es auch schwer. Erst als er mit dem Laser ein paar ihm bekannte Sterne gezeigt bekam,
    fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: der auf dem Schwanz stehende Löwe!


    Einen Tag später, nach einem teilweise bewölkten Abend mit hin- und herspringen zwischen den Wolken wurde aus Astronomie Gastronomie!
    Wir widmeten uns gutem südafrikanischen Rotwein und ein paar Snacks bzw. Keksen.


    Am Samstag gab es dann wieder eine Safari, 600km nach Westen, zum Augrabies-Wasserfall und Nationalpark.



    Am Sonntag früh stand der Besuch des Oranje-Wasserfalls an, der zu dieser Jahreszeit leider nur wenig Wasser führte. Dafür konnten wir gut fotografieren.



    Der Nationalpark ist recht groß und von vielen Tieren bevölkert. Durch die Dürre sind sie aber sehr abgemagert und hoffen auf Regen, viel Regen!


    Der Abend brachte uns eine sehr gut organisierte Sundowner-Fahrt auf dem Oranje-Fluss mit anschließendem Abendessen. Sehr lecker!



    Der vorletzte Tag sollte ausgiebig genützt werden für die entgangenen klaren Nächte… leider funktionierte das nur eine kurze Zeit.
    Es wurde windig, es wurde kalt, es wurde stürmisch und noch kälter.
    Ich stellte den Wecker auf 1 Uhr, aber der Wind war immer noch zu stark-
    Ich stellte den Wecker auf 3 Uhr… immer noch windig.
    Also weiterschlafen bis zum Frühstück um 9 Uhr. Das sieht so aus:



    Am Abend stand der obligatorische Sundowner unter dem 700 Jahre alten Kameldornbaum an.




    Nach Sonenuntergang sah man sehr schön die Mondsichel, die Venus und darüber den Merkur.
    Die Fotos sind aus freier Hand geschossen!



    Zurück auf der Farm verabredeten wir uns um ½ 1 Uhr zum Spechteln bis zum Morgengrauen.
    Der Walter wollte alles Versäumte nachholen und machte, trotz Kälte, die ganze Nacht durch.
    Zum Glück konnte er sich zwischendurch mit einem heißen Tee am Kamin aufwärmen.


    Für Patrice, Alfredo und mich kam nun eine sehr spezielle Nacht: Seeing gut, Durchsicht gut, kein Wind!
    Wie immer begann ich mit den hoch stehenden Galaxien NGC253, NGC247 und NGC55.
    Die hatte alle ja schon mehrmals gesehen, aber diesmal wurden auch hohe Vergrößerungen eingesetzt.
    Besonders bei NGC253 und NGC55 konnten mit dem 6mm Ethos (knapp 400x) unglaublich viele Details erkannt werden.
    Das absolute Highlight war aber der nur 25° vom Zenth stehende M42, der Orionnebel!
    Bei jeder Vergrößerung und mit jedem Filter ein prächtiger Anblick.
    Ohne Filter konnten wir die pastellenen Farben sehen, links rötlichbraun, rechts die Schwinge grünlich.
    Darüber sahen wir dann auch NGC1999, bei dem mit dem 4,7mm Ethos sehr klar das dunkle Wölkchen zu sehen war,
    Pechschwarz vor grauem Hintergrund.
    Fast genau so krass war der Pferdekopfnebel!


    Zum ersten Mal probierte ich den H-Beta-Filter auch an Alnitak und dem Flammennebel aus.
    In diesem Filter überstrahlt Alnitak den Flammennebel nicht und so konnten wir im 21er Ethos den Flammennebel
    und den Pferdekopf in einem Gesichtsfeld sehen.
    Krass: so einen kontrastreichen Pferdekopf hatten wir alle noch nie gesehen.
    Gegen halb fünf wurde es wieder dämmerig, Zeit sich noch für eine halbe Stunde am Kamin zu setzen
    und die wunderbare Nacht mit einem Glas Rotwein zu beenden.


    Der Heimflug durch die Nacht war ruhig und angenehm, besonders, weil ich endlich ein paar Stunden schlafen konnte.
    Die Bahn war ausnahmsweise mal pünktlich und so konnte ich morgens schon mit meiner Frau frühstücken.
    Das war ein interessanter und abwechslungsreicher Astrourlaub, mit netten Leuten und ausreichend klarem Himmel.


    Viele Grüße aus dem grauen Schwarzwald und
    cs
    Timm


    Edit: Tippfehler beseitigt

  • Hallo Timm,


    das ist eine perfekte Ergänzung zu Walters Bericht, gerade auch was deine schönen Bilder betrifft. Und so werde ich Walter jetzt auch erkennen, wenn wir uns schließlich (doch) mal am ITV treffen.


    Die Galaxien um NGC 253 und NGC 1365 waren auch bei euch wieder einer der Schwerpunkte, ist klar, war bei uns genauso - was schrieb Haley über NGC 1365: Turbomolekularfeist … [:D].


    Servus
    Ben

  • Servus Timm,


    den Bericht habe ich wieder mit großer Freude gelesen, wie schon den von Alfredos Astroeinlauf. Da hats wieder mal so richtig auf die Augen gegeben, wahrlich netzhauterschütternd. Ganz faszinierend die Erkenntnis, daß M55 mit bloßem Auge zu sehen ist, habe ich noch gar nicht probiert. Ich liebe diesen Haufen sehr und letztes Jahr habe ich den immer gern zusammen mit dem M22 mitgenommen, weil die fast gleich groß und gleich dicht sind, M55 nur zarter. Sogar daheim wird der gerne eingestellt. Die Begeisterung beim Pferdekopf im 21er Ethos, richtig plastisch,da läuft mir schon das Wasser im Mund zusammen, genauso wie bei dem Foodporn, mmh, lecker Kobra, da bin ich mal gespannt, ob wir auch in den Genuß kommen.
    Der kommende Südhalbkugelsommer hat schon seine Vorteile, selbst wenn das Wetter nicht so konstant ist. Ich bin auf Augrabies und Ai Ais gespannt, kennen Gabi und ich noch nicht, freu mich schon.


    Gruß und CDS,


    Haley

  • Hallo Haley,


    ja, netzhauterschütternd war es... machmal auch oktoberfestfeist!


    Wenn ihr hinfliegt wird M55 wahrscheinlich schon zu tief hängen für das freie Auge.
    Heb‘s dir auf für übernächstes mal [8D]


    Die Safari wird bestimmt schön (und sehr heiß).
    In Ai Ais hatten wir schon 37 Grad im Winter!


    cs
    Timm

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