Konjunktion Jupiter Saturn, idealer Bebachtungsort

  • Hallo zusammen,


    nächstes Jahr, am 21.12.2020 steht die große Konjunktion an. Jupiter und Saturn stehen nur in ca 6 Bogenminuten Abstand zueinander. Leider ist im Dezember aber auch der Abstand zur Sonne nicht mehr so groß, sodass die beiden Planeten recht tief am Horizont stehen.


    Meine Überlegung geht dahin, dass der ideale Ort für die Beobachtung auf unserem Planeten dort wäre, wo die Ekliptik bei Sonnenuntergang senkrecht zum Horizont steht. Das wäre, soweit ich weiß, am Äquator der Fall. Andererseits ist dort die Zeit bis zum Untergang der Planeten am kürzesten und das Wetter eher unsicher (Regenzeit). Das Wetter wiederum ist im Bereich der Rossbreiten am sichersten. Außerdem müsste der Ort gut erreichbar sein und wenig Lichtverschmutzung aufweisen.


    Also gibt es genug Aspekte, um eine schöne Diskussion zu beginnen. Ich freue mich auf Eure Vorschläge.


    Clear skies
    Martin

  • Hallo Martin
    Da die beiden Planeten momentan sehr weit südlich stehen ist nicht der Äquator sondern der südliche Wendekreis am besten.
    Also die Subtropen.
    Allerdings muß man da auch aufpassen - Namibia hat im Dezember schon Regenzeit.
    Weiter südlich in Südafrika zb Kapregion könnte es dagegen trocken sein.
    Das muß man recherchieren.
    Ähnlich Südamerika oder Australien.
    Da in diesen Gegenden die beiden Planeten praktisch in zenitnähe kulminieren könnte es sich lohnen sie schon vor Sonnenuntergang zu suchen - vielleicht sogar am Nachmittag in Zenitnähe.
    Jupiter sollte leicht aufzufinden sein und Saturn steht ja direkt daneben.
    Vielleich mit Orangefilter und/oder Polfilter nachhelfen.


    Gruß Felix (Leider war ich noch nie auf der Südhalbkugel..schmacht)


    Du schreibst 21.12.2019 es ist natürlich ein Jahr später am 21.12.2020

  • Hallo Felix,


    danke für den Hinweis auf den Tippfehler. Habe ich korrigiert.


    Dass der südliche Wendekreis der beste Ort ist, habe ich intutiv zuerst auch angenommen. Ich habe dann aber mal eine App auf meinem Tablett genommen und die Daten eingegeben. Dabei habe ich festgestellt, dass dort am 21.12. die Sonne Mittags natürlich im Zenit steht. Die Tage sind aber zu diesem Zeitpunkt (Sommerbeginn auf der Südhalbkugel und längster Tag des Jahres) deutlich länger als 12 Stunden. Folglich geht die Sonne auch nicht genau im Osten unter. Damit steht die Ekliptik dort auch nicht senkrecht auf dem Horizont. Meinem Tablett zufolge müsste sie am 21.12. am Äquator senkrecht auf den Horizont treffen.


    Die Idee, tagsüber zu beobachten, finde ich gut. Ich bin mir aber unsicher, ob ich die Planeten tagsüber finden würde. Insbesondere in Zenitnähe habe ich auch im Dunkel oft Schwierigkeiten, mich zu orientieren.


    CS
    Martin

  • Hallo Martin,


    nur um Jupiter und Saturn bei der Beobachtung höher am Himmel zu sehen, lohnt sich doch keine Reise bis zum Äquator oder gar auf die Südhalbkugel! Mit dem Wetter ist das natürlich schon was anderes. 21. Dezember: Da hat man bei uns fast schon Schlechtwettergarantie. (Ich war übrigens in den Herbstferien auf 20° Süd und konnte tatsächlich Jupiter und danach Saturn im Zenit sehen.)


    Ich habe 2016 die Jupiter-Venus-Konjunktion am Taghimmel beobachtet. Der Abstand zur Sonne war damals 22°. Am 21.12.2020 wird der Abstand zur Sonne bei 30° liegen, also relativ entspannt. Ich würde mir an deiner Stelle irgendeinen schönen Urlaubsort in Südeuropa suchen. Das reicht völlig. Dann tatsächlich mittags schon anfangen und die Beobachtung bis zum Abend ausdehnen.


    Ich beobachte regelmäßig Planeten am Taghimmel und habe eine ziemlich gute Vorstellung, was du am 21.12.2020 erwarten kannst. Mittags wird sich Jupiter nur mit minimalem Kontrast gegen den Himmel absetzen. Saturn wird zu einer Extremherausforderung. Kurz vor Sonnenuntergang kannst du dann beide klar sehen. In Sachen Kontrast macht sich eben der kleine Abstand zur Sonne bemerkbar.


    Ich verwende immer einen Polfilter. Orangefilter bringen nach meiner Ansicht wenig bis nichts, dafür zerstören sie die Ästhetik komplett. Bei 30° Abstand zur Sonne hilft allerdings auch ein Polfilter nicht mehr viel. Er dunkelt den Himmel auf etwa 80% ab (Rechenwert!). Zum Vergleich: Bei 90° Abstand dunkelt der Polfilter auf 18% ab. Dann erscheint der Himmel richtig dunkel. Das steigert den Kontrast erheblich.


    Wenn so etwas derartiges vorhast, solltest du aber unbedingt das Aufsuchen am Taghimmel vorher zu Hause intensiv trainieren. Sonst wird das am entscheidenden Tag nix!


    Viel Spaß beim Beobachten.


    Gruß
    Wolfgang


    Nachtrag: Wenn du mir mitteilst, wo du beobachten willst, kann ich dir den Kontrast zwischen Himmel und Jupiter bzw. Saturn berechnen. Das ergibt dann eine sehr klare Vorstellung wie viel - oder eben eventuell auch nix - zu sehen ist.

  • Hallo Wolfgang,


    vielen Dank für Deine Tips. Mit der Tagbeobachtung habe ich wenig Erfahrung, habe mir jetzt aber die Artikel zu "Tagbeobachtung" und "Polarisationsfilter" in der Wikipedia durchgelesen. Die sind ein guter Einstieg. Einen älteren Polarisationsfilter habe ich noch in einer eingemotteten Fotoausrüstung, die ich nächstes Wochenende sowieso holen wollte. Damit werde ich bei Gelegenheit mal experimentieren.


    Ich beobachte normalerweise aus der Stadt. Da habe ich keinen Blick auf den Horizont und somit wenig Erfahrung mit der horizontnahen Beobachtung in der Dämmerung. Vielleicht überschätze ich das Problem ja auch und es kommt mehr auf das Seeing an.


    Kummer macht mir natürlich das Dezemberwetter am Wohnort. Ich würde die Konjuktion wirklich ungern verpassen. Einen Urlaub mit guten Beobachtungsbedinungen zu verbinden, wäre eine Option. Bei Südeuropa bin ich mit Blick auf den aktuellen Wetterradar aber noch nicht überoptimistisch.


    Meine Überlegungen zum Äquator sind im Moment nur hypothetisch. Dort stehen die beiden beiden Planeten aber bei Sonnenuntergang 30° hoch (am südlichen Wendekreis 26,2°) und bei Ende der astronomischen Dämmerung 1h 19min später immerhin noch 11,9° hoch. 50min später gehen sie unter.


    Auf dem 52. Breitegrad stehen sie bei Sonnenuntergang 14,8° hoch und bei Ende der astronomischen Dämmerung 1h und 28min später gerade mal noch 6,9° hoch. 32min danach gehen sie unter.


    Wenn ich meine Pläne konkretisiere, komme ich gerne auf Dein Angebot zum Kontrast zwischen Himmel und Jupiter/Saturn zurück.


    Gruß
    Martin

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Goettinger7</i>
    <br />Auf dem 52. Breitegrad stehen sie bei Sonnenuntergang 14,8° hoch und bei Ende der astronomischen Dämmerung 1h und 28min später gerade mal noch 6,9° hoch. 32min danach gehen sie unter.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    In Göttingen auf die Dämmerung zu warten, um dann nach Jupiter und Saturn Ausschau zu halten: Das gibt selbst bei bestem Wetter nur noch ein ganz mieses Bild im Okular. Daher gibt es tatsächlich nur die beiden Möglichkeiten "ab in den Süden" oder "Taghimmelastronomie".


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Goettinger7</i>
    <br />Vielleicht überschätze ich das Problem ja auch und es kommt mehr auf das Seeing an. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Seeing ist natürlich bei der Planetenbeobachtung immer wichtig. Bei der Taghimmelastronomie geht es aber oft um sehen oder nicht sehen, also in erster Linie um Kontrast. Daher sind klare Hochgebirgsstandorte besonders gut geeignet. Ich habe z.B. normale Urlaubsfotos im Bryce Canyon in einer Höhe von 2500 m gemacht. Dort ist der Himmel tiefblau. Die Bilder mit Polfilter zeigen sogar einen blauschwarzen Tageshimmel.


    Auf 1000 m Höhe in der Wüste von Nevada konnte ich Mars mit einem 8x32er Fernglas am Taghimmel finden.


    Ich weiß nicht wie im Dezember das Wetter in Südkalifornien, Arizona oder New Mexico ist, aber das wäre ansonsten eine tolle Gegend für die große Konjunktion.


    Gruß
    Wolfgang

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!