Kommerzieller Comakorrektor für Dall-Kirkham?

  • Hallo,


    Wahrscheinlich ist die Antwort 'Nein', aber ich frage zur Sicherheit mal. Wir haben im Verein einen 'Garagenfund' Spiegel mit CC=-0.8 (Und Loch in der Mitte). Sonst ist nichts vorhanden. Mit einem einfach zu machenden sphärischen Sekundärspiegel könnte man wunderbar daraus einen DK bauen. Der hat natürlich irre Coma. Gibt es eine Chance, diese Coma mit einem TV Paracorr (o.Ä.)(teilweise) zu kompensieren?


    Ich habe den 'Fundspiegel' bei CN mal vorgestellt.
    https://www.cloudynights.com/t…or-in-need-for-a-project/


    Clear Skies,
    Gert

  • Hi Gert,


    ist die Anfrage noch aktuell? Ich vermute ja, da man hier sonst bestimmt von der spannenden Herstellung des Fangspiegels hätte lesen können. Und es tut weh von so einem schönen 28" Spiegel zu wissen, der nicht eingesetzt werden kann.


    Einen "Kaufkorrektor" habe ich zwar nicht für Dich aber einen Korrektor aus gekauften Linsen. Man müsste also die Mechanik für den Korrektor selber bauen oder bauen lassen. Der funktioniert mit dem Spiegel ganz brauchbar mit F/6.8.


    Doof ist halt, dass man irgendwie keine plan-konkaven Linsen mit mehr als 2" Durchmesser kaufen kann, das schränkt die Ausleuchtung ein. Aber z.B. bei 40 mm Durchmesser beträgt die Abschattung in den Ecken auch noch 72% vom Zentrum, das sollte für ein Flat kein Problem darstellen.


    Hier die Spots:



    Wellenlänge 435nm bis 706nm.


    Grüße,


    Nikolas

  • Hi,


    so, gestern Abend hatte ich etwas mehr Zeit als in einer angebrochenen Mittagspause...


    Das ist das "Rezept", was fehlt ist die CC von Hauptspiegel (das ist ja -0,8) und die vom Fangspiegel (-1,3861). Außerdem muss man zumindest bei der 2. Linse auch die Vignettierung mitgeben, also Special Apperture Data, dann höchstens 24mm Radius und Transmit, da diese das Feld begrenzt. Ich habe aber nirgends größere konkave Linsen gefunden, es wäre natürlich schön, wenn man sie mit der spezifizierten freien Öffnung betreiben könnte...



    Dazu einige zusätzliche Anmerkungen:


    Die Linsen (Oberflächen 4 bis 9) entsprechen den Linsen von Optosigma SLB-80-1000PM, SLB-50.8-300NM und SLB-60-500PM. Sie kosten zusammen 254,7 € und sind bereits für das visuelle Spektrum multivergütet. Das Verhältnis der Brennweiten ist etwas heikel, aber nur durch das begrenzte Angebot. Andere Kombinationen liefern zwar vielleicht eine bessere Korrektur, aber dann wandert der Focus schnell tief in das Teleskop hinein, oder er liegt einen Meter dahinter, was ja beides keinen Sinn macht.


    Der Korrektor und das Teleskop bilden eine Einheit, daher ist "Korrektor" eigentlich nicht der richtige Begriff. Ohne die Linsen liefert der Rest vom Teleskop auch auf der Achse kein brauchbares Bild. Er tauscht im Prinzip Coma gegen sphärische Aberration, die Spiegel müssen also beides liefern. Mehr kann man von 3 BK7 Linsen nicht erwarten. Der "Korrektor" hat auch so schon seine liebe Not, es bleibt eine gewisse Feldkrümmung von 2 Metern. Das Teleskop kommt aber auf <lambda/5 in einem Feld von 40mm Durchmesser (bei 435-706nm). Und wann hat man schon einen Himmel um ein 28-Zöller voll auszureizen.


    Die Toleranzen bei dem Korrektor sind nicht das Problem dieses Designs. Man kann die Abstände der Linsen ganz entspannt auf 1/10 mm runden, ohne dass die Wellenfront zusammenbricht. Man könnte sogar die letzte Linse um 1 mm verschiebbar machen, dann könnte man bei Bedarf das Bild im Zentrum zu Lasten des Randes auf lambda/10 drücken, z.B. für lucky Imaging. Auch die 1% Toleranz in der Brennweite der Linsen sind OK.


    Das Problem dieses Designs ist der hyperbolische Fangspiegel. Und da meine ich nicht die Herstellung, auch wenn das ein ziemlicher Akt ist, zur Vermessung des 10" Spiegels braucht man ja entweder eine riesige Sphäre oder ein konkaves Prüfglas, man muss also gleich 2 F/3 Spiegel schleifen und polieren und hyperbolisieren...


    Die große Schwierigkeit ist die Kollimation des Fangspiegels. Er muss nicht nur in der Neigung kollimiert werden, sondern vor allem auch zentriert. 0,1 mm Fehler in der Zentrierung drückt die Wellenfront auf ein halbes Lambda P/V. Das heißt die Achse des Fangspiegels darf sich auch wenn das Teleskop nicht in den Zenit zeigt, am besten nicht mehr als 5 hundertstel Millimeter gegen den Hauptspiegel bewegen oder umgekehrt. Und das bei einem ca. 2 kg schwerem Spiegel der fast einen Meter vom ca. 20 kg schwerem Hauptspiegel entfernt ist. Gleichzeitig dürfen die Spiegel aber auch nicht so fest in die eingespannt werden, dass sie sich verziehen. Dass Ähnliches auch für die Neigung des Fangspiegels gilt ist selbstredend. Ein Teleskop, insbesondere ein großes, besteht nun mal leider nicht nur aus Optik, sondern auch aus Mechanik... Nicht unmöglich, es gibt ja auch RCs in freier Wildbahn, aber eine Herausforderung. (Bei RCs baut man hierfür eine Doppeltruss Struktur, bei der sich Haupt- und Fangspiegel parallel zueinander und im gleichen Umfang aus der ursprünglichen optischen Achse bewegen, aber das muss man berechnen.)


    Sehr viel entspannter wäre es wenn der Fangspiegel ein Sphäre wäre. Da würde ein einfacher Laserkollimator wie bei einem Newton reichen. Man bräuchte noch nicht mal zwingend eine Mittenmarkierung auf dem Fangspiegel, eine Kugel sieht nun mal von allen Seiten gleich aus. Nur leider haut das mit der CC von -0.8 vom Hauptspiegel zumindest mit dieser Art Korrektor nicht hin. Besser als lambda/3 wird es nicht, auch wenn ich alle Linsenradien als Variablen erlaube, und die Brennebene liegt dann quasi auf der Spiegelrückseite. Mit langsameren Öffnungsverhältnissen wird es etwas besser (F/8,367 -> Lambda/5 bei 30mm Feld), aber nur mit individuellen Linsen.


    Mit einer CC von -0,631 hätte ich eine Lösung, die lambda/6 für 40 mm Feld liefert, bei F/6.8 und einem sphärischen Fangspiegel.


    Wenn ich die Wahl hätte eine konvexe F/3 10" Hyperbel zu schleifen und dann auch noch das Teleskop dafür zu bauen, oder eine F/3 10" Kugel und dann einen 28-Zöller von -0,8 auf -0,631 umzupolieren (was ja im wesentlichen bedeutet, dass man mit einem ausgefranstem Sterntool die 70% Zone bearbeitet) dann ganz sicher letzteres.


    Grüße,


    Nikolas

  • Hallo Nikolas,


    nette Übung, das hätte mir auch Spaß gemacht [;)].


    Mit den Linsen von OptoSigma liegst Du sicher richtig. Damit habe ich auch gute Erfahrungen gemacht (Korrektoren für Schiefspiegler) und sie haben einfach die engste Abstufung von Brennweiten und die größte Auswahl auch an Negativlinsen.


    Bei den Projekten, bei denen die Optosigma-Linsen vom Durchmesser her nicht ausreichten, haben wir Linsen als Einzelstücke anfertigen lassen. Das ist vom Preis her durchaus vertretbar. Das ist auch der Weg, den ich bei einem Instrument dieser Größenordnung auf jeden Fall gehen würde - wenn man die Mechanik dafür bauen muss, fallen die Linsen vom Aufwand her nicht mehr ins Gewicht. Bei Interesse kann ich hier evtl. einen Kontakt herstellen.


    Den Hauptspiegel umzupolieren, wenn man sonst keinen Korrektor für einen sphärischen Sekundärspiegel gerechnet bekommt, halte ich durchaus für vertretbar.


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hi Holger,


    typischer Fall von "ich hab eine Lösung, wer hat das Problem". Den Korrektor hatte ich schon 2013 berechnet allerdings nur für 12". Ich musste ihn nur für 28" anpassen, was überraschend einfach war. Auch ein Zeichen dafür, dass der Korrektor ganz flexibel ist. Ich hoffe Gert bekommt das auch mit... Ich bin gespannt auf seine Meinung.


    Bei dem einzigen Schiefspiegler den ich gebaut habe brauchte ich keine Linsen, es war ein modifizierter Stevic-Paul. Ich hatte damals eine nette Konversation mit David Stevic er fand meine Modifikation echt gut, aber das ist nun wirklich off-topic...


    Grüße,


    Nikolas Hericks

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