Bau eines 10" Gitterrohr-Dobson

  • Nun ist auch die Spinne fertig geworden und probeweise im oberen Ring des geplanten Doppelring-Hutes installiert. Das Einlöten der Messingspinne in die Messingschrauben hat recht gut funktioniert. Leider sind die Spinnenbleche aber doch ein wenig zu kurz geraten. Die Messingschrauben werden vermutlich ein paar Millimeter in den Strahlengang hineinragen. Eventuell werde ich die Spinne daher bei Gelegenheit noch einmal neu anfertigen. Vorerst belasse ich es aber dabei.


  • Hallo Matthias,


    ordentliche Arbeit, sieht gut aus. Aber mach's besser gleich nochmal, sonst bleibt es ewig so...
    Bezüglich der Positionierung von Fangspiegel und OAZ gehe ich folgendermaßen vor: Skizze von Fangspiegel und OAZ im Maßstab 1:1, Fangspiegel mit (einigermaßen..) richtigem Offset kleben, OAZ und Spiegel mit dem Concenter aufeinander ausrichten (dafür ist das Concenter super). Für die Einstellung brauchst Du einen Freiheitsgrad, axiale Verschiebung des Fangspiegels oder Okularauszugs, oder Verkippen des OAZ. Bei den Monoringen, die ich üblicherweise baue, ist letzteres die Methode der Wahl (vor dem Anbringen der Verstrebungen), sieht dann so aus wie auf dem Bild unten vom 6Zöller, beim 12er genauso. Beim Hut würde ich eher auf Schieben setzen. Falls es aber der Kineoptics wird, der hängt eh an drei Schrauben, den kannst Du gut hinkippen. Hier noch das Bild - das war die Ultraleichtversion, der 12er hat zusätzlich ein auf die gleiche Weise einjustiertes und abgestütztes Brettchen, das dann OAZ und Filterschieber trägt.



    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Holger,


    vielen Dank für die Anleitung zur Positionierung von Fangspiegel und OAZ, da werde ich demnächst drauf zurückgreifen! Leider ist mir das Messingblech ausgegangen und es ist in den lokalen Baumärkten nicht in der 0,3mm Materialstärke zu bekommen. Daher bleibt die Spinne nun vorerst mal so. ;) Ich habe nachgemessen, da der Hut sehr großzügig dimensioniert ist, sollten die Messinggewindestifte eigentlich nicht in den Strahlengang hineinragen.


    Heute hatte ich wieder zwei Stunden Zeit und bin einen kleinen Schritt weiter gekommen. Die Verbindung der beiden Hutringe mittels eingelassener 8mm „Spreizdübel“ hat gut funktioniert. Ich bin überrascht, wie stabil die Konstruktion bereits ist. Wenn ich jetzt noch 2/3 des Hutumfangs mit 1,5mm Flugzeugsperrholz beplanke, sollte die Stabilität des Hutes mehr als ausreichen.




    Viele Grüße,
    Matthias

  • Hallo Mathias
    das sieht doch schon ganz ordentlich aus. Wie hast du denn die Ringenden zusammengefügt? Eine Schweißnaht sieht man ja nicht.
    Bei der Fangspiegelhalterung habe ich ein System gewählt, bei dem ich sie auch rauf und runter drehen kann. Genau aus dem Grund, damit ich mir keinen Kopf um die Positionierung des OA machen mußte. Dafür ist die Fangspiegelhalterung aber auch weit aufwändiger geworden als deine. Irgendwas ist ja immer!
    Gruß
    Udo

  • Hallo,


    aus diversen Gründen lag dieses Projekt wieder längere Zeit auf Eis. Am vergangenen Wochenende habe ich aber endlich wieder ein paar Stunden Zeit gefunden, um weiterzuarbeiten.


    Die Spiegelbox entsteht aus 12mm Birke-Multiplex. Da ich keine Kreissäge habe, verwende ich eine kleine Bandsäge für den Grobzuschnitt. Die exakte Dimensionierung der Teile erfolgt auf eine Weise, die einige von Euch so vermutlich noch nicht gesehen haben. Es kommt ein gut 80 Jahre alter Stanley 5 ½ Hobel auf einem sogenannten Shooting-Board zum Einsatz. Damit kann man mühelos auf zehntel Millimeter genau dimensionieren und perfekte 90° Winkel erzeugen. Der große Vorteil an dieser Vorgehensweise ist die geringe Lärmbelästigung. Die Bandsäge ist im Vergleich zu einer Kreissäge sehr leise und der Hobel nahezu geräuschlos. Daher kann ich problemlos spät am Abend arbeiten, wenn die Kinder schlafen und ich die Nachbarn im Reihenhaus nebenan nicht stören möchte.





    Für die Ringblende verwende ich 6mm Kiefer-Multiplex. Birke war in dieser Stärke nicht verfügbar. Die Ringblende wird zur Versteifung in eine Nut in der Spiegelbox eingelassen. Auch für diesen Arbeitsschritt wird ungewöhnliches Werkzeug verwendet. Ich habe zwar eine kleine Oberfräse, diese nervt aber mit ihrem brachialen Geräuschpegel. Daher kommt praktisch geräuschlos ein Nuthobel zum Einsatz. Im Gegensatz zur Oberfräse entstehen dabei Holzspäne statt Feinstaub. Die Ringblende wird dann noch auf dem Shooting-Board eingepasst. Da ich als blutiger Anfänger hier leider generell nichts Innovatives beitragen kann, sondern Euch lediglich zeige, was ich Online bei erfahrenen Teleskopbauern abgekupfert habe, freut es mich, dass ich wenigstens bzgl. der Werkzeugwahl unkonventionelle Wege gegangen bin.




    Anschließend wird die Box verleimt und genagelt. Das hält sehr gut und sieht durch die Verwendung von sehr dünnen Nägeln auch recht ordentlich aus. Danach wird die Spiegelzelle und der Hut probeweise eingesetzt.



    Nun sind die unteren Klemmblöcke an der Reihe. Ich habe dazu zwei Lagen 24mm Birke-Multiplex verleimt und die Blöcke sind daher mit 48mm vermutlich etwas überdimensioniert. Der Winkel für die Bohrungen wird zeichnerisch zu 9° bestimmt und auf einer kleinen Standbohrmaschine werden 12mm Löcher für die Stangen gebohrt. Die Klemmung erfolgt mittels der üblichen Schnellspanner für Sattelstützen. Dann werden die Klemmblöcke eingeleimt.



    Die Stangen werden nun grob vor-dimensioniert. Ich belasse sie einige Zentimeter länger als notwendig und bestimme die endgültige Länge später wenn ich die Fokusposition festlege. Die oberen und unteren Enden der Stangen werden durch eingeklebte 10mm Holzdübel verstärkt. Für die obere Klemmung säge und feile ich Aluwinkel aus 2mm starkem Alu-Winkelprofil (30mm x 20mm) zurecht.



    Nun kann ich den Tubus zusammensetzen und das Ganze beginnt so langsam wie ein Teleskop auszusehen. Ich habe ehrlich gesagt noch nie einen Gitterrohrdobson aus der Nähe gesehen, da ich mich erst seit ein paar Monaten mit Astronomie beschäftige und die Astrokollegen, die ich bisher in meiner Umgebung kennengelernt habe, primär Astrofotografie betreiben. Ich bin daher ziemlich überrascht, wie steif und stabil die Gitterrohrkonstruktion ist. Ich hatte zuvor Sorge, dass die 12mm x 1mm Alu-Rundrohre unterdimensioniert sein könnten. Diese Sorge war vermutlich unbegründet. Der einzige erkennbare Schwachpunkt ist die lediglich verschraubte Verbindung zum oberen Ring des Hutes. Das sollte aber durch die geplante Beplankung mit Flugzeugsperrholz zu beheben sein.



    Viele Grüße,
    Matthias

  • Hallo Matthias,


    Sehr schön, weiter so!
    Fürs erste Teleskop sieht das ziemlich gut aus.


    Wenn Du noch zwischen den Hutringen innen eine dünne Beplankung einpasst und einklebst (möglichst mit hochwertigem PU-Spezialkleber, ich kenne mich da aber selbst nicht perfekt aus), dann sollte auch der Hut steif genug sein.


    Die Fangspiegelstreben kannst Du zu den Schrauben hin noch problemlos verschlanken. Sie sollten mit 4 Schrauben in den Ecken der zentralen Platte zusammen gespannt werden, dann kannst Du ordentlich Zugkraft wie bei Fahrradspeichen drauf bringen und die Angelegenheit wird justierstabiler. Damit es schöner ausschaut, kannst Du die geschlitzten Schrauben an den Strebenenden zu den Blechen hin noch per Feile verjüngen. Nach der Justage die Schraubenenden außen etwas kürzen und die einfachen Muttern durch Hutmuttern ersetzen, sieht schicker aus.


    Die Lagerung und Justage der Spiegelzelle solltest Du so auslegen, dass die Schwerkraft dein Freund ist. Also nicht den Spiegel mit Zelle per Federkraft gegen die Schwerkraft anheben. Richtig konstruiert sorgen die Federn nur dafür, dass es nirgends klappert.


    Deine Hobel sind super! Ich nehme an, bei diesen Teilen musst Du auch vernünftig selbst schärfen können?
    Was baust Du sonst so außer Teleskopen? Bei mir sind es diverse Möbel, ein Kajak aus Bootsbau-Sperrholz in Stitch&Glue Bauweise, und früher waren es Flugmodelle.


    Wenn möglich, solltest Du versuchen, persönlichen Kontakt mit anderen Selbstbauern aufzunehmen. Ich selber bin im Raum München zu Hause.
    Du wirst deinen Selbstbau auch ohne persönliche Kontakte hinbekommen, evtl mit Tipps hier im Astrotreff. Aber der persönliche Kontakt kann viel Spaß machen und einen wirklich weiter bringen. Nach meinem ersten Eigenbau habe ich das ITV (Teleskoptreffen am Vogelsberg) besucht und zusammen mit Stathis (Astrotreff-Selbstbau-Experte und Initiator der Selbstbauer-Gruppe an der Münchener Volkssternwarte) die dortigen Selbstbauten begutachtet. Mein zweites Teleskop ist dann deutlich besser geworden! Aber das erste von 2004 ist heute trotzdem noch im Einsatz und immer noch vollkommen gebrauchstauglich[^].


    Gruß,
    Martin

  • Hallo Mathias,
    dein Werkeln erinnert mich stark an meine Aktionen Anfang des Jahres, ich hatte keinen Plan und habe einfach angefangen und.... ist ein
    anständiges Teleskop draus geworden! Man wächst mir seinen Aufgaben! Mir hat das riesigen Spaß gebracht! Ab jetzt wirst du allerdings erfahren,
    das du vorsichtiger vorgehen wirst um das erreichte nicht zu vermurksen! Freue mich für dich, du bist gut davor!
    Gruß
    Udo

  • Hallo Udo,


    danke für die motivierenden Worte! Da wären wir wieder bei der Erkenntnis, dass es manchmal gut ist einfach loszulegen. Seltsamerweise muss ich bei dieser Herangehensweise aber immer wieder eine merkwürdige Hemmschwelle überwinden. Ich glaube es handelt sich dabei um eine diffuse Angst Fehler zu machen. Letztlich hat man bei so einem Projekt aber nicht wirklich etwas zu verlieren und daher ist diese Angst rational betrachtet unbegründet. Ob bei mir am Ende auch ein anständiges Teleskop entsteht muss sich aber noch zeigen.


    Viele Grüße,
    Matthias

  • Hallo Martin,


    vielen Dank für die netten Worte!


    Ich habe eine Beplankung aus 1,5mm Flugzeugsperrholz geplant und wollte dieses mit Nieten und Epoxy befestigen. Ich habe das Material schon da, bin aber noch nicht sicher, ob der enge Biegeradius zu Problemen führen wird. Eventuell muss ich es unter Wasserdampf vorbiegen.


    Danke für die Tipps bzgl. des Verjüngens der geschlitzten Schrauben und der Hutmuttern, daran hatte ich noch nicht gedacht! Eine Verschraubung der zentralen Platte über vier Schrauben direkt an den Ecken wäre sicher die optimale Lösung. Ich habe diese Methode aber leider zu spät in Eurem Baubericht zu den Fünflingen gesehen. Daher habe ich nur drei Nieten gesetzt. In der Praxis scheint das aber zumindest ausreichend zu sein. Ich habe die Spinne testweise so stark gespannt, dass sie beim Anzupfen klingt wie eine Gitarrenseite und die Platte wird dabei auch in den Ecken nicht merklich auseinandergedrückt.


    Für die Lagerung der Spiegelzelle möchte ich Druckfedern an zwei justierbaren Lagerpunkten zwischen der Zelle und der (in diesen Bereichen verstärkten) Ringblende verwenden. Die Federn drücken die Zelle also in Richtung der Schwerkraft nach unten. Das meintest Du, richtig?


    Ein Nachteil von Handhobeln ist tatsächlich, dass man das Schärfen lernen muss. Das kann man dann aber zumindest noch anderweitig gebrauchen (Küchenmesser, etc.). Generell muss man leider einige Zeit investieren bis man diese Werkzeuge gut verwenden kann. Ich baue gelegentlich einfache Möbelstücke und zuletzt auch Kinderspielzeug (Schaukelpferd, Kaufladen, Kinderküche, …). Über den Bau eines Kajaks habe ich auch schon ein paar mal nachgedacht. Vielleicht kommt es ja irgendwann noch einmal zu einer Umsetzung dieser Projektidee.


    Persönliche Kontakte zu Selbstbauern wären natürlich klasse. Die „Astroszene“ hier im Raum Erlangen scheint aber eher einen Schwerpunkt im Bereich Astrofotografie zu haben. Zumindest ist das mein Eindruck nach den ersten Besuchen des Erlanger Astrostammtischs. Eurer Münchner Gruppe habe ich durch die Webseite von Stathis und die vielen Berichte in den Foren (wie zum Beispiel zu den Fünflingen) trotz der räumlichen Distanz schon viele hilfreiche Infos zu verdanken.


    Viele Grüße,
    Matthias

  • High Matthias,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: me42</i>
    <br />


    Ich habe eine Beplankung aus 1,5mm Flugzeugsperrholz geplant und wollte dieses mit Nieten und Epoxy befestigen. Ich habe das Material schon da, bin aber noch nicht sicher, ob der enge Biegeradius zu Problemen führen wird. Eventuell muss ich es unter Wasserdampf vorbiegen.



    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich glaube da brauchst Du keine Bedenken haben. Idealerweise nimmst Du die Maserung der Decklagen aufrecht, also 90° zur Biegung. Die Haftung von Epoxydharz an Aluminium kann man deutlich erhöhen, wenn man das Harz direkt nach dem Auftragen mit groben Schleifpapier einschleift (da unter Harz kann das Aluminium nicht gleich wieder oxydieren).


    "Shooting-Board" auf deutsch: Stosslade ;)


    Christoph <i></i><i></i>

  • Moin Matthias!


    Du rufst nach Selbstbauern (und Visuellen?) in Nord-Mittelfranken? Dann mach' mit dem Stammtisch jetzt am Dienstag doch noch einen Versuch, dann bequeme ich mich da auch wieder mal hin. War die letzten ungefähr 3 Stammtische verhindert und auch etwas faul... Interessanter Eindruck übrigens...
    Ich bin zwar Hobbymetaller und kann eher gar nicht mit Holz umgehen, aber es macht mir Spaß, Deinen Baubericht zu lesen.



    Viele Grüße von


    Marcus

  • Hallo Christoph,


    ja, die Faserrichtung des Flugzeugsperrholzes habe ich schon so ausgesucht. Ich habe das Material nun auch mal über Nacht in einem größeren Biegeradius trocken vorgebogen. Das sieht schon recht gut aus und ich bin nun guter Dinge, dass es auch mit dem kleinen Radius klappen wird.


    Danke für den Tipp mit dem Anschleifen des Alus nach Auftragen des Epoxys zur Vermeidung der Oxidation. Klingt zwar nach einem ziemlichen Gepappe, aber wenn es besser hält, werde ich es wohl so machen.


    Den Thread zu Deinen „Basteleien“ habe ich übrigens mit großem Interesse verfolgt. Sehr beeindruckend, was Du da mit vergleichsweise einfachen Mitteln umsetzt!


    Viele Grüße,
    Matthias

  • Hallo,


    als nächsten Schritt habe ich die Spiegelzelle in der Spiegelbox montiert. Dazu zunächst die Position der Halteblöcke bestimmt, diese mit Rampa-Einsätzen versehen und eingeleimt. Der Hauptsiegel kann nun von oben über zwei M8 Sechskantschrauben gegen Federkraft justiert werden. Das wird demnächst noch durch eine werkzeuglose Lösung ersetzt.





    Anschließend ging es mit der Beplankung des Hutes weiter. Dazu zunächst das 1,5mm Flugzeugsperrholz mattschwarz lackiert und über Nacht auf den Biegeradius vorgedehnt. Die Beplankung habe ich dann doch nur mittels Blindnieten und ohne zusätzliche Verklebung mit Epoxy gemacht. Mit dem Result bin ich zufrieden, der Hut ist nun sehr steif und stabil. Die Spiegelbox noch mattschwarz lackiert und den Tubus probeweise montiert.




    Ich würde gerne einen normalen Crayford OAZ mit 1:10 Untersetzung verwenden. Vorteile im Vergleich zum Kineoptics HC2 sind der Preis (sehr günstig gebraucht erworben) und vor allem die Tatsache, dass sich das Okular beim Fokussieren nicht dreht. Da ich TeleVue Dioptrix an den Okularen mit langer Brennweite verwende, ist das für mich ein wichtiger Aspekt. Nachteilig ist mit 850g das sehr hohe Gewicht des OAZ. Auf Grund des hohen Gewichts des 32mm dicken Hauptspiegels und der überdimensionierten Spiegelbox sollten sich daraus eigentlich trotzdem keine Probleme ergeben. Ich habe den OAZ provisorisch befestigt und auf einem Rundstab den Schwerpunkt des Tubus ermittelt. Er liegt bei 27cm und daher trotz des schweren OAZ noch recht weit unten. Meine Okulare sind mit maximal 450g relativ leicht (Delos, Morpheus, ES 68°). Das sollte daher hoffentlich passen?



    Viele Grüße,
    Matthias

  • Hallo,


    ich war in den letzten Wochen leider recht „dokumentationsfaul“, aber alleine schon als kleines Dankeschön für die vielen guten Tipps, die ich hier erhalten habe, bin ich Euch noch einen Abschlussbericht zum Bau des 10“ Gitterdobsons schuldig.


    Zunächst habe ich die Multiplexteile für die Rockerbox dimensioniert. Die Materialstärken betragen 6mm für Vorder-/Rückseite und 12mm für die Seiten und den Boden. Für den runden Ausschnitt im Boden habe ich dann doch die nervig laute Oberfräse verwendet. Anschließend noch ein einfaches Groundboard aus 12mm Multiplex mittels 60°-Überblattungen zusammengezimmert und alles verleimt.





    Für den Zuschnitt der Höhenräder aus 15mm Multiplex habe ich ebenfalls die Oberfräse verwendet.


    Als Gleitlager kommt Formica Stardust Laminat zum Einsatz.


    Noch schnell einen Deckel für die Spiegelbox gebastelt und dann die Holzoberflächen mit Farbresten vom Gartentorbau lasiert.




    Dann die Stangen mit schwarzem Schrumpfschlauch ummantelt, einen Riegel Quickfinder sowie einen 8x50 Winkelsucher angebracht und den Dobson montiert. Auf den Bilder noch nicht zu sehen ist eine Streulichtblende aus mit Velours beklebter 0,8mm Verglasungsfolie.




    So war der Dobson dann prinzipiell fertig und kam am 20. und 23. Januar zum Einsatz. Mit dem Ergebnis bin ich weitestgehend zufrieden. Sowohl Höhen- als auch Azimutlager lassen eine feinfühlige Positionierung zu. Die etwas überdimensionierten Höhenräder sind dem recht hohen Schwerpunkt geschuldet, der notwendig war, um den gut 800g schweren OAZ und den ebenfalls 800g schweren 8x50 Sucher zu tragen. Es sind keine Gegengewichte für den Einsatz meiner Okulare notwendig, die alle im Gewichtsbereich zwischen 300g und 600g liegen. Das Höhenlager hält auch beim Okularwechsel in allen Höhen die Position. Die Justage bleibt in allen Positionen sehr gut erhalten und auch nach Abbau/Aufbau muss der Hauptspiegel nur ein paar Millimeter nachjustiert werden. Insgesamt ist das Teleskop für einen 10“ Gitterdobson mit 13kg aber ziemlich schwer geworden.


    Am 20. Januar bot sich auch die Gelegenheit eines direkten Vergleichs mit dem Volltubus von Marcus, in dem die gleiche 254/1200 Skywatcher-Optik verbaut ist. Der Kontrast war im Volltubus ein wenig besser und daher habe ich im Anschluss die Schwärzung von Spinne, Hut und Spiegelbox durch den Einsatz des Antireflex-Lacks von nocutec verbessert. Den Lack kann ich empfehlen, er lässt sich gut verarbeiten und hat auf allen verwendeten Materialien problemlos gehalten (blankes Aluminium, eloxiertes Aluminium, Messing, Holz, vorlackiertes Holz, Edelstahl, …). Ob der Kontrast nun besser geworden ist, oder der Dobson noch eine Streulichtsocke benötigt, wird sich zeigen sobald die aktuelle Mistwetterphase hoffentlich bald vorüber ist.


    Viele Grüße und nochmals vielen Dank für Eure hilfreichen Tipps und Ratschläge!
    Matthias

  • Hallo Matthias, gratuliere zum neuen Dobson. Gefällt mir.


    14 kg finde ich noch sehr leicht bei so einem schweren Fokusierer und Finder. Hast du die Position der Höhenräder nach vorne verschoben, um das außeraxiale Moment auszugleichen?


    Ich halte die 12x1 mm Stangen und das 12 mm Bodenbrett der Rockerbox für ziemlich dünn. Wie schwingungsarm verhält sich das Gerät bei hoher Vergrößerung?


    Die 12" Volltubusdobsons aus Fernost, die ich kenne, haben eine mangelnde Streulichtunterdrückung, hauptsächlich aufgrund des zu kurzem Tubus nach oben. Wenn deiner sogar schlechter als diese ist, würde ich dem weiter auf dem Grund gehen. Wie groß ist die Gegenlichtblende? Hast du ein Bild davon? Ist der Fangspiegelrand geschwärzt? Wie sieht der Blick durch die leere Okularhülse aus? Vielleicht brauchst du noch eine Schürze unten um die Stangen herum?

  • Hallo Stathis,


    vielen Dank für die freundlichen Worte!


    Bzgl. des Bodenbrettes habe ich leider eine falsche Angabe gemacht, ich habe gerade noch einmal nachgemessen, es ist 16mm stark. Das Schwingungsverhalten bei hoher Vergrößerung kann ich noch nicht ausreichend einschätzen. Bei den ersten Einsätzen des Dobson war das Seeing nur mäßig und ich hatte als kürzeste Brennweite meist das 9mm Morpheus und nur kurzzeitig mal das 4,5mm Morpheus verwendet. Mir fehlt auch der Vergleich mit anderen Gitterdobsons, denn ich beschäftige mich erst seit einem guten halben Jahr mit Astronomie und habe in diesem Zeitraum nur Sternfreunde mit Volltuben kennengelernt.


    Was das Schwingungsverhalten angeht denke ich auch noch über eine Diagonalverstrebung, oder zumindest eine Verbindungsstange zwischen den vorderen Enden der Höhenräder nach. Damit wollte ich aber erst mal abwarten bis ich besser abschätzen kann, ob dies notwendig ist.


    Die Höhenräder sind tatsächlich leicht verschoben angebracht. Allerdings nicht nach vorne, sondern um zwei Zentimeter nach hinten, also quasi Richtung OAZ. Ich wollte den Schwerpunkt ein wenig besser unter dem schweren OAZ und Sucher platzieren. Entweder sieht das für Dich auf den Bildern durch den asymmetrischen Zuschnitt der nur ca. 165°-Teilkreis abdeckenden Sicheln merkwürdig aus, oder ich habe da was ganz falsch verstanden.


    Nun zum Kontrast: Der Volltubus von Marcus ist, soweit ich mich erinnere, schon ein wenig in Bezug auf Streulicht getunt (Velours im Tubus und im OAZ). Falls das Hauptproblem aber, wie Du geschrieben hast, der zu kurze Tubus nach oben hin ist, dann besteht dieses noch, denn eine zusätzliche Streulichtblende hat Marcus nicht angebracht.


    Ich hatte Dein Excel-Sheet vom Kyklopas für die Berechnung der Streulichtblende verwendet. Vielen Dank an dieser Stelle dafür, dass Du es auf Deiner Webseite zur Verfügung gestellt hast! Falls ich das Sheet richtig verstanden habe und keine Fehler bzgl. der Eingabewerte gemacht habe, ist ein Blendendurchmesser von 43cm notwendig. Da der Hut in der horizontalen schon einiges abdeckt und ich noch ein 40cm breites Reststück Velours hatte, habe ich daraufhin eine asymmetrische Blende aus PET und Velours gebastelt (45cm hoch und 40cm breit).


    Ich kenne zwar prinzipiell die Regel, dass beim Blick durch den OAZ kein Himmelshintergrund zu sehen sein darf, bin mir aber nicht ganz sicher, wie genau ich diese interpretieren muss. Wenn ich gaaanz schräg von unten oder oben durch den OAZ Blicke, ist trotz der Blende noch Hintergrund sichtbar. Ist meine Blende also zu klein, oder ist dieser extreme Einblick nicht relevant?


    Achja, Du hattest noch den Rand des Fangspiegels angesprochen. Den hatte ich bereits geschwärzt, das sollte also passen. Beim Blick durch den OAZ ist mir nun aber noch aufgefallen, dass ich das blanke Alu der beiden dem OAZ gegenüberliegenden Stangenbefestigungen sehen kann. Da muss ich also noch mal mit dem Antireflex-Lack nacharbeiten.


    Besten Dank für Deine Ratschläge!
    Matthias





  • Moin Matthias,


    dann mal auch hier zur offiziellen Fertigstellung des Dobsons herzlichen Glückwunsch! Ich finde den schick und war mächtig erstaunt, wie unkompliziert der aufzubauen und zu justieren ist. Vielleicht sollte ich mich davon ermutigen lassen und meine zu den Akten gelegten Pläne wieder ausbuddeln...


    Nun könnte man noch über handschuhtaugliche Spiegelzellenjustierknöpfe nachdenken, wie wäre es denn mit zwei schwarzen POM-Knöpfen so im Stile der Bedienungsknöpfe meines kleinen Einarms? So etwa 35 mm Durchmesser, 6 Griffmulden? Etwa 20 mm hoch?


    Wegen des Streulichtes:
    jawoll, ich habe einen Fabriknewton. Aber ich habe die Fotoversion (PDS) des Zehnzöllers verdobst, ich habe keinen Fertig-Dobson. Ich weiß also nicht, wie lang das Tubusrohr in beiden Fällen oder bei den 12" ist. Aber auch wenn ich bei etwa in Arbeitsstellung gefahrenem OAZ etwa in der Fokusebene ganz doll schräg duch das OAZ-Rohr gucke, dann fehlt auf der gegenüberliegenden "Seite" bis zum Tubusrand immer noch rund eine Daumenbreite, ist aber schlecht zu erkennen, weil die Blechstreifen der Spinne im Weg sind und als Blende mithelfen. Irgendwelche Umgebung sehe ich beim auch noch so schrägen Einblick in den OAZ meines Blechfasses nicht. Mein 10" hat das leichte Tuningpaket verpaßt bekommen: schwarze Abtönfarbe auf Spinne, auf FS-Kanten, auf dem silbrigen OAZ-Rohr außen, auf alle glänzenden Schrauben, innen in die OAZ-Verlängerung. Ein großzügiger Flecken Velours gegenüber des OAZ, Velours im OAZ-Rohr, eine Blende mit etwa 40 mm ID zwischen OAZ-Rohr und OAZ-Verlängerung. Die Blende könnte sicherlich noch kleiner sein, ich habe die da so wie sie ist einfach mal reingefummelt, weil die da extrem einfach zu montieren ging, schlimmstenfalls nützt die eben nichts. Mein Bauchgefühl meint, daß das Velours im OAZ und die geschwärzten FS-Kanten den größten Effekt hatten.


    Nun bin ich ja nicht der Streulichtminimierungsexperte, aber aufgrund Deiner letzten beiden Bilder würde ich einmal mit einem etwa 20 mm breiten Streifen Velours am inneren Ende des OAZ-Rohrs experimentieren. An der Stelle ist es bei meinem Blechfaß einfach nur duster.



    Viele Grüße von


    Marcus

  • Hallo Matthias,


    du bist erst gut ein halbes Jahr dabei? Dafür legst du aber ganz schön vor, wow!


    16 mm Rockerbox Bodenbrett klingt schon besser. Ob das reicht, kannst du mit ein paar Schwingungsanalyse Tricks auch bei Tage herausfinden: Z.B. die Rockerbox an den 4 Ecken mit Holzklötzen aufbocken, sodass die 3 Azimut Teflonauflager frei sind. Jetzt an den Hut schlagen und beobachten, ob die Schwingungen weniger geworden sind. Wenn das Aufbocken die Steifigkeit merklich erhöht, ist das Rockerbox Bodenbrett zu dünn und sollte noch eine Schicht aufgeleimt bekommen.


    Ähnlich kann man die Höhenräder testen: Schwingt es am Horizont mehr als Zenit, sind die Höhenräder oder die Stangen schuld, oder beides. Einfach testweise an die Spitzen der Höhenräder irgendwelche Knüppel oder Latten mit Schraubzwingen befestigen und den Unterschied herausfinden. Dann weißt du, wie viel eine Diagonalversteifung der "Ohren" bringen würde.


    Diese Restschwingungen herauszufinden ist schon die hohe Kunst des Dobsonbaus und wird immer wichtiger, je mehr man auf Leichtbau optimieren will. Das ist bei dir noch nicht ganz so kritisch, sieht ja alles recht solide gebaut aus. Auch ist nicht jeder so pingelig was das angeht. Ich habe halt das "Rock of Gibraltar" Verhalten von meinem 24- Zöller lieben gelernt.


    Bei den Fünflingen musste ich einiges austesten um zu lernen, woher die Restschwingungen herkommen:




    Daraus sind die Optimierungen hervorgegangen, die ich hier dokumentiert habe (Spiegelbox Bodenblech, Drahtseile, Dyneema Seile):
    http://www.stathis-firstlight.de/atm/Fuenflinge_Mechanik.htm


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Höhenräder sind tatsächlich leicht verschoben angebracht. Allerdings nicht nach vorne, sondern um zwei Zentimeter nach hinten, also quasi Richtung OAZ.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Richtig so, ich hatte es oben falsch herum geschrieben, sorry. Wenn OAZ+ Finder nach hinten ziehen, wandert der Schwerpunkt von der optischen Achse aus ja nach hinten (=Richtung OAZ+ Finder). Die sichelförmigen Höhenräder hingegen wiegen vorne mehr, gleichen es aber vermutlich nicht aus.


    Deine Gegenlichtblende am Hut sieht ausreichend groß aus. Keine Ahnung, woher da noch Streulicht reinfallen soll. Habt ihr über Schnee oder sonstigem sehr hellen Untergrund beobachtet? Dann könnte es das Licht von unten sein, das der Fangspiegel am Hauptspiegel und Spiegelbox vorbei noch vom hellen Boden sieht. Dagegen hilft eine Schürze wie an meinem 24- Zöller die "Primary Mirror baffle" aus dünner Isomatte.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wenn ich gaaanz schräg von unten oder oben durch den OAZ Blicke, ist trotz der Blende noch Hintergrund sichtbar. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Jaaa, ganz so einen schrägen Umweg wird das Streulicht schon nicht nehmen. Man versucht ja einen praktikablen Kompromiss zu finden, damit das "Segel" nicht gar zu groß wird. Ich bevorzuge eher kleinere Hutblenden und setzte passende Okularblenden an die Okulare für hohe Vergrößerungen.


    Das Streulichtverhalten kannst du auch wieder austesten, indem du bei hoher Vergrößerung (kleine AP) beobachtest, ob z.B. eine provisorische Decke oder Tuch um die Stangen den Kontrast erhöht.

  • Hallo Stathis,


    wow, das sind ja spannende Tipps in Sachen Schwingungsanalyse. Das werde ich mir am Wochenende gleich mal genauer an meinem Dobson ansehen!


    Der Untergrund beim Kontrastvergleich von Volltubus und Gitterdobson war Schotter. Also nicht allzu hell. An eine Schürze hatte ich auch schon gedacht ... leider bin ich aber nicht selbst darauf gekommen, sondern hatte da bereits die Fünfling-Seite gelesen. :) Ob das bei meinem Teleskop den Kontrast spürbar verbessert, werde ich bei der nächsten Gelegenheit mit einem schwarzen Tuch testen.


    Vielen Dank!
    Matthias

  • Hi Marcus,


    ich war selbst überrascht, wie schnell so ein Gitterdobson aufgebaut ist. Im Vergleich zum ersten Einsatz, bei dem Du ja dabei warst, geht es inzwischen dank besserer Rändelmuttern und Stangenanschlägen, die ihre Position auch vernünftig halten, noch ein wenig besser. Ich kann Dich daher nur dazu ermuntern Deine zu den Akten gelegten Pläne wieder hervorzuholen. Mit Deinem Hobbyschlosser-Know-How wird der Aufbau des resultierenden Dobson sicher noch mal deutlich geschmeidiger.


    Was das Streulicht angeht: Das Velours im OAZ steht schon auf der ToDo-Liste.


    POM Knöpfe, wie an Deiner Einarm-Montierung, wären eine schicke Lösung für die werkzeuglose Justage des Hauptspiegels. Ich habe diesbezüglich Anfang der Woche ein wenig herumexperimentiert und bin dann aber ganz von der Idee abgekommen. Ich möchte die Justageschrauben erreichen können, während ich durchs Cheshire schaue. Der Abstand ist aber gerade so groß, dass dies auch mit etwas höheren Knöpfen nur recht unbequem möglich ist. Daher habe ich nun kurzerhand einen 23cm langen, passenden Steckschlüssel-Schraubendreher gekauft. Damit ist die Justage nun zwar nicht werkzeuglos, aber sehr bequem. Im Notfall (= Werkzeug vergessen), kann man die Sechskantschrauben auch noch gerade so und mit viel Gefrickel mit der bloßen Hand bedienen.


    Viele Grüße,
    Matthias

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