Spiegelmaterial BK7

  • Hi an die Spezialisten [8D]
    Ich bin seit der Diskussion über Spiegelmaterial am grübeln -
    warum in herrgottsnamen wird BK7 als Spiegelträger verwendet? Es ist von den thermischen Eigenschaften nicht besser als Fensterglas - dafür aber teurer, weil bei BK7 ja auf Schlierenfreiheit, Blasenfreiheit und Transmission Wert gelegt wird. Eigenschaften, die <b>absolut keine</b> Rolle für die Spiegeloberfläche haben. Dient das ganze vielleicht nur dazu, ein vermeintlich besseres Glas an den Mann zu bringen?
    Selbst wenn es keine Rolle bei kleineren Spiegeln spielt - man fühlt sich irgendwie verarscht.
    Vielleicht gibt es ja jemanden, der <i>wirklich</i> das Wissen darüber hat und ein wenig zur Aufklärung beitragen kann.


    Gruß


    ullrich

  • Ahoi Ullrich,


    das gute alte BK7 ist sozusagen das Massenglas der opt. Industrie.


    Ich kann nur für Zeiss Jena sprechen, dort wurden für opt. Bauelemente grundsätzlich opt. Gläser eingesetzt. Floatglas zu verwenden, kam meines wissens nie zur Diskussion.


    Das liegt u.a. daran, dass alle opt. Gläser einen Temperprozess zum Abbau innerer Spannungen durchlaufen. Und diese Spannungen sind wesentlich kritischer, als ein etwas höherer Ausdehnungskoeffizient.


    Auf weitere Stellungnahmen zu Thema bin ich gespannt.

  • Hallo Ullrich,


    das habe ich mich auch schon gefragt. Ich habe aus BK-7 schon Linsen geschliffen, ein zuverlässiges Prüfen der Oberfläche war erst nach stundenlanger Temperaturanpassung des Glases möglich.
    Meiner Meinung nach ist BK-7 als Material für Spiegelträger nicht geeignet.


    Vielleicht ist es so, dass die schlierenfreien BK7-Rohlinge als Material für Linsen genutzt werden, die Rohlinge mit Schlieren oder Bläschen schleift man zu Spiegeln.
    Ganz nach dem Motto: Die guten ins Töpfchen und die schlechten ins Kröpfchen.


    Gruß,
    Jens

  • Hi Jens -
    das scheint mir einleuchtend zu sein. Sozusagen die Abfälle werden für Spiegelrohlinge verwendet, weshalb sie billiger sind...
    Bedenklich finde ich nur, daß das so angepriesen wird, als wäre das ein hochwertigeres Glas als Floatglas.


    Gruß
    ullrich

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">das habe ich mich auch schon gefragt. Ich habe aus BK-7 schon Linsen geschliffen, ein zuverlässiges Prüfen der Oberfläche war erst nach stundenlanger Temperaturanpassung des Glases möglich.
    Meiner Meinung nach ist BK-7 als Material für Spiegelträger nicht geeignet.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Jens,
    dann schleif und polier erst mal einen 10- Zöller aus diesem Material. Dass es dennoch gute Spiegel aus BK 7 von diesem Kaliber gibt, erinnert mich an unerklärbare Phänomene[:D].
    Bei "Kleinscherben" 6 oder 8" wird das naturgemäß weniger problematisch.
    Gruß Kurt

  • Hallo Kurt,


    die Linsen hatten 8“ Durchmesser und sind auch ganz gut geworden. Nur das Prüfen ist eben aufwendiger als bei Pyrex. Deshalb würde ich freiwillig keinen Spiegel aus BK-7 schleifen.


    Für die Genauigkeit der Oberfläche ist das verwendete Material nicht relevant, da könnte man also auch Floatglas nehmen. Und vom Temperaturverhalten her ist BK-7 ganz sicher keine Alternative zu Duran.
    Deshalb kann man sicher Spiegel aus BK-7 machen, das hat aber in etwa den gleichen Effekt wie ein verchromen der Hauptspiegelfassung oder ein schön poliertes Gegengewicht.


    Gruß,
    Jens

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Deshalb würde ich freiwillig keinen Spiegel aus BK-7 schleifen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Jens,
    da bin ich ganz Deiner Meinung. Aber als Schleifwerkzeug scheint es ganz gut geeignet. Besonders dann, wenn man es preisgünstig abstauben kann[:D]
    Gruß Kurt

  • Hallo Ullrich,
    wenn ich mich richtig an meine Ausbildung erinnere, so ist das Hauptargument die Spannungsfreiheit des Glases. Es gibt teure optische Sondergläser bei denen sogar Schlieren oder Einschlüsse in Kauf genommen werden nur um den gewünschten Brechungsindex/ Abbezahl zu erreichen, aber bloß keine Spannungen! Die ersten Eigenschaften spielen natürlich bei einem optischen Spiegel keine Rolle, wohl aber die Spannungsfreiheit.
    Auf die Abkühlung wird bei optischen Gläsern enormen Wert gelegt um Spannungen zu verhindern und Brechungsindizes genau einzuhalten. Bei Floatglas ist dies weniger wichtig. Dort wird das Glas auf flüssiges Zinn gefloatet (bei ca. 1000°C) und rasch in einem Kühltunnel auf ca. 200°C abgekühlt. Lt. Schott beträgt die Leistung einer solchen Anlage ca. 3000 m2 pro Stunde. Das Glas ist für Spiegel geeignet, allerdings in erster Linie für Haushaltsspiegel. Eine eher veraltete Info dürfte sein, dass Floatglas industriell nicht in beliebiger Dicke hergestellt werden kann (Stand 1984: 20 mm).
    Was die Qualität der Politur bei Bezugstemperatur angeht, denke ich, werden sich beide Materialien nicht unterscheiden, aber wie verhält sich der Floatglasspiegel bei stark abweichenden Temperaturen? Dann könnten meiner Meinung nach potenziell eingeschlossene Spannungen nachteilig wirken.
    Fazit: mir ist ein BK7 lieber als das Floatglas.
    [^]

  • Hallo Ullrich,


    das von Matthias gebrachte Argument
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Das liegt u.a. daran, dass alle opt. Gläser einen Temperprozess zum Abbau innerer Spannungen durchlaufen. Und diese Spannungen sind wesentlich kritischer, als ein etwas höherer Ausdehnungskoeffizient.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    ist für mich schlüssig!Das ist ein für Spiegel wesentlicher Faktor.
    Der Temperaturausdehnungskoeffizient wäre für mich ein aber Argument auf einen Selbstschliff aus BK7 zu verzichten.


    Das es tatsächlich sehr gute (Zitat Kurt[}:)])"Kleinscherben"-Exemplare aus BK7 gibt kann ich als Besitzer bestätigen[:D].
    Keine Ahnung wie die das in Taiwan machen[?].


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Vielleicht ist es so, dass die schlierenfreien BK7-Rohlinge als Material für Linsen genutzt werden, die Rohlinge mit Schlieren oder Bläschen schleift man zu Spiegeln.
    Ganz nach dem Motto: Die guten ins Töpfchen und die schlechten ins Kröpfchen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ich bin auch davon überzeugt,daß es genau so gemacht wird.Einschmelzen wäre teurer...


    MfG,Karsten

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Keine Ahnung wie die das in Taiwan machen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Freunde,
    Matthias hat mir das off Board erklärt. Dort laufen immer mehrere Spiegel in der Fertigung parallel, höchstwahrscheinlich unter genau vorgegebenen Bedingungen wie Raumtemperatur, Arbeitsgeschwindigkeit, Verweilzeit im Prüfraum vor Beginn der Prüfung. Wenn dan auch noch die Prüfungen qualitätsgemanagt werden, kommt eben gute Qualität zum Kunden. Mit Amateurmitteln hat man es bei BK7 leider viel schwerer, wenn man hohe Qualität anstrebt.


    Gruß Kurt

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