Angekommen ! - Postkarten aus Namibia

  • Hallo Liebe Mitreisende,


    Endlich angekommen! Den sprichwörtlichen schweren Rucksack abgelegt, den ich seit ungefähr 3 Monaten mit mir herum getragen habe. Wie jedes mal nach meiner Astro Reise, die um den Juni Neumond in Namibia stattfand, nahm ich einiges an Sichtungen mit nach Hause. Dort angekommen verbrachte ich +120 Arbeitsstunden mit dem Zeichenstift in der Hand auf schwarzem Fotokarton, um die 31 Zeichnungen ins Reine zu bringen.


    Hier nur eine kleine Auswahl, sogar mit drei Objekten, die man auch am Nordhimmel beobachten kann, eigentlich eine Sünde am Südhimmel [;)].


    Den Rest gibt es dann später und an anderer aber bekannter Stelle.


    <i>Übrigens, der geschriebene Text hier kam mir gerate recht, denn zu diesem Zeitpunkt hatte ich 15 Zeichnungen fertig, also praktisch Halbzeit und ich war froh die Finger mal wieder etwas zu strecken, so hatte ich die spontane Idee diesen kleinen Bericht zu schreiben[:)].</i>




    <b><font size="4">1.Henize 55, NGC 2003, NGC 1978 (Sternbild Dorado, Lichtreisezeit ca: 160000 Jahre)</b></font id="size4">


    Gespannt stand ich auf meiner Beobachterplattform, mit ständigen Blick nach oben, etwas Nervös und zappelig wusste ich nicht, ob ich im stehen oder im sitzen darauf warten sollte. Was für eine Vorfreude! Mein mitgebrachtes 14"-Teleskop war aufgebaut und hat die Anreise gut überstanden, also bereit Licht einzufangen. Die erste Nacht brach sehr schnell hinein, über mir begrüßten mich einige helle Südhimmelobjekte schon mit bloßem Auge. Das richtige Okular mit einem Filter bestückt lag schon griffbereit, um von mir schnell gesteckt zu werden. Das erste Ziel war zügig angepeilt. Dann beim Blick durch das Okular gleich ein Volltreffer und ich wurde gebissen. Eine Spinne! Eine Tarantel und hochgiftig! Ich war infiziert und bereit für 11 Nächte. Doch nicht dem Tarantelnebel gebührte die Ehre das erste Zeichen-Objekt zu sein, er war aber mein Sprungbrett zu einem kleineren unscheinbaren Vertreter seiner Art.


    Der "Himmel im Himmel" das habe ich einmal über die Große Magellansche Wolke gelesen, einer Zwerggalaxie unserer Milchstraße. Diese Galaxie kann man kaum mit dem Übersichtsokular durchkreuzen, ohne mindestens 2-3 Objekte gleichzeitig im Bild zu haben. Ein extragalaktisches Miniatur-Wunderland das es in sich hat. So auch Henize 55, einem Emissionsnebel, den ich eigentlich beobachten wollte und der mich an die Form einer Musiknote erinnerte. Westlich davon strahlte NGC 2003, ein Sternhaufen, als heller länglicher Fleck ziemlich auffällig. Nur ein kleines Stück weiter nördlich, entdeckte ich ein schwachen leicht granulierten Schimmer, der aber nicht weiter benannt ist. Komisch, aber vermutlich nur eine Sternwolke oder Verdichtung innerhalb der Galaxie. Das hellste Objekt im Blickfeld fand man, wenn man weiter in nordwestlicher Richtung schaute, den Kugelsternhaufen NGC 1978. Nachdem ich das alles einigermaßen und maßstabsgetreu zu Papier gebracht habe, wurde es noch etwas feinsinnig, denn ich musste noch die zarten Sternchen in Henize 55 heraus arbeiten.
    Das war also meine erste Beobachtung und Zeichnung der diesjährigen Reise und gleich drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.[:)]


    <i>Zeichnung (14 Zoll)</i>




    <b><font size="4">2. NGC 4945 (Sternbild Centaurus, Lichtreisezeit ca: 12 Millionen Jahre)</b></font id="size4">


    An dieses Objekt und die Beobachtung bin ich frisch und ausgeruht (vor allem akklimatisiert) heran gegangen, denn sie war eines der ersten Objekte nach einer 2-tägigen Zwangspause, die einzige Pause während meiner Reise. Es war in einer Nacht bedeckt, wo eigentlich nichts ging. Die Nacht danach ging dann schon etwas, der Himmel war mir aber dann irgendwie etwas zu seifig. Ich bekam aber trotzdem ein schlechtes Gewissen, nicht aufgebaut zu haben. Stattdessen verbrachte ich die Nacht mit Oliver Stein am 24" Bino-Dobson. Oliver ist ein ebenso verrückter Dobsonaut wie ich, wenn nicht sogar noch verrückter (im positiven Sinne natürlich).


    Die Galaxie, die zur M 83-Gruppe gehört, war aufgrund ihrer Größe einfach zu finden und enttäuschte zunächst einmal, ziemlich blass und verwaschen, was aber nicht an den Bedingungen lag, denn die waren Spitze. Die Erfahrung hab ich auch schon Jahre zuvor mit 12" gemacht, als ich sie eigentlich zu kurz beobachtet habe. Ist man bereit, sich die Augen zu verbiegen und lässt sich Zeit, in meinem Fall bestimmt zwei Stunden, zerfällt die Galaxie in Details wie Knoten und Dunkeleinbuchtungen und kam mir während der Beobachtung vor wie ein riesiges Alien-Mutterschiff, was da vor einem schwebt. Mit auf die Zeichnung sollten eigentlich die umliegenden Begleiter, was aber nicht akkurat machbar gewesen wäre mit dieser Vergrößerung und einer anschließenden Umsetzung auf den A4-Fotokarton. Da bin ich froh über die nordöstlich gelegene und recht nahe PGC 45317 die für eine PGC wirklich überraschend hell daher kam. Und anstatt Begleiter habe ich dann eben ordentlich Sterne aus unserer Galaxie hinzu gefügt. Ein auffälliger Schwarm aus hellen Sternen wie ein glitzernder Wasserfall, hatte sich da angeboten, der dekorativ im rechten Winkel zur länglichen Galaxie steht.


    <i>Zeichnung (14 Zoll)</i>



    <b><font size="4">3. NGC 5286 (Sternbild Centaurus, Lichtreisezeit ca: 35000 Jahre)</b></font id="size4">


    Für diesen Kugelsternhaufen muss man in die äußeren Bereiche der Milchstraße schauen, wie meist üblich bei diesem Objekttyp, im Halo unserer Galaxie, wo sie uns wie Satelliten umkreisen.


    <i>Dieser Glitzerball ist an für sich nichts besonderes. Wer einen richtig spektakulären sehen will, der scrollt einfach weiter nach unten [;)].</i>


    Er ist halt schön aufgelöst und zeigt sich granular und auch so schön hell [8D]. Die Besonderheit liegt hier in die Nähe zu einem sehr hellen Stern, der dann auch noch deutlich in gelber Farbe strahlt. Ich habe den mal ein paar Jahre davor mit Hilfe des DeepSky Reiseatlas angefahren und fand die Kombination visuell sehr ansprechend.


    Die gelbe Farbe war dann beim Digitalisieren die eigentliche Herausforderung, da ich Zeichnungen im Schwarzweiß-Modus Scanne und die Farbe dann futsch ist. Farbscans machen die Zeichnung wiederum dann viel zu hell und grünstichig. Also gab es zwei Optionen. Die erste wäre Rene gewesen, der mir den Farbscan mit Photoshop wieder hätte abdunkeln und neutral stellen können ohne die Farbe zu verändern. Das hat er schon wunderbar bei Palomar 9 getan. Oder einfach den gelben Bereich vom Stern aus Palomar 9 in die NGC 5286 Zeichnung hinein stempeln mit einem kostenfreien Programm, was ich dann auch so gemacht habe und ziemlich fix ging [:)].


    <i>Zeichnung (14 Zoll)</i>



    <b><font size="4">4. M16 (Sternbild Serpens, Lichtreisezeit ca: 6000 Jahre)</b></font id="size4">


    Mit diesem Objekt beschäftige ich mich bereits seit 4 Jahren, bei jedem Aufenthalt in Namibia. Ich war nach den Beobachtungen immer enttäuscht, jetzt kann ich das Objekt endlich zufrieden abhaken und es zählt deswegen zurecht zu meinen Highlights der Reise.


    Ich kann mich noch gut erinnern an das erste Mal mit 12" unter namibischen Himmel. Ich habe mich auf die schönen schwarzen Säulen gefreut, die den Nebel so bekannt machen. Aber nichts, nur eine schwarze längliche Einbuchtung war zu erfassen, aber keine Säulen, von denen ich mir zwei versprochen habe und sehen wollte.


    Das änderte sich auch nicht in den nächsten Jahren mit meinem 14" Reiseteleskop. Was ich mir auch noch gewünscht habe, war eine Sichtung der Säulen bei gleichzeitiger Sichtbarkeit des kompletten Adler-förmigen Nebels, der dann noch ins Gesichtsfeld vom Okulare passen sollte. Das ist mir zuvor nicht wirklich gelungen bzw. dieser Dunkelnebel (zumindest die kleine westliche Säule) war mit geringer Vergrößerung immer zu knapp sichtbar oder auch teilweise nur Einbildung und Wunschdenken meinerseits.


    In der Nacht, als ich diesen Nebel das 4. mal probiert habe, war es extrem klar, also Sterne und Sternbilder bis nah an den Horizont, Bortle 0 sozusagen [8D]. Zufällig habe ich gerade bei Oliver am 24" Bino gestanden, wo wir uns gerade genau diesen Dunkelnebel anschauten. Den Anstoß zu meinem Versuch mit 14" gab dann Hermann, ein sehr netter Astrofotograf, der meinte die Nacht wäre einer der besten Nächte, die er dort erlebt habe. Darauf hin verabschiedete ich mich von der Gruppenbeobachtung und ging an mein Teleskop, um mich am Objekt zu versuchen. Wenn nicht jetzt, wann dann!? Ich nutzte das 12 mm Okular mit angeschraubten OIII-Filter, womit die Adlerform schön hell und einfach in seiner ganzen Ausdehnung sichtbar wurde, wobei der Kopf am schwächsten erschien und dazu passte auch noch alles ins gleiche Gesichtsfeld. Ich konzentrierte mich aber auf den Dunkelnebel. Die mittlere Säule war einfach zu sehen, wie immer eigentlich. Auch den östlich gelegenen dunkel Teil konnte ich gut erkennen. Die schwierige westliche Säule erschien als dunkles Anhängsel, nicht ständig haltbar, aber als sicheres Detail indirekt wahrnehmbar. Damit war ich zufrieden und machte mir die Skizze dazu, immer mit der Befürchtung, der Himmel könnte schlechter werden. Am Ende erfasste ich noch den dazu gehörigen Sternhaufen, durch den Filter waren nicht alle Sterne sichtbar und verlor dadurch etwas an Brillanz.


    Diesen Emissionsnebel erwischen wir gerade, wie er einen offenen Sternhaufen bildet. Der Dunkelnebel scheint wie ein Zeigefinger, der uns auf den eigentlichen M 16 zeigt, denn der Nebel an sich ist ja bekanntlich als IC 4703 katlogisiert.


    <i>Zeichnung (14 Zoll)</i>



    <b><font size="4">5. M 22 (Sternbild Sagittarius, Lichtreisezeit ca: 10000 Jahre)</b></font id="size4">


    Drei Nächte waren noch übrig und es wurde Zeit für mein erstes größeres Projekt, also ein Objekt für eine ganze Nacht, eines für das man hierzulande kaum Zeit findet bzw. das auch nicht sehr lange über dem Horizont bleibt.


    Die meisten Objekte hatte ich ja eh in trockenen Tüchern bzw. auf weißen Papier. In diesem Jahr hatte ich viele kleinere PN's, auch wegen dem hervorragenden Seeing die meiste Zeit. Einige Sternhäufchen und Nebelchen in der Kleinen und Großen Maghellanschen Wolke, skurril aussehende Nebel in unserer Milchstraße. Und auch ein Sternhaufen und sogar ein Sternmuster war dabei. Ein paar Spiralgalaxien durften natürlich auch nicht fehlen. Bei den Spiralen hatte ich ein paar Beobachtungen verworfen, da von der Struktur schlicht und einfach nicht wirklich etwas zu sehen war, trotz dem Hinweis "hint of spiral structure" in meinen Büchern, die ich zur Vorbereitung nutzte.


    Diesen großen Kugelsternhaufen hatte ich vor zwei Jahren schon einmal zur Probe angeschaut und fand den für eine Zeichnung geeignet ohne aber genauer hinzuschauen.


    Gegen 22:00 Uhr stellte ich mein Reiseziel im Teleskop ein und zielte in Richtung Sagittarius. Die richtige Vergrößerung war auch schnell gefunden, nicht zu viel, denn ich hatte ja auch nur noch drei Nächte zur Verfügung. Aber auch so explodierte es förmlich im Okular, Wahnsinn! Aber mein Blick richtete sich dann zunächst auf ein markantes Muster aus Sternen knapp neben dem Haufen, ein Dreieck, echt ziemlich auffällig. Zunächst ein wenig Einsehen und schauen wo man bei diesem Meer aus Sternen anfangen soll für eine Skizze, ein wenig überfordert fühlte ich mich dann doch ein wenig, das legte sich aber je länger ich mir das Bild im Okular anschaute. Für den Anfangspunkt habe ich mich für ein helles Klümpchen aus Sternen entschieden, was einem sofort ins Augen gesprungen war. Von dort arbeitete ich mich Stern für Stern mit dem Auge und Punkt für Punkt mit dem Stift auf meiner Skizze entlang, bis ich nach ungefähr zwei Stunden zufrieden aber auch gesättigt davon war.


    So vergingen diese ersten zwei Stunden Beobachtung wie im Fluge, viel zu schnell eigentlich. Diese Feststellung, wie in einer Zeitmaschine zu sitzen, hab ich schon öfter beim Beobachten gemacht, wenn man versucht das Gesehene zu Papier zu bringen. Gegen Mitternacht ist mir dann bewusst geworden, dass das Objekt durch den Zenit laufen wird, da das Teleskop nun fast Senkrecht nach oben zeigte. Eigentlich versucht man ja, zumindest weiß das jeder Dobsonaut, den Zenit zu vermeiden, da die Nachführbarkeit schwierig wird. Da war ich positiv vom Teleskop überrascht, das ich das noch anstandslos und gut händeln konnte. Das Instrument muss dann mehr gedreht als geschwenkt werden und im Gesichtsfeld dreht sich langsam alles falsch herum, bevor es dann nach dem Zenit mit dem Teleskop wieder abwärts ging, ein cooles Manöver fand ich. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich eigentlich die meisten Einzelsterne erfasst, die es mit dieser Vergrößerung zu holen gab. Eine knappe Stunde verbrachte ich dann noch am Okular, um nicht doch noch ein kleines aufblitzendes Sternchen im Haufen zu erhaschen, was auch hin und wieder passierte. Verwundert war ich darüber, dass dieses markante Sternen-Dreieck, beim gedrehten Bild gar nicht mehr so auffällig war. Das könnte auch erklären, warum das Muster am Nordhimmel bis jetzt niemanden aufgefallen ist[:D][;)]. Nachdem ich die Einzelsterne erfasst hatte, mussten noch die Feldsterne und Hinweise zur Granulation herausgearbeitet und ebenfalls skizziert werden, was ich aber, auch wegen diverser Erschöpfungserscheinungen, auf die nächste Nacht verschoben habe, man ist ja in Namibia und die nächste klare Nacht ist hier nicht weit weg [:)].


    In Vorbereitung auf die zweite Nacht mit M 22, fertigte ich mir bei Tageslicht eine verkleinerte Kopie der Haufen-Einzelsterne an, damit ich genug Platz für das einzeichnen der Feldsterne habe. Außerdem noch drei 1:1 Kopien, wo ich bei Nacht noch die Eindrücke der Stärke und Grenzen der Granulation eintrage. Beim skizzieren in das Original wäre das Risiko einfach zu groß beim einzeichnen aus Versehen feine Sterne zu übermalen. Die Kopien gingen übrigens recht schnell mit der Durchlichtmethode, dazu habe ich einfach das Original, mit einem leeren Papier drauf, in Richtung abendliches Sonnenlicht gehalten und die Punkte mit dem Stift gesetzt.


    Am Abend ging es dann wieder ca. 22:00 Uhr los, dieses mal nur die Feldsterne, die ich auf die verkleinerte M 22 Skizze übertragen habe. Das Dreieck musste unbedingt auch mit drauf, dessen eine Seite nur aus einer puderzuckerartigen Linie bestand. Über dieses Muster hab ich im Internet übrigens noch keine Erwähnung gefunden, falls jemand etwas darüber gelesen hat, nur raus damit und mir schreiben. Ansonsten dürfte ich der erste sein, der es beschrieben hat und nenne es deswegen einfach mal Sawo 1 [:D], mein erster selbst entdeckter Asterismus [;)], und das so nah an einem Prominenten Vertreter[8D]. Noch vor Mitternacht und bevor der Kugelsternhaufen den Zenit erreichte, war ich mit allen fertig und sehr gespannt wie wohl die spätere Ergebnis auf schwarzen Karton aussehen wird. Den Rest der Nacht verbrachte ich dann mit einigen Glanzstücken des Himmels oder schaute wo sich Oliver so am Himmel herumtrieb.


    Die nötige Entspannung zwischendurch, vor allem am Nackenbereich, holte ich mir in meinem Liegestuhl und bereiste in dieser bequemen Position die prachtvolle Milchstraße nur mit dem bloßem Auge oder dem Fernglas. An diesen Anblick hab ich mich bis heute nicht gewöhnt, die hellen Sterne vom Skorpion über mir wirkten durch den Kontrast zu den Dunkelwolken und die hellen Gebiete der Milchstraße schon fast räumlich. Was für eine Wucht!



    <i>Zeichnung (14 Zoll)</i>




    <b><font size="4">6. M 8 (Sternbild Sagittarius, Lichtreisezeit ca: 5000 Jahre)</b></font id="size4">



    Die ultimative Nacht. Die letzte Nacht. Ein würdiger Abschluss. Eine Nacht, wo man glaubt, alles wäre möglich, so wie die Gezeitenschweife der berühmten Antennengalaxie mit meinem 14 Zöller, die mir Oliver bei ähnlich guten Bedingungen ein paar Tage davor zeigte. Eine Nacht wo die Horizontlinie das Licht von Sternen schlagartig zum aus- oder anknipsten bringt. Letzteres hab ich zwar nicht nachgeprüft, aber ich denke, so eine Durchsicht habe ich erwischt. Die Transparenz während meines Aufenthaltes war oft sehr gut, auch schon mal extrem gut, aber diesmal war sie nochmal besser. Und verdammt, was soll man denn da Beobachten? Eigentlich wollte ich nur noch schauen am Ende meiner Reise und mit dem Reiseatlas arbeiten und nach zukünftigen Objekten Ausschau halten, was ich dann auch erst einmal getan habe. Eingeladen hab ich auch Hermann und Matthias. Matthias war ein anderer ebenfalls sehr netter Astrofotograf, zusammen staunten wir durch mein 14" Teleskop, während die Milchstraße brutal hell auf uns herab schien. In den letzten Nächten hatte ich meine Besucherzeiten etwas gelockert, davor war meine Sternwarte immer zu allen vier Seiten durch Windschutzplanen eingezäunt. Naja, Sternwarte ist etwas übertrieben ausgedrückt. Ein 3x3 Meter großer Platz aus Beton, der von kupferrotem Sand der Kalahari und völlig vertrockneter Vegetation umgeben war. Aber immerhin hatte ich einen großen Tisch mit diversen Reise-Utensilien, wie selbst ausgedruckte Sternkarten oder Atlanten. Dazwischen lagen dann noch alle Okulare ziemlich durcheinander und ganz wichtig, drei rote Lampen, Stift und weißes Papier.


    Mit Matthias und Hermann unternahm ich in dieser Nacht eine kleine Rundfahrt durch das beeindruckende Nebelgebiet im Sternbild Sagittarius. Objekte wie der Trifidnebel oder der Lagunennebel waren unter diesen Bedingungen besonders beeindruckend, das meinten auch die beiden Fotografen. Speziell die Lagune hat mich in dieser Nacht sehr begeistert. Das Objekt hatte ich immer als ein eher langweiliges kastenförmiges Objekt in Erinnerung, zwar hatte ich das Objekt auf meiner Liste, wollte es aber dieses mal eigentlich noch nicht zeichnen. Im Jahr 2015 hatte ich den hellsten Bereich im Nebel schon mit meinem 12" Teleskop beobachtet. Mit höherer Vergrößerung erkennt man dann schön die markante Sanduhr-förmige Verdichtung im Zentrum.


    Mit dem 14" Teleskop und einer Übersichtsvergrößerung von 65-fach waren viele Einbuchtungen und Dunkelhöhlen einfach sichtbar, ein OIII-Filter wirkte als Kontrast-Booster und blieb während meiner Beobachtung aufgeschraubt. Selbst die zwei kleinen Bok-Globulen waren als dunkle kleine Flecken leicht zu sehen, sofern man Kenntnisse darüber hatte wo man hinschauen musste. Neu für mich waren Ausläufer zu beiden Seiten, deutlich schwächer aber noch gut erfassbar. Und wer weiß, welche Details mir der Nebel noch gezeigt hätte bei höherer Vergrößerung, aber ich beließ es bei 65-fach, damit passte die Lagunenlandschaft noch schön ins Gesichtsfeld. Fasziniert davon wollte ich das unbedingt aufs Papier bringen und beschloss den Nebel nun doch zu zeichnen, am Ende gar nicht so schwierig wie ich anfangs gedacht hätte, da die Nebelgrenzen ohne Augenverbiegen sichtbar waren und ich das einfach nur abzeichnen musste. Es war bereits eine Stunde vor Mitternacht als ich damit anfing. Das Objekt erreichte dann wenig später den Zenit und ich vollzog den bereits bei M 22 einstudierten Tanz um mein Teleskop. [:D]


    Als ich die Nebelform zu Papier gebracht habe, immerhin eine ganze A4-Seite für die Skizze, machte ich erst einmal eine Pause. Dazu schnappte ich mir, wie eigentlich fast jede Nacht zu einer bestimmten Zeit, den Oliver. Zusammen gingen wir in unsere Hütte, machten es uns gemütlich mit Speis und Trank und plauderten über dies und das. Alles natürlich unter Rotlicht denn danach ging es direkt wieder an die Arbeit, Oliver an seinen 25" und ich an mein 14" Teleskop. Meine Skizze von M 8 musste ich noch mit Sternen ausschmücken, die es reichlich gab in und um dem Nebel herum. Dafür ließ ich mir extra lange Zeit, da es erst 2:00 Uhr morgens war, also noch genug Zeit bis zur Dämmerung.


    Das war dann meine letzte Beobachtung bzw. Zeichnung und markierte das Ende der Reise. Wirklich stolz war ich auf die fertige Skizze, mit den Gedanken auch schon fast zu Hause und mir war klar das diese Reinzeichnung dazu eine Menge Zeit in Anspruch nehmen wird, aber das macht man ja nur einmal im Leben, denke ich. Stempel drauf und losschicken die Postkarte, irgendwo hinaus ins weite unendliche Universum.



    <i>Zeichnung (14 Zoll)</i>




    Soviel von meinem Aufenthalt in Namibia. Jetzt freue ich mich auf das saftige Grün zu Hause und den Himmel in der Rhön oder Südbrandenburg, wo mich das Wetter eben so hin treibt. Denn eines kann der so prachtvolle Südsternhimmel nicht bieten, nämlich das Gefühl von Heimat.[:)]


    Liebe Grüße
    Mathias

  • Hallo Mathias,


    schöner Beobachtungsbericht, tolle Objekte und tolle Zeichnungen! Ich würde ja auch gerne mal damit anfangen, meine Beobachtungen auf Papier zu bringen aber über große zeichnerische Fähigkeiten verfüge ich leider nicht. Aber vielleicht werde ich es ja trotzdem mal versuchen. Wie machst du das, nimmst du deine Gerätschaften nach Namibia mit oder leihst du dir da die Teleskope aus?


    Meinen 16ner kann ich zwar auch schön klein zusammenpacken aber ich kann mir trotzdem nicht so richtig vorstellen, den in einem oder mehreren Koffern zu verstauen und mit auf eine Flugreise nach zb Namibia mitzunehmen.

  • HAllo Mattias,


    alter schwede - da muss ich mir nachher am Abend viel Zeit nehmen (wenn ich nicht raus fahre zum spechteln). Schnell überflogen nur ein einziges Wau! Das mit der Note ist "süß" :-)!


    CS,
    Walter

  • Mein lieber Mathias,


    das ist


    Mehr als 120 Stunden für die Reinzeichnungen! Mathias, ich kann Dir nur eines dazu sagen. Das ist verrückt.
    Aber dieser Aufwand hat sich eindeutig gelohnt. Klasse Zeichnungen, die man wirklich nicht alle Tage sieht.
    Du hast Dich zu einem wahren Meister entwickelt und ich bin stolz, in Deine Zeichenschule gehen zu dürfen.


    Aber sag mal, wieso in aller Welt verschmähst Du meine Photoshop-Expertise? Da schmorst Du monatelang in Deinem Stübchen vor Dich hin ... ich helfe doch immer gerne. Es sieht aber trotzdem klasse aus, wie Du NGC 5286 hinbekommen hast.
    Also, weiter so, Deine Arbeiten sind sehr bereichernd für die Szene und dieses Forum


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Dominik Braun</i>
    <br />... Wirst du irgendwo ein paar weitere Zeichnungen zeigen? [:)]<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Ja, wird/hat er: <font color="orange"><u>Hier</u></font id="orange"> geht es zu allen Zeichnungen von Namibia 2019
    Und wer sich nicht satt sehen kann, <font color="orange"><u>hier</u></font id="orange"> geht es zu allen Zeichnungen von Mathias.


    Viele Grüße


    Rene

  • Wunderbare Zeichnungen von tollen Beobachtungen,
    besonders die Zeichnung von Messier 8 hat es mir angetan!
    Ich hatte ebenfalls die Gelegenheit dieses und andere tolle Objekte
    auch im letzten Monat nahezu im Zenith mit meinem 8" in Chile zu beobachten.
    Besonders beeindruckt hat mich dort Eta Carina.
    Dankeschön fürs Einstellen dieser ausserordentlich schönen Zeichnungen, die man Kunstwerke nennen kann[:D][:D][:D]

  • Danke Leute für das nette Feedback, freut mich sehr.[:)]


    (==&gt;)Martin


    Ja, unbedingt probieren das mit dem Zeichnen, das kann ich nur jeden visuellen empfehlen. Man erkennt dann ziemlich schnell die Vorteile und den Gewinn den man dann dadurch für sich hat.


    Hatte den 14" Traveldob von zu Hause mitgenommen, das hat jetzt schon das dritte mal geklappt, das alles heile angekommen ist meine ich. Miete geht natürlich auch, finde mit dem eigenem Instrument zu beobachten irgendwie schöner.


    Und ob dein Spacewalk Reisetauglich ist ? Es gibt zumindest recht große und stabile Koffer zu kaufen, wo ein Wille ist ist auch ein Weg.[;)]


    (==&gt;)Rene


    eine schöne Smilie Parade in deiner Antwort, hat mich direkt zum schmunzeln gebracht.[:)]


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: ReneM</i>
    Aber sag mal, wieso in aller Welt verschmähst Du meine Photoshop-Expertise?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Autsch![:D][;)] Ja, mir war an dem Tag irgendwie nach Improvisation glaub ich. Ansonsten weiß ich deine freundliche Hilfsbereitschaft sehr zu schätzen.[:)]


    Yo, hat echt lange gedauert, die großen M's hier haben mich echt gefordert. Vielleicht liegt das auch an meinem drang nach Perfektion, was das Thema angeht. Mittlerweile tue ich fast jeden Stern nochmal mit dem Zirkel bearbeiten entweder um sie Punktförmiger zu kratzen oder zum Helligkeit wegnehmen. Hat es früher bei mir in dem Ausmaß nicht gegeben. Ärgerlich das beim verkleinern der Bilder, die jpeg Komprimierung die feinen Sterne manchmal zu Kommas werden, aber ist halt so.



    (==&gt;)Alex


    Cool, das du M8 auch mit 14" beobachtet hast. Das hätte ich mir gern mal mit angeschaut, nur um zu vergleichen, wie der Unterschied ist. Hab den Nebel schon ziemlich lange nicht mehr von DE aus angesteuert, war mit das erste Objekt in meinem ersten Sommernächten mit 10". Hab da auch gar keine Vorstellung was dann maximal zu sehen ist, z.b. die kleinen Bok-Globulen. Hat die schon mal jemand probiert hierzulande, mit ähnlicher Öffnung ?


    Liebe Grüße
    Mathias

  • Hallo Matthias,


    deine Astrozeichnungen (Skizzen kann man ja bei den super Bilder nicht mehr sagen) sind der Hammmer! Vor allen M22 hat mich von den Socken gerissen. Den akribischen Aufwand denn du da getrieben hast und die ganze Nacht hinter'm Okular und gezeichnet. Großen Respekt davor.


    Bei mir fehlt da wo beiden Talend und Gedult.


    cs
    Lothar[8D]

  • Hallo Mathias,


    das sind fantastische Zeichnungen, und ein schöner, stimmungsvoller Bericht !


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Der "Himmel im Himmel" das habe ich einmal über die Große Magellansche Wolke gelesen ... <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich sag dazu gerne "ein Wimmelbuch an spektakulären Objekten". Nichts hat mich letzten September in Südafrika so beeindruckt wie die Ausflüge in die GMW [:p].


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Die ultimative Nacht. Die letzte Nacht. Ein würdiger Abschluss. Eine Nacht, wo man glaubt, alles wäre möglich, so wie die Gezeitenschweife der berühmten Antennengalaxie mit meinem 14 Zöller ...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Deine Begeisterung hat bei mir eine direkte Entsprechung mit Reunion 1995, mit einigen unglaublich guten Nächten auf 2200m Höhe über den Passatwolken. Friedhelm und ich hatten seinen 13-Zoll Dobson dabei. Er schrieb:" ... die Antennen in Corvus [NGC 4038/39] sind extrem gut zu sehen ... [Die letzte Nacht:] alles ist extrem jetzt, dies ist DIE MEGANACHT!" Bei NGC 4038/39 hat sich mir das Bild bis heute eingebrannt: Eine Antenne war einfach direkt zu sehen, die andere ohne Probleme indirekt.


    Servus
    Ben

  • Danke Lothar und Ben[:)]


    (==&gt;)Ben


    Ja, ich hatte von eurer Mega Nacht schon einmal gelesen hier im Forum. Hätte ich nicht für möglich gehalten, die Gezeitenschweife zu erkennen im 14er, zumindest Teile davon. In der gleichen Nacht hatte mir die Oliver im 24"Bino, oder war es der 25", gezeigt, wo die Schweife noch deutlicher wahren. Aber man musste auch wissen wo man schauen sollte, angebrüllt haben die einen natürlich nicht.


    Liebe Grüße
    Mathias

  • Hallo Mathias


    Tolle Vorstellung in Wort und Zeichnungen. Machte richtig Spaß, die Objekte nachzuverfolgen. Nur bei Henize 55 versagte meine Sternen-App.
    Eine Wahnsinns Arbeit bei M22 und M8 und meine Gratulation zu den Säulen in M16!



    Danke fürs Einstellen und Zeigen


    [:)][:)][:)]

  • Danke Bernd und Werner [:)]


    (==&gt;)Werner


    Ja, Henize 55 (abgekürzt N55) gibt es auch nicht in meinem Programm, dabei findet man so viele davon in der Großen Magellanschen Wolke. Den Tipp zum Beobachten hatte ich mal aus dem Blog von Susan Young http://sandandstars.co.za/2018…and-its-two-superbubbles/ (sehr schöne und informative Seite)


    Musste mir auch erst eine Aufsuchskarte ausgehend vom Tarantelnebel basteln, nachdem ich das Objekt mühsam auf Fotos gesucht und darauf hin per Hand auf die Karte eingetragen habe.


    Hier im Video https://www.eso.org/public/videos/eso1616a/ unternimmt die ESO sogar ein fahrt direkt in die Note.[:0] Da sieht man auch das ein Stern in meiner Zeichnung, direkt am Nebel, am nördlichen Teil der Note, wohl ein weiterer winziger Sternhaufen ist, sieht zumindest so aus. Schon beeindruckend was dieser 8 Meter Spiegel auflösen kann.


    Liebe Grüße
    Mathias

  • Servus Mathias!
    Gestern kam ich mal in Ruhe dazu, Deinen Südhimmel-Bericht zu lesen.
    Oh Mann, das sind detailreiche Zeichnungen. Die Südobjekte kenne ich aus eigener Beobachtung nicht, aber zumindest M16, M22 und M8. Ich weiß schon warum ich kein M22 zeichne, einfach zu viele Sterne![^][:D].
    Also zumindest nicht mit 16"! M22 gefällt mir sehr gut. Das mit dem Dreieck ist mir auch nie aufgefallen!
    M16 fehlt mir noch, aber die Säule/n zu sehen, kann ich mir nicht vorstellen!?
    Besonders gut fand ich, dass Du sehr ausführlich Deinen Zeichnungsablauf erläuterst hast. Spannende Sache! Ich schau ja gerne auch übern Tellerrand hinaus [8D][;)][:p][:D][:D]!


    Grüße Roland

  • (==&gt;)Roland


    [:)]ja, M22 gefällt mir auch sehr gut. Viele Sterne? Och da gibt es noch viel viel schlimmere. [;)]


    Die Säulen bei M16 mit 16" ? Sollte von euren Standort in den Voralben eigentlich gehen, zumindest Teile davon bzw. die mittlere bestimmt recht deutlich schätze ich. Einen Versuch wäre es wert. Häju hat die glaube ich mal probiert und gezeichnet.


    Liebe Grüße
    Mathias

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