Hallo Deep-Sky-Freunde!
Hier mein Beobachtungsbericht vom 11. Juni 2005
Ort: Gebirgshochtal (950m NN) bei Confrides / Costa Blanca
Temp.: 19°, später absinkend auf 17°, windstill
Seeing sehr gut, Grenzgröße 6.5 m (7 Sterne im Kasten des UMA)
Beobachungszeit: 0 Uhr 45 bis 4 Uhr 30
Instrument: 12 Zoll Zerodur-Dobson
Okulare: 40mm Pentax, 30mm Zeiss WW, 16mm Nagler,
9mm Nagler und 5mm Nagler.
...noch ein Kugelhaufenmarathon!
Schon früher hatte ich mal versucht, alle auf der Sternkarte
eingezeichnete Kugelsternhaufen zu finden und, wenn möglich,
aufzulösen. Den alten Beobachtungsbericht als Vorlage wollte
ich wieder den Schlangenträger, Skorpion und Schützen
abklappern, wie ich es schon mal mit dem 16-Zöller gemacht hatte.
Schon am abend hatte ich den 12-Zöller in das Auto gepackt
und konnte gegen Mitternacht zu meinem 32 km entferntem
Spechtelplatz bei Confrides starten.
Um 0 Uhr 30 stand der Dobson bereit und das Spechteln
konnte beginnen.
Auf einem Campingtisch war neben der Sternkarte auch
"The Night Sky Observer's Guide" aufgeschlagen und mein
Alu-Astrostuhl ermöglichte ein entspanntes Beobachten im Sitzen.
Natürlich begann ich mit den Paradeobjekten außerhalb:
M 13, M 53, M 56, M 92 und M 5... alle leicht aufzulösen.
Die nadelfeinen Sternpünktchen zeigten ein hervorragendes seeing.
Hier der Beobachtungsbericht:
Der Marathon beginnt im Ophiuchus mit M 10 und M 12, leicht
aufzulösen und M 107 und M 14, beide schwierig und nur am
Rand aufzulösen.
Ganz in der Nähe sind NGC 6342, winzig und nicht auflösbar und
der helle NGC 6356, beide nur diffuse Flecken.
Einige Grad im Süden ein ganzes Rudel von Kugelhaufen:
NGC 6235, klein und diffus , 6287, 6284, M 19, NGC 6293 und 6304, die alle eine
körnige Struktur zeigen mit mehr oder weniger Einzelsternchen.
Dagegen sind NGC 6316, 6355, 6401 und 6325 nur diffuse Flecken.
Sehr schön und aufgelöst ist M 62. Von dort geht es gleich
zum Skorpion ist, der auch eine Menge Kugelhaufen zeigt:
M 80 und M 4 sind leicht auflösbar und auch NGC 6144 zeigt einige
Einzelsterne. Nicht weit weg ist der kaum auflösbare helle M 80,
der eine körnige Struktur zeigt.
Bei NGC 6139 sieht man einige Sterne in der Randzone.
Sehr schwer ist NGC 6380, der nur indirekt sichtbar ist.
Der sehr helle 6388 ganz im Süden ist nur im Horizontdunst zu
entdecken und nicht auflösbar.
Der schwache, nicht zu knackende NGC 6453 steht direkt neben dem
offenen Sternhaufen M 7... ein grandioser Anblick!
Einige Grad im Süden findet man den hellen NGC 6441 mit
hervorragendem Leitstern. Sofort zu finden! Aber leider nur eine
diffuse Fläche mit hellem Zentrum.
Ganz im Süden zwei helle Kugelhaufen im Sternbild
Corona australis: NGC 6541, der sehr hell, aber wegen
der Horizontnähe auch nur als diffuses Scheibchen zu erahnen ist
und nahe dran liegt auch NGC 6496, noch schwerer zu sehen.
Jetzt geht es in den Schützen.
Als erstes kommt wie immer M 22, ein prächtiger Haufen, voll
aufgelöst bis in das Zentrum mit unglaublich vielen, gleich
hellen Einzelsternen! Nahe dran M 28, auch aufgelöst,
aber nur ein drittel der Größe und wesentlich schwächer!
Ganz in der Nähe und schnell gefunden sind NGC 6642 und 6638,
beide mit granulierter Struktur.
Mit dem 16-Zöller waren hier einige Sternchen sichtbar!
Ich kann mir wieder mal einen Ausrutscher in die nahegelegenen
Gasnebel nicht verkneifen und schwenke zu M 16,
eingebettet in zarte Gasschwaden, die mit dem O III richtig
kräftig werden. Weiter zum Omeganebel, der wie ein
Schwan über den Himmel gleitet und zum dreigeteilten Triffid-Nebel.
Mein Lieblingsobjekt ist der Lagunennebel! Mit dem 16mm Nagler
scheint man durch die Gasmassen hindurchzuschweben...
Nicht weit entfernt im Süden liegt NGC 6554 mit einem einzelnen
Sternchen am Rand und NGC 6553 ohne Einzelsterne.
Dank gutem Leitstern sind NGC 6528 und 6522 leicht
zu finden und bleiben aber unaufgelöst.
Einzelsternchen sieht man dafür bei NGC 6624, 6642, M 70, NGC 6652
und dem hellen NGC 6723.
M 54 , M 69 bleiben diffuse Scheibchen.
Sehr schwer zu findend und nur indirekt sichtbar ist Palomar 9.
Aber immerhin mit 12 Zoll gefunden!
Langsam werde ich müde...
Es fehlen noch zwei: M 55, schnell gefunden und grandios!
Auch M 75 ist schnell gefunden, zeigt eine helle, diffuse
Scheibe mit einigen Einzelsternchen am Rand.
Das war eine sehr erfolgreiche Spechtelnacht mit rund
50 Kugelhaufen!
Nur eine Minute, dann ist der Klose-Dobson zerlegt und im
Kofferraum verstaut. Eine halbe Stunde später bin ich wieder in Altea.
Den Tag am Strand werde ich bestimmt unter einem Sonnenschirm
schlafend verbringen!
CS
Timm