Athlon Midas 10x42

  • Athlon Midas 10x42 Erfahrungsbericht


    Neben meinem hauptsächlich genutzten Astronomieglas, einem Omegon Marine 10x50 mit Einzelokulareinstellung, einem Korb voll alter Weitwinkelgläser (Ashai Pentax 8x40 mit 9,5° Feld, Optiphot 7x35 mit 11° Feld), dem Vision King 5x25 mit über 15°, wollte ich noch was kontrastreiches, wasserdichtes, alltags- und astrotaugliches.
    Da ich oft draußen unterwegs bin dachte ich erst über 10x34 nach, verwarf die Idee aber wieder, weil die 10x34 Gläser nicht sooo viel leichter sind, als die 10x42. Dämmerung und Astronomie sind ja wichtige Themengebiete.
    Aufgrund eines Vergleichstestes in „Chip“ wurde ich auf die Firma Athlon aufmerksam. Der Tester behauptete, das Athlon Midas 8x42 kaum schlechter sei, als sein Leitz Ultravid. Athlon scheint eine amerikanische Firma zu sein, die in China fertigen lässt. Der Internetauftritt der Firma Athlon könnte für meinen Geschmack weniger martialisch sein, aber das scheint wohl das Marketing-Konzept zu sein.
    Immerhin konnte ich der Seite entnehmen, dass die Midas-Gläser ED-Linsen in den Objektiven verbaut haben. Die Dachkant-Prismen sind mit einer Phasenkorrektur beschichtet, weiterhin mit einer ESP-Dielectric-Schicht vergütet. Die Optik ist fully-coated, weiterhin sind die äußeren Linsen XPL beschichtet, was vor Staub, Kratzern und was auch immer schützen soll. Das Gehäuse ist aus einer Magnesium Legierung gefertigt und mit einer Gummi-Beschichtung versehen. Das Gehäuse ist weiterhin mit O-Ringen abgedichtet, mit Argon-Gas gefüllt. Die Augenmuscheln sind gummiert, lassen sich rein- und rausdrehen. Die Augenmuscheln rasten in drei Positionen ein.
    Als Zubehör wird ein Okular-Regenschutz mitgeliefert, der auf einer Seite an den Umhänge-Gurt befestigt werden kann. Die Objektiv-Deckel werden mittels Gummiringe an den Objektiven befestigt. Dann ist noch ein Putztuch dabei, sowie eine Cordura-Umhängetasche. Die Gebrauchsanleitung ist englisch und französisch, allerdings komme ich mit Ferngläsern auch ohne Gebrauchsanweisung zurecht.
    Das ganze Paket (Athlon Midas 10x42) kostet bei Athlon-Deutschland 404 Euros plus Versand. Als Eckdaten war angegeben, dass das Gesichtsfeld 115m auf 1000m beträgt. Die Naheinstellgrenze liegt bei 2,5m, Augenabstand 15,2mm, Gewicht 708g. Irgendwie war ich neugierig und wollte das ausprobieren, bestellte das Glas direkt bei Athlon. Lieferzeit war mit 14 Tagen angegeben, aber 3 Tage später war das Paket da.



    Die Verpackung war in Ordnung, keine guten oder schlechten Überraschungen. Die beiliegende Packung Gummibärchen war hervorragend, aber die Gummiarmierung ist noch viel besser. Die Haptik des Glases taugt mir wirklich ausgesprochen gut. Sehr gespannt war ich natürlich auf den ersten Blick durch das neue Glas. Als Nicht-Brillenträger merkte ich sofort, dass ohne die Augenmuscheln das Gesichtsfeld nicht komfortabel zu überblicken ist, auch sah ich Kidney-Beaning. Mit komplett ausgefahrenen Augenmuscheln passt es für mich sehr gut, keine Spur mehr von nervösen Einblickverhalten, ein schönes, großes Gesichtsfeld. Meine Freundin, trägt Brille, kann bei eingefahrenen Augenmuscheln mit Brille das Gesichtsfeld nicht komplett überblicken. Ohne Brille empfinden wir beide das Einblicksverhalten als unproblematisch und komfortabel.



    Die Abbildung wirkt auf mich sehr kontrastreich und scharf, die Farbwiedergabe ist sehr lebendig. Farbfehler kann ich bei Tag auch bei starken Kontrasten wenn überhaupt nur im äußeren Bereich des Bildfeldes erkennen. Die Schärfe in der Mitte ist sehr gut. Mein Omegon 10x50 ist im Vergleich zu sehr guten Carl Zeiss Dekarems schärfer (im Zentrum und auch am Rand) das Athlon Midas zeigt, wie es noch besser geht. Die Mittenschärfe ist wirklich gut, am Rand des Bildfeldes sind Swarovski El oder Svarovision besser, auch die tollen Nikons mit Bildfeldebnungslinse. Die kosten aber auch ein mehrfaches.
    Bei der ersten Möglichkeit, das Glas Nachts zu benutzen, war ich erstaunt, dass der Himmelshintergrund (bei Halbmond) im 10x50 kaum heller war, als in dem Midas 10x42. Beim Blick auf den Mond bestätigte sich, dass die Abbildung im Midas 10x42 etwas schärfer ist, als im Omegon 10x50, auch die Albedo-Nuancen auf den Mondmeeren bildet das Athlon besser ab. Reflexe und Geisterbilder sind sehr gut unterdrückt und fallen kaum auf, egal ob der Mond im Zentrum, am Rand oder außerhalb des Gesichtsfeldes ist. Jupiter mit 4 Monden kam im Athlon auch besser zur Geltung als im 10x50.
    Bei der Erfassung von deep-sky-Objekten merkte ich dann, dass die 50mm Öffnung des Omegon schon Vorteile gegenüber den 42mm des Athlon Midas bringen. M4 im Skorpion war im 10x50 direkt, im 10x42 nur indirekt zu sehen. M51 ging im 10x50 indirekt, im 10x42 grenzwertig zu erahnen. Der Nordamerikanebel war bei Halbmond auch eher im 10x50 zu sehen. Albireo wiederum war im 10x42 besser, auch die Differenzierung der Sternfarben ging im Athlon Midas besser.
    So, das waren erste Eindrücke, ohne Anspruch auf Wissenschaftlichkeit, eher im subjektiven Bereich. Summa summarum gefällt mir das Fernglas gut, ich werde es behalten.

  • Hallo Gottfried,


    Vielen Dank für den interessanten Bericht. Von der Marke Athlon habe ich zuvor noch nie gehört. Das Glas klingt wirklich vielversprechend in Anbetracht des günstigen Preises. Für mich wäre es wohl nichts, ich lege großen Wert darauf, auch mit Brille das ganze Feld bis zur scharfen Begrenzung der Feldblende überblicken zu können. Aber der geringe Farbfehler klingt interessant, ich bin da recht empfindlich.


    Ich habe in der letzten Zeit ohnehin den Eindruck, dass die chinesischen OEM-Gläser der 400-800€-Preisgruppe qualitativ zur Mittelklasse der klassischen Hersteller aufgeschlossen haben. Mein DDoptics 8x42 stammt ja auch aus Fernost, bietet aber für die 400,-€ die ich dafür gezahlt habe eine sehr ordentliche Leistung. Man könnte mal die aktuellen Sortimente der einschlägigen Marken, die in China fertigen lassen, durchsuchen, ob man Gläser mit der gleichen oder einer ähnlichen Gummiarmierung findet. Das deutet oft auf den gleichen Hersteller hin.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Servus Marcus,


    gerne stelle ich dieses bisher auch mir unbekannte Glas vor. Wie man auf diesem Markt im Wandel den Überblick behalten soll ist mir allerdings schleierhaft. Das Athlon importiert eine Firma im Nordosten, in den übliche Astroläden, Fotogeschäften und Saturn etc hab ich das noch nie gesehen. Ebensowenig wie Zen-Ray (die es womöglich schon nicht mehr gibt). Die Zen Ray Story relativiert natürlich auch die lebenslange Garantie von Athlon. Gibt es die Firma noch, wenn ich die Garantie brauche?


    Mit dem Midas 10x42 bin ich jedenfalls weiter zufrieden. Hab es spaßeshalber mit der Brille meiner Freundin ausprobiert, sie ist kurzsichtig, das Bildfeld konnte ich knapp überschauen. Übrigens verzeichnet das Glas ein wenig kissenförmig. Fällt aber nur auf, wenn eine gerade Kante am Rande des Bildfeldes tangential verläuft.


    Athlon handelt übrigens mit insgesamt vier Fernglas-Serien, zwei Serien sollen höherwertiger als das Midas sein. Die Cronus Reihe wird mit Bildfeldebenungslinsen beworben. Hatte das aber nicht in der Hand. Da ich normalerweise das zu beobachtende Objekt im Bildfeld zentriere, komme ich mit ein wenig Randunschärfe auch gut zurecht.


    CS

  • Hallo Gottfried,


    ein interessantes Fernglas hast du gefunden, danke für's teilen deiner Einschätzung.


    Ob das auch was für mich ist? Ich würde allerdings zum 8x42 tendieren.
    Könntest du den kleinsten Interpupillenabstand und den Durchmesser der Augenmuscheln messen?


    Die Ares Serie scheint den Bildern nach etwas konisch zulaufende Augenmuschen zu haben, was mir eventuell mehr Platz für die Nase lässt. Dafür sind sie schwerer (Ares mit 844 g statt der Midas mit 708 g) und teurer.
    Zum Ares 8x42 stehen widersprüchliche Werte für das Gesichtsfeld:
    Field Of View Angular: 6.5°
    Field Of View FT (==>)1000 YARDS: 426 ft
    Field Of View M (==>)1000 METERS: 115 m
    https://athlonoptics.com/product/binoculars-ares-8x42/
    426 ft auf 1.000 Yards rechne ich zu 142 m auf 1.000 m und 8,1°, genau wie bei den Midas 8x42 angegeben


    Das verunsichert mich etwas. Stimmen den die anderen Angaben? Könntest du deines wiegen und das Gesichtsfeld ausmessen?

  • Servus Stathis,


    Du kannst das Fernglas am BTM oder am Almberg auch gerne mal ausprobieren.
    Das Gesichtsfeld ist ungefähr bei 65°, das Feld das ich überblicken kann entspricht ungefähr dem Feld, das bei meinem 10x50 angegeben ist, nämlich 114m/1000m, das Midas ist mit 115m/1000m angegeben, das scheint mir schlüssig. Das Feld wirkt minimal kleiner, als das Feld meiner 68° Okulare.
    Meine (ungenaue) Küchenwaage sagt 710g ohne Gurt und Deckel, mit dem Zeugs 780g.
    Der kleinste Interpupillenabstand liegt bei 57mm, dabei ist dann noch 15mm Platz für die Nase. Der größte Interpupillenabstand beträgt 75mm, die Nase darf dann 32mm breit sein. Die Augenmuscheln sind etwa 43mm im Durchmesser.
    Die Gesichtsfeldangabe beim Ares ist wohl eine Mischung aus 10x42 und 8x42, da haben die Jungs beim Abschreiben nicht aufgepasst....


    Hier noch ein Größenvergleich Midas 10x42, Celestron Trail Seeker 8x42 (gehört Nicole) und Omegon 10x50 (wiegt soviel, wie die beiden anderen zusammen):




    CS
    Gottfried

  • Hallo Gottfried,


    Danke für die Angaben. 57 mm Interpuppillen Abstand und 43 mm Augenmuscheln könnte bei mir knapp werden. Muss ich wohl selbst durchgucken.
    Zum BTM bin ich wahrscheinlich in Griechenland aber Almberg sollte klappen.
    Kannst du noch sagen, wie sich das Midas zum Celestron Trail Seeker vergleicht? Letzteres wird ja immer wieder auch gelobt. Ist natürlich 10x gegen 8x, aber vielleicht kannst du trotzdem was sagen?

  • Servus Stathis,


    Nicole und ich haben heute nachmittag eine Fischadlerfamilie beobachtet wie sie ihre Jungen füttern, dabei Nicoles Trailseeker und das Athlon verglichen. Beide sind gute Mittelklasse-Gläser. Beide haben eine akzeptable Randunschärfe, sind in der Mitte recht farbrein und scharf. Beim Trailseeker geht die Randunschärfe vielleicht eine Nuance eher los, weiterhin ist für mich das Bild im Athlon etwas farbneutraler, das Celestron ist eine Spur gelblicher (kein Vergleich zu den gelben Russenoptiken, eine Spur halt). Wir waren uns einig, dass im Athlon die innere Hälfte des Bildfeldradius auf jeden Fall kontrastreicher ist. Einblick ist bei beiden sehr komfortabel.
    Beim Trailseeker ist der minimale Interpupillenabstand 56 mm, der Durchmesser der Augenmuscheln beträgt 41 mm. Einig waren wir uns auch bezüglich der Haptik. Das grob geriffelte Athlon fühlt sich besser an, ist griffiger. In der Hoffnung weitergeholfen zu haben,


    CS

  • Hallo zusammen...


    Danke für den Hinweis, selber bin ich ja immer noch auf der Suche nach einem Glas mit solchen Werten zu erträglichem Preis nachdem mein altes im Mozambique abhanden gekommen ist...


    Darf ich bei dir anfragen ob du dein Sammelsurium an FG mit zum Almberg nehmen magst?


    Ein direkter Vergleich wäre eine tolle Sache.


    lg
    Winni [:)]

  • Servus Freunde der beidäugigen Beobachtung,
    möchte nicht vorenthalten, dass sich bei dem Athlon Midas leider die Dioptrieneinstellung am rechten Okular so weit verabschiedet hat, dass ich das Glas nicht mehr beidäugig nutzen konnte.
    So blieb mir nichts anderes übrig, die Garantie in Anspruch zu nehmen. Habe es eingesendet, einige Tage drauf kam ein Anruf, ob ich mit einem Tausch auf die aktuelle Generation 2 einverstanden sei. Die Optik sei die gleiche, nur das Design hätte sich geändert. Da ich das Glas nicht ansehen will, sondern durchsehen, stimmte ich zu und erhielt noch in der gleichen Woche mein neues 10x42. Es gefällt mir gut, liegt gut in der Hand. Passt!




    Sternfreundliche Grüße

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