Deneb, der Polarstern im Jahr 10000

  • Hallo liebe Sternenfreunde,


    lange ist es her, dass ich meine Kamera für Astrozwecke benutzt hatte. Nun passte es mal von der Zeit und vom Wetter her, dass ich endlich meine Idee umsetzen konnte, die ich schon seit einigen Jahren hatte. Nur fehlte mir eine weitere wichtige Komponente. Jedoch möchte ich erstmal mit einem kleinen Prolog anfangen. [:)]


    Viele von Euch wissen ja, dass die Erde drei verschiedene Bewegungen vollführt:
    <ul><li>Erdrotation </li><li>die Umlaufbahn der Erde um die Sonne </li><li>und die Präzession</li></ul>
    Die ersten Beiden Bewegungsarten lassen sich für unsere Sinneswahrnehmung innerhalb eines Tages bzw. eines Jahres gut beobachten. Hier stellte ich mir jedoch die Frage, wie es mit der Präzession aussieht. Diejenige periodische Kreiselbewegung der Erdachse, mit der sich in rund 26.000 Jahren der Himmelspol durch einige Sternbilder wandert. Aktuell ist unser Polarstern Alpha Ursae Minoris, doch wird dies nicht immer so sein. Im Laufe der Zeit waren es einige bekannte oder weniger bekannte "Polarsterne", wie Beispielsweise Tau Herculis, Gamma Cephei, Wega etc. ...


    Momentan kennen wir das vertraute Bild der Polarstern-Strichspuraufnahme:

    In der Mitte unser Polarstern, links oben die Kassiopeia, mitte unten der kleine Bär.


    Doch wie sieht denn eigentlich die Strichspuraufnahme aus, wenn wir die Zeit vorspulen würden. So etwa ins Jahr 10000, wo sich Deneb in der Nähe des Himmelspols aufhalten würde. Wohlgemerkt, meine Aufnahme ist nicht ganz physikalisch korrekt, da ich Deneb direkt als "Polarstern" gesetzt habe.

    Huch, das ist ja mal was ganz anderes... Viele helle Sterne um den "Deneb-Polarstern". [:D] Ringnebel, Nordamerikanebel, Cirrusnebel und Crescent Nebel wären ja zirkumpolar. [:p] So könnte es in der Zukunft aussehen.


    Etwa im Jahr 14000 wären wir beim Wega vom Sternbild Leier.

    Die Dreieckskonstellation der Sterne Epsilon Lyrae, Wega und Zeta Lyrae wäre hier im fiktiven Beispiel recht imposantes Tripel-Polarstern. [:D][8D]. Deneb, der Hauptstern vom Schwan ist hier im Bild links unten zu sehen. So könnte es in der Zukunft aussehen. [:)]


    Schon eine interessante Spielerei. Doch wie habe ich es gemacht? Zu meiner Astro 5 Montierung habe ich noch eine kürzlich erworbene zweite Montierung verwendet, die Star Adventurer. Diese habe ich als Huckepack auf meine Astro 5 drauf montiert. Sieht in meinem Setup so aus:

    Die Hauptmontierung hat wie in der Astrofotografie die Aufgabe, die Erdrotation auszugleichen. Hingegen wird die Reisemontierung wie ein Teleskop auf einen beliebigen Stern ausgerichtet, um diesen zum neuen Polarstern zu machen. Die Reisemontierung erzeugt durch die Rektazensionsachse eine eigene Strichspur um den "Fakepolarstern" .[:D] Meine Aufnahmen entstanden lediglich von meinem Balkon aus in Dresden. Hier musste ich eine Lücke zwischen den Häusern ausnutzen. Da half mir die 12x Geschwindigkeit der Star Adventurer, um die beschleunigte Strichspuraufnahme halbwegs einfangen zu können. Die Stadtbeleuchtung macht sich leider auch etwas bemerkbar. Aber hey, die Technik funktioniert. Jetzt brauche ich nur noch eine fitte Energiestation, um meine Hauptmontierung auch so im Feldeinsatz wieder lange nutzen zu können.


    Wie ich im Internet sehe, haben nicht viele Leute diese Technik angewendet: The Precession of Earth – New Photo Technique showing a Vega Polar Startrail. von Miguel Claro.


    Ich hoffe, Euch hat mein etwas andere Art der Strichspuraufnahme gefallen. [:)]


    Viele Grüße


    Christian

  • Hi Christian,



    dieses Kunstwerk hatte ich schon seit zwei Jahren vorgehabt, bin aber nie zur Umsetzung gekommen. Du warst schneller. Und ja, sehr schoen umgesetzt.

  • Hallo Nils, hallo Juergen!


    Vielen Dank für das positive Feedback. Ich hoffe dieses Experiment bald wiederholen zu können. [:)]


    (==&gt;) Juergen: Da drücke ich Dir die Daumen, dass Du es auch bald angehen kannst.


    Viele Grüße


    Christian

  • Hi Christian,



    danke fuers Daumendruecken. Ich wollte das mit nem Astrotrac 320TT auf einer Rupp Typ 4 machen. Die Montierung hatte zu der Zeit noch kein Instrument zugewiesen gehabt. Allerdings ist sie noch nicht sauber eingenordet, und dann kam mir noch ein 14" SCT dazwischen, der jetzt darauf thront. Kann also noch ein bisschen dauern, zumal hier auf 54.5 Grad noerdlicher Breite die Nacht fuer die naechsten acht Wochen erstmal abgeschafft wurde.

  • Hallo Christian,
    das ist einfach eine geniale Idee. Genial und doch ganz einfach.
    Ich frage mich nun, ob man die Präzession nicht evtl. auch in "echt" nachweisen kann. Eine alte, hoch aufgelöste Strichspuraufnahme von früher und eine von heute?
    Vielleicht schaut ja mal jemand in seinem Archiv nach. Wenn ich die Markierungen in meinem Polsucher sehe, dann sollte das möglich sein.
    Gruß,
    ralf

  • Hallo Christian, hallo Ralf,
    zum Thema Nachweis der Präzession erinnere ich mich an einen Vortrag vor etlichen Jahren in Berlin von Herrn Wilfried Tost. Dazu wurden analoge Aufnahmen verwendet; den zeitlichen Abstand weiß ich nicht mehr, aber es waren gute Ergebnisse.
    Christian: super Idee natürlich, man muss eben drauf kommen ;)
    Gruß Lars

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