Südafrika bei besten Bedingungen

  • Hallo Freunde des Südhimmels,


    wieder einmal ging es zu Hottie nach Vryburg/Südafrika, diesmal zu fünft: zwei Franzosen, der Eric zum ersten Mal und Patrice zum elften Mal und drei Deutschen: Peter und Michael, beide zum dritten und ich zum wer weiß wie vieltem Mal. 17, 18 oder 19 Mal?
    Also schon richtig oft, was dazu führt, dass ich den Südhimmel wie im Schlaf beherrsche...
    obwohl bei diesen prächtigen Bedingungen an Schlaf nicht zu denken ist!


    Wir hatten in den ersten fünf Nächten SQM-Werte immer über 21,80 und zweimal sogar über 21,90. Die Temperaturen fielen nach Sonnenuntergang von über 20 bis runter auf 11 Grad und das bei sehr geringem Wind. Alle Nächte waren ausgesprochen gut bis auf die Luftfeuchtigkeit, die manchmal etwas störte.


    Wir flogen zu viert diesmal via London mit British Airways für wenig Geld, brauchten aber deutlich mehr Zeit.
    Peter flog mit Lufthansa nonstop und war 5 Stunden kürzer aber 300€ teurer unterwegs.


    Nach dem üblichen Stopp in Potschefstroom zum Geldziehen und Einkauf der benötigten alkoholischen Getränke ging es weiter zur Farm.
    Nach einem schmackhaften Abendessen und dem Aufbau der Dobsons konnten wir die erste Nacht bei prächtigen Bedingungen angehen.
    Der Mondaufgand war kurz vor Mitternacht und so blieben uns gute vier Stunden zum Beobachten.
    Für Eric war es das erste Mal der Südhimmel und ich konnte ihm gleich die Perlen des südlichen Sternhimmels im 20-Zöller präsentieren.
    Zum Anfang gleich etwas zum Schocken: der Tarantelnebel springt dich im 10mm Ethos mit OIII-Filter förmlich an!
    Danach der Eta Carina-Komplex mit dem Homunkulusnebel, gefolgt von Omega Centauri, der zum wiederholten Mal Begeisterung hervor rufte.


    Die Müdigkeit nach der langen Reise war für ein paar Stunden vergessen, aber alle waren froh, dass es nach einem Glas Rotwein als Absacker in die Betten ging.


    Die zweite Nacht war etwas feuchter und trotzdem sehr erfolgreich.
    Wir nahmen uns die Galaxien des Virgohaufens und im Löwen vor und konnten Dutzende von ihnen eingehend betrachten.
    Natürlich wurden dann wieder die „üblichen“ Highlights aufgesucht und auch der eine oder andere Exot, wie etwa NGC3132, ein prächtiger Planetary.
    Wenn wir schon von den Planetarischen Nebeln reden, fallen mir gleich wieder ein Dutzend helle ein, wie etwa der noch hoch stehende Eskimonebel,
    Jupiters Ghost, der Bugnebel, der Spiralplanetary, Shapley 1 und der Cheerionebel beim Skorpionstachel.


    Nebenbei wurde auch reichlich fotografiert, teils vom Stativ und teils von der Losmandy G11, die jetzt perfekt eingesüdet ist.
    Bis 300mm Brennweite läuft das ganz ohne Nachführung.


    Die dritte, die vierte und die fünfte Nacht verlief wie die ersten beiden Nächte: zwei Stunden Beobachten, kleine Pause im warmen Aufenthaltsraum und dann wieder zwei, drei Stunden Beobachtung.


    Wir konnten unglaublich viele Objekte sehen, von Riesengalaxien wie M83, bis zu winzigen Planetarischen Nebeln wie NGC2899 und
    Dutzenden von Kugelhaufen von Omega Centauri, NGC104 und M22 bis zu winzigen Terzankugelhaufen.
    Auch Jupiter und Saturn waren ein Gedicht, obwohl wir „nur“ Newtons zum Beobachten hatten.
    Wie gestanzt standen sie im Okular und sowohl Peter als auch Eric hatten noch nie so schöne Planetenbilder gesehen.
    Bei hoher Vergrößerung sah man Titan als Scheibchen und eine umlaufende rabenschwarze Cassiniteilung...
    von den Schattierungen in den Girlanden um den großen roten Fleck wollen wir gar nicht reden.


    Jetzt steht die sechste Nacht bevor und auch sie wird perfekt werden.
    Der Himmel ist dunkelblau, ein lauer Nordwind weht und die Temperaturen liegen momentan noch bei 28 Grad.


    Wir freuen uns jetzt auf die restlichen tausende Objekte, die alle auf uns warten.
    Es bleiben dafür noch weitere acht Nächte, die nach den jetzigen Wettervorhersagen genau so gut werden sollen.
    Und das alles bei unglaublicher Gastfreundschaft der Oberholzers und Sarahs legendären Kochkünsten!


    Fotos folgen... sie brauchen ihre Zeit von Südafrika bis zum fernen Deutschland [8D]


    cs
    Timm

  • Moin Timm,


    es wird nie langweilig. Südhimmel ist zwar nicht mein Thema, ich lese Deine Berichte trotzdem immer sehr gerne. Wer nach dem 17, 18 ... 19ten Mal immernoch so begeistert ist, wenn er da runter fliegt, der hat viel richtig gemacht in seinem Leben.
    Jetzt nach fünf guten Nächten, wo die Pflicht erfüllt ist, kannste ja auch an die Kür denken ... Dein Versprechen zu den Messiers [;)].
    Ne ... war kein Versprechen, aber vielleicht rappelts Dich ja doch mal in einer Nacht.


    Viele Grüße


    Rene

  • Hi Timm,


    schön daß Du Dich "live" von dort meldest :-). Hmja, vor einem Jahr, zwei Wochen früher, seufz...
    Aber ihr habt Bobmen Wetter. Ist Hottie auch mit dem Regen der vergangenen Sommersaison zufrieden? Ist es noch grün da, oder schon gelb?


    Ansonsten viel Spaß, eine nette Tour (nehme ich mal an) und Clear Skies weiterhin!
    Und ich freue mich dann auf die Bilder...


    Ach so, Du hast doch neulich mit dem 28"er in Stumpi beobachtet. Ist ein 28er in Stumpi mit einem 20er bei Hottie gleichzusetzen, oder holst Du mit dem 28er doch ein wenig mehr raus?


    Grüße,
    Walter

  • Servus Timm,


    ein toller Vorabbericht, herrlich! Gedanklich war ich gestern nacht auch schon wieder auf der Südhalbkugel, weil ich mich beim Spechteln, diesmal mit dem 13 Zöller, am Südhimmel herumgetrieben habe. Beim Anblick vom M83, gerade 10° hoch stehend, dachte ich mir: Mei, beim Hottie steht der jetzt im Zenit... Ich habe dann noch in der Gegend von M83 die 5101, 5067 und 5078 mit abgeräumt, schöne Gruppe. Interessant war gestern auch 3621, die Kreuz des Südens Galaxie: Im 13er Ethos zeichnet sie sofort, im 6er Ethos hat man das Display eines länglichen, milchigen Flecks, gut elongiert, sauber eingerahmt von vier Sternen, die tatsächlich ein kleines Kreuz des Südens darstellen. Das Ding steht bei -32° Deklination unweit des Jupiters Geist. Das ist im 20 Zöller beim Hottie bestimmt der Hammer. Jupiters Geist war gestern schön, aber schon am Abtauchen, da habe ich nicht mehr so viele Details gesehen.
    3132 war im September ganz ungünstig, schon viel zu tief, der ist aber richtig prächtig, habe ihn schon bei anderen Gelegenheiten schön gesehen.
    Im November sind wir auch wieder unten, dann können wir uns wieder selber von der ganzen Pracht überzeugen.
    Viel Spaß noch beim Spechteln und auf der Farm!


    Gruß an alle auf Klipfontein,


    Haley

  • Hey Timm,


    da bekommt man direkt wieder Fernweh. Schöner live-Bericht. Bringst doch bestimmt nochmals aktuelles Bildmaterial mit zum HuTT oder? Dann lasse ich mir gerne nochmals von Dir berichten und verfalle gerne mit einem kühlen Spaßgetränk in Schwärmerei [:)]
    Habt noch eine super Zeit Timm!


    Bin auf die folgenden Berichte gespannt.
    Lieben Gruß,
    Sven

  • Hallo Rene,


    hier der erste Teil der Kür, beobachtet mit Canon 15x50 Stabi:


    M83 fast im Zenith, sehr groß, etwas unregelmäßig geformt, gemottelt mit hellem Kern.
    M68 im Zenith, kleine diffuse Scheibe mit Verdickung in der Mitte. Leicht zu finden.
    M8, fast im Zenith, extrem groß, strukturiert mit deutlichem Dunkelband, viele Sterne eingebettet, leicht zu finden, da mit bloßem Auge sichtbar.
    M20 fast im Zenith, zarter Nebel ohne Struktur, direkt neben M8.
    M16, auffälliger Sternhaufen, eingebettet in zartem Nebel.
    M17, deutlicher Nebelfleck mit Struktur, das Omega ist zu erahnen.
    M4, im Zenith, großer auffälliger Nebelfleck, in der Mitte etwas heller, mit im Feld NGC6144, der aber unauffällig.
    M80, auch im Zenith, kleiner unauffälliger Nebelfleck.
    M22, groß und recht hell, zur Mitte etwas heller werdend. Auffällig.
    Mit im Gesichtsfeld M28, kleiner und diffuser Fleck.
    M104, im Zenith, zusammen mit dem Stargate und dem broken arrow, leicht zu finden, länglich.
    M84 und M86, recht einfach zu finden, beide groß und flächig, etwas hellere Kerne, in der Umgebung viele schwächere Galaxien.


    Mehr demnächst...



    Hallo Walter,


    es ist noch alles wunderschön grün, seit letztem Samstag jede Nacht sehr gut... und so bleibt es die nächste Woche.
    Der 28er hat einfach eine doppelt so große Fläche. Man sieht es am Leo Triplet und besonders an der NGC3628.
    Die Hamburger-Struktur kommt deutlich besser als hier bei Hottie.


    Hallo Haley,


    vielen Dank für den Hinweis auf NGC 3621, die habe ich diesmal noch nicht auf dem Plan gehabt.
    Das mache ich heute Abend... und gleich wieder Jupiters Geist.
    Den haben wir nun schon mehrfach im Zenith beobachtet. Schöne Schalenstruktur und Zentralstern bei 390fach.


    Nicht schlecht, was du da alles knapp über dem Horizont abfischt!


    Hallo Sven,


    danke für die netten Worte...
    Wir sehen uns beim Hutt.


    cs
    Timm

  • Hi Timm,


    sieh an, hätte ich ehrlich gesagt, nicht gedacht. Klar es sind 8" mehr und damit nach r-quadrat tatsächlich doppelte Fläche. Aber das gibt einen Grenzgrößengewinn von 1mag. Und das ist genau das was Du bei Hottie gegenüber Stumpi voraus hast, dachte ich so vor mich hin.


    Dann mal einen schönen Abend heute Euch allen. Da ich jetzt in Deutschland bin und Neumond am Wochenende ist - soll es hier kräftig regnen ;-)!


    CS,
    Walter

  • Hallo Timm,


    ja, mit Hottie verbinde ich seit letzten September das gleiche Gefühl: Eine schier endlose Reihe klarer Südhimmelnächte [:p] - man verliert etwas das Zeitgefühl, weil sich ja nichts ändert ... [:D]


    (==>) Walter: Wir hätten dieses Wochenende auch beobachtet. Aber wenn es schon regnet, sollte es wenigstens gescheit regnen - der Boden braucht es ja dringend. Ich erinnere mich noch, wie du mir letzten Herbst von der Steppe in Rhein/Main erzählt hast.


    Servus
    Ben

  • Hallo Carsten,


    schreib dem Timm einfach mal ne PM für Details.
    Eigentlich ist es bei Hottie (noch!) völlig unkompliziert, nicht wie bei den Namibia Farmen. Du könntest theoretisch noch dieses Jahr hin schätze ich.


    Interessante Jahreszeit? Ja nach Geschmack halt. April bis November ist die Saison. Im Sommer (unserem) die geringste Wahrscheinlichkeit für Bewölkung. Im Frühjahr hast Du das Zentrum der Milchstraße im Zenith. Im Herbst dafür die Magellanschen Wolken zur besten Sendezeit. Im Verlauf der Nacht (meist ja recht lang, egal in welcher Jahreszeit) kann man aber immer auch was vom anderen sehen. Im April hatte ich (mein Erstbesuch) auch die große MAgellansche Wolke schön beobachten können. Halt am frühen Abend und man musste sich beeilen, sie sank hinab. Frühmorgens kam auch die kleine Magellansche Wolke schon hoch. Ebenso verhält es sich sicher mit der Milchstraße im Herbst. Kannst Du mit Stellarium durchspielen.


    CS,
    Walter

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