Bildversatz trotz perfektem guiding

  • Hallo in die Runde.


    Ein Kollege hat mich zu folgendem Problem befragt und mittlerweile wird es ziemlich hitzig.
    Er besitzt einen newton, den er mit einem Leitrohr , Kamera und phd guidet. Die einzelnen Bilder sind perfekt, das Guiding läuft super, sagt er , was aufgrund der einzelnen Bilder auch nachvollziehbar ist. Legt er aber alle Bilder einer längeren belichtungsserie übereinander , hat er einen deutlichen Versatz. Er hatte bemerkt, dass seine dec achse nicht richtig geklemmt war und ist der Meinung, dass es eine sehr langsame Drift ist , die sein guider nicht mitbekommt. Nun ist der Versatz vom übereinander gelegtem Bild her aber so, dass man meinen könnte, er stackt auf Kometen, dass heisst , als ob der Komet rund ist und die Sterne punktspuren. Es sind also mehrere , etliche Pixel Versatz.


    Meiner Meinung nach, müsste es doch der guider mitbekommen , also wenn Teleskop und Guidingrohr wegdriften. Ein guider reagiert doch meiner Meinung nach, nicht auf die Geschwindigkeit einer Regelabweichung , sondern auf die Regelabweichung selbst. Er müsste doch das Equipment früher oder später wieder in den ursprünglichen Zustand zurückbringen. Wenn man aber dann 4 Punkte an einer Schnur aufgereiht hat, bei deren es sich um denselben Stern handelt, ist doch zu schlussfolgern, dass a: der guider den leitstern nicht wieder zurückholt oder
    b: der guider funktioniert und es andere hausgemacht Probleme sind
    Mein Einwand nun , bei seinem perfekten guidinggraphen , dass es sich um Bildfelddrehung , durch nicht perfekte Einnordung und ein schielendes Leitrohr handelt , ist für Ihn völlig abwegig, genauso wie die Theorie, eines langsam auskühlenden Spiegels. Mittlerweile ist Frühling und die Tag und Nachttemperaturschwankungen gross.
    In beiden Fällen wäre das Guiding perfekt.
    Im ersten Fall wird der Stern gehalten und man fotografiert die Rotation um das Zentrum ( Guidingstern )
    Im 2. Fall ist alles perfekt aber der Spiegel sorgt für Unruhe.
    Was ich leider nicht genau weiss, mit welcher Brennweite und Kamera er seinen 750 mm newton guidet.


    Meine Fragen wären demnach. Reagiert ein guider auf die Regelabweichung, also wenn ein leitstern seinen Pixel verlässt oder kann es sein, das er über mehrere Stunden um mehrere Pixel wandern kann und ja irgendwann den Chip verlassen müsste, weil die Geschwindigkeit der Abweichung so langsam ist , dass der guider es nicht mitbekommt, wenn der Stern im Laufe einer Nacht ,von links unten nach rechts oben zum Beispiel , driftet.
    In diesem Fall würde er auf die Geschwindigkeit der Abweichung ansprechen, auf die Abweichung an sich selbst nicht.
    Ist denn ein oag beim newton nicht die bessere Lösung oder sollte man mal überprüfen, ob die teleskopbrennweite zur guidingbrennweite passt?


    Über ein paar Meinungen dazu , bzw. Theorien , würde ich mich freuen.


    Viele Grüsse

  • Hallo Alexander,


    in den vergangenen beiden Jahren habe ich mit dem Aufnahmeequipment experimentiert, um Erfahrung zu sammeln. Zunächst hatte ich eine langbrennweitige Optik (2500 mm) mit einem kleinen Leitrohr und dem MGEN geguidet. An den Rohrschellen der Hauptoptik hatte ich zusätzlich eine Optik mit kürzerer Brennweite (700 mm) nach außen versetzt montiert.


    Betrachtet man die Rohdaten, so ist bezüglich beider Optiken ein kontinuierlicher Versatz von Aufnahme zu Aufnahme festzustellen. Bei der versetzt angebrachten Optik ist selbiger entsprechend größer. Die lokal stationierte Montierung hatte ich sorgfältig eingescheinert.


    Dann bin ich dazu übergegangen, das langbrennweitige Teleskop über einen OAG nachzuführen. Die Rohdaten der Hauptoptik zeigen nun nicht mehr den geringsten Versatz. Die Aufnahmen des extern angebrachten kleineren Teleskops zeigen dagegen von Bild zu Bild wieder ein kontinuierliches Weiterwandern der Sterne.


    Vielleicht können diese Feststellungen euch in Bezug auf euer Problem weiterhelfen. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du berichten würdest, was als Ergebnis der hitzigen Debatte herauskam.


    Viele Grüße
    Heinz

  • Hi Alex,


    bei perfektem Guiding und trotzdem diesem beschriebenen Ergebnis würde ich in dem Fall sagen- es tritt eine Verlagerung zwischen Leitrohr und Newton auf. Minimale Bewegung des Hauptspiegels oder minimale Verlagerung der Kamera am OAZ während der Nachführung.


    Davon bemerkt das Guidingsystem am Leitrohr nichts, führt brav und korrekt nach und das Ergebnis passt dennoch nicht.


    Ebenso käme eine Verlagerung des Leitrohrs selbst in Frage, aber das wird dein Kollege ja schon überprüft haben, steife Leitrohrmontage ist ja Grundvoraussetzung.


    Bildfeldrotation müsste ja klar erkennbar sein, die Sterne wären in den Ecken des Bildes unterschiedlich verzogen und in der Bildmitte dürfte davon kaum was zu erkennen sein.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Alex,


    was Du beschreibst ist m.E. ein Steifigkeitsproblem. Der Schwerpunkt des Aufbaus wandert durch die Nachführung, und durch eine nicht ausreichend steife Montage geben die Schellen/Schienen etwas nach, was zu einem Winkelversatz führt. Ich denke wackelig im engeren Sinne wird da nichts sein, aber die Drift des Aufbaus würde in meinen Augen für den beschriebenen Effekt ausreichen.


    CS
    Jörg

  • Hallo Jörg, Stefan und Heinz,


    Vielen Dank für eure Meldungen. Das Thema hatte ich ja vor einiger Zeit eingestellt und fast nicht mehr erwartet , dass einer antwortet.
    Es ist also nicht so abwegig , was ich ihm da so erzählt habe. Das Problem eines leitrohres liegt demnach darin, dass es an der hauptoptik montiert wird, was Probleme mit sich bringt, was Heinz ja auch bemerkt hat . Stefan stimme ich voll und ganz zu. Der guider bekommt nicht mit, was das Teleskop unter ihm so treibt und verrichtet seine Arbeit, denn es ist ja ein separates System, was nicht wissen kann, was da unter ihm sitzt und Probleme bereitet.
    Nun ja , seine Meinung dazu ist eine nicht richtig festsitzende dec Klemme aber diese hält das hauptrohr und das Leitrohr und mit ihm die guidingkamera. Wenn da was wegrutscht , rutscht ja auch der guider und sollte es mitbekommen.
    Vielleicht ist das auch eine Möglichkeit aber das von euch beschriebene kategorisch auszuschliessen , ist der zankapfel.


    Vielen Dank und viele Grüße

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