Instrument Rotator

  • Moin zusammen,


    bei RC Optical Systems nennen sie die Teile "Instrument Rotator" und
    bei Meade heissen sie "Field Derotator". Gibt es hier Erfahrungen damit?


    Was meint ihr, kann man so ein Teil in angemessener Qualität selbst
    herstellen, hat es evtl sogar schon mal jemand versucht/gemacht?
    (bei RCOS wollen sie US$2450 dafür ;)


    Fragen über Fragen,
    ciao, Heiner

  • Hi Heiner,


    ich bin solchen Derotatoren gegenüber etwas skeptisch, da die Bildfelddrehung eine komplexe Funktion ist, die stark vom Ort anhängt, an den das Teleskop hinschaut. Wenn der Derotator da auch nur ein wenig zu langsam oder zu schnell läuft, dann paßts nicht. Sogar die größeren Teleskope (80cm-Klasse und aufwärts) haben immer wieder Probleme mit derren Derotatoren. Wenn möglich würde ich da immer zu einer Polhöhenwiege oder einer parallaktischen Aufstellung greifen. Die ermöglicht dann auch den Einsatz von Leitrohren oder kleineren Zweitoptiken.


    Ciao,
    Martin

  • Hallo Heiner,


    vor 40 Jahren hatte ich mal beruflich (Astroabt. Zeiß-Jena) mit der <b>Mechanik </b> eines Derotators zu tun. War sehr aufwändig (10x10 cm Feld!), und das Ding hat vermutlich schon damals mehr als 50000 $ gekostet.


    Ob aber in der Amateur-Welt nicht der Bau eines <b>drehbaren </b><b>Tubusoberteils</b> zu überlegen wäre? Ergäbe zwar auch hohe Ansprüche an die Mechanik -aber keine an die Optik- und außerdem oft bequemeren Einblick.
    Dieser Gedanke wird nicht neu sein, und wahrscheinlich gibt es hierfür Erfahrungen.


    es grüßt Lutz

  • Hallo ihr Beiden,


    habt erstmal vielen Dank für eure Einschätzung!


    Ganz begraben habe ich die Idee zwar noch nicht, aber vermutlich
    habt ihr Recht, dass so ein Projekt wesentlich komplizierter ist,
    als man auf den ersten Blick denkt.


    Bei der Suche nach selbst gebauten Derotatoren habe ich zwar ein
    paar Überlegungen und Ansätze gefunden, aber nirgends einen wirklich
    funktionierenden Selbstbau. Hier z.B. ein Beispiel von der amerikanischen
    Liste: http://astro.umsystem.edu/atm/ARCHIVES/MAR05/msg00495.html


    Auch Bildergallerien von Amateuren, die diese Technik benutzen sind
    nicht gerade breit gesät. Hier ein Beispiel von Rusty Fletcher:
    http://www.afountain.org/astronomy/ Er benutzt einen Dobson und
    zur Steuerung Mel Bartels Software, die ja auch so ein en Derotator
    steuern kann.


    Ciao, Heiner

  • Hallo Heiner,


    die Mail in der amerikanischen Liste war von mir.
    Ich bekam dazu einen interessanten Hinweis auf besondere Kugellager,
    die als sehr dünner Ring ausgeführt sind (1x1cm oder sogar dünner),
    aber einen großen Umfang haben können.
    Eine Bauart davon kann auch Kippmomente aufnehmen, da die Kugeln außen und innen jeweils an zwei Punkten an die Ringe anstoßen ('X-Anordnung' oder so ähnlich).


    Solch ein Lager müßte in das Brett, welches den Fokussierer hält, eingebaut werden und der Fokussierer wäre drehbar. Nun noch ein selbstgemachtes Schneckenrad und ein kleiner Schrittmotor mit Gewindestange, und es würde im Prinzip funktionieren.
    Ich weiß aber nicht, wie teuer solch ein Lager ist; das würde mich sehr interessieren, da ich doch einmal so einen Derotator bauen möchte. Aber dann muss meine Teleskopsteuerung zuerst einen dritten Motor steuern können ...


    Mit freundlichen Grüßen
    Martin Cibulski
    http://www.martin-cibulski.de/atm/

  • Hallo zusammen,


    aha, ein kleiner Schimmer am Horizont ;)


    (==&gt;)Martin: Ich hatte mir das auch so ähnlich vorgestellt wie du, also
    mit fertig gekauften hochwertigen Lagern. Da ich mir vorgestellt habe,
    das Ganze direkt in einen selbst gebauten Okularauszug für den
    Cassegrain-Fokus eines größeren Teleskops zu integrieren währe es noch
    nicht einmal schlimm wenn ich schwerere (und damit sicherlich billigere)
    Lager verwenden würde.


    (==&gt;)Johannes: danke für den Link! Das ist tatsächlich der erste selbstgebaute
    Derotator den ich sehe. Allerdings sieht das nicht so aus, als könnte man es
    mal eben an einem Abend nachbauen ;) Offenbar hat der Erbauer (Chuck Shaw)
    richtig Ahnung von der Materie.


    Noch kurz zu Scorpios Anmerkung weiter oben:
    &gt; ... da die Bildfelddrehung eine komplexe Funktion ist, die stark vom Ort
    &gt; anhängt, an den das Teleskop hinschaut...


    Ich hätte zwar nicht wirklich Bedenken, dass die nötigen Berechnungen von
    heutigen Rechnern nicht zu schaffen sind, aber da die Bewegung von drei
    Motoren gleichzeitig gesteuert werden muss, könnte ich mir auch vorstellen,
    dass sich da Fehler leichter hochschaukeln. Wie schon geschrieben ist die
    Funktion schon im Mel Bartels Software integriert. Selbstprogrammierer
    finden die nötigen Algorithmen offenbar u.a. im ersten Buch von Genet and
    Trueblood "Microcomputer Control of Telescopes".


    Und als letztes noch die Anmerkung, dass das Ganze erstmal nur ein
    Gedankenspiel für die Planung des Backfocus eines größeren Projektes
    ist. Erwartet also die Beschreibung des fertigen Derotators bitte
    nicht vor dem Herbst 2010 ;)


    Ciao, Heiner

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich hätte zwar nicht wirklich Bedenken, dass die nötigen Berechnungen von heutigen Rechnern nicht zu schaffen sind, aber da die Bewegung von drei Motoren gleichzeitig gesteuert werden muss, könnte ich mir auch vorstellen, dass sich da Fehler leichter hochschaukeln.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Heiner,


    die Berechnungen sind sogar von (heutigen) 8bit-Mikrocontrollern zu schaffen !
    Meine Atmel-AVR-basierte Steuerung (16 MHz) rechnet beim Nachführen etwa 10mal pro Sekunde die ganze Koordinatentransformation durch und ermittelt daraus die Sollgeschwindigkeiten beider Motoren.
    Der Rotationswinkel könnte mit wenig mehr Rechenaufwand auch noch ermittelt werden.
    Die Steuerung eines dritter Motors ist softwaremäßig vorgesehen, nur die Hardware müßte um den dritten Kanal erweitert werden. Ich denke da an eine Zusatzplatine mit einem einfachen Halbschritt-Treiber oder gleich eine größere Platine für drei (oder vier mit Fokussierer ?) Motoren.
    Wenn ich mehr Zeit habe, werde ich das mal in Angriff nehmen.


    Gruß,
    Martin Cibulski

  • Hallo Martin,


    &gt; die Berechnungen sind sogar von (heutigen) 8bit-Mikrocontrollern zu schaffen !


    Jo, sehe ich auch so. Ich hab' mal etwas in der Art auf meinem Palm II
    getestet - er war trotz der Berechnungen für die Nachführung praktisch
    immer idle.


    Mit "Fehler leichter hochschaukeln" meinte ich eher die mechanischen
    Probleme wie Unrundheiten in den Lagern, Schneckenfehler, nicht ganz
    gerade Wellen usw. usw.. Im Gegensatz zu einer deutschen Montierung,
    bei der ja nur eine Achse nachgeführt wird, dürfte sich der maximale
    Fehler vermutlich mindestens verdreifachen.


    Ciao, Heiner

  • Nachtrag zu meinem Beitrag vom 1.6.:


    Anhand späterer Beiträge habe ich erst jetzt erkannt, dass Ihr mit Derotator eigentlich nur drehbare OAZ meint. Beim von mir beschriebenen Zeiß-Derotator gings um eine komplete Einheit mit eingebautem DOVE-Prisma, das wegen der erforderlichen Präzission wohl das teuerste Bauteil war.


    So gesehen geht mein o.g. Beitrag am Thema vorbei, und auch das vorgeschlagene Drehen des gesamten Tubusoberteiles war nicht sinnvoll.
    Bitte mein Missverstehen zu entschuldigen! (die Verkalkung ist anscheinend weiter als gedacht [:0])


    es grüßt Lutz

  • Hallo Heiner,


    grundsätzlich kann man dazu sagen: Drei bewegte Achsen führen zu einer deutlich höheren Ausschußquote als eine bewegte Achse. Wir haben Kunden, die den Bildfeldderotator erfolgreich einsetzen. Einer davon sitzt z.B. im Rollstuhl und könnte das Gerät sonst gar nicht erreichen. Auch ist es bei größeren SCs nicht mehr einfach das große und unhandliche Gerät auf die Polhöhenwiege zu wuchten. Ich arbeite aber parallaktisch, weil die durchschnittlichen Ergebnisse besser sind.
    Ein anderer Einsatzzweck eines Rotators ist die komplette Steuerung des Bildausschnitts. Man dreht dann die Nachführ/Kameraeinheit so, daß der Nachführchip den hellsten Leitstern abbekommt. Das macht aber unser Derotator nicht.


    Selbstbau ist nicht soo schwierig, erfordert aber einen sehr soliden Maschinenpark. Ich empfehle ein Kreuzrollenlager als Drehachse. Hohe Steifigkeit und geringe Einbaumasse.


    Clear Skies


    Tassilo

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