Einarmige "Spider"

  • Anlässlich der an verschiedenen Stellen immer wieder vorgetragenen Befürchtungen hinsichtlich der bildstörenden Auswirkung von einarmigen Fangspiegelhalterungen möchte ich an dieser Stelle auf eine experimentelle Untersuchung zurückkommen, die ich im Vergleich mit einem aus dünnen Blechen aufgebauten Doppelspider bereits vor zwei Jahren an meinem 10" Spiegel ("Schüsselteleskop") durchgeführt hatte. Demnach sind die bei der Aufnahme von hellen Sternen durch einen massiven Kamerahalter mit sich verjüngendem Querschnitt ausgelösten Beugungsspikes offensichtlich vernachlässigbar gegenüber den von einem geblechten Doppelspider hervorgerufenen Spikes, siehe Link.


    Gruß, Jan


    https://forum.astronomie.de/th…12349/page-5#post-1267543

  • Hallo Jan,



    in der Diskussion im Nachbarforum fliegen ja mal wieder die Fische wie im gallischen Dorf!


    Zur Sache: Eigentlich wie zu erwarten war. Die experimentelle Doppelspinne geht ueber den Durchmesser, die trapezfoermige Halterung ueber den Radius - Faktor zwei. Dann ist die Doppelspinne (deshalb ihr Name) zweimal vorhanden - Faktor zwei. Und dann zeigen alle Kanten der Doppelspinne in dieselbe Richtung, waehrend die Kanten der trapezfoermigen Halterung jeweils in eine andere Richtung weisen - Faktor zwei. Deshalb sollte der Spike der Doppelspinne achtmal heller sein als jeder der beiden unabhaenigen, um ein paar Grad verdrehten Spikes des trapezfoermigen Beugungshindernisses.


    Wenn man die Kanten des Trapezes jetzt noch rund gestalten wuerde, wuerde sich das Licht in noch mehr Richtungen verteilen und unter die Wahrnehmbarkeitsgrenze rutschen.


    Das gebeugte Licht geht natuerlich nicht verloren, und es hellt das Bild ein wenig auf. Aber es verteilt sich bei Trapez oder gerundeter Kante ueber einen groesseren Bereich, anstatt genau in eine Vorzugsrichtung zu fallen.

  • Hallo Jan,


    danke für den Link. Einerseits ist es ein interessantes Thema, andererseits zeigt es mir, warum ich nicht im schwarzen Forum aktiv bin. [:)]


    Mich würde auch interessieren, wie das Ganze nun bei "Curved Vanes", also gebogenen Fangspiegelstreben aussieht. Es gibt ja die gebogenen Fangspiegelhalterungen mit 2 und mit 4 Streben.


    Viele Grüße
    Dominik

  • Die Beugung am Hindernis ist invers zur Beugung am Spalt, also Maxima und Minima sind vertauscht. Da das Licht polychromatisch ist, sieht man nicht unbedingt Maxima und Minima, obwohl das bei dicken Spinnen schon so ist. Mein aelterer Skywatcher 200/1000er zeigt das sehr schoen.


    Die Beugung findet immer senkrecht zur Kante statt. Nach dem Fokussieren durch das Teleskop wird diese Richtung in einen Bildort transformiert. Eine gerade Kante macht deshalb einen Strich, den Spike. Dieser erscheint im Bildraum senkrecht zur Ausdehnung der Kante.


    Ist die Kante kuerzer, nimmt die Intensitaet des Spikes ab. Wenn Du eine Strebe, die ueber den Durchmesser geht, durch eine nur ueber den Radius gehende Strebe ersetzt, dann nimmt die Spikeintensiaet auf die Haelfte ab.


    Nimmst Du jetzt eine Strebe, die in der Mitte einen Knick hat, dann gibt es zwei Spikes in unterschiedliche Richtungen, die wiederum nur die halbe Intensitaet haben.


    Machst Du ganz viele Knicke, sodass n Teile der Strebe in eine veraenderte Richtung zeigen, dann bekommst Du n Spikes mit der Intensitaet, die 1/n des Spikes einer gerade verlaufenden Radialstrebe entspricht.


    Ad infinimum ("unendlich" viele Knicke), bekommst Du die gebogene Spinne. Jede Zone am Bein beugt in eine ein kleinwenig versetzte Richtung. Aber jede Zone ist so kurz, dass der Lichtanteil, der in diese Richtung gebeugt wird, verschwindend gering ist.


    Es wird das Licht, das bei der geraden Radialstrebe in zwei ausgezeichnete Richtungen gebeugt wird, nun auf die ganze Bildebene verteilt.

  • Hallo miteinander,


    vielen Dank für Eure freundlichen und sachlich fundierten Kommentare! Der Zusammenhang zwischen Kantenverlauf und Richtung der Beugungsspikes konnte in dem oben zitierten Thread aus dem schwarzen Forum tatsächlich an mehreren Störquellen nachvollziehbar demonstriert werden. Die fliegenden Stinkefische beziehen sich vermutlich auf den dort von gewissen Experten in der Vergangenheit gepflegten Umgangston. Die blaue Atmosphäre hebt sich da nach meinen bisherigen Eindrücken wohltuend ab.


    Möglicherweise werde ich - allein schon aus Neugier - bei passender Gelegenheit mittels entsprechend zugeschnittener Pappblenden im Strahlengang auch noch die Wirkung einer Einarmstrebe mit leicht gebogenem Profil in Augenschein nehmen. Zunächst bin ich aber schon mal einigermaßen beruhigt, dass das schräg zulaufende Profil meines jetzigen Kamerahalters eine erkennbar störungsmindernde Wirkung gegenüber geraden Streben entfaltet, obwohl ich das Profil lediglich im Hinblick auf die mechanische Tragfähikeit des Auslegers entworfen hatte.


    Nach zweijähriger Astronomie-Pause und früheren Jahren der intensiveren Mond- und Planetenfotografie will ich mich ab jetzt vorzugsweise der videobasierter DS-Fotografie widmen und mich mit den Ergebnissen auch gerne wieder in diesem Forum melden.


    Gruß, Jan

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