• Hallo allerseits,


    gestern Abend war endlich mal wieder etwas klarer Himmel, wenn auch mit deutlich reduzierter Transparenz, sodass mal wieder eine Strichspuraufnahme möglich war.
    Wenn die Spuren diesmal nicht so breit sind wie die vorangegangenen, dann wird es daran liegen, dass nicht so stark defokussiert wurde.
    Hier die Fotos in Farbe ...







    ... mit allen konvertierten Farbkanälen ...







    ... und mit dem konvertierten Grünkanal allein:







    Den Versatz in den Strichspuren hat anscheinend unser Wuffi verursacht; er lag entspannt direkt neben dem Stativ und hat sich wohl einmal etwas zu sehr gereckt.
    Trotzdem: die beiden letzten Fotos zeigen deutlich, dass Beteigeuze inzwischen wieder heller ist als Bellatrix. Bei nächster Gelegenheit werde ich noch einmal probieren, die Helligkeiten der Pixel zu ermitteln und zu vergleichen; vielleicht ergibt sich daraus ja eine Möglichkeit, die Helligheit von Beteigeuze so auch in Magnituden zu ermitteln.


    Was mich allerdings inzwischen sehr interessiert: wie geht man vor, um die Helligkeit von Beteigeuze z.B. mit Aldebaran visuell zu vergleichen?


    Viele Grüße
    Manfred

  • Hallo Manfred,


    ja wie vergleicht man Betelgeuse mit Aldebaran? Das Problem beim visuellen Schätzen bei solch hellen Veränderlichen wie Betelgeuse sind die dann auch weit abseits stehenden Vergleichssterne die im Helligkeitsbereich liegen. Aber das kann auch dann passieren wenn man Veränderliche (etwa Mira Sterne) mit dem Teleskop beobachtet. Sind diese Mira Sterne in der Nähe ihres Maximums, kann es auch sein das dann im Gesichtsfeld des Okulares keine in etwa gleich hellen Vergleichssterne mehr zu finden sind, nur noch schwächere. Dann bleibt nichts weiter übrig als das Fernrohr in Richtung eines helleren Vergleichsstern zu schwenken und dann im Hin- und Herwandern sich die Helligkeiten einzuprägen. Eine andere Möglichkeit wäre dann dafür etwa den Sucher des Fernrohres oder einen Feldstecher zu verwenden, die ja größere Gesichtsfelder haben.


    Bei Betelgeuse geht das genau so; erst den Veränderlichen in der Helligkeit einprägen und dann den Vergleichsstern. Mehrmals hin und her gehen! Dann kommt man auch zu einem Helligkeitseindruck zwischen beiden Sternen. Die AAVSO gibt dazu auch mögliche Vergleichssterne an, im Falle von Betelgeuse sind das etwa: Procyon mit 0.4, Aldebaran mit 0.9, Pollux mit 1.2 und beta Tau mit 1.7.
    Der Stern Bellatrix wird wegen seiner anderen Farbe nicht empfohlen. Sicher haben die anderen Vergleichssterne auch nicht exakt die gleiche Spektralklasse wie Betelgeuse, liegen ihr aber näher.


    Gruß Matthias

  • Hallo Matthias,


    danke für Deine Antwort. Irgendwie empfinde ich es als erstaunlich, dass es anscheinend außer dem "Erinnern" einer Helligkeit keine weitere Möglichkeit für einen Vergleich zu geben scheint. Auf die Schnelle habe ich auch versucht, etwas zu "ergoogeln", aber keine Beschreibung einer anderen Möglichkeit gefunden. Dabei geht mir etwas durch den Kopf, was eventuell ein praktikabler Ansatz sein könnte, der auch einen Aspekt meiner Strichspurmethode enthalten würde:


    Angenommen, ein beleuchtetes Fadenkreuzokular mit regelbarer Helligkeit hätte keine rote, sondern eine weiße Beleuchtung und kein Fadenkreuz, sondern stattdessen einen kleinen weißen Fleck.
    Nimmt man dann einen leicht defukossierten Stern ins Okular, so könnte man dann die Helligkeit der Beleuchtuung solange vergrößern, bis dieser Fleck die gleiche Helligkeit hat wie der defokussierte Stern. Der Vorteil wäre, beide Helligkeiten gleichzeitig im Blickfeld zu haben. Dann wäre es ein Leichtes, auf einen anderen Stern umzuschwenken und dessen Helligkeit mit dem des beleuchteten Flecks zu vergleichen.


    Vielleicht ist dieses schon einmal ausprobiert worden oder jemand kann aus Erfahrung sagen, dass es schwierig bzw. nicht möglich ist, diesen Vergleich am Okular wegen xyz so auszuführen, wobei mir die Erfahrung fehlt, dieses xyz zu benennnen.
    Aber vielleicht ist es für jemanden, der/die gerne bastelt, mal einen Versuch wert.


    Gruß,
    Manfred

  • Zum aktuellen Stand habe ich hier https://forum.meteoros.de/viewtopic.php?f=1&p=228169#p228169 einen Beitrag erstellt. Ich habe in ihm auch die Lichtkurven von drei verschiedenen Beobachtern aus der AAVSO-Datenbank eingestellt um zu zeigen, wie unterschiedlich die einzelnen Beobachter den Helligkeitsverlauf erfassen. Die Kurven sind zwar in sich recht konsistent, aber weichen untereinander zT deutlich ab, was schließlich zu der großen Streuung der Schätzwerte beiträgt. Von gemittelten Werten halte ich persönlich daher nicht viel. Im Falle Betelgeuze beziehe ich mich auf die V-magnitude aus PEP-Messungen, die ja über den AAVSO-Lichtkurvengenerator erreichbar sind. Zum Glück gibt es da einen Beobachter, der unter den V-magnituden PEP-Messungen einstellt (CTOA). Mit denen vergleiche ich dann meine Schätzungen.


    an Nils zum Thema Farbindex (B-V): In der AAVSO-Datenbank befinden sich unter den V-magnituden (auswählen in der Rubrik: Select Bands) auch die PEP-Messungen von Beobachter CTOA (Tom Calderwood). In seiner Messreihe erscheint auch die B-magnitude. Man kann beide markieren und sie gemeinsam anzeigen lassen. Während der gesamten Saison erhält er konstant einen Wert von +1.8. Dies liegt über dem "Katalogwert" von +1.5 (der zB auch in stellarium verwendet wird). Dein Wert mit +1.65 liegt also genau dazwischen.
    Ich verwende immer den Farbindex aus stellarium, der ist (meistens) korrekt. Mit ihm bin ich bisher gut gefahren.


    Gruß Christoph

  • Nachts unter den Sternen kommt man derzeit endlich mal auf andere Gedanken. So habe ich soeben auch meine visuellen Schätzungen mit Ferngläsern an insgesamt 28 Veränderlichen abgeschlossen. Und den Stern um de es hier geht, also Betelgeuse, habe ich dabei zu 1.15 geschätzt. Damit ist er schon fast wieder so hell wie Aldebaran.


    Gruß Matthias

  • Ich konnte gerade das erste Mal seit mehreren Tagen einen Blick auf den Sternenhimmel werfen und war erstaunt, wie hell alpha Orii inzwischen ist. Der Helligkeitsanstieg geht ja wirklich schnell im Vergleich zum Rückgang in den letzten Monaten. Manfred, hattest du inzwischen wieder eine Gelegenheit, neue Strichspuraufnahmen anzufertigen?


    Viele Grüße,
    Simon

  • Hallo Simon,


    nein, leider nicht. Oft war es super klar, aber gegen Abend zogen dann hier und da Schleierwolken durch, und es war kaum auszumachen, ob sie den einen oder anderen Stern gerade etwas abdunkelten. Mein Prüfobjekt ist meistens der kleine Wagen, und außer Polaris und Kochab hatte ich schon Schwierigkeiten, die anderen noch zu erkennen. Fotos unter diesen Umständen wären wohl wenig aussagekräftig gewesen. Aber ich versuche, dranzubleiben, denn ich möchte die Intensitäten der beiden Strichspuren noch messtechnisch vergleichen, und da wäre die Entwicklung über einen längeren Zeitraum schon interessant.


    Gruß,
    Manfred

  • Hallo Simon und ihr anderen,


    zwar war der Himmel gestern Abend alles andere als klar, aber probieren wollte ich es einfach mal wieder, auch wegen Deiner Anfrage, Simon.
    Hier das nur links und rechts gekappte Foto, das bei Bellatrix deutliche Helligkeitsschwankungen in der Strichspur erkennen lässt:








    Nach dem Nebeneinanderlegen der beiden Strichspuren zeigt sich diesmal ein deutlicher Helligkeitsunterschied sowohl mit allen Farben









    als auch mit dem Grün-Kanal allein









    Inzwischen wird es schwieriger mit diesen Fotos, da die beiden Sterne schon in der späten Abenddämmerung unterschiedliche Höhe über dem Horizont aufweisen und der Weg durch die Atmosphäre ja auch unterschiedlich länger wird.
    Aber Beteigeuze scheint ihre Krise ja inzwischen überwunden zu haben; es wäre ja auch schade, wenn dieser markante Sten im Orion einmal fehlen sollte. Vielleicht gab es beim Siebengestirn ja auch einmal eine vergleichbare Entwicklung …


    Gruß,
    Manfred

  • Hi,


    Ich finde in der fortgeschrittenen Dämmerung lässt sich der Helligkeitsunterschied der hellen Sterne viel besser rauspulen zwischen Beteigeuze, Bellatrix, Aldebaran, Pollux. Ich bin bei 1,2mag ... (Pollux noch eine Spur heller.)


    CS,
    Walter


    PS: Die ESO sollte noch schnell mal wieder so ein tolles Foto machen...[:p]

  • Mal sehen wie lange wir noch Betelgeuse verfolgen können, denn so lange wird Orion nicht mehr zu sehen sein. Meine letzte visuelle Schätzung war übrigens 0.9m, also gleich hell wie Aldebaran.


    Gruß Matthias

  • Hi Matthias,


    Tatsächlich? uups, ich fand Aldebaran spürbar heller. Schade, jetzt milcht es in der Stratosphäre zu, sonst hätt ich in 2 Stunden noch mal nachbeobachtet :-)...


    CS,
    Walter

  • Matthias und Walter, da habt ihr anschaulich gemacht, was sich eventuell aus dem ergeben kann, was ich in meinem Beitrag davor meinte. Irgendwo zur Kulmination und größerer Entfernung zum Horizont lassen sich wohl verlässlichere Aussagen treffen. Vor einigen Wochen hatten B&B im Süden etwa gleiche Höhe, das schien mir sicherer.


    Gruß,
    Manfred

  • Beim visuellen Schätzen werden zwischen den verschiedenen Beobachtern immer mehr oder weniger große Unterschiede in den Helligkeiten zu verzeichnen sein. Das ist ganz normal! Individuelle Unterschiede sind unvermeidbar. Seht euch mal auf der Seite der AAVSO im Lichtkurvengenerator die aktuelle Kurve von alfa Ori an. Die Streuung ist unverkennbar.
    Ich bin auch gerade von der Himmelsbeobachtung wieder herein gekommen. Auch heute wieder zu 0.9m geschätzt.


    Gruß Matthias

  • Bevor es gestern vorm Mondaufgang zu den drei mehr oder weniger hellen Kometen ging, habe ich hier noch kurz geschätzt.
    Betelgeuse lag für mich ziemlich in der Mitte zwischen Prokyon und Aldebaran, vielleicht einen Tick näher bei Aldebaran. Das ergibt 0,6-0,7 mag.

  • Im Februar 2020 erreichte Beteigeuze (alpha Orionis) ein sehr schwaches Helligkeitsminimum von 1,6mag, wie es noch nie zuvor beobachtet wurde. Danach wurde der Stern wieder rasch heller bis zu einem Maximum von 0,3mag Ende Mai 2020. Da war Beteigeuze in Mitteleuropa nur noch am Taghimmel zu sehen.

    Die ersten Beobachtungen in der Dämmerung am Morgenhimmel des 7. und 11.Aug. zeigen Beteigeuze nur noch 1,0mag hell. Wie geht es weiter? Beteigeuze bleibt weiter sehr interessant!



    Orion mit Beteigeuze und Morgenstern Venus am 11.Aug.2020



    Lichtkurve von Beteigeuze der letzten Jahre.
    Blaue Punkte: Helligkeitsmessungen auf Fotos mit der DSLR
    Rote Punkte: Beobachtungen mit dem Satelliten STEREO-A (siehe http://astronomerstelegram.org/?read=13901)
    Gelbe Punkte: Taghimmelbeobachtungen (!) von Othmar Nickel (BAV Forum, siehe https://bav-astro.de/)


    Viele Grüße
    Wolfgang

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