Perseiden, zu viel Theater

  • Also ich hatte ein Klasse Beobachtungsnacht. [:D]
    Ich konnte in ca. 5 Stunden 180 Stück beobachten davon etwa 5 die nicht zu den Perseiden gehörten. Ein paar davon hatten eine spektakuläre Rauchspur die man noch einige Sekunden danach sehen konnte.

  • Hallo noch mal.
    Da war ich ja auf dem "Holzweg"...
    Den Kometen gibt es also doch noch immer!
    Dann ist es natürlich möglich, das er neue Teilchen längs seiner Bahn verteilt.
    Vieleicht gibt es dann ja mal wieder so einen richtigen Schauer, wo man in einer Stunde über 100 Stück sehen kann, wie ich es vor vielen Jahren erlebt habe!
    Schönen Gruß,
    Rainer

  • Hallo Rainer,


    Es hängt auch davon ab, wo der Komet sich auf seiner Bahn befindet. Zuletzt war er im Jahre 1992 im Perihel und in diesen Jahren gab es auch eine erhöhte ZHR. Es gibt laut der Website http://www.leoniden.net einen Hinweis darauf, dass es nach den Vorhersagemodellen von Esko Lyytinen im Jahre 2028 eine merklich erhöhte ZHR geben könnte. Lyytinen hatte für 2004 und 2016 zusätzliche Aktivitätsmaxima vorhergesagt, die dann auch tatsächlich eintraten. Die Partikel des Kometen werdem ja hauptsächlich in der Nähe des Perihels freigesetzt und verteilen sich dann auf Teilstücke der Bahn. Bei starken Aktivitäten der Kometenausgasung werden mehr Partikel freigesetzt, die sich dann auch in "dichteren" Wolken auf der Bahn bewegen. Trifft eine solche Wolke, dann die Erde haben wir eine gesteigerte ZHR. Die Leoniden sind ja ein klassischen Beispiel für solche dichtere Partikelwolken, die bisher alle 33 Jahre einen wahren Meteorsturm entfachen konnten. Davor oder danach sind die Leoniden ziemlich unauffällig.
    Gruß Franz

  • Hallo Rainer,
    nachdem 1966 nochmals ein großer Schauer niederging, war die Aktivität um die Jahrtausendwende zwar immer noch spektakulär aber nicht mehr im Ausmaß wie 1966. Regulär dürfen wir um 2032/33 wieder mit einer deutlichen Steigerung rechnen. Aber auch für 2022 hat der besagte Lyytinnen eine höhere Aktivität vorausgesagt. Genaueres dürften wir bis in vier Jahren erfahren. Blöd ist halt, dass die Leoniden Mitte November auftreten, wo bei uns in Mitteleuropa meistens starke Bewölkung vorhanden ist, so war es bei der letzten Aktivität eben leider auch.
    Gruß Franz

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">wurden ja Raten von 100-120 Perseiden pro Stunde versprochen<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Vielleicht sollte man an der Stelle mal ein wenig Realinfo versprühen, die weder bei den meisten nicht meteoraffinen Amateurastronomen und natürlich erst recht nicht in den Medien ankommen.


    100-120 ist die typische ZHR der Perseiden im Maximum; ZHR steht für zenithal hourly rate, also Zenit-Stundenrate.


    Das ist die Rate, die ein einzelner Meteorbeobachter pro Stunde sehen würden, WENN
    a) der Radiant im Zenit stehen würde und
    b) die visuelle Grenzgröße des Beobachters 6.5 betragen täte


    a) und b) sind eben nicht unbedingt erfüllt
    zu a) Wenn der Radiant nicht im Zenit steht, muss man die Werte ungefähr mit dem Sinus des Höhenwinkels multiplizieren. Steht der Radiant also z.B. in den Abendstunden nur 30 Grad über dem Horizont, halbieren sich schon mal die Raten.


    zu b) Wenn die visuelle Größenklasse schlechter ist als 6.5, nimmt die Zahl der Meteore pro Größenklasse um einen Faktor ab, der Populationsindex beträgt. Der beträgt ca. 2 bis 3.
    Das heisst: Habe ich eine Grenzgröße von ca. 5.5, sehe ich nur halb so viele Meteore wie bei Grenzgrößé 5.5


    Ich habe mit ein paar Freunden Perseiden beobachtet, und wir hatten in der 2. Nachthälfte ca. Grenzgröße (je nach Beobachter) zwischen 6.1 und 6.6. Wir haben in etwas mehr als 2 Stunden etwas mehr als 100 Meteore gesehen, aber auch wirklich nix anderes währenddessen gemacht und alle aufgeschrieben.


    Hartwig

  • Zu den erwähnten Leonidenstürmen...


    Die Leoniden in den Jahren um 2033 sind leider nicht mit den sehr spektakulären Displays von 1999, 2001 und 2002 zu vergleichen, da wir die Trails wohl in ziemlichem Abstand verfehlen. Und der Meteorsturm vom 17.11.1966 war natürlich noch eine andere Liga - 40 Meteore pro Sekunde im Westen der USA. Den legendären Sky+Telescope-Artikel von einer Beonachtergruppe, die das Ereignis auf dem Kitt Peak bei dunkelstem Himmel verfolgen konnte, muss man gelesen haben. Sie schrieben, dass man beim Blick Richtung Radiant das Gefühl hatte, auf der Brücke des Raumschiffs Erde zu stehen und durch den 3-dimensionalen Raum zu fliegen.


    Ein Problem ist, dass bei einem typischen Leonidentrail die Aktivität nur 2 Stunden dauert, und dass in dieser Phase der Radiant über dem Horizont stehen muss - möglichst hoch am besten. Der Radiant geht auch - anders als bei den Perseiden - erst nach Mitternacht auf. Daher haben wir 1998-2002 Reisen unternommen. 1998 Mongolei, 1999 Teneriffa, 2001 Korea, 2002 wieder Teneriffa. Man muss eben auf dem richtigen Längengrad eine Region mit aussichtsreichem Novemberwetter ansteuern. 1999 und 2001 waren schon sehr toll, wenn man ca. 1 Meteor pro Sekunde sieht, ist das schon sehr eindrucksvoll. 1998 war in der Nacht vor dem Maximum die Aktivität zwar nicht besser als in einem ganz normalen Perseidenmaximum, aber der Prozentsatz heller Feuerkugeln war enorm. Ich werde nie vergessen, wie wir bei -33°C im Schnee standen und ständig Feuerkugeln die Landschaft ausleuchteten. Im Hintergrund leises Wolfsgeheuel...1999 war eindrucksvoll wegen der vielen vielen schwachen Meteore. 2001 kam es nacheinander zum Durchgang durch zwei Trails, dadurch erstreckte sich die hohe Aktivität über etliche Stunden. Es gab ganz verschiedene Populationen von Meteoren, manchmal viele schwache, manchmal Feuerkugeln.


    Einzig 2002 hatten wir genau im entscheidenden Fenster Wolken, während ein paar Leute von Hamburg nach Dänemark gefahren sind und einen wunderbaren Meteorsturm gesehen haben.


    Die Maxima in der 2033er-Periode haben leider alle größere Abstände zu den Trails. Ich stelle mir das etwa so vor wie 2000 oder 2006. Nett, aber eben keine Sturmraten...


    Hartwig


    Hartwig

  • Nochwas
    &gt; Den Kometen gibt es ja schon lange nicht mehr.


    Doch, sowohl bei den Perseiden (Swift-Tuttle) als auch bei den Leoniden (Tempel-Tuttle) gibt es den Kometen noch, und bei jedem Periheldurchgang des Kometen werden auch neue Partikel erzeugt. Diese erhalten relativ zum Kometen einen Impuls, so dass sie leicht andere Umlaufzeiten haben als der Komet. So bildet sich bei jedem Periheldurchgang ein neuer dünner Schlauch, in dem recht viele Partikel sind, ein sogenannter Trail.


    Die Teilchen darin dünnen sich tatsächlich aus, vor allem, weil die Trails nach etlichen Umläufen durch die Anziehungskräfte der Planeten allmählich auseinandergezogen werden.


    Bei den Leoniden kommen die Stürme dadurch zustande, dass wir möglichst zentral durch einen relativ frischen Trail hindurchfliegen. Daher sind die Stürme auch so kurz. 1999 war es der 1899er Trail, 2002 der von 1866 und der von 1767.


    Hoffe das schafft Klarheit
    Hartwig

  • Die Leoniden 2002 hab ich morgens, trotz Fastvollmond äußerst beeindruckend gesehen! Der Mond war zwei Tage nach Vollmond und hinter einer einzelnen Wolke.
    Es kamen 1-2 Sternschnuppen pro Sekunde. Man konnte den Radianten quasi direkt sehen! Sonst ist es ja eher eine indirekte Abschätzung desselben.
    Selbst einem astronomischen Laien fiel der "verrückte" Himmel auf! In der Nähe meines Beobachtungsortes liegt eine befreundete Elektrofirma, in der ich kurzzeitig mal gearbeitet hatte. Der Chef fing immer schon um fünf Uhr morgens an zu arbeiten. Als ich dann noch zum kurzen Schwatz bei ihm reinschaute, fragte er mich, was das denn fürn Theater heut morgen am Himmel wäre und was ich so früh da täte.
    Na da klärte ich ihn erstmal auf und er war doch sehr erstaunt über das "Spektakel".
    War wirklich superbeeindruckend!


    Viele Grüße
    Armin

  • Hallo Hartwig,
    die 1999er Leoniden haben sich tief in mein Gedächtnis gegraben. Ich erlebte sie zusammen mit einem Sternfreunde bei Almeria/Südspanien. Zuerst wollten wir sie auf dem Calar Alto beobachten, aber der Test war derart ungemütlich, dass es dann der Strand am Mittelmeer wurde. Zwei Dinge waren bemerkenswert.
    Einmal kamen zwar mehrere pro Sekunde, aber nicht immer kontinuierlich. Jemand schien immer mal eine Handvoll über den Himmel zu werfen.
    Zum zweiten war es aeusserst eindrucksvoll, mit dem Rücken zum Radianten zu stehen und die farbigen (gruen-rot) Schnuppen mit ihrer ungeheuren Geschwindigkeit hinter den Küstenbergen verschwinden zu sehen.
    Neben meinen beiden Sofis mein eindrucksvollstes astronomisches Erlebnis!
    Seitdem hat mein Interesse für die Perseiden merklich nachgelassen...
    Viele Gruesse
    Andreas

  • Hallo Armin
    Sind zwar schon ein paar Tage her, aber hier meine Meinung. Du hast recht. Von Feuerwerk und dergleichen wurde gesprochen. Meine Bilanz war allerdings zu letzten Jahr positiv. Von 17 2017 auf 24 2018. Das selbe Spiel kennen wir Sternenfreunde ebenso bei Blutmond, Blaumond und auch diversen Finsternissen. Doch wie die Verpackung von Kaufhausteleskopen lassen wir uns doch schon lange nicht mehr blenden. Und, das Schöne liegt im Auge des Betrachters! Oder?
    Gruss und k.H., Alexander

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