Planetaries am Taubenberg

  • Hallo Zusammen,


    In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ergab sich mit NormanG und Stathis eine schöne Beobachtungsnacht am Taubenberg . Wir hatten meinen 7“er, den knappen 10“-Fünfling von Stathis und Normans 12“ Dobson. Stathis war schon seit 20 Uhr da, Norman und ich konnten erst gegen 23:15h dazustoßen und haben die restlichen dunklen Stunden genutzt. Das Seeing war durchwachsen, bot aber immer mal wieder gute Momente. Luftfeuchte um die 50% wenn ich mich recht erinnere.


    In gemütlicher Runde konnte echt einiges beobachtet werden. Für mich gab es wieder viele Erstsichtungen, von denen mich wirklich einige total umgehauen haben. Hab mir mal wieder zu wenig notiert und mein Betreff ist ja ein anderer, dennoch eine kurze Zusammenfassung (nicht chronologisch):


    Neu waren für mich:


    -Markarjan’s Chain: Dauert immer ein bisschen, sich ein dem Galaxiengewirr zurechtzufinden, die Kette mit „The Eyes“ gab dann aber ein schönes Bild bei 38x. Wird noch genauer untersucht.


    -Gegen Ende der Nacht… M17, da war ich wirklich sprachlos, dass da nebeltechnisch auch mit kleinen Teleskopen noch so viel geht. Da öffnet sich eine ganz neue Welt. Der von Stathis geborgte OIII Filter zeigte nochmal deutlich mehr Kontrast und schwächere Filamente. So auch bei M8 und M20… Fast schon peinlich dass ich die jetzt erst zu Gesicht bekomme.


    Weiter wurden die großen Kugelsternhaufen auf ihre Unterschiede untersucht, Europas Verdunklung knapp verpasst aber der Austritt beobachtet und bisher ungesehene Details an Jupiter wahrgenommen. Auch Saturn zeigt vor allem im 12“er für einen Moment 5 Monde, eine scharfe Cassiniteilung und Wolkenstrukturen.


    Kleiner Spaß am Rande: Auf Stathis’ Bemerkung „M51 steht GENAU im Zenith“ hab ich mal einfach das Teleskop aufrecht hingestellt und siehe da- die schöne Spirale war mittig im Okular!


    Nun aber zu meinem eigentlichen Anliegen: Planetarische Nebel


    Auf meiner Karte herrschte bei Herkules außer M13 eigentlich ziemlich gähnende Leere. Nur ein NGC war am Fuße des antiken Helden eingezeichnet und zwar 6210, „The Turtle in Space“. Mit 8,8mag kein Problem für 180mm. Wir haben dann alle drei mal gesucht und recht schnell gefunden (Das macht echt Spaß). Ich weiß ja manchmal noch garnicht wonach ich genau Suche, bis man dann einen „Stern“ sieht, der nicht ganz so aussieht wie ein Stern. So auch bei dem Kandidaten. Gleich auf 180x gegangen, was momentan das Limit bei mir ist. Wir konnten schön vergleichen, wie sich der PN bei den unterschiedlichen Öffnungen entwickelt. Mit meinem Teleskop konnte ich am Ende ausmachen: „Leichter Halo sichtbar, Kerngebiet definitiv nicht rund, keine klare Form zu erkennen. Farbe leicht Blau/Türkis.“ Der Zentralstern war außer Reichweite für mich, vll. müsste da noch eine kleinere AP her. Norman hat es im 12er mit seiner Beschreibung des Kerngebiets als „quaderförmig“ gut getroffen.


    Stathis wusste noch von einem anderen PN im Herkules, nämlich NGC 6058. Der ist mit 12,9mag schon eher eine Herausforderung. Das Aufsuchen über eine gleichmäßige Kette von 5 Sternen benötigte einige Zeit, einmal hab ich mich verfranzt und hielt das falsche Dreieck an Sternen für das Ziel. Als es dann soweit war, war ich überrascht, dass der Nebel doch schon recht deutlich sichtbar war. Auch wieder bei 180X kam die nächste Überraschung: Der Zentralstern fing an, indirekt rauszublicken und nach einer Minute war er auch direkt zu halten. Die Schalen des PN veranlassten uns zu vielen Mutmaßungen, ich meinte immer mal wieder zwei „Zipfel“ zu sehen, die die anfangs runde Form aufbrechen. Konnte aber wirklich nichts genaues beschreiben. Mir kam der Nebel im Vergleich zur Schildkröte grünlich vor aber das war dann wohl meine Rot/Grün Sehschwäche. Bin auch schon Wochen mit einer grauen Jogginghose rumgelaufen und war davon überzeugt, die sei grün. Auch bei dem PN lag Norman recht gut mit seiner Interpretation. Mit „fliegenförmig“ beschrieb er die beiden symmetrischen Schalenteile recht gut… also das Kleidungsstück, nicht das Insekt.


    Jetzt haben mir es die planetarischen Nebel angetan! Wenn das auch nicht gerade die Königsdisziplin für so kleine Öffnungen ist, würde ich das doch gerne mehr ausreizen. Habt ihr Empfehlungen an PN’s die man unbedingt mal gesehen haben muss?


    Hier noch Bilder vom Abend:


    Stathis und Jupiter:



    Yours Truly am Fünfling:



    Der monolithische Norman:


    Hier legt Norman einen Schleier der Dunkelheit um Stathis, um den Effekt von Streulichtschutz zu verifizieren:



    Da hab ich doch wieder mehr getippt als ich wollte, ich hoffe ich hab keinem seine Zeit gestohlen.


    CS


    Alex

  • Hallo Alex,


    toll dass ihr ein Teleskoptreffen mit so unterschiedlichen Öffnungen macht! Da kann man dann richtig gut Objekte vergleichen.
    Vor allem das letzte Foto sieht echt beeindruckend aus!



    Clear skies


    Robin

  • Hallo Alex,


    auch von mir eine Gratulation zu eurer schönen Beobachtungsnacht, und wirklich nette Bilder ! Am Taubenberg war wohl die ganze Woche was los; mir wurde es auch von Dienstag und Freitag berichtet, und Mittwoch(?) war ein VSW-Kollege samt 12" und Mitgliedern der Jugendgruppe oben - die haben sich da viele schöne Galaxien reingezogen.

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Kleiner Spaß am Rande: Auf Stathis’ Bemerkung „M51 steht GENAU im Zenith“ hab ich mal einfach das Teleskop aufrecht hingestellt und siehe da- die schöne Spirale war mittig im Okular! <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    [8D][8D]


    Servus
    Ben

  • Hallo Alex und alle,


    schöne Zusammenfassung Alex!


    Ich fand die Nacht auch extrem entspannend. Witzig fand ich, dass Stathis bereits genau die Gx gemacht hatte, die ich von selbst aus schon aufm Plan für den Beginn der Nacht hatte, weil die einen markanten Spiralarm hat. Die NGC 2929... die hab ich aus einem Forum hergefischt, wo 20" aufwärts eher die Regel ist... entsprechend ernüchternd fiel das Ergebnis aus. Wir hatten schon Mühe, das Ding zu sichten, an sowas wie Spiralarme war da nicht ansatzweise zu denken... Dass das Ding nicht das hellste im NGC ist, kann man schon deshalb annehmen, weil die nicht im Deepsky-Atlas drinnen war. Ich musste mir das Teil einzeichnen. Stathis´ genauerer Uranometria zeigt zudem noch andere NGC-Wuschel - und die berechtigte Frage kam auf, warum im Interstellarum-Werk nicht einfach gleich alle NGC drinnen sind... Denn alle sollten mit 12" gehen. Die durchwachsenen Bedingungen ließen noch die Sichtung von der nebenstehenden 2930 oder 2931 zu. Schwer zu sagen, welche das war. Beide liegen bei was um die 14m5 im Blauen.


    Jetzt kapier ich das letzte Bild erst, da haste aber schnell reagiert - oder war es Zufall, dass Du genau zu dem Zeitpunkt des Großblendentests photographiert hast? Übrigens gabs kein klares Ergebnis. Müsste man wiederholen, am besten mit einer Komplettsocke. Sorry fürs offtopic jetzt, aber eins steht an dieser Stelle fest - Julia hat mit Ihrem Fünfling m. E. enorme Streulichtprobleme. Denn M 51 war für sie in einer Vornacht in ihrem 10er nur als Matschefleck zu sehen, während sie später in meinem 12er von der Spiralstruktur beeindruckt war. Das lässt sich für mich nur mit Streulicht erklären. Oder ganz ganz schlechtem Okular mit zudem zu niedriger Vergrößerung. OOOOder, vergessener durchsichtiger Okularkappe [:D][;)]


    Mein Gerät ist übrigens auch nur ein Knapper - ein knapper 12er. Und zwar 11,7".


    Zur Nacht möchte ich noch die schöne Stimmung ergänzen. Kein Wind, permanent um die 10 Grad, ein rufender Waldkauz - und zwei andere komische Käuze im grün gestreiften Auto, die einmal den Platz ausleuchteten, recht lange stehen blieben, aber wohl den Mund voll Donuts hatten, denn sie haben nicht mal gegrüßt.


    Das wr eine prima Nacht Jungs! Volle Objektbandbreite. Und der PN von Stathis war ohnehin einer, den ich längst mal machen wollte - wie ich im nachrecherchieren festgestellt habe. Es ist schon komisch, wenn man nach Objekten googelt und dann Berichte findet, wo man selber einer der Protagonisten war ;)
    Zentralstern bei "the Turtle in space" war übrigens auch im 12er nicht drinnen, trotz Vergrößerung von um die 500fach und brauchbarem Seeing.


    Und Alex, ich kann dich nur bestätigen - "kleine" Öffnung, da geht eine Menge -manchmal sogar mehr als in den Großen - von der Schönheit her aufgrund des Feldes. Man kanns nicht oft genug betonen, primär ist guter Himmel wichtig.


    PN die man mal unbedingt gesehen haben muss... da hab ich irgendwo ne Liste, die schick ich dir mal.


    Schöne Grüße und CS
    Norman

  • Hallo Alex,
    schöne Bilder sind das geworden. Das Schwarzweiß passt gut zur nächtlichen Stimmung. Der Fokus auf Fernrohr und Beobachter bringt eine interessante räumliche Wirkung.
    Das ist eine intensive Beobachtung mit deinem guten 7" Selbstbau, die du hier schilderst. Super.
    Viele Grüße
    Ralph

  • Hallo,


    Dank euch wieder für die netten Worte!


    (==&gt;)Ben<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Am Taubenberg war wohl die ganze Woche was los<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Der Taubenberg scheint ja wirklich beliebt zu sein. Ist ja auch ideal von München aus. Da wird's schnell mal voll. Ich zieh ja lieber eine kleine Runde vor aber mit vielen Leuten kann es schon auch lustig werden.


    (==&gt;)Ralph: Dank dir! Eigentlich fotografier ich ja analog nur s/w, das ist mir am Nachthimmel noch etwas zu umständlich aber ich arbeite daran. Das mit der Schärfe der Sterne ist ja anscheinend echt Geschmackssache. Ich hab zum Beispiel lieber unscharfe Kreise als diese kurzen Stummelstriche, die es bei 30s Belichtungszeit gibt. Ich hab die Kamera eigentlich auc nachts immer dabei, mal sehen was mir da noch alles vor die Linse kommt.


    (==&gt;)Norman
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">oder war es Zufall, dass Du genau zu dem Zeitpunkt des Großblendentests photographiert hast? <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ein kleines bisschen weniger Zufall als M51 im Zenith[:D]


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Denn M 51 war für sie in einer Vornacht in ihrem 10er nur als Matschefleck zu sehen<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> Das muss ja am Streulicht liegen, die Spirale geht ja schon bei kleineren Öffnungen. Vielleicht hilft es auch schon eine schwarze Plane unter dem Teleskop auszubreiten, der Boden am Taubenberg ist ja ziemlich hell.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">"kleine" Öffnung, da geht eine Menge<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ja, ich glaube ich bin auch erstmal vom Öffnungsfieber geheilt. Macht echt Spaß damit.


    Grüße


    Alex

  • Hallo Alex,


    die Bilder sind wunderbar - eine bleibende Erinnerung an diese schöne Nacht. Auch deine Beschreibungen lesen sich sehr gefällig - als wärest du schon jahrelang dabei.


    Eigentlich wollte ich ja gar nicht so lange bleiben, aber es war zu dritt so schön entspannt und trotzdem ergiebig. Ich war immer wieder entzückt, welch schöne Bilder der 18 cm Reisedobson von Alex hergab und wie gut er zu bedienen ist.


    Der 24 cm Fünfling gab auch richtig Vollgas, ich beobachtete reihenweise Galaxien im Kopf des Löwen nahe Platzhirsch NGC 2903, fuhr die Markarians Kette hin und her, Sombrero M104, Ghost of Jupiter NGC 3242, Kugelhaufen M3, M5, M13, M92, die oben erwähnten Planetaries, Jupiter Saturn, Mars... und schon wurde es wieder hell!


    Da Ralph und Ben noch mal auf "The Eyes" hingewiesen hatten (siehe http://cougar.bakonyi.de/~ben/…04-winterstube/index.html und http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=224210), habe ich hier den Fünfling richtig gequält:
    Die berühmten Augen in der Markarian Kette, östlich von M84/M86. NGC 4438 ist die größere von beiden. Im 9 mm Nagler (120x) elongiert 2:1 in NO-SW. Kräftiger Kernbereich mit stufigem Abfall zur Scheibe. Nach SW ist ein dünner Gezeitenarm sicher indirekt sichtbar! Richtung NO hingegen kein eindeutiger Arm, nur dass die Scheibe in dieser Richtung etwas heller erscheint (schwer zu halten).
    NGC 4435 ist die kleinere der Augen direkt NNW über der vorigen schwebend. Rundlich bis leicht oval, Kräftiger etwas länglicherer Kernbereich.

  • Hallo Stathis,


    den Gezeitenschweif bei diesen doch eher unterdurchschnittlichen Bedingungen im 10er... krasse Ansage. Muss ich auch mal probieren.
    Wie lang war der zu verfolgen - tatsächlich in etwa die Länge des Galaxienkörpers?


    Alex´ Teleskop ist echt klasse. Nachführen mit einem Finger. Aufgebaut wie ein Wurfzelt. Abbildung gibts nix zu meckern. Und das als Erstlingswerk. Und genau, diese Qualität setzt sich auch im Berichten so fort, sehr cool. Jetzt bin ich nur noch gespannt auf die ersten Zeichnungen :)


    Find ich übrigens schön Stathis, dass Du wieder so aktiv beobachtest.


    CS
    Norman

  • Hallo Norman,


    sorry, meine Beschreibung von The Eyes NGC 4438 war wohl zu ungenau. Ich habe nur den "Auswurf" vom Kernbereich der Galaxie als feinen konzentrierten Strahl gesehen und auch das nur mit Mühe. Er war ca. 1,5x so lang wie der Kernbereich selbst. Den kompletten weit ausladenden gebogenen Gezeitenschweig habe ich nicht gesehen.

  • Hallo Norman und Stathis,


    Jetzt ist aber Schluss mit lobenden Worten sonst könnt ihr mich nächstes mal als Rotlichtlampe mitnehmen! ;)


    The Eyes werden nächstes mal auch mit 176mm untersucht! (Hab meinen Rand jetz mal abgeblendet und meine wirklich feinere Sterne zu sehen, ob das jetzt an der Abwesenheit der Halterung im Beugungsbild oder dem Rand des Spiegels selbst liegt weiß ich nicht aber das ist ein anderes Thema)


    Grüße


    Alex

  • Moin zusammen,


    bevor die Spekulationen über die Gezeitenschweife von NGC 4438 noch dessen Schwarzes Loch erreichen, kurz mein Senf dazu.


    Mit 8" sind beide großen Auswürfe unter Voralpenhimmel schwach, aber sicher zu sehen. Problematisch und konkurrierend wirken sich deren relativ kleine Abmessungen zusammen mit der schwachen Flächenhelligkeit aus. Entscheidend ist hier die Verwendung der richtigen AP. Am besten zu sehen waren die Strukturen zwischen AP ~1,8mm und 2,5mm (Vergrößerungen konkret 80x - 114x). Bei 80x war zunächst der SW Auswurf auf ca. 3' zu verfolgen und berührte das helle Halo von NGC 4438. Bei 114x war dieser Auswurf nur noch mit Mühe auszumachen. Dafür wurde der NO Auswurf als abgesetzter, flächiger Knoten im gleichschenkligem Dreieck zwischen NGC 4438/4435 sichtbar.


    Wenn mich nicht alles täuscht, dann konnte Mathias Sawo beide Auswürfe auch schon mit 10" sichten.


    schöne Grüße in die Runde, uwe

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