C11 Fokus reicht nicht für den Zenitspiegel

  • Hallo,


    ich habe jüngst ein altes C11 erstanden, schön alle Glasflächen sanft gereinigt (Schmidtplatte ab und wieder dran) und auf dem Interferometer bei Kurt in Autokollimation eingestellt. Gestern waren dann erste Gehversuche mit diesem neuen alten Tubus auf EQ6. Leider bei schwachem bis mäßigem Himmel mit vielen Cirren.


    Nun wurde es seltsam [8)] :


    Mit Okular direkt im OAZ ohne Zenitspiegel komme ich in den Fokus für Sterne, mit Zenitprisma aber nicht, da die Hauptspiegelverstellgrenze zuvor erreicht wird. Bäume horzontal im Vordergrund (50 m) konnte ich noch mit Zentispiegel annähernd fokussieren. Gezieltes und vorsichtiges Verstellen des Fangspiegels (mit zwei Personen) in Richtung Hauptspiegel und anschließende erneute Kollimation am Stern brachte nur ein wenig Fokuslageverbesserung um einige mm am OAZ, für das Zenitprisma reichte es weiterhin nicht.


    Diagnose von der Anschauung her: Abstand HS-FS ist seltsamerweise etwas zu groß.


    - Meine Schmidtplatte sitzt zu 100 % an alter Stelle, daher rührt das Problem vermutlich nicht.


    - Wieviel Verstellweg in mm hat ein C11 am Hauptspiegel denn normalerweise (das könnte ich ja kontrollieren)? Denn vielleicht klemmt die HS-Spindel und gibt nicht den gesamten Fokussierweg frei, wenn auch das Gerät sich gefühlt vollkommen normal von einer zur anderen Fokusstellung verstellen lässt? Da glaube ich aber nicht wirklich dran.


    - Um ca. 5-7 cm Schärfepunktlage in Richtung Zenitspigel zu gewinnen, um wieviel müsste der Abstand HS-FS denn verkürzt werden (HS hat F2, die Anordnung hat F10, Brennweite 2800 mm), es sind wohl max. nur einige mm?


    - Kann der Fangspiegel seine Position trotz korrekter Schmidtplattenposition z.B. durch einen Defekt so heftig verloren haben, justabel ist er ja noch?


    - Ich werde das Gerät nun bei allernächster Gelegenheit ganz zerlegen.


    Was könnte die Ursache sein? Hat wer Ähnliches erlebt und Erfahrung hiermit?


    Danke für ein paar Anregungen und Tipps.

  • Hallo Klaus,


    Bei allen mir bekannten SCTs lässt sich der Fokus meilenweit nach hinten verlegen, mit Zenitspiegel und Okular sollte man auf jeden Fall in den Fokus kommen. Roberts Frage nach dem Reducer kam mir deshalb auch zunächst in den Sinn. Wenn das nicht der Fall ist, tippe ich auch ein mechanisches Problem. Ich würde an Deiner Stelle mal den HS ziehen und mir den Fokussiermechanismus anschauen. Vielleicht ist da ja etwas nicht in Ordnung, dass Du nicht den ganzen weg fokussieren kannst.
    Das ist keine große Sache, vor allem wenn die Schmidtplatte gerade ausgebaut wurde und deshalb leicht zu entfernen ist. Anleitungen gibt's im Netz, google mal nach "SCT dismateling". Ich fand diese Anleitung fürs C8 nicht schlecht, das C11 sollte identisch aufgebaut sein:
    http://www.avionis.de/C8/C8Modi/c8Modi.htm


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Robert und Klaus,


    Danke für Eure ersten Anmerkungen:


    - Es ist kein Reducer verbaut, freier Blick auf die HS-Rückseitenhalterung, das 90°-Prisma lenkt nur um.


    - Getestet wurde mit einem Plössl 26 mm, einem Plössl 20 mm und einem Nagler 12 mm Typ II


    - Den Zerlege-Link sehe ich mir an.


    - Ich habe ebenfalls noch ein C8, da kann man den Fokusweg auch sehr weit verstellen. Aufbau dürfte sehr ähnlich sein.


    - Ich baue das C11 auseinander und schaue mir erst einmal die HS-Mechanik an; es ist ja beim Zerlegen schön Platz im Tubus...


    - Den FS knöpfe ich mir auch vor, da sind ja nur 3-4 entscheidende Teile...daher find' ich das ja so rätselhaft.


    Die Abbildungen im Okular, soweit machbar, gefielen mir indes, war nur ausgesprochen unbequem [:)]


    Weitere Anmerkungen willkommen.

  • Es kann auch sein, dass jemand mal den Hauptspiegel ausgebaut hatte und der Fokussierknopf falsch zusammengebaut wurde. Das ist ja eine Gewindestange, die ueber einen Ausleger an der Hauptspiegelbuchse angreift. Ist hier etwas falsch zusammengebaut, dann laesst sich der Spiegel nicht mehr weit genug nach aussen fahren und der Fokus kommt nicht weit genug raus. Das waere zumindest eine Ueberlegung wert.


    SCT sind ja gerade bekannt dafuer, hohe Schnittweiten fuer Zubehoer erzielen zu koennen.

  • Jürgen, das ist auch eine Chance,


    das sehe ich evtl., wenn ich das Gerät zerlegt habe und die "Spindelnutzspanne" bei näherem Hinsehen "weiter genutzt aussieht" als derzeit justabel bzw. verschiebbar (Fettkante am Gewindeende o.ä.).


    Ich werde im Laufe der kommenden Woche Gelegenheit haben, es zu zerlegen und dann berichten, was die Ursache war, vllt. mit ein paar Bildern dabei.

  • Hallo liebe Mitleser,


    das Problem am C11 war ein Problemchen und ist abgestellt - mit banaler Ursache:


    Vorgestern war der erste Tag, an dem ich wieder Zeit für das Gerät und die Fehlersuche bei Tag bzw. auf der Werkbank hatte. Es hat nur 5 Minuten gedauert, im Hellen den Fehler zu erkunden und zu beseitigen.


    Zuerst habe ich vorn hineingeschaut, alles sah ok aus. Dann habe ich den HS-Fokussierknopf abgebaut, zumal ich dessen Funktionsweise in Augenschein nehmen wollte. Den Einwand von Dir, J. Schmoll, mit dem evtl. vom Voreigentümer anders kalibrierten Fokussierweg fand ich zunächst am naheliegendsten. Zudem bin ich neugierig gewesen, da noch kein Celestron-SC-Kenner, wie die Fokussiermechanik am HS wirkt.


    Das ging schnell und einfach, 1 plus 3 Schräubchen waren zu lösen. Dann habe ich mit Gefühl die Strecke des HS-Verschiebeschlittens vor und zurück „abgefahren“, der Spiegel gleitete, nun ohne Drehknopf, an der innen befindlichen Kulisse wunderbar bis zu einer Endposition des HS, die zu knapp war. Die Nacht-Diagnose zuvor hatte ergeben, dass der HS nicht weit genug den Abstand zum FS verringerte, um den Fokus am OAZ so hinaus zu schieben, dass selbst ein kurzbrennweitiges Okular samt Winkelprisma und z.B. einem Komakorrektor/Reducer eingesetzt werden konnte. Gucken mit Prisma war bei der Pleite in der für mich ersten Nacht mit dem "neuen" Tubus nach dem Kollimieren ja nicht möglich.


    Dann sah ich bei genauem Hinsehen und Taschenlampe von vorn, dass eine von 8 kleinen Schrauben, deren Funktion das Halten der vor dem Kollimieren auf der optischen Bank demontierten seitlichen Ultima-Gabel war, recht weit in den Tubus ragte, mithin recht weit hineingedreht war - und zwar von mir höchstpersönlich während einer offenkundigen Unkonzentriertheit (man sollte nicht telefonieren, während man schraubert).


    Diese eine Schraube hinderte -ganz knapp und kaum erkennbar- die Scherbe am weiteren Gleiten in die korrekte Endposition. Zum Glück nicht am verspiegelten Teil "bremsend", sonst hätte ein Muschelbruch gedräut, sondern 2 mm dahinter seitlich nahe am „Boden“ des Spiegels. Das war in der Nacht zuvor beim besten Willen nicht zu erkennen gewesen.


    Ursache war also nur die wegen Demontage „weggefallene" Materialstärke der robusten Ultima-Gabel, die eine der Halteschrauben nun versehentlich dazu brachte, ein wenig zu weit hinein zu kommen. Ich weiss, hätte man auch des Nachts drauf kommen können. Der schlechte Himmel an jenem Abend vereitelte aber ein wenig mehr Ehrgeiz. Wir hatten nur das Gefühl, es könne mit Schiene oder fehlender Gabel zu tun haben.

    Fehler abgestellt, alles zusammengebaut.


    Der Verschiebeweg des HS ist nun gefühlt ein Drittel länger als vor der Störung und wieder wie er gehört; Testblick mit Bäumen am Horizont in ca 2 km Entfernung fällt folglich gut aus, das Abbild kann ich mit Prisma und 7 mm Okular scharfstellen mit extrafokaler Reserve. Den Fokussierknopf selbst habe ich in der Grundstellung ein klein wenig mehr auf „Ferne" statt „Nähe" kalibriert, auch das kann man geschwind einstellen, kann ich auch wieder rückgängig machen. Das Abbild der Natur ab ca. 40 m gefällt mir auch schon gut.


    Bei allernächster Gelegenheit wird das C11 dann abermals am Stern kollimiert - und dann tut es der Apparat.


    Final: Das Gerät konnte nix dafür. Man (ich in dem Fall) muss nur zu seinen mitunter dööflichen [:o)] Fehlern stehen und sich zu helfen wissen :). Das nächste "First Light" kann kommen.


    Und Danke für die Tipps!

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