oder
<b>Der lange Weg zum Borg 71FL Doppelrefraktor</b>
(Achtung, viel Text!)
Hallo, ich bin Sebastian. Ich habe mir ein Fernglas zusammengebaut, welches zwar nichts Besonderes, aber vielleicht nicht ganz alltäglich ist. Hiermit möchte ich es vorstellen.
Die Vorstellung ist etwas lang geraten. Aufgrund der ungewöhnlichen Kompromisse für ein Astrogerät, zudem als Einstieg und Hauptgerät, hatte ich das Gefühl, das ‚Wieso’ und ‚Warum’ etwas genauer erklären zu müssen.
Die Kapitelüberschriften sollen es erleichtern, evtl. uninteressante Teile zu überspringen, wenn Euch zum Beispiel nur das Gerät interessiert.
<b>Vorgeschichte</b>
Astronomie fand ich zwar immer interessant und spannend, aber eine ernsthafte Beschäftigung damit hat sich nicht ergeben. Mehr Zeit floss in die Fotografie und dort habe ich auch sehr viel ausprobiert. Unter anderem Supertele-Fotografie, wobei ich da den Blick durch den Sucher immer spannender fand als die schlussendlich entstandenen Fotos.
Nachdem mir das klar wurde, war der Schritt zur Fernoptik nicht mehr weit. Nach ein paar ernüchternden Versuchen mit Monokularen (ich wollte es zuerst besonders kompakt) landete ich bei Ferngläsern.
Ein großer Fehler war es dann, mein erstes gutes Fernglas (8x42) auch mal Richtung Nachthimmel zu halten. Was für eine unglaubliche Anzahl von Sternen auf einmal zu sehen war! Und was war diese schwache geneigte Linie da an dem hellen Stern? Die Sternen-App auf dem Handy sagte, das wäre Jupiter und nach der Stabilisierung des Fernglases auf einem Stativ zeigte sich die erahnte Linie als Kette von Monden. Wahnsinn!
Also sollte ein größeres Glas her. Nach einigem Hin und Her (Austrittspupille gegen Vergrößerung) wurde es ein 12x50, Danke dafür nochmal an Andreas [vertigo]! Damit sieht alles noch etwas eindrucksvoller aus und dank Porro-Bauform lässt sich das Glas für mich fast genau so gut/schlecht/ruhig/wackelig halten wie mein schlankes Dachkant-8x42.
Tja, das Halten. Ohne Stativ macht das nach wenigen Minuten keinen Spaß mehr. Und dann bitte über Kopfhöhe. Und dann die Genickstarre, wenn es um zenitnahe Beobachtungen ging. Bald war klar, dass ich mich nach etwas anderem umsehen musste.
<b>Motivation</b>
Ein Grossfernglas ist immer noch etwas eher exotisches, insbesondere als Einstieg in die Astronomie. Ein Dobson, ein parallaktisch montierter Newton oder ein langbrennweitiger Fraunhofer sind immer noch deutlich üblichere Einstiegsgeräte. Wie bin ich also dazu gekommen?
Der wirklich begrenzende Faktor für mich ist Zeit. Mit drei kleinen Kindern bleibt ihren zwei berufstätigen Eltern nicht viel Zeit für Hobbies. Ein eigenes Auto brauchen wir hier in der Großstadt dank gutem ÖPNV nicht - und für den Transport eines Teleskops werde ich auch keines anschaffen. Balkon ist zwar vorhanden und nicht allzu klein, aber der beobachtbare Himmelsausschnitt ist doch eingeschränkt.
Ein eher stationäres Gerät kam also nicht in Frage. Beidäugiges Sehen war erwünscht, da war die Erfahrung vom Vergleich Kamera, Monokular, Spektiv gegen Fernglas noch sehr nachdrücklich in Erinnerung. Unkomplizierter Transport und Aufbau musste ebenfalls gegeben sein. So landete ich also bald beim Grossfernglas mit abgewinkeltem Einblick.
Weiter im nächsten Beitrag.