Jupitermonde beobachten

  • Hallo liebe Astro-Freunde,
    ich frage mich eigentlich, ob man mehr als vier Monde von Jupiter sehen kann. Bis jetzt sah ich nur vier Monde. Die haben ja alle eine Helligkeit von 4,6-5,7 mag. Wie sieht's nun mir weiteren Monden aus; z. B. Himalia mit 14,2 mag oder Amalthea mit 14,1 mag? Ich habe ein 12" Dobson. Die Grenzgröße liegt da ja bei 14,2 mag. Mir ist klar, dass das nur bei perfekten Bedingungen gilt (also eigentlich im Weltall). Welche Teleskopgröße braucht man für weitere Monde, wenn recht gute Bedingungen gegeben sind? Reichen schon 16" oder müssen es 20" sein? Und ab wann sieht man angedeutet Farben bei den hellsten Monden?
    Beste Grüße,
    Sven

  • Hallo Sven,


    obgleich ich im jüngst vergangenen Herbst persönlich meine Monde Nr. 17 und 18 beobachten konnte und es in dieser Disziplin doch mindestens auf 20 bringen möchte, wirst du dem verlinkten Beitrag eines ähnlich lautenden Nachbarforums entnehmen, dass ich gerade an Jupiter auch noch nicht weiter kam. Die Nummern 19 und 20 sollen allerdings schon Jupitermonde werden, da diese immerhin die aussichtsreichsten sind. Welche Sperenzchen ich dazu schon veranstaltet habe, liest du hier:


    https://www.astrotreff-deep-sk…m-Sonnensystem-beobachten


    Was die vier üblichen galileischen Verdächtigen anbetrifft, so identifiziere ich diese stets über ihre Größe und Farbe. Dabei benutze ich allerdings einen 150x2300er Halbapo-Refraktor. Unobstruiert und nicht mit der Lichtfülle eines 16"ers, dem ich allerdings beim Erspähen schwächster Möndchen den Vorzug geben muss, fallen die Farben und die unterschiedlichen Größen der Mondscheibchen (ohne Spikes!) im Refraktor bei bis zu 480fach besser auf. Dir sollte auch klar sein, dass man bei punktförmigen Lichtquellen mit Übervergrößerungen locker eine Magnitude u. U. sogar 1,5 mag schwächere Sternchen oder Mondchen erreichen könnte, wenn die Helligkeit des zentralen Planeten die kleinen Scheißerchen nicht überstrahlen würde.


    Ferner wirst du dem Beitrag entfehmen können, dass ein nachgeführtes Beobachten mitunter entscheidender sein kann für ein Sehen und Nicht-Sehen als eine geringfügig größere Optik.


    Frohe Weihnachten bis hierher,


    Hubertus

  • Hallo Sven,


    Himalia wollte ich auch schon immer mal probieren.
    Unter top Bedingungen sollte das ab etwa 300mm Öffnung möglich sein.


    Momentan kommt Jupiter in Deutschland aber nicht mal auf 30° über dem Horizont, da wird das dann schon schwieriger.


    Im Astrotreff gibt es schon was zu diesem Thema:


    http://www.astrotreff.de/topic…CHIVE=true&TOPIC_ID=93126
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=177964


    Nachtrag:
    Wie Hubertus schon angedeutet hat, braucht man für solche Beonachtungen sehr gutes Seeing und hohe Vergrößerung, gute Aufsuchkarten und möglichst ein Teleskop mit Nachführung, damit der eingestellte Himmelsausschnitt nicht "wegläuft".


    Meine schönste Jupiterbeobachtung ist ein paar Jahre her auf dem Almbergtreffen morgens gegen 4:30 Uhr mit meinem 18" Dobson auf Äquatorial-Plattform. 450x Vergrößerung, Wirbel in den Wolkenbändern, und die 4 Galileischen Monde als kleine Scheibchen unterschiedlicher Größe und Farbe[:p].


    Gruß,
    Martin

  • Hallo Martin,
    wie sieht es mit den Planeten aus? Ich hörte mehrmals, dass die Planten in nächster Zeit schlecht zu beobachten wären. Stimmt das? Wird es immer besser oder schlechter? Wann geht es wieder und aufgrund wessen ist das so?
    Beste Grüße,
    Sven

  • Hallo Sven,


    Mars, Jupiter und Saturn sind in Erdnähe (Opposition) besonders gut zu beobachten. Aufgrund der Neigung der Erdachse stehen die Planeten bei Sommeropposionen recht flach am Himmel. Und die Oppositionen der genannten Planeten fallen 2018 alle in den Mai bzw. Juni. Bei Jupiter und Saturn ändert sich das auch in den nächsten Jahren nicht viel.


    Gruss Heinz

  • Hallo Sven,


    als Ergänzung zu der Antwort von Heinz, bei calsky.com findet man folgende Termine für die nächsten Oppositionen:


    Jupiter hat in den nächsten Jahren die Opposition im Mai 2018, Juni 2019, Juli 2020 und August 2021.
    Erst bei der Opposition im September 2022 steht er von unseren Breiten aus gesehen wieder höher am Himmel.


    Saturn hat in den nächsten Jahren die Opposition im Juni 2018, Juli 2019, Juli 2020, August 2021, August 2022 und August 2023.
    Erst bei der Opposition im September 2024 steht er wieder deutlich höher am Himmel.


    Mars ist ein anderer Fall, da er bei den Sommeroppositionen tiefer am Himmel steht, aber dafür näher an der Erde ist und daher heller und größer erscheint.
    Die nächsten Oppositionen sind Juli 2018, Oktober 2020, Dezember 2022, Januar 2025 und Februar 2027.


    Viele Grüße
    Mark

  • Hallo Sven,


    Wenn die Planeten bei uns im Sommer in Opposition stehen, kommen sie nicht sehr hoch über den Horizont. Am Winterhimmel verläuft die Ekliptik viel höher,da stehen die Planeten dann günstiger.
    Jupiter wird in den nächsten Jahren erst mal noch schlechter zu beobachten sein als momentan. Ab 2021/2022 wirds für Jupiter wieder besser aussehen. Mit Saturn müssen wir uns noch ein paar Jahre länger gedulden. Die Hobbyastronomen in Südafrika, Australien und Südamerika haben es momentan besser als wir!


    Mit einem Planetariumsprogramm, z.B. Cartes du Ciel oder Stellarium, oder z.B. im Karkoschka - Atlas für Himmelsbeobachter kannst Du die Position der Planeten herausfinden.

  • Hallo,
    ich besitze schon einiges an Literatur. Da ich seit Monaten genervt von dem miesen und unberechenbaren Wetter bin, werde ich mir jetzt bald einen Refraktor zulegen. Den stell ich raus, wenn es schön ist und trage ihn innerhalb einer halben Minute wieder rein. Bei schönem Wetter fahre ich mit meinem 12" Dobson und meinen TeleVue Okularen aufs Land und schaue DS-Objekte an. Ich denke an die EvoStar Refraktoren von Skywatcher. Ich weiß, dass dies nicht direkt das richtige Forum ist, möchte aber nicht wieder extra ein neues Thema aufmachen[:D]. Könnt ihr mir diese empfehlen? Ich weiß, Achromat und so, aber die Farbfehler sind mir eigentlich recht egal[:D].
    Clear skies,
    Sven

  • Hi Sven, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich weiß, Achromat und so, aber die Farbfehler sind mir eigentlich recht egal<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Es ist ja nicht allein der Farbfehler. Du musst dir auch ein paar andere Punkte dabei ansehen.


    Evostar- der kleine mit 80mm für Planeten, da ist bei 160-fach Feierabend und das ist von der Vergrößerungen her für Planeten noch recht wenig.


    Der größere mit 102mm erlaubt dir bis zu 200x. Dann hast du aber nur noch eine Austrittspupille von 0,5mm. Damit gegenüber deinem 12" Dobson verlgeichbar bei 214-fach verlierst du ca. Faktor 10 an Licht und Auflösung fehlt dir im Vergleich zum Dobson ebenso.


    Der 120/1000 SW bringt dir bei 200x eine AP von 0,6mm, das Bild ist also etwas heller gegenüber dem 102mm, aber noch immer erheblich dunkler gegenüber dem großen Spiegel. Und er wird dir bei 200x bereits etwas Farbfehler zeigen. Auch wenn du den vielleicht noch nicht sehen kannst, er verschlechtert die Kontrastübertragung, das Bild wird etwas flauer bzw. unschärfer.


    Und mit einer EQ-5 "schnell" mal raus- bzw. reintragen? Der Tubus wiegt 5,7kg, Montierung, Stativ und ein Gegengewicht zusammen wiegen knapp 20kg. Das wirst du kaum einfach so locker tragen, also abbauen und aufbauen. Die EQ-3 dürfte für den langen Tubus schon sehr an der Grenze sein, daher besser die EQ-5. Und auch zu beachten, bei etwas höher stehenden Objekten musst du die Stativbeine ein gutes Stück ausziehen, das macht den ganzen Aufbau aber schwingunsanfälliger.


    Den 150/1200 würde ich für Planeten nicht mehr einsetzen, bei dem zeigt sich der Farbfehler mit seinen Folgen schon deutlich, die ganzen kurzen wie der 150/750 oder 120/600 fallen damit erst Recht weg.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Stefan,
    warum sind Refraktoren den Reflektoren bei der Planetenbeobachtung, wie so oft gesagt, so überlegen? Ich denke an den 120/1000 NEQ-5 Skywatcher Refraktor. Mit meinem 9er Nagler vergrößere cih ja ca. 111-fach. Das reicht doch aus, um mal eben die Planeten Jupiter, Saturn und Mars (diesen Sommer) zu beobachten?
    Beste Grüße,
    Sven

  • Hi Sven,


    na ja, bei 111x ist Jupiter noch sehr klein im Okular. Selbst bei Jupiter wirst du da noch kaum Details sehen und Mars zeigt sich da als kleines, nicht mehr ganz punktförmiges rötliches Scheibchen. <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">warum sind Refraktoren den Reflektoren bei der Planetenbeobachtung, wie so oft gesagt, so überlegen? <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Zum Einen- wer behauptet das und zum Anderen- welche Refraktoren sollen denn das bieten? Oft gesagt (oder eher nur behauptet) und immer wieder nachgeplappert- muss das deswegen stimmen?


    Wie schon erwähnt, die Austrittspupille bestimmt deine Bildhelligkeit und bei langsamen Refraktoren geht dir da eben schnell das Licht aus. Dazu können dir kleine Öffnungen nicht die eigentlich nötige Vergrößerung bieten. Für Planeten sehe ich da so 180x aufwärts als nötig. Bei weniger ist das Objekt einfach zu klein in der Abbildung.


    Und zum "welcher" Refraktor? Der schnellere Achromat wird dir bei höherer Vergrößerung nie eine gute Abbildung bieten, der Farbfehler frisst zu viel an der Kontrastübertragung. Der langsame Achromat wird bei halbwegs Öffnung ellenlang, bei 150mm Öffnung als f/15 wäre der Farbfehler wohl erträglich, das Ding verlangt eine große stabile Montierung und ein ebenfalls sehr stabiles Stativ.


    Etwas besser bezüglich Farbfehler wäre ein ED, noch besser ein wirklich halbwegs farbfreier APO- schau mal nach, was dir ein 140mm oder 160mm APO kostet. Selbst ED-APOs sind da schon teuer.


    Ich kenne den blick durch einen wirklich farbreinen Takahshi, einen TOA130- da macht Jupiter schon Freude, aber der Blick durch meinen 300/1500 Newton zeigt mir mehr Details, der bringt durch das mehr an Öffnung halt entsprechend mehr Auflösung. Und in einer Ausnahmenacht hatte ich mit meinem Dobson das Vergnügen- Saturn bei 550x betrachten zu können. Herrlich- einzig das bei der Vergrößerung fast ständige Nachschieben ist hier das Störende, dafür gäbe es als Abhilfe aber eine EQ-Plattform.


    Und egal ob du einen 120/1000 Achromat oder einen TOA130 kaufst- keiner von beiden würde dir in einer Ausnahmenacht sinnvoll nutzbare Vergrößerungen über 240x bzw. 260x erlauben. Dein 300/1500 erlaubt dir das aber bis zu 600x rauf.


    Bei den aktuell tiefstehenden Planeten sind Vergrößerungen über 250x wohl wenig sinnvoll, aber willst du dir einen Refraktor nur für die Nutzung im kommenden Jahr zulegen?


    Gruß
    Stefan

  • Hey Stefan,
    nun ja, mir ist es eben wichtig, dass das Instrument keine/kaum Auskühlzeit beansprucht. Da kommt so ein Refraktor ja gerade richtig. Mein Dobson muss mindestens 1 Stunde auskühlen, schlecht bei wechselndem Wetter. Die Linse hat laut Anbietern wie Astroshop mehr Schärfe und Kontrast. 12 cm reichen doch aus, um etwa 2 Wolkenbänder und die vier Galileischen Monde zu beobachten, oder?
    Clear skies,
    Sven

  • Hallo Sven,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">12 cm reichen doch aus, um etwa 2 Wolkenbänder und die vier Galileischen Monde zu beobachten, oder?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">...das geht auch schon mit 9 oder 8cm Öffnung!...


    Die vier Monde kann ich schon mit meinem 8x42 Fernglas erkennen....

  • Hallo Sven,


    http://binoviewer.at/beobachtu…skopvergleich_jupiter.htm


    Da findest du einen Vergleich an Jupiter, auch mit einem 120/1000. Die Wolkenbänder wirst du auch mit kleiner Öffnung "sehen", ebenso die vier Monde. Aber Details der Bänder, feinere Strukturen oder Wirbel sind dabei kaum erkennbar. <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Linse hat laut Anbietern wie Astroshop mehr Schärfe und Kontrast<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"><b>Welche</b> Linse? Wenn der A-shop das pauschal behauptet, ist das schlichtweg falsch. Ein 120/1000 Achromat kann dank seinem Farbfehler kein wirklich scharfes Bild liefern. Ein 150mm Newon wird ihn hier schlagen. Der 120mm ED-APO als Linse ist besser, hat aber gegenüber einem wirklich gut korrigiertem APO noch immer einen Restfarbfehler.


    http://img5.fotos-hochladen.ne…ds/rcwertk2ya2gjb3xqm.jpg


    Schau mal auf diese Grafik. Für einen 120 f/8 Achromat kannst du einen RC-Wert von 7,6 ablesen, also weit weg von farbfrei nach Fraunhofer und noch weiter entfernt von einem ED-APO, geschweige denn einem APO.


    Und bezüglich Auskühlzeit. Natürlich benötigt auch ein Refraktor gewissen Zeit, je größer die Linse, desto länger dauert das Abkühlen und in einem dickeren Tubus bewegt sich die Luft ebenfalls. Wenn du deinen Spiegel per Lüfter zwangskühlst wird die Wartezeit sich kaum von einem größeren Refraktor unterscheiden.


    Gruß
    Stefan

  • Hi Sven, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">der Farbfehler scheint ja echt schlimm zu sein<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Er verschlechtert auf jeden Fall die Abbildung, auch wenn er nicht direkt als Farbsaum erkennbar ist.


    Zu dem gelinkten APO- was der taugt kann ich dir nicht sagen. Bei dem "schnell mal rausstellen"- als 3-Linser verlängert sich die Auskühlzeit. Für Fotografie wirst du schon noch mehr in die Tasche greifen müssen. Mit 8,7kg für den Tubus und dann noch Kamera dran wäre schon eine HEQ-5 nötig, eine EQ-5 genügt da nicht mehr. Der APO plus Montierung also zusammen rund 3600€- wenn du die Kohle für Fotoversuche ausgeben willst. Diverser Kleinkram (Adapter etc.) und Spanungsversorgung kommt noch hinzu- setz dafür noch so ca. 200€ an.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Sven,


    grundsätzlich hat jeder Teleskoptyp systembedingte Nachteile, die dem geneigten Nutzer störend vorkommen können, oder halt nicht.
    Da wären z.B.:
    -Obstruktion oder Farbfehler (beide kontrastmindernd)
    -lange Auskühlzeiten durch jede Menge verbautes Glas (sei es Spiegel oder Linse).
    -etc....


    Da sind letztendlich persönliche Vorlieben maßgebend.


    Aber ich stell´ mir langsam die Frage nach welcher Art Teleskop du suchst...oder fragst du einfach nur so in´s Blaue...?
    -Hast du ein Preislimit?
    -Soll es nur ein Schnellspechtel-Teleskop sein?...also schnell ausgekühlt u. aufgebaut...
    -..oder möchtest du auf jeden Fall auch ein Teleskop das zum fotografieren taugt?
    -...oder alles zusammen?


    ==&gt; ...und Stefan, ich bewundere dich immer wieder, mit welcher Vehemenz u. Hartnäckigkeit du den Farbfehler des Linsenteleskopes als (ich sag mal) fast beobachtungsuntauglich darstellst! [:D][:D][:D] (..war nicht böse gemeint! [:)])


    spaßiger...

  • Hallo Stefan,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">==&gt; ...und Stefan, ich bewundere dich immer wieder, mit welcher Vehemenz u. Hartnäckigkeit du den Farbfehler des Linsenteleskopes als (ich sag mal) fast beobachtungsuntauglich darstellst! (..war nicht böse gemeint! )<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich wollte an dieser Stelle das Reizthema nicht unnötig strapazieren, aber vielleicht existiert ja bereits irgendwo ein archivierter Beitrag, den du uns verlinken könntest und dem wir entnehmen können, welche Beobachtungserfahrungen dich zu solch vehement vertretener "Phakophobie" veranlasst haben. Aus eigener Beobachtungspraxis kann ich dies überhaupt nicht nachvollziehen und die allermeisten von uns betreiben wohl ganz unideologisch die unterschiedlichen Teleskopsysteme vor dem Hintergrund der Erfahrungen, dass bestimmte Systeme für bestimmte Zwecke ihren Vorzug haben. Natürlich weiß ich im voraus, dass man einen 150x750er Zweilinser nur für "Richfield" mit 24- max. 45-fach genußvoll verwenden darf und zum Planetengucken ne´möglichst langsame Linse. Das muss man Anfängern gegenüber natürlich ernstlich und dringend anmerken. Aber wenn man das alles beherzigt ...


    Grüße,


    Hubertus

  • Hallo Hubertus,


    ich hab durchaus Beobachtungserfahrung mit Achromaten und auch mit APOs. Aber keine irgendwo hier archivierten Berichte dazu. Das ist ja auch nicht nötig, es gibt hier z.B. genug sehr gute Beiträge von z.B. Kurt mit diversen Messungen und dem vergleichenden Verlauf der MTF-Kurven.


    Und es gibt unzählige Bilder mit dem Schärfe fressenden Farbsaum, auch von Achromaten in der von Sven angedachten Größe


    Zu diesem Beitrag hier- Sven möchte den Refraktor ja für Planetenbeobachtung anschaffen. <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">warum sind Refraktoren den Reflektoren bei der Planetenbeobachtung, wie so oft gesagt, so überlegen? ...


    Die Linse hat laut Anbietern wie Astroshop mehr Schärfe und Kontrast.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Sven hat hier zweimal sehr pauschal von Linse und Schärfe/Kontrast geschrieben und ich hab versucht, ihm den Unterschied zwischen Achro, ED und APO aufzuzeigen. Das eben Linse nicht gleich Linse ist.


    Und wie Alfons frage ich mich eigentlich auch- wozu genau soll die Anschaffung sein? Schnellspechteln- dann sollte das Dingens nicht zu groß ausfallen, 127 f/8 ist da schon sehr üppig und der zuletzt gelinkte APO ist zwar kürzer, aber noch schwerer und kühlt langsamer aus.


    Weitfeld scheidet auch aus, dafür ist die Brennweite zu groß. Und Detailbeobachtungen? Dafür ist der große Newton schon vorhanden.


    Gruß
    Stefan

  • Grüß Euch,
    ich habe sowohl mit Achromaten (FHs 80/1200, 102/1100, 102/1500 und 127/1800), APOs (Fl102s 102/920, LZOS 100/800, Tak 125) und auch mit Newtons (114/900, 150/1200, 250/1250, 400mm) beobachtet.
    Der 80/1200 ist trotz der kleinen Öffnung erstaunlich gut und ist an Jupiter und Saturn visuell von der Detailerkennung in etwa auf der Neveau meines Vixen 114/900 Newtons (letzterer zeigt ein helleres Bild kann aber oft die höhere Auflösung nicht ausspielen.
    Den 102/1100 FH hab ich mit einem Bresser 114/900 nacheinander verglichen. Da hat der 4" f/11 FH etwas mehr Details an Jupiter zeigen können.
    Anders hat der Vergleich 102/1100 FH mit dem 150/1200 Newton augeschaut. Da hat der 6" f/8 Newton an Jupiter mehr Details gezeigt.
    Der 4" f/9 Fluorite APO übertrifft auch den 4" f/11 FH im Kontrast an Jupiter. Weniger eindeutig war der Vergleich von 4" APO und 6" Newton. Ich hab in beiden dieselben Strukturdetails gesehen, die Girlanden waren im 4" APO visuell etwas deutlicher zu sehen gewesen und im 6" Newton war dafür ein hauchdünnes Band etwas dünner gezeigt worden (also etwas besser aufgelöst). Bei höherer Vergrößerung um 200x war der Newton heller. Die Bildästhetik hat mir im APO etwas besser gefallen. Bei Saturn war die Casinniteilung im 6" etwas feiner gezeigt, dafür war das Bild unruhiger und die Bänderung auf der Saturnkugel hat im APO etwas kontrastreicher gewirkt. Bei ähnlicher Austrittspupille ist das Bild im APO auf jeden Fall kontrastreicher.
    Bei Saturn hab ich aber auch schon andere Beobachtungen erlebt. Da hat der Saturn bei schlechtem lokalen Seeing im 6" Newton gar keine Cassiniteilung gezeigt während der 4" APO sie zeitgleich problemlos gezeigt hat.
    Mein Eindruck ist, dass Newtons leichter und mehr von lokalem Seeing und Tubusseeing beeinflusst werden können.
    Weiters sind bzw. waren einige Newtons nicht justierstabil. Manche alten 114/900 hatten Probleme mit dem Fangspiegel, so dass darüber eine leichte Dejustage ins Spiel kommt bzw. die Justage etwas aufwendiger wird/wurde.
    Es kann vorkommen, dass Spiegel in der Spiegelzelle etwas gedrückt werden, was dann oft zu Astigmatismus führt.
    Frühere große Spiegel waren sehr dick. Der 400 mm Spiegel der Schulsternwarte am Max Born Gymnasium in Germering war ein Beispiel eines solchen Spiegels. Der hatte auch ein ungünstiges Auskühlverhalten gezeigt. Planeten waren da trotz der großen Öffnung ziemlich suboptimal. Auch am Schluss der Beobachtungsnächte hat das Jupiterbild im Okular ähnlich wie eine kochende Wasseroberfläche ausgeschaut.
    Ich sags jetzt ketzerisch. Es war da klar, dass der 5" f/15 FH da mehr Jupiterdetails gezeigt hat. Natürlich hätte auch mein 6" f/8 Newton mehr gezeigt.
    Heute sind die Spiegel viel dünner. Mit Lüfter kühlen sie auch schneller aus ...
    Dennoch muss man darauf achten, dass die Optik möglichst auf Umgebungstemperatur ist und lang genug zum Auskühlen Zeit hat. Prinzipiell können auch Refraktorobjektive (besonders Tripletobjektive) wenn sie größer sind, ähnliche Probleme machen. Was die Sache besonders beim Volltubusnewton verschärft, ist, dass die warme Luft zwischen Hauptspiegel und Fangspiegel aufsteigt und das Licht zweimal diese Strecke passiert..
    Bei einigen Problemen kann man Abhilfe schaffen. Klar ist, dass die Obstruktion und der Farbfehler den Kontrast reduzieren. Beim FH zeigen die hellen Objekte je nach Farbfehler noch eine Farbverschiebung (andere Farbgebung). Beim Spiegelteleskop wird je nach Obstruktion der erste Beugungsring intensiver, was dann bei hoher Obstruktion und gutem Seeing zu Doppellinien an harten Kanten führen kann.
    Kleine FHs mit z.B. 76/1200 oder 102/1350 oder ED oder Fluorite APOs z.B. mit 4" f/9 kühlen noch sehr schnell aus und sind relativ unempfindlich was lokales Seeing anbelangt. Beim Vixen FL102s sind die Farbnuancen der Jupiterbänder... schon ziemlich ähnlich wie im 6" f/8 Spiegel.
    Newtons mit dünneren Spiegel kühlen auch schneller aus. Lüfter können das zusätzlich beschleunigen.
    Persönlich sehe ich die genannten Refraktoren mit langsamen Öffnungsverhältnis als gute "Grab and Go" Geräte. Die Montierung ist aber idealerweise schon aufgebaut, so dass man nur noch das Teleskop auf den Balkon oder die Terasse tragen muss.
    Gute APOs oder gute lange FHs sind recht unkompliziert dafür steigt mit der Öffnung der Preis für Optik oder Montierung schnell an. (ab einer gewissen Länge z.B. &gt; 1,5 m werden FHs auch etwas unhandlich). Newtons sind oft deutlich günstiger und kompakter, brauchen aber oft etwas mehr "Streicheln".
    Beide Refraktoren wie Reflektoren sind für Planetenbeobachtung geeignet. Ab etwa 4" kann man Monde von der Größe und Farbe unterscheiden. Ganymed ist natürlich auch in 80 mm als größerer Mond erkennbar. Bei Callisto wird es aber schwerer, da er dunkler ist. Auf Ganymed oder Callisto sollen geübte Beobachter mit 6" Teleskopen schon etwas Helldunkelstruktur gesehen haben. Das ist mir leider noch nicht gelungen. Auf gestackten Aufnahmen vom 6" f/8 sieht man auf Ganymed etwas Struktur.
    https://www.astrobin.com/248915/
    https://www.astrobin.com/247576/
    Im Vergleich dazu eine Aufnahme mit dem 4" f/9 Refraktor (leider ohne Monde):
    https://www.astrobin.com/246008/F/
    Und eine 4" Aufnahme mit 2 Monden:
    https://www.astrobin.com/291594/C/
    Servus,
    Roland

  • Hallo,
    erst einmal: Vielen Danke für die Beratung. Aufgrund dessen, dass viele große Linsen auch eine zu beachtende Auskühlzeit haben, habe ich mir mal den Skywatcher ED 100/900 für ca. 1.000€ ausgesucht. Ich würde diesen vorab auf eine NEQ-3-2 Montierung stellen. Mir ist durchaus bewusst, dass diese nur eine maximale Zuladung von 5 Kilogramm erlaubt, jedoch wiegt der Tubus ja nur 3,7 Kilogramm. Plus mein 9er Nagler wären das ja 4 Kilo. Wenn ich dann später einmal großes Interesse an der Astrofotografie habe, werde ich mir einfach eine NEQ-5 oder besser eine HEQ-5 holen. Dieser Tubus ist doch für die Vorbereitung für die Astrofotografie ganz gut, oder etwa nicht? Die NEQ-3-2 würde ich vorerst nehmen, da ich sie ganz schnell mal rein- und raus tragen möchte. Mir ist durchaus bewusst, dass mein 12" Newton bei guten Bedingungen bessere Ergebnisse erzielen wird. Ganz wichtig ist es, dass das Teleskop gut transportabel ist und kaum Auskühlzeit benötigt. Das ED-Glas sollte ja für hohen Kontrast und Schärfe sorgen, liege ich da richtig?
    Beste Grüße,
    Sven

  • Hallo Sven,
    ich gehe davon aus, dass der ED 100/900 ähnlich schnell auskühlt wie mein Vixen Fl102s (102/920). Der ED 100/900 ist sicherlich so farbrein, dass der minimale Farbfehler praktisch keinen merkbaren Kontrastverlust darstellt. Wenn das ED 100/900 Objektiv sauber gefertigt und einen schönen Sterntest zeigt, dann wird der 100 mm APO alles zeigen, was mit 4" erreichbar ist.
    Wenn möglich frag, ob Du beim Händler vor dem Kauf einen Sterntest machen kannst. Die Skywatcherobjektive sollen häufig gut sein, aber es gibt natürlich auch eine Qualitätsstreuung. Ein rundes Beugungsscheibchen und ein konzentrischer geschlossener erster Beugungsring ist schon mal ein gutes Zeichen, dass kein Keilfehler und keine Dezentrierung vorliegen...
    Der 100/900 ED mit FPL53 ist dann ein schönes Schnellspechtgerät. Es muss Dir aber bewusst sein, dass die größeren Newtons ausgekühlt &gt; 6" mehr zeigen können.
    Servus,
    Roland

  • Hallo Sven,


    Gute Wahl, was den ED betrifft!....der Sky-Watcher ED is wirklich gut u. bildet sauber ab.


    ...aber die Gewichtsangabe von ca. 3,7kg bezieht sich nur auf das Gewicht des nackten Tubus, ohne jegliches (nötige) Zubehör!


    Mit vernünftigen Rohrschellen und Prismenschiene und Zenitspiegel wirst du incl. Okular die 5kg-Marke locker knacken!


    Der Tubus ist beobachtungsfertig (also mit Zenitspiegel u. Taukappe) mindestens 1m lang.


    ....das wird mit ´ner NEQ-3-2 (mit Alustativ), zwar ambitioniert, aber nicht zitter/wackelfrei funktionieren...!
    Der Tubus hat durch seine Länge ´nen viel zu großen Hebel für diese Montierung!


    gut gemeinter...

  • Hallo Sven,


    der ED ist auf jeden Fall besser als ein Achromat und bezüglich Auskühlung besser als eine 3-linsige Optik. Wie gut der nun angedachte korrigiert ist- kein Ahnung, das hängt von vielen Punkten ab.


    Zu dem Satz von dir- <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Das ED-Glas sollte ja für hohen Kontrast und Schärfe sorgen, liege ich da richtig? <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Du wirfst da immer noch verschiedenes zusammen bzw. du würfelst mit den Begriffen. [:)]


    Kontrast: das ist der Helligkeitsunterschied zwischen zwei Bildpunkten, also z.B. heller Stern gegen dunklen Himmelshintergrund. Oder bei einem Krater bzw. feinen Linien dem Mond. Oder als technisches Objekt- du betrachtest ein Linienmuster- schwarze Striche auf weißem Untergrund.


    Liegt der Wert für Schwarz bei 0 und für weiß bei 100% hast du den maximalen Kontrastumfang. Der Achromat wird dir das auch zeigen, ebenso der ED oder der APO. Wo liegt nun der Unterschied?


    In dem, was du mit Schärfe meinst. Optimal ist der Übergang von den schwarzen Linien zum weißen Untergrund scharf abgebildet. Denk dir ein Rechtecksignal, der Übergang von 0 auf 100% verläuft senkrecht. Das entspricht der Schärfe deiner Optik, das schwarz-weiße Linienraster ist knackscharf erkennbar.


    Was macht ein Achromat daraus? Er kann nicht alle Farbanteile exakt in einen Fokus bringen, ein Anteil bleibt immer leicht defokusiert und verschmiert damit den Übergang von 0 auf 100. Bei hellem Bild zeigen die schwarzen Linien dann einen Farbsaum. Liegen die Linien eng beieinander, wird damit der weiße Bereich abgedunkelt, der schwarze Bereich aufgehellt. Bei sehr feinen Linien erhältst als Ergebnis dadurch eine gleichmäßig graue Fläche, du siehst das Objekt "Linien" also nicht mehr. Auf das gezeichnete Rechtecksignal bezogen wäre der Verlauf von 0 zu 100 nicht mehr senkrecht ansteigend sondern leicht schräg ansteigend bzw. abfallend.


    Nun hast du aber nicht nur Objekte mit schwarz und weiß, du hast auch Objekte, bei denen nebeneinanderliegende Bildpunkte als hell- oder dunkelgrau sichtbar sind. Also z.B. beim Linienraster nicht 0% und 100% sondern Grauwerten von z.B. 40% und 60% der möglichen maximalen Helligkeit. Bei solchen Objekten wirkt sich das Verschmieren durch den Farbfehler erheblich stärker aus und an solchen Objekten wird man auch den Farbsaum als solchen kaum erkennen, die Unschärfe ist aber trotzdem vorhanden.


    Gerade letzteres wirkt sich bei den Planeten und der Mondoberfläche aus. Da gibt es nicht immer schwarz-weiß sondern eben viele Details mit kleinerem Kontrastumfang.


    Kontrastumfang: das ist der Unterschied zwischen dem hellsten und dem dunkelsten Bildpunkt. Maximal 100%(schwarz-weiß), bei dem obigen Beispiel mit den grauen Objekten eben nur 20% (vom Helligkeitswert 40 zu 60 betrachtet).


    ED-Glas gleich Schärfe/Kontrast? Jain. Es wird eingesetzt, um den Farbfehler zu verringern. Ein Achromat hat zwei Linsen, die Glassorten sind da Kron- und Flintglas. Diese brechen das farbige Licht entsprechend unterschiedlich. Bei einem ED wird nun ein Sonderglas mit einem anderen Brechnungsverhalten genutzt und damit versucht man, alle farbigen Lichtanteile in eine Fokusebene zu bringen.


    Das geht ganz gut, aber bei größeren Öffnungen und/oder sehr schnellen Optiken bleibt ein Restfarbfehler vorhanden. Auch die benutzten Sondergläser und das dazu genutzte Partnerglas spielen da eine große Rolle. Kleinerer Farbfehler bedeutet dabei aber natürlich eine schärfere Abbildung.


    Gruß
    Stefan

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!