...über eine kurze Brennweite.
Hallo zusammen,
erst einmal ein Bild:
und hier in voller Auflösung und noch mehr, also eine 150% Darstellung:
http://www.astrofototeam-niede…fotografien/99929_6_g.jpg
noch ein paar Infos zur Bearbeitung:
http://www.astrofototeam-niede…nzel.php?FOTO=99929&KAT=6
Alles begann Anfang des Jahres, als ich mehrere gute Nächte verstreichen lassen musste, weil das Seeing einfach zu schlecht war, um mit 1400 mm Brennweite zu belichten, denn ich gehöre zu den Astrofotografen denen es mehr um Schärfe geht als um Tiefe. Das ist wohl so eine Art evolutionärer Prozess gewesen, denn hier am Niederrhein kann ich gegen die dunklen Himmel in den Alpen oder Mittelgebirgen natürlich nicht anstinken. Beim Seeing gibt es hier im Flachland aber evtl. Vorteile zumindest aber keine Nachteile. Aber egal, ich begann nach einem kleinen Refraktor zu suchen mit geringer Brennweite um dadurch seeingunabhängig zu sein, weil die Auflösung eh drunter bleiben würde. Ich hatte schon mit meinem 200 mm TeleZoom eigentlich ganz gute Erfahrungen gemacht. OK, beim Vollformat Chip waren die Ecken nicht mehr wirklich brauchbar, beim APSC-Chip aber noch erträglich, weil das Motiv ja in der Mitte liegt. Was macht da schon eine Elongation der Sterne von 1 zu 3 in den Ecken Dumm nur, dass es nicht sooo viele Objekte gibt die 8° oder gar 12° messen. Ein kleiner Refraktor so etwa 400- 600 mm wäre ja was Feines dachte ich mir. Da das aber nicht mein Hauptinstrument werden sollte war das Budget gedeckelt. Ein Hyperstar für mein C11 wäre evtl. noch drin gewesen, aber dann hätte ich immer mein C11 umbauen müssen und es wäre auch nicht möglich gewesen parallel zu belichten. Außerdem habe ich selten bis nie ein wirklich scharfes Bild aus einem Hyperstar gesehen. Ich will jetzt hier niemandem zu nahe treten oder seinen Hypi schlecht reden, wie gesagt, ich stehe auf maximale Schärfe. F/2 um tiefe Bilder zu machen ist natürlich genial. F/6 oder 7 dagegen ist schon echt mau. Ich testete 2 Geräte mit Bildfeldebner und Reducer. F/5 wäre möglich gewesen aber die Ecken...puh...die flogen in alle Himmelsrichtungen, visuell, auf der Achse waren die Geräte top und ich habe zum ersten mal die Vorteile von Refraktoren selber erlebt. Es gibt natürlich auch Gerät, die meine Forderungen erfüllt hätten(vermutlich), aber es ist wie (fast) immer, alles eine Frage des Geldes.
Bei einem unserer Stammtische erzählte dann ein Astrokollege von dem „Wunderobjektiv“ von Samyang. 135 mm f/2. Natürlich habe ich gar nicht richtig zugehört, ich suchte ja mehr Brennweite. Zudem sind die Ansprüche an die Abbildungsleistung guter Objektive in der Astrofotografie ja noch um einiges höher, Wunderobjektiv hin oder her. Also irgendwie abgehakt und vergessen.
Meine Gedanken wanderten stattdessen in die Schmalbandrichtung. Wenn ich mit meinem 200 mm Tele schon ein großes Feld habe, dann wären großflächige H-alpha Objekte mit Schmalband sicher lohnenswert. Lichtverschmutzung und Mondschein wären dann kein Totschlagargument mehr. Auch an eher miesen Tagen könnte ich irgendetwas belichten. Nur dumm, dass bei der DSLR nur jedes 4. Pixel rot ist. Die Auflösung würde sich halbieren. Gerade mal etwas über 2700 Px in der Breite, da hätte ich mit meiner ASI178 MM ja noch mehr. Die wäre ja selber schon ganz gut geeignet dachte ich, Mono, rotempfindlich, geringes Ausleserauschen...der kleine Chip macht am Himmel eine Winkel von irgendwas um 2,5°, das würde passen. Ich zweifelte aber an der Effizienz dieser Kombi. Mein Zoom hat 16 Linsen, das ist das eine Argument, das andere: die Pixelgröße der ASI liegt bei 2,45 µm, diese Objektive sind niemals so genau gerechnet. Aus alten „chemischen“ Zeiten weiß ich, dass (Consumer)-Objektive auf ca. 30 µm gerechnet wurden. Heute dürfte der Wert bei ca. 5 µm liegen, passt ja auch zu den üblichen Pixelgrößen. Ich hätte also zu den wenigen Pixel auch noch weniger Auflösung als die, die maximal möglich wäre. Und dann kommt noch die Frage, wie gut die Auflösung im Roten ist. Es hat schon seinen Sinn, dass IR-Sperrfilter standardmäßig bei DigiCams auch das Rot abschneiden, bei 16 Linsen, die gerade mal bis „knapp rot“ korrigiert sind?... ich weiß nicht.... und überhaupt muss man erst einmal die ASI dran kriegen. Ja, es gibt Adapter, aber da im Fernsehen gerade nur Supertalente oder Singstars gesucht wurden habe ich es einfach mal versucht. Das „Canon-weiblich“ Bajonett lieferte ein hinterer Objektivdeckel. Bohrmaschine, Raspel und Feile, eine unbenutzte Steckhülse mit Sekundenkleber drauf befestigt, fertig. Super, hatte jetzt ein schönes Makroobjektiv für den Nahbereich, aber auf Unendlich kam ich nicht Beim 2. Versuch hat es dann besser geklappt. Normalerweise sind ja erst mal immer 2 Wochen Wolken wenn man sich was neues kauft oder ausprobieren will, komischerweise dieses mal nicht.
Das Ergebnis auf meinem Bildschirm war erstaunlich. Sehr feine nadelscharfe Sterne, hätte ich so nie erwartet. (16 Linsen in 15 Gruppen allerdings, das Fokussieren war ein Glücksspiel, Linsenshifting und der extrem kurze Fokusweg waren nicht wirklich kontrollierbar. Und die Ecken? Na ja, 7,4 mm genutzt von 36 und trotzdem noch Eiersterne. Hätte ich aber mit leben können, denn auf der Achse war das Bild sehr schön scharf. Eine 100% Ansicht durchaus möglich.
Dann, ihr könnt es euch denken, fiel mir wieder das Wunderobjektiv ein. 135 mm in Kombi mit der ASI_178 ergeben ca. 3,5°am Himmel auf der langen Achse. Wenn das wirklich so gut ist, wie ich in den Fotoforen gelesen habe, dann wäre das nicht übel. Der Astrokollege hatte in der Zwischenzeit sein Objektiv astrotauglich gemacht, mit Filterschublade und Adapter. Ich durfte es mir ausleihen um mal zu testen. In der nächsten klaren Nacht bin ich nach etwa 10 min. wieder rein, habe mir das Objektiv bestellt, und bin dann wieder raus um noch mehr zu testen. Gekauft habe ich das baugleiche Objektiv von Walimex Pro. Ist ein bisschen teurer gewesen, aber ich wollte unbedingt ein Teil haben wo die optische Achse auch wirklich mittig liegt. Ich hab ja nur 7,4 mm, da machen 2 mm daneben schon etwas aus. Bei dem deutschen Händler hätte ich die Linse zurückgeben können und eine neue testen, hatte extra nachgefragt. Was ich an dem Abend noch so sah war wirklich der Hammer. Die Lichtstärke von f/2 ließ nicht mal eine Belichtung von 30 sec zu. Ich musste mit dem Gain runter. Und im H(a) ? Nach 4 s sah ich den Pferdekopfnebel, quasi live. Nach 32 s hatte ich schon fast ein fertiges Astrofoto vor mir. Vor vielen Jahren wäre das mein Endziel gewesen und hier.... Und die Schärfe war top. Die 100% Darstellung reichte nicht aus um Hotpixel von Sternen zu unterscheiden. Bei 200% konnte ich dann sehen, wie ein Stern mal durch 5 mal durch 4 und auch mal durch 2 oder 3 Pixel dargestellt wurde. Deutlich besser als bei meinem teuren Zoom. Hier wäre drizzeln also durchaus noch möglich um Schärfe hinzu zu gewinnen. Das Objektiv kam und hielt, was das andere zuvor versprochen hatte. Der „Deckeladapter“ wurde neu konstruiert, damit ich sowohl mit Steckhülse und 1 1/4“ Filtern arbeiten konnte, und wahlweise auch mit T2, denn dann kann ich noch einen Telekonverter dazwischen schalten, wenn es mal etwas mehr sein sollte. Hilfreich waren hier Abstandsringe (für die Makrofotografie), für wenig Geld gibt es 3 Stück incl. 3er Canon Bajonette. Da kann man prima mit basteln. Das Objektiv besitzt kein Stativgewinde o.ä. Aber 2 Leitrohrschellen sind auch nicht teuer. Das gute ist, dass das Tele einen Innenfokus besitzt, da dreht sich also nichts und es wird auch nicht länger oder kürzer. Der Fokusweg ist schön lang und hat auch ein bisschen Reibung. Das klappt schon mit dem Fokussieren. Besser geht es aber mit einer Feinfokussierung. Gibt es zu kaufen, ich weiß, aber zu meinen Hobbies gehört es auch in den Baumarkt zu gehen um zu gucken, was ich alles für Astro gebrauchen kann. Bei den Dachrinnenhalterungen und bei Seilspannern bin ich fündig geworden und konnte mir für wenige Euros etwas basteln. Die Temperaturabhängigkeit des Fokus´ ist recht gering, das ist sehr angenehm. Bei weiteren Tests erkannte ich dann, dass ich doch wieder seeingabhängig wurde, zu gut war einfach die Auflösung. Ich habe sie mit getrennten Doppelsternen zu etwa 4-6“ bestimmt. Die theor. Auflösungsgrenze nach Rayleigh liegt bei 2,3“. Vllt. Könnte man das mit einem Telekonverter sogar erreiche, hier schlägt aber schon Nyquist zu.
Ich erkannte auch noch eine minimale Verkippung, hatte meine Bastelei im Verdacht, aber die Verkippung entstand beim anziehen der Madenschraube in der Steckhülse. Ist schon sehr empfindlich ein f/2 System. Meine derzeitige Lösung sieht ein bisschen schräg aus, schon wieder Seilspanner. Möglichkeiten das zu testen hatte ich noch nicht. Es steht auch noch ein Test an nun doch eine drittel Blende (oder 2/3) abzublenden. Die Hoffnung ist, dass die Sterne etwas „sternförmiger“ werden. Das Objektiv hat 9 Lamellen, das macht 18 schwache Spikes, vielleicht sieht´s gut aus. Ich denke nicht, dass ich dadurch Tiefe verliere, denn das Bild wird ja auch dadurch noch ein wenig schärfer, das sollte sich ausgleichen. Wenn ich mir andere Bilder vom Pferdekopfnebel im Netz anschaue, dann ist Alnitak (Gürtelstern) oft ein Problem, weil er so hell ist und er oder seine Spikes die Umgebung überstrahlen. Keine Ahnung warum das hier nicht der Fall ist. Ich beklage mich auf jeden Fall nicht.
So, und hier nun ein paar Bilder:
Vollformat, Canon 5D MK2 nicht modifiziert:
http://www.ralf-kreuels.de/_MG_8605.JPG
ASI178MM mit 12 nm H(a) Einzelbild 32 s
http://www.ralf-kreuels.de/einzelbild32sec.jpg
und das mal 60. Nur gestackt völlig unberbeitet:
http://www.ralf-kreuels.de/60x32s.jpg
aus einem x-belibigen Einzelbild habe ich ein paar Sterne herausvergrößert:
Im Moment noch sehr improvisiert sieht das ganze Teil noch so aus:
...und hier meine Feinjustierung
Schon denke ich darüber nach mir ein zweites Objektiv zu kaufen, für meine Farb-ASI. Und dann ein 3. und 4. , vielleicht auch so 25 Stk. als Array montiert und die Bilder dann gleich live gestackt. Das wäre dann was fürs Guiness-Buch. Hmm, ich schreibe es mal auf meinen Wunschzettel für Weihnachten
[:D]
Danke, dass ihr so lange durchgehalten habt.
Viele Grüße,
ralf