... oder Grenzwertiges mit dem Fernglas.
Liebe Sternfreunde,
manch einer wird sich heute gesagt haben: "... endlich wieder Wolken nachts!" So schön waren die letzten Nächte und so groß ist vermutlich auch der Schlafmangel bei vielen.
Ich habe mich seit Sonntag auch fast jede Nacht draußen rum getrieben. Weil es immer quick & dirty sein musste, vorrangig mit meinem 10x50 Fernglas (stativgestützt).
Sonntag Nacht war ich im Grenzgebiet bzw. Dreiländereck Schwan-Herkules-Füchschen unterwegs und habe mich unter anderem an dem PN He 2-438 probiert. Mit Hilfe einer Aufsuchkarte konnte ich ihn dann auch fest machen ... denke ich. Er bildet ein spitzes gleichschenkliges Dreieck mit einem 8m3 Stern (südöstlich) und einem 9m3 Stern (nordöstlich), wobei der PN und der schwache Stern die Basis des Dreiecks bilden. Campbell‘s Hydrogenstar war indirekt gut auszumachen und der schwächste der drei Lichtpunkte.
Das war für mich ein schöner Beweis dafür, dass man den Mindestöffnungsangaben des isDSA (hier ab 8“ sichtbar) nicht immer trauen sollte. Ich kenne da jemanden, der jetzt vermutlich schreiben würde: „Immer druff halten“.
Jupp ... ich hatte mir vorher natürlich auch ein wenig Gedanken gemacht, der stellare PN hat eine Flächenhelligkeit von 8m6 und der Zentralstern soll etwas über 10m4 hell sein (mitunter gibt es aber auch Quellen mit Helligkeiten bis 12 mag). Also habe ich mal druff gehalten.
Aber das nur am Rande. Zum Schreiben dieses Berichts hat mich eine Beobachtung unmittelbar danach bewogen.
Noch mutiger geworden, schwenkte ich nämlich rüber an die Grenze zwischen Füchschen und Schwan zu Roslund 4.
Bei dem Sternhaufen war dann aber Schluss mit lustig. In der Nacht war nix zu machen. Dafür fielen mir zwei Sterngruppen südöstlich von Roslund 4 auf ... und ein markanter Sternbogen weiter südlich. Dieses Szenario löste eine Assoziation in mir aus.
Aber zunächst mal eine Übersichtskarte:
Diese Gegend ist ja bekanntlich Sternkettenland, wie <u>hier</u> sehr schön nachzulesen ist. Christophers Sternkette (orange gestrichelt unterlegt) und Ronny´s Herz habe ich mal auf der Übersichtskarte eingezeichnet.
Und auch NGC 6885 (kleiner Elefant-Haufen) sowie das Objekt des Monats von Mathias - Kronberger 54 - sind nicht weit entfernt zu finden.
Der rote Kreis (R.A. 20h07s / Dekl. +28°50‘ - Durchmesser 2°) markiert den Sternbogen bzw. das Muster, welches ich sofort im Kopf hatte und das ich total faszinierend und gut nachvollziehbar fand.
Ein Träumendes Kindergesicht:
Die beiden kleinen Sterngruppen gut 20‘ und 60‘ südöstlich von Roslund 4 wirken im 10x50 Fernglas leicht neblig und wie zwei geschlossene Augen. Der alles umspannende Sternbogen von gut 1,8° Durchmesser bildet die Kontur von dem Gesicht. Nordöstlich der Kette schließt ein kurzer Sternbogen an, der eine geschwungene Haarlocke darstellen könnte. Das Gesicht ist zwar nicht vollständig, aber das war nicht wirklich störend für mich. Vor allem die Kinnpartie ist schön ausgeformt und läuft nach Süden leicht enger zu. Das war ein wahrer Augenöffner für mich.
Viele der Sterne in den Bögen sind sogar in Sternatlanten verzeichnet, sofern diese Sterne bis 9m5 abbilden.
Montag war ich dann mit 4" draußen und wollte prüfen, ob das Muster auch in kleinen Teleskopen wirkt oder ob es ein reines Fernglas-Objekt ist.
Im Teleskop passte es dann zwar noch ins Gesichtsfeld meines Aufsuchokulars (2,6° - FG dagegen 6,7° GF), die Wirkung jedoch war eine andere, weil das Feld drum herum fehlte und einfach schon zuviele Sterne zu erkennen waren. Ferngläser sind hier also klar im Vorteil.
Wenn also jemand diese Assoziation nicht zu abgedreht findet, dann ist er herzlich eingeladen, dieses Muster mit dem Fernglas nach zu beobachten.
Träumen erlaubt!
Viele Grüße
Rene
PS: Bei Champbell´s Hydrogen Star bin ich hoffentlich keinem Irrtum erlegen und würde mich auch dort freuen, wenn jemand eine Nachbeobachtung mit dem Fernglas probiert.