Fünflinge-Projekt: Erste Eindrücke vom Beobachten

  • Hallo allerseits,


    So langsam befinden wir uns im Endspurt unseres Fünflinge-Projekts. Ein Teleskop ist bereits einsatzfähig, auch wenn noch Kleinigkeiten fehlen. Daher fand ich es an der Zeit, hier einen Beobachtungsbericht zu posten. Wer schöne Berichte mit genialen Fotos lesen möchte, dem sei NormanG als Autor empfohlen[:p]. Hier geht es (zumindest im Moment) noch etwas technischer zu[8)].


    Das Teleskop:
    Selbstbau-Reisedobson, ca. 4kg Gesamtmasse ohne Okular
    238mm effektive Öffnung
    1082mm Brennweite


    Technisches First Light am Polarstern mit unbelegtem Spiegel war bereits am 30. September. Am 13. Oktober konnte ich schon ein paar Objekte mit dem belegten Spiegel vom Balkon aus anpeilen, auch dank Kais schneller und guter Bedampfungsaktion.


    15.10.2017
    Ort: Alpenvorland 50km südlich München, Höhe 650m, Anhöhe oberhalb Loisachtal
    Zeit: ca. 4:00-5:00 Uhr morgens[|)]
    Windstill, ca. 8°C
    Grenzgröße um Polaris: ca. 6m0
    Seeing etwa 1,5"


    Okulare: Meade 24,5mm, Maxvision18mm, Nagler Typ6 9mm, HR Planetary 4mm


    Nach einem sehr langen Tag (9:00-15:00 Arbeitseinsatz an der Isartalsternwarte, dann 17:00-2:30 Lange Nacht der Museen an der VSWM) lockte mich der klare Himmel nach der Ankunft zu Hause noch mal nach draußen.


    Die Mondsichel stand im Osten und der Orion im Südosten schon recht hoch. Andromeda zenitnah. Trotz Müdigkeit hatte ich noch etwas Energie für eine kurze Session am Teleskop.


    Erstes Objekt war natürlich der Große Orionnebel M42. Wie üblich eine wahre Pracht mit vielen Details! Im 9mm Nagler konnte ich das Trapez schön erkennen, ansatzweise Komponente E.
    Einen Beobachtungsversuch mit dem 18er Maxvision habe ich wieder abgebrochen, weil das Teleskop damit momentan noch zu kopflastig ist.


    M31 und Begleiter kamen im 24,5mm Okular kontrastreich rüber, mit einem leicht erkennbaren Staubband.
    Mit 9mm Brennweite war das Bild deutlich dunkler. Wegen Müdigkeit habe ich nicht versucht, Details "rauszuquetschen".


    NGC891 habe ich auch versucht und gefunden. Das zentrale Staubband habe ich im 9er Okular ansatzweise indirekt erahnen können.


    M27 war noch hoch genug zum Beobachten. Nicht nur der hellste Teil (Hantel) kam gut rüber, sondern auch die schwächeren "side lobes". Hier war die Erkennbarkeit im 9mm Nagler am besten.


    Außerdem wurden noch M15 und H+Chi Persei angepeilt. Mit 4mm Okularbrennweite sahen die Sterne nach leichtem Nachkollimieren intra- und extrafokal gut aus und die Schärfe wurde ganz klar vom Seeing begrenzt.


    17.10.2017
    Am Dienstag abend waren wir am Ende des Spiegelschleifer-Treffs mit dem Teleskop eine halbe Stunde auf der Beobachtungsplattform der Volkssternwarte München. So konnten Ben und Stefan auch mal einen Blick durchs Okular erhaschen. Außerdem hatte Stefen mehrere Übersichtsokulare dabei, unter anderem die neuen ES 62° 26mm und 20mm.


    18.10.2017
    Ort: Beobachtungsplattform der Isartalsternwarte
    Zeit: ca. 20:15-22:10 Uhr
    Windstill, ca. 12°C -> 9°C
    Grenzgröße um Polaris: > 6m0
    Seeing phasenweise <1"


    Instrumente: Erster Fünfling, 18" f/4,3 Dobson.
    Okulare: ES 62° 26mm, Meade 24,5mm, Nagler Typ6 13mm und 9mm, Nagler Typ 1 7mm und 4,8mm, HR Planetary 2,5mm


    Leider wurden die für diesen Standort nahezu perfekten Bedingungen durch die Beleuchtung des ca. 150m entfernten Bettenhauses der Hochlandsiedlung gestört (Tagungs- und Seminarzentrum). Wobei zu bedenken ist, dass wir auf dem Gelände dieser Einrichtung unser Domizil haben und die Sternwarte ohne sie nicht existieren würde.


    Gestern abend hatte ich alle meine Okulare zur Verfügung, dazu das neue ES 26mm 62°, das erheblich günstiger ist als das Panoptic 24mm (mehr als Faktor 3!).
    Durch den 18-Zöller hatte ich einen guten Vergleich. Jürgen, Florian und Sepp von den Isartalern waren mit dabei.


    Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem provisorisch befestigten Peilsucher und sorgfältigem Kollimieren ging es dann ans Werk.
    Es wurden jede Menge "Standardkerzen" in beiden Instrumenten angepeilt und verglichen.
    Bei fast Faktor 4 Unterschied im Licht-Sammelvermögen kommt das kleine Reiseteleskop natürlich in Sachen Helligkeit nicht an das große Instrument heran. Wie erhofft hielt "der Kleine" in Sachen Bildschärfe aber locker mit. In Phasen guten Seeings wurde am Fünfling mein 2,5mm HR-Planetary Okular eingesetzt. um bei 432x Vergrößerung die Grenzen des Instruments auszuloten. Fazit: Beugungsscheibchen gut erkennbar. Extrem empfindliche Fokusposition trotz halbierter Steigung des OAZ im Vergleich zum Original HC-1.


    Das ES 26mm Okular hinterließ einen guten Eindruck. Den direkten Vergleich mit meinem alten 24,5mm Meade kann es klar für sich entscheiden.


    Am 18" Dobson konnte man dank Komakorrektor die "echte" Leistung des Okulars an einem f/4,3 Instrument beurteilen. Und die fiel voll zufrieden stellend aus! Leider hatten wir kein Panoptic 24mm zum Vergleich zur Hand.


    Bei maximalem Bildfeld hat man mit den Fünflingen immerhin 1,5° Bildkreis-Durchmesser am Himmel. Das ist 50% mehr als am 2" Auszug meines großen Teleskops. Immerhin überblickt man so gut die Hälfte von M31.


    Ein paar Highlights des Abends:


    M31 zeigte im "Kleinen" schon einiges an Struktur und 2 Staubbänder. Im 18-Zöller war der Anblick im 9mm 100° ES besonders genial. 2 fette Staubbänder leicht zu sehen, und das innere ließ sich schon etwas mehr auflösen, dazu ein riesiges Halo.


    M27 zeigte im Fünfling eine wunderbare Struktur mit der hellen Hantel und gut ausgeprägten "Side Lobes". Bei sorgfältiger Fokussierung und 230x konnte man innerhalb des Nebels mit indirektem Sehen schon die ersten Sterne aufblitzen sehen.

    M57 war natürlich nicht so hell wie im 18er, aber bei hoher Vergrößerung schon sehr detailreich. Selbst 432x machte noch Sinn.


    Epsilon Lyrae waren sehr leicht zu trennen, was bei ca. 0,6" Teleskop-Auflösung und ca. 1,6" Abstand auch so sein sollte.


    M13, M92, und M15 waren mit 240mm Öffnung schon gut auflösbar und bei sorgfältiger Fokussierung selbst bei 432x noch schön scharf, wenn auch nicht besonders hell (Ausnahme Zentrum von M15).


    Ziemlich genial war der Cirrusnebel mit 26er ES und OIII-Filter! Gut, dass ich mir den vor 10 Jahren mal nachgekauft habe, als ich die 2" Version schon hatte.
    Natürlich kommen bei 80cm Öffnung die Details in den Filamenten besser raus, aber bei 42x Vergrößerung, AP 5,7mm und 1,5° Bildfeld macht das Objekt auch Spaß!


    Daneben haben wir noch einige weitere Objekte beobachtet, aber mangels Notizen fallen mir leider nicht mehr alle ein.


    Fazit:
    Es gibt noch ein paar Kleinigkeiten zu tun, aber das Projekt ist zumindest für mich bereits ein voller Erfolg!
    Auch wenn es viel Arbeit war, die Entscheidung, statt den 180er Reisedobson-Spiegel nachzubessern gleich ein neues, besseres Teleskop zu bauen, war genau richtig!


    An die anderen "Fünflingseltern": Seht zu, dass Ihr eure Teleskope fertig bekommt - es lohnt sich[:p][^]!


    Gruß,
    Martin

  • Hey Martin, Hurraaah!


    Ein Erster Fünflings-BB! [:)][8D]


    Das liest sich doch vielversprechend, zumal bei Mondlicht!


    Ich freue mich schon wirklich sehr darauf, von euch öfter was zu lesen, wie die Kleinen dann artgerecht ausgeführt werden :-))


    Seeing unter eins abseits der Berge, das ist ne Ansage... War offenbar echt ne tolle Witterung die letzten Tage...


    Ich ab mir erstmal durch den Schlafmangel nen Schnuppen geholt verflixt...[xx(]


    CS!
    Norman

  • Hallo Martin,


    sehr interessant, ich freu mich auf das Fernrohr [:)][:p]. Bissl was von der ersten Beobachtung hast du mir ja schon Dienstag auf der VSW erzählt, und mein Firstlight mit h+Chi und den Plejaden werd ich in Erinnerung behalten. Ich bin auch gespannt, welche 1,25" Okulare in Bezug auf Gewicht und Fokallage in Frage kommen werden, und welche nicht.


    Servus
    Ben

  • Servus MArtin,


    Gratulation zum so gut wie vollendeten Fünfling. Da hat sich die ganze Arbeit mit den unzähligen Kleinteilen mal wieder gelohnt. Was ich bislang gesehen hatte, wenn wir mal Dienstags auf der VSW waren, hat mir schon sehr gefallen, gut durchdacht und sauber ausgeführt. Und optisch hätte ich jetzt nicht weniger erwartet, als das, was du schilderst. 432x und satt Beugungsscheibchen, so muß das sein, wenn das Seeing mitspielt. Schön, daß das Gerätchen auch bei so hoher Vergrößerung anscheinend noch gut zu händeln ist.
    M41 macht mit kleineren, lichtstarken Geräten richtig Spaß, weil man dann richtig viel Galaxis ins Gesichtsfeld bekommt.


    Gruß und viel klaren Himmel für den/die neuen Fünfling/e,


    Haley

  • Hallo Martin,


    auch von mir herzlichen Glückwunsch zu deinem vollendeten Fünfling+1 Projekt. Das Setup scheint ja gut zu harmonieren. Wie weit sind denn die anderen? Da kann ich Dir (Euch) nur schöne Nächte mit dem Rucksackreisedobson wünschen.


    Viele Grüße


    Christian

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