Pluto - nun auch fotografisch

  • Hallo zusammen,


    nachdem ich Pluto vor 2 Jahren zum ersten Mal visuell mit meinem 12" Dobson erfolgreich beobachten konnte (zugehöriger Bericht - einfach etwas runterscrollen), wollte ich ihn auch gern mal fotografisch für mein Sonnensystem-Planeten Album festhalten. Ja ich weiß, Pluto ist nur noch ein Zwergplanet, aber ich nehme mir da einfach mal die Freiheit, ihn im Planetenalbum aufzunehmen, da ich ich in jungen Jahren noch gelernt habe, dass Pluto Planet Nr. 9 in unserem Sonnensystem ist.


    Am vergangenen Dienstag den 18.07. bin ich um 23.00 Uhr an meinem Lieblingsspechtelplatz nahe Goldhausen bei Korbach angekommen und hab mein Astrokrams auf dem Feldweg ausgepackt und aufgebaut. Für die Plutoaufnahmen hatte ich meine LXD-75 Monti mit Powertank dabei, meinen 127/1500 Maksutov, die Canon EOS750D und den digitalen Fernauslöse-Timer. Für visuelle Spechteleien hatte ich die 12" Lightbridge, meinen Okukoffer und den Binoansatz mit Zubehör dabei. Der Himmel sah garnicht mal übel aus (Grenzgröße nicht ermittelt, dürfte aber im Zenit bei guten 6 mag gelegen haben) und Jupiter war kurz davor sich hinter den westlich von meinem BeoPlatz gelegenen Bäumen zu verabschieden.


    Vorbereitend für die Ablichtung vom lichtschwachen und kleinen Pluto hatte ich mir die Tage zu Hause in Stellarium schonmal angeschaut, wieviel Zeit ich mit der EOS und 1.500 mm Brenweite zwischen zwei Aufnahmen bräuchte, um die Bewegung des Kleinplaneten vor dem Sternenhintergrund darstellen zu können. Entgegen meiner Vermutung, dass ich bestimmt an wenigstens zwei Nächten je eine Aufnahme bräuchte, ergab meine Recherche, dass doch tatsächlich eine kurze Sommernacht dafür ausreichen würde.


    Mein Plan war daher, ab 23.30 Uhr im Halbstunden- oder Stundentakt je eine Aufnahme der Himmelsregion um Pluto zu erstellen und daraus nachher eine Animation zu basteln. Leichter gesagt als getan zeigte sich aber, dass der Unterschied zwischen Theorie und Praxis mich mal wieder einers Besseren belehren würde. Allein die Umgebung auf den Chip der EOS zu plazieren wo sich Pluto zu dem Zeitpunkt tummelte war schon ein ganz schöner Krampf. Zuerst fokussierte ich die EOS, die ich fokal am Maksutov montiert hatte, am 2,85 mag hellen Stern Albaldah (#960; Sagittarii) via Liveview und schwenkte dann leicht nach Osten, wo sich Pluto momentan im Schützen aufhält. Dabei wurde ich dann aber auch erstmal noch von einer horizontnahen Wolkenfront behindert, die mir zwischenzeitig erstmal etwas Geduld abforderte und für eine kleine Unterbrechung von ca. 10 Minuten sorgte - die ich aber effektiv nutzte, um schonmal den Dobson zu kollimieren und dessen Rigel Quickfinder an Polaris einzustellen.


    Pluto im Schützen:

    <font size="1">(Die Telradkreise markieren hier die Position von Pluto - der Horizont ist der tatsächliche von meinem BeoPlatz, den ich mir in Stellarium "eingebaut" habe)</font id="size1">


    Die Position des Kleinplaneten hatte ich mir zu Hause ja mit Stellarium bereits angeschaut. Vor Ort glich ich die Probeaufnahmen mit der Smartphone-App "StarmapPro" ab. Die aufgenommenen Sterne mit den in der App angezeigten abzugleichen und dann die Positionierung des Teleskops anzupassen kostete doch enorm viel Zeit und es begann mich auch echt zu nerven. Zwischendurch hatte die Steuerung meiner Montierung auch nochmal zwei Aussetzer, sodass ich sie neu starten musste. Gut dass ich ich nicht die GoTo-Steuerung (Autostar 497) mitgenommen hatte, sondern nur die einfache. Den Autostar neu zu starten mit allen zugehörigen Eingaben und Alignment hätte mich noch mehr Zeit gekostet. Anstatt der geplanten 23.30 Uhr für die erste Aufnahme, schoss ich die erste Aufnahme dann auch erst um 00.39 Uhr ... um hierbei beim reinzoomen ins Kameradisplay aber festzustellen, dass a) der Fokus noch nicht passte und b) ich auch Pluto leider nicht an der von der App angezeigten Stelle sicher ausmachen konnte. Ob es wohl eine Abweichung zur Position in Stellarium gab? Egal, wieder an Albaldah fokussiert und wieder die vermeintlich richtige Stelle gesucht. Die erste verwertbare Aufnahme konnte ich dann für 0.59 Uhr verbuchen.


    Dann ging´s aber erstmal an den Dobson - wieder runterkommen von der Aufregung über die Fototechnik ... . Saturn hatte den Meridian zwar schon längst überschritten, ich wollte aber dennoch mal einen zweiäugigen Blick mit dem Binoansatz drauf werfen. Das Seeing war mittelmäßig und die atmosphärische Refraktion zeigte sich bei dem tiefen Stand schon sehr deutlich. Die Beobachtung von Saturn 2 Wochen zuvor im Urlaub auf der kroatischen Insel Krk, wo Saturn 6 Grad höher am Himmel steht, war trotz kleinerer Optik (127er Mak) und nur monokularer Beobachtung deutlich besser - mein Beo/Fotobericht dazu.


    Da ich den Binoansatz einmal am Start hatte, versuchte ich ihn doch nochmal an ein paar Deepskyobjekten, obwohl ich diese lieber monokular beobachte. M13 machte bei 200 fach am 12"er eine ganz gute Figur und obwohl mir auch hier wieder ein klein wenig Kontrast uns Schärfe fehlte, war der Anblick garnicht mal so übel. Mit zwei Augen schauen ist noch dazu auch viel entspannter als nur monokular. Auch M57 gefiel mir binokular in der Nacht ganz gut. Allerdings zeigte sich auch hier wieder eine Schwäche meines Binos - wenn helle Sterne in der Nähe des Gesichtsfelds sind, dann sehe ich deren abgeschwächtes Spiegelbild gegenläufig zum Sternenhimmel durchs Gesichtsfeld ziehen. Das ist schon ganz schön nervig und glücklicherweise an den hellen Objekten des Sonnensystems nicht störend - weil die eben um einiges heller als die sie umgebende Sterne sind. Nach eher enttäuschenden weiteren Versuchen am Cirrus-Nebelkomplex (mit Baader OIII-Filter) und der Whirlpoolgalaxie gab ich es aber dann auf und verpackte den Binoansatz wieder in seinem Koffer.


    Monokular ging´s dann weiter. Der Cirrus machte wieder richtig Spass, hatte ich ihn doch schon länger nicht mehr auf der Netzhaut und auch der Nordamerikanebel war wiedermal schön anzuschauen, wenngleich ein Teleskop mit geringerer Brennweite (oder ein Großfernglas) noch besser dafür geeignet ist, da der Nebel aufgrund seiner Größe ins 31ger Nagler ja nicht mehr reinpasst. Auch den Crescentnebel suchte ich wieder auf und erfreute mich an dem schönen Anblick. Nachdem auch die Hantel im Füchschen noch dran glauben musste (richtig fein mit Filterschieber und OIII, UHC und NIX im Wechsel) ging´s weiter in der Leier mit dem berühmten Ringnebel. Hier achte ich immer auf Farbe - ein Hauch von grün konnte ich feststellen - und ob das Seeing für die Sichtung des Zentralsterns ausreicht. Letzteres hat leider auch mit 375facher Vergrösserung (HR Planetary 9 mm) mal wieder nicht geklappt ...


    Zwischendurch schaute ich dann auch mal wieder nach dem Fotoequipment. Die letzte Aufnahme schoss ich um 2.39 Uhr, also genau 100 Minuten nach der ersten verwendbaren Aufnahme um 0.59 Uhr. Gegen 3.00 Uhr begann ich dann auch mit dem Abbau meiner Klotten, da sich sich der Himmel aufgrund des aufgehenden Mondes zunehmend verschlechterte - nachfolgendes Foto entstand während des Abbaus ...



    ... um 3.35 Uhr lag ich im heimischen Bett, zwar neugierig, ob ich Pluto wohl eingefangen hätte, aber eben auch ziemlich platt. Also erstmal etwas pofen ...


    Nach ein paar Stunden Schlaf sollte dann die Stund der Wahrheit kommen. Nach Durchsicht der Aufnahmen entschloss ich mich dazu, die geplante Animation aus nur zwei Aufnahmen zu erstellen, nämlich der ersten und der letzten, also mit Zeitfenster von 100 Minuten, was ausreichen sollte, um die Bewegung des Kleinplaneten sichtar zu machen. Zuerst fand ich den Kleinplaneten in meinen Aufnahmen nicht. Das Gesichstfeld mass bei den Aufnahmen ca. 50 x 35 Bogenminuten. Der Blick in Stellarium veriet mir dann, dass es eine Abweichung zur Anzeige in der nächtlich genutzten App gab. Die Differenz lag bei über 20 Bogenminuten - hatte ich nicht mit gerechnet. Beim Abgleich mit Stellarium und etwas Kontrastanhebung in der Bildbearbeitung, konnte ich dann den Zwergplaneten ausfindig machen und mit Gimp nachfolgende Animation erstellen, die eine Breite von ca. 24 Bogenminuten am Himmel abdeckt - also nur einen Ausschnitt aus den Originalaufnahmen darstellt.



    Die Aufnahmen habe ich wie gesagt mit der EOS750D am 127/1500 Maksutov erstellt. Die ISO hatte ich auf 3200 gestellt, belichtet habe ich jeweils 60 Sekunden. Mit der hohen ISO wollte ich dem langsamen Öffnungsverhältnis des Mak´s mit f/11,8 entgegenkommen, der ihn ja nicht gerade als Fotomaschine auszeichnet, mit der relativ geringen Belichtungszeit der einfachen Einnordung der Montierung mit der Kochabmethode. Wie zu sehen haben die Einstellungen gereicht, um mein Vorhaben Pluto "zu erlegen" erfolgreich abzuschließen. Ich hatte jeweils eine 5er-Serie geschossen die ich eigentlich dann noch stacken wollte. Die Ungenauigkeit des Antriebs der Montierung ließ dies aber nicht zu. Ich habe jeweils nur das beste Foto aus der jeweiligen Serie genommen.


    Vor Augen halten muss man sich hier auch mal wieder die unglaubliche Entfernung. Pluto war in der Nacht 4,841 Milliarden Kilometer (= 32,36 AE) von uns entfernt. Dies entspricht einer Lichtlaufzeit von knapp 4 1/2 Stunden - zum Vergleich, das Licht der Sonne benötigt "nur" ca. 8 Minuten bis zu uns ... Und wenn man dann noch berücksichtigt, dass Pluto nur einen Durchmesser von knapp 2.400 km besitzt, dann find ich´s schon enorm, dass man den als Amateur beobachten und fotografieren kann. Die aktuellen 14,2 mag sind ja nun auch nicht gerade der Megastrahler ... Genaugenommen ist´s ja nicht nur Pluto, den wir hier als Lichtpünktchen sehen können, sondern das komplette, für uns nicht auflösbare Pluto-System, zu dem ja auch noch sein Mond Charon (ca. 1.200 km Durchmesser) und noch vier weitere kleine Minimöndchen gehören, die in Summe ja auch etwas Sonnenlicht reflektieren. Wobei ja auch immer noch Unklarheit darüber herrscht, ob man Pluto und Charon aufgrund des Größenverhältnisses und des außerhalb der Plutokugel liegenden gemeinsamen Schwerpunktes nicht als Doppel-Kleinplanetensystem bezeichnen muss ...


    Es war mal wieder schön draußen gewesen zu sein und auch wenn die warmen Temperaturen meisst für nicht so gutes Seeing sorgen, ist´s auch mal angenehm ohne dicke Klamotten zu spechteln. Ich musste aber auch mal wieder erkennen, dass Astrofotografie auch echt frustig sein kann. Ich bin zwar mit dem Ergebnis sehr zufrieden, hab mich aber in der Nacht doch einige Male über diverse Dinge aufgeregt - sei´s die Technik an sich oder das Einstellen des Gesichtsfeldes. Nur visuell unterwegs zu sein ist doch deutlich entspannter. Wenn ich von meinem zu Hause aus eine bessere Rundumsicht hätte, vor allem Richtung Süden und Westen, dann hätte ich mir wohl doch schonmal ernstere Gedanken über den Bau einer kleinen Sternwarte für die Fotografie gemacht, wo der Kram fest installiert ist und nicht immer auf- und abgebaut und eingenordet werden muss ...


    Gruß und klaren Himmel
    Heiko

  • Hallo Heiko,


    vielen Dank für den eindrucksvollen und anschaulichen Bericht, vor allem auch für die Darstellung dessen, was so alles schief gehen und Frust machen kann. Kommt mir irgendwie bekannt vor. [;)]
    Aber schön, wenn es dann doch letzten Endes so gut gelungen ist!


    Viele Grüße
    Joachim

  • Hallo Heiko,


    schöner Bericht. Ich hätte nie vermutet dass 100 Minuten ausreichen würden um die Bewegung darzustellen.
    Was hüpft denn da knapp unter dem orangen Ring?

  • Hallo Heiko,


    möchte mich den Vorrednern gerne anschließen. Dieser kleine, unscheinbare, hüpfende Punkt begeistert auch mich. Vielen Dank fürs Einstellen und Miterlebendürfen.


    Viele Grüße
    Manfred

  • Hallo zusamen,


    vielen Dank für eure netten Worte. Schön dass es euch gefällt ... [:)]


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: GanymedRN</i>
    <br />Ich hätte nie vermutet dass 100 Minuten ausreichen würden um die Bewegung darzustellen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ganz ehrlich? Ich auch nicht, wie ich ja auch oben geschrieben habe. [:I] Da ist ein Planetarienprogramm wie Stellarium oder auch die Seite Calksy.com schon sehr hilfreich, um das im Vorfeld zu simulieren ...



    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: GanymedRN</i>
    <br />Was hüpft denn da knapp unter dem orangen Ring?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Wenn Du Dir mal die komplette Aufnahme anschaust wirst Du sehen, dass sich da ein paar Sternpünktchen etwas bewegen. Ich hatte versucht beide Aufnahmen möglichst perfekt zueinander auszurichten, habe dabei aber bemerkt, dass es nicht möglich ist, da es zwischen den beiden Aufnahmen irgendwie eine Art Verzerrung gibt. Wo die genau herrührt weiß ich nicht, tippe aber auf die Teleskopoptik, da die beiden Fotos aufgrund nicht perfekter Einnordung und mangels Guiding nicht exakt den gleichen Himmelsausschnitt zeigen. Aber der eine sehr deutlich hin- und herspringende Punkt innerhalb der orangenen Markierung ist auf jeden Fall real und im Abgleich mit Stellarium und Calsky.com der Kleinplanet Pluto. Das passt absolut. [:)]


    Gruß und klaren Himmel
    Heiko

  • Abend Heiko,


    endlich bin ich mal zum Lesen gekommen. [;)]
    Auch ich ziehe meinen Hut vor den Aufnahmen / der Animation von Pluto. Wie fein das wirklich ist, dass man so ein kleines Objekt, in solch einer Entfernung, mit einem relativ kleinen Instrument ablichten kann. Super cool! Echt krampfig ist es aber wirklich ab und zu, sich mit dem ganzen Fotokrams auseinander setzen zu müssen. Kenne ich nur allzu gut. Da bin ich verdammt froh, dass bei mir ja in gleicher Beo-Nacht mal alles rund lief.


    Als Du uns dann in der Nacht berichteste, dass Du Pluto auf dem Chip hast, war ich gleich sehr auf das Ergebnis gespannt. Da ist es nun.
    Besten Dank fürs Zeigen und fürs Mitnehmen - Deine Bedingungen waren wirklich besser als bei mir zur selbigen Zeit.


    Nun nicht mehr lange und es wird wieder gemeinsam gespechtelt. HuTT wir kommen [:)]


    Beste Grüße,
    Sven

  • Hallo Heiko,


    ich bin begeistert! Tolle Aufnahme und toller Bericht. Das mit dem Technikgehampel kann ich als eigentlich "Visueller" sehr gut nachvollziehen.
    Ich übe mich so langsam in der Deepskyfotografie und kämpfe immer noch mit dem Workflow.
    Da ist der Dobson schon was anderes. Aufbauen, Okular rein, Karte raus und genießen ;)


    Gruß Dirk

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