Frage zur Brennweitenverkürzung

  • Hallo,


    ich habe mal eine Frage zur Brennweitenreduzierung.
    Ich bin da jetzt nicht so sehr bewandert und möchte doch noch mal in die Runde fragen in der Hoffnung das sich hier jemand besser damit auskennt.[:I]


    Zu allerserst, es soll dabei keine abbildende Optik heraus kommen.
    Es geht nur darum das gesammelte Licht in den Fokus zu bekommen.


    Die Ausgangslage ist ein Newton 203/800.
    Hier möchte ich die Brennweite um den Faktor von ca. 0,2 reduzieren.
    Meinen Berechnungen nach müsste hierfür eine Linse mit ca. 200mm Brennweite erforderlich sein.


    Liege ich mit meinen Berechnungen richtig?
    Kann ich dafür eine Plankonvexe Linse verwenden?
    Und wo ca. liegt der Brennpunkt hinter der Linse?


    Ich hoffe ihr könnt mir weiter helfen.


    Viele Grüße
    Ralf

  • Hi Ralf,


    in grober Näherung kannst du Gleichung für die Gesamtbrennweite fg der Kombination zweier Linsen verwenden.
    1/fg = 1/f1 + 1/f2 - d/(f1*f2). f1, f2: Brennweiten der Elemente, d: deren Abstand zueinander.


    Wenn du eine f=200mm Linse einsetzen willst:
    1/(800*(1-0.2)) = 1/800 + 1/200 + d/(200*800)
    Ergibt d = 750 den Abstand der Linse zum Spiegel.
    Der gesamt Brennpunkt liegt dann ein wenig innerhalb der Brennweite der 200mm Linse, kann man (wenn man kann) natürlich auch genau rechen.


    Gilt so aber nur für hinreichend dünne Elemente.
    Will man es genauer muss man die Hauptebenen der Elemente kennen und einbeziehen.


    Eine Plankovex Linse nimmt man am ehesten dann wenn man ein parallel einfallendes Bündel im Fokus der Linse abbilden will.
    Ein symmetrische Bikonvexe dort wo man eine 1:1 Abbildung von -2f nach +2f (jeweils doppelte Brennweite).
    Ein konvergentes Strahlenbündel (wie hier gewünscht) noch stärker fokussieren macht man mit einer positiven Meniskuslinse.
    Als am Besten eine Meniskus am zweitbesten eine Plankovex Linse, Bikonvex eher nicht.


    Ein einzige Linse wird aber eine schlechte Abbildungsqualität und Farbfehler erzeugen.
    Ein einfacher Kompromiss wäre wohl eine positive Achromat Linse.


    LG Robert

  • Hallo Ralf,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Astromiesel</i>
    Die Ausgangslage ist ein Newton 203/800.
    Hier möchte ich die Brennweite um den Faktor von ca. 0,2 reduzieren.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Es ist nicht ganz eindeutig was du damit meinst. Es könnte bedeuten dass du die Brennweite mit 0.2 multiplizieren willst, also 800mm * 0.2 = 160mm. Es könnte aber auch bedeuten, dass du die Brennweite um 160mm reduzieren willst, also 800mm - 160mm = 640mm.


    Wie dem auch sei, du brauchst jedenfalls eine Shapley-Linse und die Berechnungsformeln findest du auf meiner Webseite:
    http://www.astro-electronic.de/faq2.htm#2


    Gruß
    Michael

  • Hi Ralf,


    gut das du nach frägst, ich habe mit der richtigen Gleichung das richtige Ergebnis +750mm erhalten.
    Leider habe ich bei erstellen des posting einen Tippfehler gemacht.
    korrekt abgetippt lautet die Gleichung:
    1/(800*(1-0.2)) = 1/800 + 1/200 - d/(200*800)
    1/640 = 1/800 + 1/200 -d/160000
    -3/640 = -d/160000
    d = 3*160000/640 = 750


    Wenn man diese Gleichung nach d löst erhält man 750.
    Mit dem Tippfehler erhält man -750.


    Die Gleichung findet man unter anderem hier:
    https://de.wikipedia.org/wiki/…s_zwei_d.C3.BCnnen_Linsen


    Hier sieht man wie eine kommerzielle Lösung aussieht:
    http://www.optecinc.com/astron…extgen/images/17406_3.jpg


    LG Robert

  • Hallo Robert,


    vielen Dank noch einmal, aber nun bin ich doch etwas verunsichert.


    Kann ich d nicht einfach frei wählen?
    Wie gesagt, es soll keine abbildende Optik werden.
    d hat ja einen sehr großen Einfluss auf fg.


    Mit meiner Linse f = 200mm bin ich ja noch meilenweit entfernt von dem angestrebten Verkürzungsfaktor von ca. 0,2.


    Linsen sind doch ein interessantes Thema. Habe mich noch nie damit beschäftigt. Immer nur durchgeschaut.[:I]



    Gruß
    Ralf

  • Hi Ralf,


    du hast folgende fixe Größen
    f1 = 800
    fg = 640 = 800 * (1-0.2) (oder meinst du 800 * 0.2 = 160 erreichen zu wollen ??)


    Demnach kannst du vom mathematischen Gesichtspunkt
    entweder f2 fixieren und d errechnen
    oder d fixieren und f2 errechnen.


    Das ganze muss dann aber physikalisch/technisch realisierbar sein (Linsendurchmesser etc.)


    Du sprachst von einer Linse mit f2 = 200 zu diesem Wert errechnet sich d = 750 und kann dann nicht mehr variiert werden wenn du damit ein fg = 640 erreichen willst.


    Welche Bildqualität insbesondere abseits der Achse speziell bei Verwendung einer einfachen z.B. Plankonvexlinse erreicht wird ist eine andere Frage.


    LG
    Robert

  • Hallo Robert,


    Deine Rechnung stimmt, wenn man dicht am Objektiv des Teleskops eine zusätzliche Linse anbringt. Solche, in der Regel große Zusatz-Linsen, wären äußerst unpraktisch. In der Praxis fügt man jedoch die erforderliche Linse weit vom Objektiv entfernt, kurz vor dem ursprunglichen Fokus, hinzu. Eine Zerstruungslinse vergrößert die effektive Brennweite. Diese Linse ist eine Barlow-Linse. Nimmt man stattdessen eine Sammellinse, verkleinert man die effektive Brennweite. Die Linse nennt sich dann Shapley-Linse. Um die verkürzte, effektive Gesamtbrennweite zu berechnen, nimmt man die Formeln, auf die vorstehend Michael verwiesen hat.


    Viele Grüße


    Kurt

  • Hallo Kurt,


    ich habe die Vorgaben von Ralf benutzt und die waren
    f1=800, f2=200, mit wunschgemäßes fg=640.
    Damit landet man ja (vorteilhaft), wie du schon ausgeführt hast mit d=750 knapp vor dem ursprünglichen Fokus von f1=800, bzw. weit entfernt vom Objektiv (Spiegel).


    Keine Ahnung warum du meinst das man damit dicht hinter dem Objektiv landet ?
    Rechenfehler, Denkfehler, meinerseits, deinerseits ??


    LG Robert

  • Hallo Robert,


    war mein Fehler. Ich hatte mich eingangs nicht richtig ausgedrückt.
    Die ursprüngliche Verständnisfrage von Michael war berechtigt.


    Hatte mich auf die F = 200mm bei der Plankonvexlinse versteift.
    Das kam daher, dass ich d keine allzu große Bedeutung beigemessen hatte.
    Bzw. dachte ich, ich kann die Position frei wählen.


    Die 200mm sind natürlich nicht fix. Nur kürzer als 50mm darf es nicht werden. Mangels Linse.


    Also Ziel ist es die 800mm Brennweite um den Faktor von ca. 0,2 zu reduzieren, so dass ich irgendwo mit der resultierenden Brennweite bei 160mm lande.


    Gruß
    Ralf

  • Hi Ralf,


    die Formel für d lautet:
    d = (f1 fg + f2 fg - f1 f2) / fg
    Wenn deine kleinste verfügbare Brennweite f2=50 sowie
    fg=160=0,2*800, f1=800 ist dann ergibt sich d=600.


    Ob das mathematische Ergebnis dann technisch umsetzbar ist bleibt eine andere Frage (ausreichender Durchmesser der Linse, zugänglicher Gesamtfokus, Newton mit Fangspiegel oder Fotonewton ohne Fangspiegel mit Kamera direkt im Fokus etc.)


    Eine 5x (Faktor 0,2) Shapley wird realisiert mit einer einfachen PCX (Plankonvex) Linse ein grottig schlechtes Bild machen (Farbfehler, sphärische Aberration, etc.)


    LG Robert

  • Hallo Robert,


    Deine Formel gilt, wenn man zwei nahe aneinaderliegende Linsen angenähert als eine einzige, dickere Linse betrachten kann. Bei einer Shapley-Linse ist der Sachverhalt grundlegend anders. Bitte beachte die Berechnungsformel von Michael.


    Viele Grüße


    Kurt

  • Hallo Kurt


    "gilt, wenn man zwei nahe aneinaderliegende Linsen angenähert als eine einzige, dickere Linse betrachten kann" diese Aussage ist falsch.


    "Meine" Formel gilt für paraxiale Strahlen also für Strahlen mit kleinen Winkeln und kleinem Abstand relativ zur Achse.
    Ebenso gelten die Werksangaben der Brennweite, etc. von Linsen nur für paraxiale Strahlen.


    Die Beiden Linsen müssen für die Formel nicht nahe aneinander liegen, der Abstand kann auch groß sein solange die paraxialität dabei gewahrt wird, gleiches (gültig bei Paraxialität) gilt für die Formeln Michaels welche nicht im Widerspruch sondern ergänzend zu der von mir angeführten Formel sind.



    In jedem Fall beschreiben die Formeln korrekt die Fokuslagen und Abstände der paraxialen Strahlen in Bezug auf die Hauptebenen der beteiligten Linsen.
    Bei der Shapley ist hierbei in diesem Sinne nichts grundlegend anders auch wenn die Shapley "Linse" in der Praxis eine mehrfach Linsen Baugruppe ist.


    Die Formeln (auch die "von" Michael") können nicht beschreiben wie sich das System bei Strahlen fern der Achse bzw. mit großem Winkel zu dieser verhalten.
    Um die Situation abseits der Achse zu berechnen muss man die genau Geometrie der und Brechungsverhalten aller beteiligten Element berücksichtigen, früher (vor dem Computerzeitalter) wurde so etwas analytisch gerechnet, heute üblicherweise mit Raytracing.


    LG Robert

  • Danke Robert,


    Du hast mir sehr geholfen.


    Genauso wie du sagtest, ist die Umsetzung in dem Maße nicht möglich.
    d darf in meinem Fall nicht kleiner als 700mm werden, sonst sitz die Linse im Tubus.
    Und der benötigte Durchmesser könnte evtl. auch ein Problem werden.


    Nun muss ich sehen wo ich am ehesten bei der Umsetzung Kompromisse eingehen kann.


    Die Abbildung ist dabei egal. Ich möchte nur das Licht von einem Objekt sammeln und mit dem Abbild die Sensorfläche möglichst vollständig bedecken um es als Ganzes zu messen. Und da es fast monochromatisch ist, stört der Farbfehler auch nicht.


    Ich danke dir noch einmal ganz herzlich.


    Viele Grüße
    Ralf

  • Hallo Ralf,


    freut mich dir geholfen zu haben.


    Wenn die Qualität egal ist dann solltest du nach Bikonvex (DCX) Linsen schauen die haben bei gleichem Durchmesser tendenziell eine noch kürzere Brennweite als Plankonvex Linsen. Im Extremfall kann man auch Kugellinsen verwenden.
    Wenn du das gesamte Bild mit einem einzigen (Licht) Sensor misst ist die Brennweite dann überhaupt noch von Bedeutung?
    Oder ist das Objekt so groß das es ohne Verkürzung der Brennweiten nicht komplett auf die Sensorfläche passt?


    LG Robert

  • Moin Robert,


    danke noch mal für den Tipp mit den anderen Linsenbauformen.
    Ich werde mich da noch mal umschauen ob ich was entsprechendes finden kann.


    Ja, das Objekt hat eine bestimmte Größe und befindet sich in einer fixen Entfernung. Daher der ganze Aufwand.


    Viele Grüße
    Ralf

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