Messing-Refraktor ca. 35/350

  • Hallo,

    ein kleiner Refraktor, Öffnung ca. 35 mm, Brennweite ca. 350 mm. Zu der Vergangenheit ist rein garnichts bekannt.

    Ich reihe einfach ein paar Bilder aneinander, die sprechen für sich selbst. Viel Spaß beim Anschauen.








    Was es mit der "1" auf der einen Seite und der "2" auf der anderen auf sich hat?







    Das Okular hat ein Steckmaß von 18,7 mm




    Die Abbildungsqualität ist recht ordentlich. Die Vergrößerung würde ich auf ca. 20-fach schätzen.







    Hier wurde mal nachgelötet, begrenzt fachmännisch:




    Das Objektiv zeigt Newton-Ringe:



    Hier noch deutlicher zu sehen:





    Definitiv ein feines Stück für Freunde von Messing-Handwerkskunst.







    Nun bin ich gespannt, ob irgendjemand eine Idee zur einstigen Nutzung hat.

    Dieser kleine Refraktor dürfte Teil einer Meß- oder Peil-Gerätschaft gewesen sein.
    Nur wie und wo und was?


    Viele Grüße,
    Andreas

  • Hallo Andreas,
    vermutlich war dein Teleskop Teil eines Nivelliers. Ich habe zwei ganz ähnliche, von H. Woernle in Stuttgart gefertigte Instrumente. Die zwei Messingblöcke (dienten der Zentrierung des Teleskops auf dem Stativ. Meine Nivelliere haben Abstandsblättchen zwischen den Objektivlinsen, diese fehlenden an deinem wohl (daher die Newton Ringe). Datieren würde ich deinen Tubus grob auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Eine weitere Möglichkeit wäre die Nutzung des kleinen Teleskops als ein sogenanntes Ablesefernrohr. Dies ist aber reine Spekulation da hierfür ein recht aufwendiges Stativ dabei sein müsste.


    Gruß in die Runde,
    Jürgen


  • Hallo zusammen,
    das Objektiv wird den Michi verzücken..... :)
    Aufgrund der Lagerböcke würde ich dann auf den Theodoliten tippen , alternativ eine Kippregel wg. der kleinen Achsstummel in der Tubusmitte.
    Der Verstellbereich des OAZ scheint terrestrisch zu sein.


    Gruss
    Karl

  • Hallo Andreas,


    hübsches Ding...bzgl. Verwendungszweck hatte ich dieselbe Idee wie Jürgen. Jürgen als Koryphae hat da sicher Recht.


    Karl, bevor ich hier den Ruf des "Newton-Ring-Michis" wegbekomme : nein, so ne lütte Messingtüte reizt mich nicht ! Ist nicht mein Gebiet - nichts desto Trotz ein schönes Gerät, welches aber zwischen Andreas' Takahashi-Flaks verloren gehen wird ![:D][:D][:D][8D]


    LG Micha


    P.S. : Andreas, wenn das eine neue Leidenschaft wird, hier noch 3 Appetithäppchen


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  • Moin Andreas!


    > Dieser kleine Refraktor dürfte Teil einer Meß- oder Peil-Gerätschaft gewesen sein.
    > Nur wie und wo und was?


    Das scheint mir das Fernrohr eines Messing-Theodoliten zu sein.
    1 und 2 könnten nur die Seiten bezeichnen, damit das Gerät umgedreht werden konnte, um dann mit der umgekehrten Optik nochmals zu messen. Das diente dazu, Fehlablesungen wegen nicht mittiger Fadenkreuze oder Nivellierfäden auszuschließen. Aus beiden Meßwerten wurde dann das Mittel genommen.


    So eine Methode ist mir von den großen Meridian-Teleskopen bekannt. Da wurde das Instrument aus dem selben Grund auch umgelegt. BeimTeodoliten können so auch Teilkreisfehler verringert werden, wenn das Instrument einmal durchgeschlagen wird.

  • Mahlzeit,

    thanxalot für die Rückmeldungen!

    "Nivelliergerät" hört sich sehr realistisch an. Und Messung auf Umschlag erklärt in der Tat die "1" und die "2".
    Freut mich, daß ich nun endlich einen Plan habe, was für ein Instrument das ist.

    Ob die seitlichen Achsbolzen von Beginn an dran waren, steht für mich nicht fest.
    Die sind als einzige Bauteile aus Stahl. Denkbar wäre, daß die nachträglich rangekommen sind.
    Solange ich kein Bild eines historischen Gerätes gesehen habe, das ebenfalls solche Bolzen
    dran hat, ziehe ich diese Möglichkeit in Erwägung.

    Micha (wambo), vergiß es! Ich werde nicht anfangen Nivelliergeräte zu sammeln. Äh, vorerst ... *hüstel*
    Aber dieses Dingens hier ließe sich in eine Steampunk-Engine integrieren. Selbstverständlich bei unangetasteter Original-Substanz.
    Du bist doch Steampunk-Korüphage und -Fan, nich wahr?

    Punkige Grüße,
    Andreas

  • Moin Paul!


    > "Nivelliergerät" hört sich sehr realistisch an. Und Messung auf Umschlag erklärt in der Tat die "1" und die "2".


    Ich meinte aber speziell Theodolit: der Bolzen in der Mitte für die Hauptachse, der hintere als Mitnehmer für den Skalenzeiger. Es muß auch ein Präzisionstheodolit gewesen sein, eben wegen der doppelten Messung.


    Hier ein sehr ähnliches Instrument komplett, man beachte die Ableselupen beidseitig am Skalenring. Auch hier: Doppelte Genauigkeit.
    Foto --> http://www.uni-jena.de/August+2011.html

  • Hallo zusammen, alles richtig. Es ist Nivellier und Theodolit möglich. Sehr wahrscheinlich ist es das Fernrohr eines Tellernivelliers, die in Frankreich und den Beneluxländern sehr verbreitet waren. Die Fernrohre waren offenbar standardisiert, um sie in Theodolit und Nivellier verwenden zu können. Das Foto zeigt eine Katalogabbildung der Firma Breton aus dem Jahr 1867.



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