M81 mit DSLR

  • Grüß' euch,


    nachdem ich mir bei euch schon manchen Ratschlag abgeholt habe, ist's an der Zeit, einmal herauszurücken, was ich damit angefangen habe. Hier ist M81, aufgenommen unter günstigen Bedingung für hiesige Verhältnisse.



    Eigentlicher Grund meines Beitrags ist aber doch wieder eine Frage: Welchen Gewinn an Bildqualität hätte ich konkret, wenn ich von meiner EOS 70D auf eine Astrokamera wechsle, sagen wir Moravian G3 16200? Natürlich sind das zwei Kamerawelten - schon vom Preis her, außerdem haben viele Aufnahmeverfahren mit DSLR kaum einen Sinn, z.B. Schmalbandaufnahmen. Eine Astrokamera gäbe mir viel mehr Aufnahmemöglichkeiten, andererseits schätze ich den angenehm schnellen Aufbau ohne Laptop, Tischchen und weiteren Kabeln, wenn ich mit DSLR photographiere. Wenn man nur Quellen betrachtet, die von Weißlicht dominiert werden (Galaxien, Kugelsternhaufen, offene Sthf.), wie sieht es da aus? Hätte jemand ein Vergleichsbild von M81, aufgenommen mit vergleichbarem Teleskop, aber einer geregelt gekühlten Astrokamera? Freilich habe ich schon bei Astrobin nachgeschaut, doch da habe ich nicht das Gewünschte gefunden: Entweder waren es Superaufnahmen von sagenhaft teuren Optiken oder es waren vergleichsweise bescheidene Ergebnisse zu finden - und sehr oft stand gar nichts dabei, wie die Aufnahme entstanden ist. Hätte jemand ein geeignetes Bild?


    Gruß von Heinrich


    Daten zu meiner Aufnahme: Teleskop f = 980 mm, D = 140 mm = f/7, 22 x 10 min Belichtung, bearbeitet mit PI, kalibriert mit Dämmerungs-Masterflat, Superbias und Masterdark aus 55 x 10 min Belichtungszeit bei gleicher Temperatur. Sensortemperatur 9°C bei -6°C Außentemperatur. Himmelshelligkeit 20,8 anfangs bis schließlich 21,1 mag/"^2. FWHM der Sterne auf den kalibrierten Einzelaufnahmen 2,4" (also vor dem Strecken). Entrauschen, Farbintensivieren, Schärfen im Bereich der Galaxie, jeweils in nur sehr geringem Maß. Himmelsausschnitt 46,3' x 37,0'. Norden ist links, Osten unten. (Durch die starke Kompression auf nur 72 kB in der Anzeige hier, kann man die Auflösung des Bildes leider nicht bewerten.)

    TEC Apo 140/980 mm, GSO 10" RC, Takahashi Epsilon 160ED, QHYCCD268M, QHYCCD178M, Canon EOS 70D, Losmandy G11

  • Hallo Heinrich,


    bei Galaxien bringt dir ein Wechsel von DSLR zu einer MONO-Astrokamera eine deutlich höhere Empfindlichkeit und ein schärferes Bild (keine Bayer-Matrix-Interpolation). Allerdings auch deutlich mehr Stress; nicht nur Aufbau des Laptops, sondern auch das Fokussieren ist im Vergleich zum Live-View echte Arbeit. Das Loch im Geldbeutel kommt auch noch dazu.
    Ob sich das lohnt muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich bin vor einem knappen Jahr umgestiegen, da ich meiner Meinung nach die Möglichkeiten mit einer DSLR ausgereizt hatte.
    Wenn man aber mit DSLR mehr Gesamtbelichtungszeit investiert, ist der Unterschied nicht gewaltig. Hier zwei Bilder von NGC4565 mit derselben Optik, einmal 13h mit der EOS600Da und 4h mit der AtikOne6.0:
    DSLR (zweites Bild): http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=181754
    CCD: http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=195419
    Bei Dunkelwolken ist der Unterschied erheblich größer.


    Ich finde bei deiner M81 sieht man, dass 220min bei f/7 zu wenig ist mit DSLR. Mit mehr Belichtungszeit würde auch mit DSLR deutlich mehr gehen.
    Ein sehr sehr gutes Beispiel dafür ist: http://www.ried-sternwarte.de/ic1396.html


    Mehr Licht würden dir auch die größeren Pixel einer Vollformat DSLR wie der EOS 6D bringen. Vielleicht ist das auch eine Alternative.


    Viele Grüße und CS
    Feri

  • Vielen Dank, Feri, für die ausführliche Antwort.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Ich bin vor einem knappen Jahr umgestiegen, da ich meiner Meinung nach die Möglichkeiten mit einer DSLR ausgereizt hatte.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Dann hat meine DSLR noch lange nicht ausgedient, wenn ich sehe, was du damit erreicht hast. Stefan "Galaxienspechtler", den ich persönlich kenne, macht mit seiner EOS 6D_mod auch wunderschöne Bilder. Ich sehe: High-end an Kameratechnik braucht man also erst, wenn man Spitzenergebnisse erzielen will, die sich ansonsten nicht erreichen lassen.


    Warum hältst du das Fokussieren für "echte Arbeit"? Das würde mich noch interessieren. Meine Optiken machen es mir leicht, wahrscheinlich, weil bei f/7 bzw. f/8 der Spielraum für scharfe Abbildung deutlich größer ist als bei "schnelleren" Optiken wie deiner mit f/5,2. Nach ausreichender Auskühlzeit ändert sich bei meinen OTAs nicht mehr viel. Live-View hilft bei meiner Kamera nicht, weil zu ungenau. Mit Bachtinoff-Maske geht das viel präziser. Wird's im Laufe des Abends kälter, dann stelle ich alle 2-3°C nach, kostet halt eine kurze Unterbrechung der Serie und ggf. einen kleinen Schwenk zu einem hinreichend hellen Stern.


    Deinen Rat, länger zu belichten, greife ich gerne auf. Ich sehe schon, gut Ding will Weile haben. Deine beiden Bilder von NGC4565 sind mit DSLR 820 min lang und mit CCD-Kamera 250 min lang belichtet worden. Das ist mehr als ein Faktor 3 Unterschied. Der ist für mich schon wesentlich. Denn wie oft kommt es hier vor, dass ich in aufeinanderfolgenden Nächten gute Bedingungen habe? Da schaut's schlecht aus.


    Viele Grüße
    Heinrich

    TEC Apo 140/980 mm, GSO 10" RC, Takahashi Epsilon 160ED, QHYCCD268M, QHYCCD178M, Canon EOS 70D, Losmandy G11

  • Hallo Heinrich,


    also, ich schildere mal den Unterschied beim Fokussieren wie ich ihn erlebt habe. Bei der DSLR klappe ich das Display zu mir und stehe in relativ normaler Körperhaltung neben dem Teleskop die Finger am Fokuskrad. Im Live-View bei 10x Vergößerung habe ich fast immer einen vernünftigen Stern zum Fokussieren gefunden und man sieht "live" die Auswirkungen des Fokussierens. Optimal für die Feinjustage. Trotz perfektionistischer Vorgehensweise hat das immer gut und schnell geklappt.
    Der Unterschied zu 'ner CCD liegt nun auch daran, dass eine CCD um ein Vielfaches langsamer ausliest als ein CMOS Sensor und ein höheres Ausleserauschen hat. Laptop anstelle des Kameradisplay kommt auch noch dazu. Das sieht dann bei mir so aus: Damit ich ein schnelles Bild bekomme stelle ich zunächst das Binning hoch, dann belichte ich 2s, dann suche ich einen Stern zum Fokussieren, dann den Bildausschnitt um den Stern auswählen (schnelles Auslesen), natürlich nicht vergessen das Binning zurückzustellen, Belichtungszeit nehme ich 2s damit der Stern halbwegs vernünftig aussieht (Ausleserauschen). Dann muss ich den Laptop zum Teleskop drehen ohne dass was vom Tisch runter fällt. Danach stehe ich in ergonomisch ungünstiger Körperhaltung zwischen Tisch und Teleskop, ohne mich in den Kabeln zu verfangen, die eine Hand am Fokusring des OAZ, der Kopf zum Laptop gedreht und versuche mit der Updaterate von 2s anhand des Sterns und einer FWHM-Anzeige das ganze optimal zu fokussieren. Danach muss ich wieder den vollen Bildausschnitt wählen, Belichtungszeit hochstellen und nicht vergessen den Haken wieder bei Autosave zu setzen. Das natürlich bei jedem Filterwechsel der LRGB Aufnahme und auch mal zwischendurch nach Temperaturänderung.
    Ok. Es gibt auch motorisierte OAZ und Software, die das automatisch macht. Aber sauberes Fokussieren halte ich ganz entscheidend für die Bildqualität. Das ist Chefsache.


    Dadurch und durch andere Faktoren ist es mit DSLR deutlich stressfreier.


    Ich muss über die "schnelle" Optik etwas schmunzeln. Ist alles eine Frage der Perspektive. Ich sehe die f/5.2 als ziemlich langsam an, da ich meist mit dem ASA-Reducer mit f/3.3 unterwegs bin. ;)


    Und ja, Licht (und guter Himmel) ist (fast) alles. Je besser das Summenbild umso mehr kann man hinterher mit der Bearbeitung rausholen. Man gewinnt also doppelt. Mit einer Mono-CCD wärst du schneller beim gleichen Ergebnis, keine Frage. Weitere Stellschrauben wären aber auch die Pixelgröße oder ein Reducer auf ein schnelleres Öffnungsverhältnis.


    Bei deinem Bild hast du Recht, dass es bei der JPG-Kompression schwer zu beurteilen ist.


    Viele Grüße
    Feri

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