Beobachtungsregionen in Südeuropa

  • in diesem Forum habe ich keine Rubrik gesehen, in die meine Frage so richtig passt. Als Notlösung habe ich nun diese gewählt.


    Namibia kommt für mich preislich nicht infrage. Vor allem aber möchte ich mit der eigenen Ausrüstung arbeiten. Darum suche ich Regionen im Süden Europas, die ich mit dem Auto erreichen kann und die möglichst verlässliche und gute Beobachtungsbedingungen bieten. Irgendwo habe ich von guten Bedingungen in der Estremadura (Südwestspanien) gelesen. Das ist von mir Luftlinie 1900 km, auf der Straße aber 3000 km weg. Lieber wäre mir Frankreich, weils näher liegt. Mit der Provence habe ich bei 3 Besuchen keine so guten Erfahrungen gemacht. Auf dem jüngst erschienenen Atlas für Lichtverschmutzung wollte ich nachschauen, welche Gegenden günstig sein könnten (The new world atlas of artificial night sky brightness), aber die Karten, dich ich im Internet fand, sind viel zu grob, als dass ich da konkret Orte erkennen könnte.


    Kennt jemand Gegenden in Südfrankreich, Süditalien, Albanien oder Griechenland, die man empfehlen kann? (Ich bin nicht so frech und will gleich Geheimtipps verraten bekommen. Mir langt die Gegend. Die Unterkunft suche ich mir dann schon selber.)


    Ich selber wohne am Alpenrand und darf nicht klagen, SQM 20,8 und besser ist in meiner Nähe nicht selten. Aber immer wenn ich Urlaub habe, streift hier eher ein Tiefausläufer vorbei und man hat Transparenz 0.


    Über Tipps würde ich ich freuen.
    Gruß von Heinrich

    TEC Apo 140/980 mm, GSO 10" RC, Takahashi Epsilon 160ED, QHYCCD268M, QHYCCD178M, Canon EOS 70D, Losmandy G11

  • Servus heinrich,


    naja, soooo weit ist es nach Südspanien auch nicht. Ich war letztes Jahr an einem wirklich dunklen Fleckchen, SQM-Werte bis 21.94. Fahrstrecke von Dir aus: ca. 2250 km. Schafft man dennoch nicht in einem Tag.
    Vorerkundet, aber noch nicht ausprobiert habe ich die Gegend südlich der Plitvicer Seen in Kroatien. Auch dort gab es SQM-Werte von 21.9. Und die Infrastruktur dort dürfte allemal besser sein als in Albanien. Fahrzeit von Dir aus ca. 8 Stunden, das könnte man sogar mal für ein verlängertes Wochenende nutzen.


    Grüße von nebenan


    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Mahlzeit,


    wir haben es einmal in Südspanien (Pitres - am Südrand der Sierra Nevada) versucht und waren schwer enttäuscht. Vor allem weil die Fahrt dorthin - wir sind in einem Rutsch durchgefahren - wirklich mörderisch ist.


    In den Dolomiten hatten wir meistens halbwegs Glück. Zu 50% klare Nächte und sehr dunkel.


    Mit der Haute-Provence ist es so eine Sache. Wir waren vor ein paar Jahren mal in Cruiz und hatten zwar klaren und dunklen Himmel - aber ein absolut mieses Seeing. Letztes Jahr hingegen war ich in den Bergen oberhalb Banon und hatte ein phantastisches Seeing. Nebenan in Saint Michel l'Observatoire haben die Franzosen ihr ganzes großes Zeug auf den Berg gepackt. So schlecht kann die Gegend also nicht sein. Aber in der Provence steht und fällt alles immer mit dem Mistral und der südliche Horizont ist immer hell, weil an der Côte d'Azur Party ist[:D]


    In Italien hatte ich bislang nie Glück. In der Toskana war es immer viel zu hell, obwohl wir weit von den Städten entfernt waren. In Umbrien ist es etwas besser, weil dort ohnehin tendentiell eher der Hund begraben ist. Eine Astro-Reise ist es m.E. aber trotzdem nicht wert.



    Also wenn - würde ich mich in der Haute-Provence umschauen. Im Sommer evtl. noch weiter in die Berge - Richtung Grenoble. Je weiter man in den Bergen ist, desto weniger hatte der Mistral Gelegenheit Schwung zu holen. Im Winter wäre es mir da aber zu kalt...


    Gruß
    Klaus

  • Servus Heinrich,


    hier ein Nachtrag:
    unter der URL
    https://www.lightpollutionmap.…n=1861852&layers=B0TFFFFT
    kannst Du Dir eine interaktive Karte zur Lichtverschmutzung samt der SQM-Werte, die dort gemessen wurden, anschauen.
    Meine Messungen in Südspanien und am schwarzenberg findest Du dort auch eingetragen :)
    Italien kann man mehr oder weniger vergessen, sieht man mal von den Alpen ab.


    Zum Thema Südfrankreich: ich war vor vielen Jahren dort, da hat sich sicherlich in punkto Lichtverschmutzung seitdem viel getan. Der Mistral war, wie Du auch bemerkt hast, ausschlaggebend für sehr klares Wetter, aber miserables Seeing - und das merkst Du bei Deiner Ausrüstung sofort. Für mich keine anzustrebende Sache mehr, zumal auch mehr al 1.000 km entfernt. Vielleicht wäre Kroatien doch nicht so schlecht...?


    (==>)Klaus: in einem Rutsch nach Südspanien? Das wäre mir auch zu mörderisch. Wir haben's in 2 Tagen gemacht, mit 4 Fahrern, das ging dann recht gut.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Im Schweizer Biosphären Nationalpark soll es sehr dunkel sein, ich hab nachts noch nicht dort beobachtet, aber bin einigemal mit der Vespa da durchgefahren, wunderschöne Gegend, guckst Du


    hier: Val Müstair

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: StephanPsy</i>
    <br />
    Im Schweizer Biosphären Nationalpark soll es sehr dunkel sein, ich hab nachts noch nicht dort beobachtet, aber bin einigemal mit der Vespa da durchgefahren, wunderschöne Gegend, guckst Du


    hier: Val Müstair




    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das alpine astrovillage kann ich nur empfehlen.
    Die frage ist halt ob es weit genug südlich ist für den thread ersteller.

  • Hallo Walter,
    in Lü gibt es noch eine kleine Kirche und ein Wirtshaus
    und die Astroanlage. Das wars. Die Lage ist sehr schön.
    Für einen Bergsommerurlaub bist du im Vinschgau(It.) wesentlich abwechslungsreicher und vor allem um gut die Hälfte billiger aufgehoben.
    Von Taufers od. Gloria (Glurns) bist du in 30 Min. in Lü. Mit der
    kostenlosen Vinschgaukarte kannst du den Zug gratis bis Meran und
    die dazugehörigen Bergbahnen benutzen. Umbrailpass und Stilfserjoch, wo die beiden Pässe oben zusammentreffen gibt es auch Platz auf über 2600m.


    Aber zur Frage von Heinrich (apintole)
    Ich bin mal die Samariaschlucht auf Kreta durchgelaufen und habe mir
    gedacht, da oben auf dem Ausgangsplatz (Plato) müßte man doch einen
    totalen Nachthimmel haben. Liegt auch über 2000m hoch so viel ich weiss und es gibt glaube ich, auf Kreta auch eine
    Sternwarte.
    Ich will da auch nochmal hin weil ich von La Palma, was die Lichtverschmutzung betrifft, ziemlich enttäuscht bin.


    Viele Grüße
    Marwin

  • Als ich auf Enter getippt habe, habe ich, glaube ich, schon geahnt,
    dass hier nachgefragt wird. Also das ist rein mein Empfinden.


    Wenn man gute Beobachtungsbedingungen haben will, geht es erst ab
    Tinizara in Richtung Puntagorda los. Alles was südl. von Tijarafe
    liegt, wird von den Lichtern von Los Llanos de Aridane voll ausgeleuchtet. Am Mirador El Time hat man das gefühl, man schaut
    schon fast vom Eifelturm aufs nächtl. Paris runter. (ich übertreibe
    natürlich leicht) Um die Südspitze der Insel ist meist das Seeing miserabel und man sieht an den Vulkanen nach Süden nicht vorbei.


    Was bleibt ist die Ecke oberhalb von Puntagorda. Die Fahrt auf den
    Roque macht man auch nicht jeden Tag bzw. Nacht. Das Gelände oben ist
    nächtens gesperrt und am Mirador de Los Andenes ist es voll oder daneben gefährlich. Und wenn man nach Süden beobachten will, weswegen ich ja dort hin geflogen bin (bin Scorpi-Liebhaber)sieht man auch von dort oben die Stadtbeleuchtung. Natürlich gibt es diese dunklen Finkas irgendwo versteckt dort in der Ecke. Aber es ging ja um die nächtl.
    Helligkeit der Insel. Das haben die schon übersehen.
    Viele Grüße Marwin

  • Klaus:<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Aber in der Provence steht und fällt alles immer mit dem Mistral und der südliche Horizont ist immer hell, weil an der Côte d'Azur Party ist<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Ich bin gerade wegen dem Südhimmel hingefahren. Obwohl dort alles um 4,5° höher über dem Horizont steht, habe ich z.B. von NGC253 bei uns bessere Ergebnisse erzielt, weil der Himmel hier dunkler ist. Allerdings - und das muss ich dem Vaucluse-Hochland lassen - hatte ich dort wunderschöne Nächte für Doppelsternbeobachtungen. (So gut, dass mir mein APO zum ersten Mal fast zitterfreie Beugungsringe gezeigt hat.)


    Walter: <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich bin mal die Samariaschlucht auf Kreta durchgelaufen und habe mir
    gedacht, da oben auf dem Ausgangsplatz (Plato) müßte man doch einen
    totalen Nachthimmel haben. Liegt auch über 2000m hoch so viel ich weiss und es gibt glaube ich, auf Kreta auch eine
    Sternwarte. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> Kann ich beipflichten. Kreta ist umwerfend. Habe vor 20 Jahren eine Nacht auf der Omalos-Hochebene unter freiem Himmel verbracht. Ich habe kaum noch ein Sternbild erkannt, so viele "neue" Sterne haben die bekannten Muster durcheinandergebracht. Aber leider ist Kreta auch nicht der nächste Weg.


    Xsplendor: <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Das alpine astrovillage kann ich nur empfehlen.
    Die frage ist halt ob es weit genug südlich ist für den thread ersteller.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Klingt vielversprechend. Der Südhimmel ist nicht alles. Hauptsache nachts ist es dunkel und tagsüber ist in der Nähe Gelegenheit was zum Essen zu kriegen. Allerdings, wenn schon Urlaub, dann wäre mir eine Gegend lieber, die anders ist als hier bei mir zuhause. Die Alpen habe ich jeden Tag vor der Nase. Aber warum nicht? Die Emberger Alm (Kärnten) hat mir einiges geboten und das Gasthaus dort ist sehr empfehlenswert.


    Interessant finde ich den Hinweis auf Kroatien. Ich war schon öfter an der dalmatinischen Küste, aber mit Freunden und abends war eher Gemütlichkeit angesagt. Von einem Campingplatz aus lässt sich der Himmel recht schlecht bewerten, so dass ich bis jetzt Kroatien (dann wohl eher das menschenarme Landesinnere) noch nicht in Betracht gezogen habe.


    Vielen Dank für eure Anregungen!
    Gruß von Heinrich

    TEC Apo 140/980 mm, GSO 10" RC, Takahashi Epsilon 160ED, QHYCCD268M, QHYCCD178M, Canon EOS 70D, Losmandy G11

  • Hallo Heinrich,


    ja, ja, mit dunklem Himmel sind wir in Europa nicht gerade gesegnet.
    Ich habe 15 Jahre lang im Hinterland der Costa Blanca beobachtet.
    Meist mit großen Tüten bis 20 Zoll.
    Blöderweise haben die spanischen Dörfer überall Straßenbeleuchtung installiert. Gefördert aus Mitteln der EU! [:0]
    Wo früher ein guter Himmel war ist heute maximal SQM 21,0 erreichbar.
    Man muss schon weit weg von der touristischen Gegenden sein, um mal einen wirklich guten Himmel zu bekommen.
    Ich habe es deshalb aufgegeben (in meiner zweiten Heimat Spanien) zu Spechteln.
    Es gibt aber auch weiter entfernte und trotzdem preisgünstige Alternativen!
    Seit 2011 fliege ich nach Südafrika auf Hottie Oberholzers Astrofarm.
    Das kostet etwa die Hälfte eines Namibiabesuches und die Astro-Bedingungen sind etwa die gleichen wie in Namibia.
    Zwei Wochen kosten incl. Flug und Vollpension €1.200,00, der Transfer für 1 bis 7 Personen € 280,00.
    Ich fliege mittlerweile dreimal im Jahr, weil das ein ultimatives Erlebnis ist.
    Von April bis Oktober sind die Nächte zu 95% klar... und wie klar! [:p]


    cs
    Timm

  • Guten Tag allerseits,
    Da hier um verschiedenste Regionen diskutiert wird, möchte ich gerne einen Tipp einwerfen, welchen ich letztes jahr im April entdeckt habe. Zwar für den TE wohl zu weit weg, aber für manch anderen eventuell interessant!


    Das Hinterland von Almería in Andalusien ist sehr dunkel. In der Sierra de Los Filabres ist es sehr dünn besiedelt und gleichzeitg hoch. Dort befindet sich auch das Calar Alto Observatorium mit dem größten Spiegelteleskop in Westeuropa, was definitiv einen Besuch wert ist. Am Observatorium wird mittlerweile sogar geziehlt Astrotourismus angeboten, was es letztes jahr noch nicht gab.


    Die Gegend ist auch sehr trocken (also meist klarer Himmel).


    Die Fahrt ist natürlich nicht ohne.


    Gruß und cs,
    Daniel

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