Hallo liebe Freunde der visuellen Deepskybeobachtung,
am vergangenen Samstag war ich auch mal wieder draußen, auf meinem Stammbeobachtungsplatz auf 470m Höhe üNN, nahe meinem Wohnort Korbach, um ein paar alte Photonen mit meinem 12" f/5 Dobson zu saugen. Im Folgenden will ich aber nur auf eine Beobachtung detailierter eingehen, über deren Erfolg ich doch sehr erstaunt war.
Nach einer ausgiebigen Beobachtung von M42, der in schön strukturiertem grünlichen Gewand daherkam und ich zwischendurch sogar kurz den Eindruck hatte, die südwestliche Kante der Huygensregion in einem leichten rostroten Farbton wahrzunehmen (blieb aber nach früheren Beobachtungen mit 16" dann doch Wunschdenken), ging ich mit dem Dobson auf die Region um den Gürtelstern Alnitak, um zuerst nur den Flammennebel NGC2024 zu besuchen, der zwar wie immer durch die Leuchtkraft des Gürtelsterns mächtig überstrahlt wurde, trotzdem aber seine schöne Flammenverästelung preisgab.
War die rostrote Nebelkante in M42 wahrscheinlich Wunschdenken, so folgte nun die große Überraschung für mich. Ohne auch nur einen Funken Hoffnung auf eine erfolgreiche Beobachtung zu haben, schwenkte ich den Tubus des 12"ers vom Flammennebel kommend ein klein wenig nach unten, um mal nach B33, dem Pferdekopf-Dunkelnebel, bzw. dessen "Hintergrundbeleuchtung" in Form des sehr schwachen Emissionsnebels IC434 zu schauen. Letzterem ist es ja zu verdanken ist, dass man den schönen, Licht absorbierenden Pferdekopfnebel überhaupt sehen kann. Der ein oder andere der mich länger kennt bzw. im ATDS-Forum schon eine Weile mitgelesen hat weiß, dass ich vor 3 Jahren mal einen ausgiebigen H-Beta-Filtertest unternommen hatte, wobei ich dafür u.a. auch die Nebelkombi IC434 und B33 als Testobjekt aufgesucht hatte, da diese und der Californianebel ja die H-Beta-Filterobjekte schlechthin sind. Aber selbst mit so einem Filter guter Qualität ausgestattet, ist die erfolgreiche Sichtung des Pferdekopfes nicht garantiert. Wenn die Transparenz des Himmels nicht gut genug ist, dann hat man keine Chance auf eine erfolgreiche Sichtung, da der Kontrast des dunklen Pferkopfes gegenüber dem dahinterliegenden Emissionsnebel sehr sehr gering ist.
Ich schwenke also noch immer mit dem 31ger Nagler im OAZ an die Stelle wo B33 zu finden wäre, in Ermangelung eines eigenen H-Beta-Filters habe ich meinen weichen Baader UHC-S Filter mit dem Filterschieber eingestellt, und es dauert tatsächlich nicht lange, als ich plötzlich und völlig unerwartet tatsächlich die schwarze "Nebelbucht" des Pferdekopfes in einem Hauch von Nebelschwade von IC434 entdecken kann. Ich kann´s kaum glauben, aber es war noch nicht mal sehr schwer diesen schwachen Schatten zu erhaschen, wahrscheinlich aber auch, weil ich durch vorangegangene H-Beta-Beobachtungen genau wusste, was mich erwarten würde, bzw. worauf ich zu achten hätte. Selbst als ich während des beobachtens den UHC-S Filter kurz aus dem Gesichtsfeld schob, konnte ich den Pferdekopf noch gerade so erahnen, aber nicht mehr dauerhaft halten.
Ich war so von den Socken über die Sichtung, dass ich nur kurz überlegen musste, ob ich nach Jahren mal wieder den Zeichenblock und den Bleistift zücken sollte, um diese tolle Beobachtung festzuhalten.
Da ich im Zeichnen nicht wirklich erfahren bin, brauchte ich mal wieder eine Weile, bis ich die Feldsterne drin hatte. Als das dann endlich erledigt war merkte ich, dass ich den Pferdekopf auch mit UHC-S Filter nicht mehr dauerhaft halten konnte. Die Bedingungen wurden scheinbar langsam schlechter, was damit zusammenhängen konnte, dass der Orion schon längst kulminiert hatte und sich langsam wieder in Richtung Westhorizont bewegte, wo die Transparenz ja deutlich schlechter wurde, je tiefer die Objekte standen.
Ich habe die Zeichnung dann auch tatsächlich nicht mehr vor Ort fertig gestellt, nur noch die Umrisse des Dunkelnebels skizziert und dann am Sonntag zu Hause die Zeichnung aus dem Gedächtnis fertiggestellt. Was mich dann aber tatsächlich fast Nerven gekostet hat war die Bildbearbeitung des Scans, um die invertierte Bleistiftzeichnung so gut wie möglich an den realen visuellen Eindruck anzupassen. Ich muss dazu sagen, dass ich auch nicht gerade der Überflieger in sachen EBV bin. Nach tatsächlich bestimmt 2 Stunden der Bildbearbeitung, also insgesamt fast vier Stunden Arbeit vom ersten Bleistift-Feldstern auf dem Blatt Papier bis zum folgenden Bild, war ich ausreichend zufrieden mit dem Endergebnis. Ich hatte IC434 an meinem heimischen Rechner mittels der EBV mit Gimp so schwach werden lassen, dass man ihn und damit auch B33 kaum noch ausmachen konnte und sich schon länger auf das Bild einlassen musste, um die dunkle Nebelbucht zu erkennen - ganz wie am Teleskop. An meinem Firmenrechner musste ich aber heute Vormittag feststellen, dass ich trotz maximal eingestellter Monitorhelligkeit nur noch den hellsten Teil von IC434 erblicken konnte, sodass ich die Zeichnung noch mal etwas aufhellen musste.
Ihr habt den Monitor dann richtig eingestellt, wenn man den Nebelstreifen von IC434 gerade noch so erahnen kann. Dann nämlich fällt auch der Pferdekopf nur gerade so auf, so wie am Teleskop.
Wie ihr in meiner Zeichnung sehen könnt, sieht man anstatt des allbekannten Pferdekopfes nur eine etwa rechteckige Ausbuchtung in IC434. So aber konnte ich bisher auch am 16"er mit H-Beta-Filter nur den Pferdekopfnebel beobachten. Die von den tollen Fotos bekannte Form mit der ausgeprägten Schnauze konnte ich bisher noch nie beim beobachten rausarbeiten. Der Kontrast ist aber auch wirklich extrem gering ...
Parallel lief im Hintergrund übrigends meine vor kurzem astromodifizierte EOS1000D und schoss mit 28mm Brennweite eine Fotoserie vom Sternbild Orion ... Da das Objektiv wiedermal zu schnell zugetaut ist (wird Zeit für `ne Objektivheizung), kamen aber nur 6 Einzelbelichtungen á 240 Sekunden mit ISO400 und Blende f/4 für das folgende Summenbild zum Einsatz ...
Ich hoffe ich hab euch mit meiner Ausführung nicht gelangweilt ... und wünsche allen ordentlich CS
Grüße
Heiko