Dunkeladaption: Wie lange dauert's?

  • Wie lange dauert bei euch die Dunkeladaption in Mondloser dunkler Nacht?
    Die Öffnung der Augenpupille ist nach meiner Beobachtung ja bereits nach ca. einer Minute erfolgt, aber wie lange braucht die Netzhaut, um sich total adaptiert zu haben, also die Grenzgröße nicht mehr ansteigt und z.B. die Strukturen in der Milchstraße nicht mehr zunehmen?
    - 5 Minuten?
    - 20 Minuten?
    - 45 Minuten?
    - Viele Stunden, also am besten tagsüber mit schwarzer Mafiosibrille rumlaufen?

  • Hallo Stathis,


    bei mir dauert das an meinem Plätzchen bei mondloser Nacht so 15 - 20 min.
    Zumindest ist das mein Eindruck, dass danach nimmer viel passiert.

  • Hallo Stathis,
    auch ich meine, dass sich nach 20 Minuten nichts mehr tut. Die braucht es aber, wie ich meine, immer. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich mich höchst selten an so schwierigen Objekten wie du versuche. Ich bin aber auch mehr Fotograf als Beobachter.


    Gruß...Gerald

  • Hi Stathis,


    also, ich brauche in der Regel so um die 10 - 15 Minuten, dann erreiche ich die schwächsten Sterne. Allerdings bleibt zu sagen, dass zu diesem Zeitpunkt der Himmel noch sehr dunkel erscheint. Mit zunehmender Dauer erreiche ich zwar nicht mehr Sterne, aber der Himmelshintergrund wird merklich heller (Strukturen in der Milchstrasse gehen aber nicht verloren).
    Beispiel: ich bestimme die visuelle Grenzgröße meist im Kleinen Bären. Verlöschen alle Lichter, so sind meistens meine " 2 Leitsterne" mit 6,4mag nach ca. 1 Minute zu sehen. Nach rd. 10 Minuten sehe ich auch die Sterne mit 6,7mag (je nach Wetterlage auch tiefer). Nach ca. 20 Minuten sehe ich den 6,7er immer noch gleich gut, aber eben der Himmelshintergrund ist wesentlich heller geworden, womit der 6,9er Stern meist nicht mehr hergeht. Besonders fällt dieses Phänomen dann auf, wenn Schnee liegt, dann glaubt man wirklich oft, dass der Himmel gar nicht richtig dunkel wird, obwohl bei 6,7mag und mehr sollte man dann doch zufrieden sein.


    Grüße aus Innsbruck
    Tom

  • Hallo Stathis,
    man hört und liest ja was von >30 Minuten für völlige Adaption.
    Es ist schwierig zu beurteilen, weil wir in Mitteleuropa ja nirgends wirklich dunklen Himmel haben. Aber nach meinem Eindruck bringt eine halbe Stunde Adaption schon was, wenn ich kleine flächige Galaxien bei mittlerer Teleskop-Vergrößerung finden möchte.
    Für "normales Spechteln" genügen mir aber schon 10-15 Minuten, wenn ich vorher nicht in sehr heller Umgebung war.


    Das, was wir mit Dunkeladaption bezeichnen, besteht ja wohl aus drei Vorgängen:


    1. Die Pupille öffnet sich, wodurch zwar mehr Licht gesammelt wird, aber die Sehschärfe abnimmt (unser Auge hat bei 2,5-3 mm Pupille normalerweise die beste Schärfeleistung).


    2. Die Biochemie in den Sehzellen wird so verändert, daß sehr wenig Licht für einen Nervenreiz genügt - das geht aber nur bei den Stäbchenzellen optimal, deshalb verlieren wir weitgehend unser Farbsehen und das Sehen im Schärfezentrum des Auges ("Gelber Fleck").
    Nach 30-45 Minuten im Dunkeln ist ein neues Gleichgewicht erreicht. Weil solche Prozesse asymptotisch verlaufen, sollte nach 15 Minuten aber schon fast die volle Adaption erreicht sein.


    3. Das Gehirn muß sich auf eine andere Ansteuerung der Augenmuskeln und auf die Verarbeitung der schwachen Lichtreize einstellen. Diesen Faktor kann man als Einzigen durch Training beeinflussen.


    Wenn ich bei mir Unterschiede in der Tagesform feststelle, dann führe ich sie mehr auf Faktor 3 als auf Faktor 2 zurück.
    Wichtiger als völlige Dunkelheit ist wohl, in den Stunden vor dem Beobachten die Augen möglichst wenig anzustrengen.


    Subjektiv die beste Wahrnehmung habe ich, wenn ich vorher einige Stunden geschlafen habe und dann bei völliger Dunkelheit mit dem Beobachten beginne.


    Gruß,
    Martin

  • Hi Martin


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Subjektiv die beste Wahrnehmung habe ich, wenn ich vorher einige Stunden geschlafen habe und dann bei völliger Dunkelheit mit dem Beobachten beginne.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das kann ich unterschreiben!!


    Grüße aus Innsbruck
    Tom

  • Ich hab Dir da mal ne Abbildung von Goldstein (2002) herausgesucht. Also noch 20 Minuten tut sich bei den Stäbchen, die ja für das Sehen bei schwachem Licht, dem skotopischen Sehen, nicht mehr viel. Passt ja auch ganz schön mit den vorherigen Erfahrungsberichten zusammen. [:)]




    Harry

  • Hi Leute,
    also bei mir ist es auch etwa 20 min.
    Thomas&gt;
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Allerdings bleibt zu sagen, dass zu diesem Zeitpunkt der Himmel noch sehr dunkel erscheint. Mit zunehmender Dauer erreiche ich zwar nicht mehr Sterne, aber der Himmelshintergrund wird merklich heller (Strukturen in der Milchstrasse gehen aber nicht verloren)<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    diesen Eindruck kann ich auch voll bestätigen.
    Wenn ich meist nach 2 Stunden Beobachtung den Himmel gegenüber nach 20 min betrachte, denke ich offt: Was für ein bescheidener Himmel ist das heute im Laufe der Nacht geworden! Aber im Nachhinein betrachtet, ist das eigentlich immer so.
    Nur deine Grenzgrößen sind leider in meiner Umgebung um 0,5 - 0,7 mag geringer.
    Viele Grüße
    Jörg


    <font size="1">Zitat Syntax korrigiert, damit man nicht so scrollen muss von Stathis</font id="size1">

  • Hallo Stathis,
    das mit 20 Min. kommt bei mir auch gut hin.
    Laß uns doch auf dem ITV einen Test machen!
    Wenn wir einen 7m Himmel haben gehst du mit einem Halogenstrahler rum und leuchtest den Leuten in die Augen, dann schaun wir mal ob du nach 20 Min noch da bist.[:D]
    Gruß Bernhard

  • Hallo Stathis!


    20 bis 30 Minuten sind realistisch, denke ich.
    Es geht sicherlich etwas schneller, wenn du in der Dämmerung mit einer Mafiosobrille herumläufst. [:)]

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Stathis</i>
    <br />Wie lange dauert bei euch die Dunkeladaption in Mondloser dunkler Nacht?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Stathis,


    Ich hab das auch mal gemessen und da war nach ca. 20 Minuten auch ziemlich das Ende erreicht (Zentralstern in M27 indirekt im 10-er), viel besser wurde es jedenfalls nicht mehr. Was mir aber auch auffiel, das nach noch längerer Zeit durchaus noch merkbare Veränderungen am Himmel stattfinden, diese scheinen sich aber auf die Grenzgröße nicht mehr auszuwirken.


    Gruß,
    Frank.

  • Hi,
    am Sternhimmel könnte ich das kaum sagen, schätze, daß nach ca. 30 Min. das Meiste vorbei ist. Jedoch fiel mir auf, daß ich nach einer Stunde bis 1 1/2 Stunden die Gesichter der Beobachtenden noch wesentlich besser sehen kann. Außerdem erscheint die Umgebung heller - möglicherweise ein Trainings- oder Gewöhnungseffekt. Jedenfalls versuche ich nach dieser Zeit schon wieder meine Umgebung zu knipsen ;)))))
    Tagsüber in der Sonne rumzusitzen scheint auch meine Augen so erheblich zu ermüden, daß danach nachts deutlich weniger drin ist. Ich versuche mir mit'ner sehr dunklen Brille zu behelfen - die man leider doch noch zu häufig absetzt.
    Gruß
    Flatratte

  • Danke für die vielen Stellungnahmen - ich bin beruhigt.
    Ich dachte schon, dass bei mir was nicht stimmt. In der Literatur werden nämlich oft Zeiten von 45 Minuten und mehr angegeben.


    Bei mir ist aber auch schon nach 10-20 Minuten das Maximum an Deep Sky Wahrnehmung erreicht, dannach wird es nicht mehr besser. Vor allem ist mir aufgefallen, dass wenn z.B. ein Auto mit hellen Scheinwerfern daher fährt und mich voll blendet, die Augen zwar richtig schmerzhaft zusammenzucken, aber ich nach bereits 5 Minuten wieder Deep Sky mäßig auf "maximaler Drehzahl" bin.


    Den Effekt der scheinbar zunehmenden Himmelshelligkeit im Laufe der Nacht kann ich auch bestätigen und zwar auch bei ultimativem Himmel. Ich kann mich noch genau errinnern, wie ich vor gut 10 Jahren auf dem Altiplano in Bolivien bei 3.800 m Höhe und knalltrockener Luft nach einiger Zeit alle Umrisse vom Auto, Teleskop, Okulare usw. sehen konnte. Als ob unser Hirn bei der Dunkelheit einfach das Nullniveau hochsetzt.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Stathis</i>
    <br />Vor allem ist mir aufgefallen, dass wenn z.B. ein Auto mit hellen Scheinwerfern daher fährt und mich voll blendet, die Augen zwar richtig schmerzhaft zusammenzucken, aber ich nach bereits 5 Minuten wieder Deep Sky mäßig auf "maximaler Drehzahl" bin.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Stathis,


    Von diesem Effekt "leben" wir Foto-Menschen...einmal aufn Monitor, und die Adaption ist im Eimer, trotz Rot-in-Rot-in-Schwarz-Desktop...[:D]


    Besonders übel wirds, wenn man seine Anlage remote betreibt, und dann am Steuer-PC eben kein Redlight fährt, sondern den Default-Blau-Hintergrund von Windows...wenn ich dann rausgeh, hab ich im 100mm-Leitrohr eine Grenzgröße von -0,5mag oder sowas...nach 2-3 Minuten seh ich dann aber schon wieder 6-7mag Sterne in der Optik und 2-3mag am Himmel...blöd ists aber trotzdem, wenn man die ersten Minuten im Okular nicht mal den Feldblendenrand vom Himmel unterscheiden kann...[}:)] [;)]


    Gruß,
    Frank.

  • Hi Stathis,
    bei mir kommt warscheinlich ein "Trainingseffekt" dazu, denn als Fotograf musste ich
    seit meiner Jugend täglich dutzendemale in die Dunkelkammer und wieder ins Helle.
    Bei mir dauert es maximal 15 Minuten, eher nur 10 Minuten, bis mir der Himmel hell erscheint, obwohl ich Sterne bis 6.5 sehen kann. Kommt ein Auto vorbei, schließe ich einfach mein linkes (das Beobachtungs-) Auge und lass mich mit rechts blenden. Ein lustiger Effekt, wenn man ein adaptiertes und ein nicht adaptiertes Auge hat.
    Richtig gut sehe ich, wenn ich mit ein dunkles Tuch über den Kopf und Okularauszug lege und eine Minute warte. Dann geht auch QSO 0957+561A/B, der Doppelquasar!
    CS
    Timm

  • Hi Stathis,



    die Zeit habe ich noch nie gestoppt. Allerdings frage ich mich, ob es nicht eine Art "Zweistufenadaption" gibt (?). Damit meine ich zunächst die Adaption an das "Umgebungslicht" bei Nacht und dann später die zweite Phase beim Blick durch das Okular. Bei niedrigen AP und guter Streulichtabschirmung gegen seitlich einfallendes Licht zeigt der Okularauschnitt ein dukleres Bild als ein Nachthimmel mit bloßem Auge.


    Ich sehe da erst nach wiederum ein paar Minuten schwächste Details (stellare und flächige Objekte).


    Na ja, wir können ja mal beim DST darüber quatschen und es beim ITV ausprobieren.



    CU äd DST, Jens

  • Hallo Stathis und Co,
    der Schnitt dürfte auch bei mir bei ca. 10 - 20 min liegen.
    Abhängig davon, was ich vor dem Spechteln getan hab.
    Zuhaus, vielleicht nach einem kleinen Nickerchen auf'm Sofa geht's
    definitiv schneller als nach der Autofahrt zu einem Spechtelplatz
    bei Dunkelheit, wenn die Augen durch die Fahrt angestrengt und von entgegenkommenden Fahrzeugen "überbelichtet" sind[:D]


    Frage an Timm:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Kommt ein Auto vorbei, schließe ich einfach mein linkes (das Beobachtungs-) Auge und lass mich mit rechts blenden. Ein lustiger Effekt<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Äh, warum lässt Du Dich denn überhaupt blenden[?]
    Weil es so lustig ist[?]
    Quatsch[:D]is natürlich nur ein Scherz[:I][:D]
    Du hast schon recht. Ich hab das erst gestern erlebt.
    Nach 'ner Weile "trotzVollmondnachPlanetenspechteln" konnt ich es
    mir nicht verkneifen, mal kurz auf den Mond zu halten[B)]
    Nachdem ich mir dabei fast das rechte Auge verblitzt hab,
    hatte ich beim rechts/links blinzeln den selben, irgendwie witzigen Effekt[:D]

  • Hi Peter,
    ich lass mich gerne einäugig blenden... denn wer schließt schon beide Augen, wenn Fremde vorbei kommen! Man weiß ja nie, was passiert, wenn man nicht hinkuckt!
    Bei mir stehen ja auch einige Werte herum. Es gibt ja nicht nur nette Menschen, die nachts herumfahren.
    Wie einem die Muffe gehen kann, ist hier zu lesen:


    http://forum.astronomie.de/php…collapsed&sb=5&o=&fpart=1


    CS
    Timm

  • Hi Timm,


    Ein schöner, spannender Bericht den Du da verfasst hast.
    Nicht nur wegen der Begegnung mit den "vermeintlichen Aliens"
    die sich dann als nette, spanische Kollegen herausstellten[:D]


    Aber Du mußt an das gute im Menschen glauben, auch wenn's manchmal schwerfällt[;)][:D]
    Und für die ganz harten Fälle hilft ein 35 mm starkes, 60 cm langes Rundholz
    aus massiver, deutscher Eiche. Damit lässt sich so manche Meinung
    ändern und die meisten bösen Vorhaben im Keim ersticken[:D]
    Das weiß ich aus der Zeit, als ich noch öfters beim Nachtangeln
    am See saß und mich mit besoffenen Badegästen und/oder fanatischen Naturschützern rumärgern mußte[B)]
    Beim spechteln hab ich da bis jetzt nur positive Erfahrungen gemacht[:)]
    Hoff mer mal, das bleibt so[:D]

  • Hallo Peter,
    deutsches Rundholz, 1,28 Kg, schön poliert, mit neckischer Lederschlaufe und als Baseballschläger bekannt... ist es das, was du meinst? Das hat mir meine Frau zugesteckt, als ich mal wieder in die Nacht gefahren bin... eine kluge Frau!
    Es hilft zwar nicht wirklich gegen böse Buben, stärkt aber das Selbstbewusstsein!
    CS
    Timm

  • Hallo zusammen.
    Ich hab da mal ne Frage: Bestimmt man die vis. Grenzgröße eigentlich durch direktes oder indirektes sehen??


    MfG


    Andreas

  • Hallo Andreas,
    ich denke, dass die Grenzgröße durch direktes Sehen bestimmt wird.
    Wenn es anders ist, dann wäre die Grenzgrößenbestimmung
    abhängig von der Beobachtungserfahrung jedes Einzelnen.
    Manche Leute tun sich schwer beim indirekten Sehen!
    Verbessert mich, wenn ich daneben liege!
    CS
    Timm

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