div. Planetarische Nebel

  • Jonckheere 900 ist ein weiteres Objekt, das ich in der Zeit mit gutem Seeing am Jahresende aufgenommen habe und noch auf seine Auswertung wartet. Von Amateuren gibt es nur wenige Aufnahmen des Objektes und die direkte visuelle Beobachtung von Details erfordert große Teleskope und dunkle Beobachtungsorte. Ich habe keines vom beidem, sondern nur eine einfache Planetenkamera. Es ist erstaunlich, dass dieser Bereich der Astrofotagrafie im Amateurbereich offenbar brach liegt (obwohl es nicht schwer ist, hier gute Resultate zu erzielen) und statt dessen lieber auf den ausgetretenen Pfaden gewandelt wird. Hier ist mal ein Zwischenstand mit etwa der halben Datenmenge:


  • Das Stacking meiner Aufnahmen von Jonckheere 900 vom 29.12. ist jetzt abgeschlossen. Von dem Objekt, das erst im Jahr 1912 entdeckt wurde und das als Nebenprodukt bei der Suche nach Doppelsternen entdeckt wurde, existieren auch Hubble-Aufnahmen, jedoch mit Schmalbandfiltern. Die größte Ähnlichkeit besteht wohl mit der Aufnahme bei 555nm.


    Ich habe den Eindruck, dass man aus den Aufnahmen noch mehr Information herausholen könnte. Im Bereich der „Super-Resolution“ tut sich ja in der Forschung einiges, so dass man für die Zukunft noch mehr Auflösung erwarten kann.


  • Nachdem die letzten Photos von planetarischen Nebeln, was die Herausarbeitung von Details angeht, noch etwas Spielraum nach oben ließen, sollen bei IC 351 jetzt möglichst die Grenzen ausgelotet werden. Am 29.12. habe ich bei gutem Seeing unter anderem den alten Bekannten IC 351 mit einer auf 2 Sekunden pro Frame reduzierten Belichtungszeit fotografiert. Die Bedingungen am Ende meines Beobachtungsabends haben zwar etwas nachgelassen, dennoch hat sich die Aufnahme im Vergleich zu meiner alten Aufnahmereihe mit 4 s Belichtungszeit bei schlechterem Seeing gelohnt. Ich habe dabei (wie inzwischen Standard) den unteren Peak des Histogramms abgeschnitten (der Schnittpunkt wird dabei anhand des Histogramms eines Bildausschnitts ohne Sterne bestimmt). Zusätzlich passe ich auch die obere Begrenzung des Histogramms an die hellsten Stellen des Nebels an. Dadurch werden zwar helle Sterne im Bildfeld beschnitten und womöglich etwas ausgefranst, dies ist jedoch egal, da es ja um den Nebel geht und die Sache nicht für die Galerie oder das Museum bestimmt ist. Damit komme ich für den Nebel dann in der Regel ohne Gammakorrektur vor der Schärfung aus.
    Bei IC 351 zeigen sich bereits nach mildem Gauss-Schärfen deutlich dunkle Bänder, die sich quer durch den Nebel ziehen und ihre Fortsetzung im helleren Teil des Halos finden. Dies ist ein starkes Indiz dafür, dass es sich dabei um reale Strukturen und nicht um Artefakte handelt. Die Aufnahme läßt sich auch recht gut mit der schon besprochenen Zeichnung von Rainer Töpler vereinbaren. Den PN werde ich also auf meiner Liste der interessanten Objekte behalten.


  • Gerade eben bin ich bei der Suche nach Vergleichsaufnahmen von Humason 1-1 beim IAC Morphological Catalog of Northern Galactic Planetary Nebulae fündig geworden. Dessen Aufnahme des PN wurde mit einem professionellen erdgebundenen Teleskop erstellt und zeigt eine sehr gute Übereinstimmung mit meiner Aufnahme. Die Aufnahmen sind spiegelverkehrt und um ca. 90 Grad gedreht. Na also, es geht doch!


    http://www.iac.es/nebu/cgi-bin/nebulo.pl

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...es macht auch Spaß, in den wenig erforschten Weiten des Universums herumzustöbern und manchmal sogar etwas Neues zu sehen...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Für mich sieht das Universum anders aus.
    Kommen da noch viele Fotos?

  • Hallo Thomas,


    Du hattest um konstruktive Kritik gebeten... ich versuch's mal.


    Für meine Begriffe solltest Du beim Nachschärfen viel vorsichtiger zu Werke gehen. Ein deutliches Zeichen dafür ist, dass viele Deiner Bilder (als Beispiel: Jonckheere 900) dominiert sind von einer einzelnen Ortsfrequenz, vermutlich der zur verwendeten Öffnung D gehörenden Grenzfrequenz (als Winkel: lambda/D). Bei obstruierten Systemen wie Deinem C8 ist die sowieso schon recht kräftig, so dass man besonders aufpassen muss. Abgesehen von allen ästhetischen Fragen haben diese Strukturen dann nur noch wenig mit der Realität zu tun und verdecken eher das, was an interessanten Details im Bild vermutlich drin ist. Das gleiche Problem hat man am Jupiter, ähnliche Strukturen erhält man z.B. bei entsprechend kräftiger Bearbeitung nördlich des NTB (ich hab jetzt auf die Schnelle leider kein vergleichbar hart bearbeitetes Beispiel gefunden, das das zeigen würde). Mit der momentanen Bearbeitung bist Du jedenfalls weit außerhalb des Üblichen, was es schwierig macht, die Bilder überhaupt zu kommentieren. Das ist schade, denn eigentlich sind diese kleinen Dinger schon spannend.


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Holger,
    deine Kritik hört sich für mich sachlich bemüht an, daher zunächst mal danke für die Anregung bezüglich der Schärfung. Allerdings denke ich, dass Jonckheere 900 wohl nicht ganz das richtige Objekt ist, um die Korrektheit von Bilddetails zu beurteilen, weil die Hubble-Bilder dieses Objekts je nach Frequenz stark voneinander abweichen. Ich persönlich verwende da lieber NGC 7027 und halte die Übereinstimmung meiner Aufnahme mit den Schwarz-Weiß Hubble Aufnahmen dieses PN insbesondere bei den dunklen Rillenstrukturen für sehr gut. Man kann sich ja selbst im Hubble Legacy Archiv davon überzeugen. Darüber hinaus gibt es auch noch Vergleichsaufnahmen von NGC 40, welche die Übereinstimmung meiner Photos in hohem Maße zeigt. Daher machst du es dir zu einfach mit der Aussage, dass die Bilder wenig mit der Realität zu tun haben. Das ist für mich nicht diskutabel.


    Dass ich mit meiner Bearbeitung weit außerhalb des üblichen Rahmens bin (teilweise auch durch die deutliche Nachvergrößerung), ist richtig und das ist mir auch völlig klar. Allerdings denke ich, dass diese Vorgehensweise insbesondere wegen des Erfolges bei meinem Referenzobjekt gerechtfertigt ist. Aus meiner Sicht sind viele Deep-Sky Aufnahmen viel zu wenig bearbeitet, wohl aus Angst, dass man damit irgendwelche Bildartefakte erzeugt. Dabei wird allerdings vergessen, dass die Luftunruhe die größte Quelle für Bildartefakte ist. Etwas mehr Mumm würde hier gut tun.


    https://www.noao.edu/kpvc/observers/n40.html


    Grüße
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    damit wir uns richtig verstehen - selbstverständlich gibt es bezüglich der generellen Lage/Form der Strukturen eine Übereinstimmung zwischen Deinen Aufnahmen und höher aufgelösten Bildern von größeren Teleskopen. Allerdings entstehen durch Deine Bearbeitung Details mit einem Kontrast, wie er in Wirklichkeit definitiv nicht vorhanden ist (angefangen beim fleckigen Hintergrund), und im Detail gibt es dadurch auch Abweichungen und Artefakte.


    Ich würde für einen Vergleich folgendermaßen vorgehen: eine Aufnahme von einem großen Teleskop nehmen und weichzeichnen, bis in etwa die Auflösung Deines Teleskops erreicht ist. Auf diese Weise bekommst Du einen Eindruck, welchen Kontrast die Strukturen überhaupt haben können und insbesondere, was dann noch an kleinen Strukturen real übrig ist. Bernd Gehrkens Aufnahme ist in dieser Hinsicht im Vergleich zum Hubble-Bild daneben perfekt, da habe ich diese Übung gerade gemacht. Mach das mal selbst für Dein Bild, das lohnt sich!


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Holger,
    die Aufnahme von Bernd Gährken zeigt aus meiner Sicht eine sehr schöne Übereinstimmung mit meiner Version vom 3.1. oder, wenn man so will: Die generelle Lage und Form der Strukturen besitzt eine große Ähnlichkeit. Dies ist genau das, auf was es mir bei diesen kleinen Objekten ankommt. Dass mein Bild die Konturen etwas stärker betont als dies beim Bild von Bernd der Fall ist, ist aus meiner Sicht Geschmackssache, aber kein Artefakt, denn es geht mir gerade darum, diese Strukturen herauszuarbeiten. Insbesondere die monochromen Hubble-Aufnahmen zeigen einen noch viel größeren Kontrast als meine Aufnahmen, daher kann man dies meinen Bildern nicht anlasten. Ich denke, man sollte die Schärfungsmethoden der digitalen Bildbearbeitung ausschöpfen, um möglichst das Original und nicht ein weichgezeichnetes Abbild desselben als Vorlage nehmen. Insbesondere bei kontrastreichen Objekten wird ansonsten nämlich ein Schuh daraus. So geht es ja bei der PSF-Schärfung zum Beispiel darum, auch die Beugungsscheibchen herauszurechnen und möglichst punktförmige Abbildungen mit großem Kontrast zu generieren. Wenn dir konkrete und eindeutige Artefakte aufgefallen sind, können wir dies gerne besprechen. Du hast da zum Beispiel einen fleckigen Hintergrund erwähnt, was ich aber nicht nachvollziehen kann und ehrlich gesagt auch nicht als so wichtig ansehen würde, selbst wenn er da wäre. Gewiss, mein Bild zeigt im Bereich des Halos, der an der Wahrnehmungsgrenze liegt, eine körnige Struktur und keinen „Heiligenschein“. Ist es vielleicht das, was du meinst?


    Grüße
    Thomas

  • Gepimptes Teleskop – hört sich nach getuntem Opel oder frisiertem Ami-Schlitten an, jedenfalls kein lohnendes Objekt. Wenn jemandem meine Texte oder Bilder fremdartig vorkommen und er nichts damit anfangen kann, darf er wie gesagt auch wegschauen.

  • Bei Vyssotsky 1-1 habe ich im neuen Jahr Aufnahmen mit nur eines Sekunde Belichtungszeit erstellt, leider war des Seeing nicht gut, so dass die Ausschussquote der Frames relativ hoch war und von einer Stunde Aufnahmezeit nur gut 20 Minuten Belichtungszeit übrig blieben.


    Die Sache ist insofern interessant als sich ein gebogenes Lichtband andeutet, das möglicherweise quer durch den Nebel läuft. Im Moment ist dies aber noch hart an der Artefakt-Grenze, so dass es noch weitere Aufnahmen bei gutem Seeing braucht, um es verifizieren zu können.


  • Neue Aufnahme vom 21.1. bei gutem Seeing: IC 351 entpuppt sich immer mehr als eine harte Nuß mit komplexen Strukturen. Es ist wohl noch mehr Belichtungszeit bei gutem Seeing nötig.


  • Die Verlängerung der Belichtungszeit auf insgesamt ca. 1 Stunde brachte keine großen zusätzlichen Veränderungen. Die Aufnahme ähnelt der Zeichnung von Rainer Töpler. Allerdings ist der hellere Bereich des Halos immer noch recht schwach belichtet und daher mit größerem Unsicherheitsfaktor behaftet als der helle Ring. Die rötliche Farbe im Nebelinnern tritt schön hervor. Dies ähnelt dem Blauen Schneeball NGC 7662.


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