Totale Sonnenfinsternis mit Teleobjektiv

  • Hallo,


    ich werde im nächsten Jahr zur totalen Sofi in die USA fliegen. Grundlegende Erfahrungen in Astrofotografie, partielle SoFi, sind vorhanden, allerdings noch nie eine totale SoFi. Deshalb meine Bitte um Feedback ob mein Vorhaben so sinnvoll ist oder nicht:


    1. Die partielle/totale Phase: da will ich einfach alle x Minuten ein Bild mit 2 feststehenden Kameras und jeweils WW bzw. FIsheye-Objektiv machen.
    Einmal die partielle Phase mit Filter, die totale Phase ohne.
    Die zweite Kamera soll einen Zeitraffer aufnehmen. Beide Kameras sollen auch die Umgebung mit aufnehmen.
    Eine dritte Kamera mit Teleobjektiv (300mm an mFT) und Sonnenfilter für die partielle Phase. Rechtzeitig vor der totalen dann Filter weg, nochmals manuell auf unendlich fokussieren und:


    2. Die totale Phase dauert am Beobachtungsort in Nebraska (irgendwo rund um Scottsbluff/Alliance) maximal 2m31s. Was ich nicht will ist die ganze Zeit auf das Kameradisplay zu starren und sonst nichts von der Sofi mitbekommen. Deshalb die Idee:
    Kamera mit Teleobjektiv, wieder 300mm an mFT, vom Bildwinkel also 600mm an KB. Mit Beginn der totalen Phase eine Belichtungsreihe mit F8 und:


    1/1000s
    1/125s
    1/32s
    1/8s
    1/2s
    2s


    Meine Kamera kann ein ISO Bracketing, so das jedes Bild mit ISO 200 / 400 und 800 aufgenommen wird.
    Sind diese Abstufungen von Belichtungszeit sinnvoll? Dass die ISO Einstellungen dann zu einer Überlappung der Belichtung führen ist mir klar, ich will jedoch die Möglichkeit nutzen mit einer Auslösung mehrere Bilder zu bekommen.
    Sind die 2s möglich ohne nennenswerte Unschärfen durch die Erdrotation? Oder doch besser nur 1s?


    Diese 6 Auslösungen sollten sich innerhalb 1Minute durchführen lassen (10s Zeit pro Bild, wobei beim letzten durch das Bracketing schon 6s notwendig sind), so dass noch 1m30 für das Beobachten mit dem Fernglas bleibt.



    Ich bitte um Feedback ob das so sinnvoll ist, bzw. um Hinweise wie es besser wäre [:)]

  • Moin Jochen,


    meine Erfahrung sagt: partielle Phase ist ja ganz nett
    aber die totale Bedeckung ist visuell DAS Naturereignis,
    welches Du nie vergessen wirst. Vergeude diese kurze
    Phase nicht mit zuviel Technikgebrimsel. Das ist mein Rat.
    Bilder koennen die Empfindungen nur schlecht oder garnicht wiedergeben.


    vielleicht kannst Du die eine oder andere Info aus
    meinem Reisebericht SoFi 2015 Svalbard ziehen...
    http://www.astrotreff.de/topic…PIC_ID=179452&whichpage=1


    LG Arno

  • Hallo Jochen,


    dem Arno möchte ich aus eigener Erfahrung bei der totalen Sonnenfinsternis am 11.08.1999 voll und ganz zustimmen. Damals hatte ich „nur“ einen kleinen Refraktor mit KB-Kamera und 300mm Tele drauf aufgebaut, eine zweite KB-Kamera mit Weitwinkel, um die Umgebung der Sonne während der Totalität aufzunehmen, und eine Video-Kamera, die ständig lief und den fliehenden Mondschatten festhalten sollte.
    Schon beim Ausrichten der Kamera am Teleskop habe ich vor Aufregung viele Minuten gebraucht, um Okular- und Kamerabild zur Deckung zu bringen.
    Bei der Kamera mit Weitwinkel habe ich während der Aufnahmen nicht gemerkt, dass der Film nicht richtig weitertransportiert wurde.
    Die Video-Kamera hatte gut funktioniert. Den Film sehe ich mir ab und zu mal an, und obwohl er die Sonne nur als Reflexion an einem Auto zeigt, dafür aber die zunehmende Dunkelheit und die immer mehr flüsternden Stimmen von sonst recht lauten Menschen in der Nachbarschaft, er bringt immer wieder diese unglaubliche Stimmung zurück, genauso wie der freie Blick nach oben. Da wird Technik Nebensache.
    Eine Vergrößerung der „schwarzen Sonne“ hängt hier an der Wand, das reicht mir vollkommen als Erinnerung an das Ereignis.
    Mein dringender Tipp, wenn du wirklich so verfahren möchtest wie beschrieben: spiele das doch alles mal an der „normalen“ Sonne durch und stelle dir vor, du willst dich gleichzeitig auf den Vorgang dort oben konzentrieren. Beim nächsten Mal, wenn ich die Gelegenheit hätte, würde ich mich höchstens neben eine nachgeführte Kamera stellen und ab und zu den Auslöser betätigen, aber ansonsten den Anblick live genießen.


    Viele Grüße
    Manfred

  • Hi!


    Schau dir mal http://www.moonglowtechnologies.com/products/ (Win) bzw. http://xjubier.free.fr/en/site_pages/Solar_Eclipses.html (Mac) an, damit kannst du deine Kamera per Laptop zeitgenau fernsteuern und die Kontakte als Referenzzeiten benutzen. Die Mac-Version hat auch Tipps zur Belichtung drin, Win habe ich nicht:-)


    Das war mein Plan für die Sofi nächstes Jahr gewesen: Die Kamera automatisch laufen lassen und nur Nachführung und Filter kontrollieren zu müssen. Wenn die Bilder nichts werden, brauche ich mich dann erst danach drüber zu ärgern, und könnte die Sofi weitestgehend genießen. Und ja, bei den vielen Sonnenstunden, die wir hier haben, ist ein Jahr Vorlauf kein Fehler. Ich hab beim Test im August in Mallorca dann gemerkt, dass mein Laptop wirklich einen Lüfter hat (wenn er ein paar Stunden in der Mittagssonne steht und die Kamera steuert, springt er sogar an) und ich noch ein iCap Laptop-Zelt bräuchte, um was erkennen zu können.


    In Anbetracht der Preise für USA habe ich das aber trotz der Equipment-Tests diesen Sommer gecancelt und werde mir stattdessen Schottland anschauen. Da wäre grad nur ein Inlandsflug zur SoFi drin, und ich wäre vor Ort nicht flexibel genug für das, was ich will.


    Beste Grüße,
    Alex

  • Die Sonnenfinsternis 1999 ist mir noch in guter Erinnerung: dunkle Sonne hinter bedecktem Himmel ;)


    Danke für Eure Antworten. Ich denke jetzt durchaus auch über die Möglichkeit "nachgeführte Kamera mit Dauerauslösung", d.h. alle x Sekunden 1 Bild, während der Totalität nach.
    Ich habe ja noch ein paar Monate Zeit zum Testen und Nachdenken.



    Die Preise haben mich übrigens auch etwas geschockt. Ich reise sonst regelmässig ausserhalb der Hauptreisezeit in die USA. Aber alleine die Flüge (in meinem Fall nach Denver) kosten nun im August bis zum doppelten im Vergleich zu Mai. Die Krönung war ein Mittelklassehotel in Alliance, NB welches den Preis von ca. $80,- mal auf $500,- für die Nacht vor der Sofi angepasst hat. Es gab aber auch noch normale Angebote.
    Für Nebraska habe ich mich entschieden, da anscheinend jeder nach Oregon oder Idaho reist. Da ist so gut wie alles an Hotels/Motels ausverkauft.
    Die Aussichten für Nebraska sind jedoch nur unwesentlich schlechter als für Oregon...ausserdem kenne ich von Colorado noch fast nichts.

  • ich glaube auch für mich ist die SOFI, die von den Amis teuer verkauft wird, gelaufen.
    Jochen wie ist denn deine Reise dort hin geplant?
    Mein eigenes WOMO zu verschiffen kostet hin und zurück 4000,00 €.
    Dort eins mieten verlangen die Amis 120$/Tag, wild campen darf man nicht, oder?
    Denke an 4 Wochen Norwegen zur Mittsommernacht, kostet nur Diesel , Fähre und Maut

  • Reisedauer 10 Tage ab/bis Denver. Flug mit British Airways über London.
    Mietwagen, Übernachtung in Hotels/Motels. Ich reise auf eigene Faust, nicht in einer Gruppe. Hotels habe ich bereits alle reserviert, allerdings so dass diese auch noch kurz vorher kostenlos stornierbar sind.
    Ich mache zuerst eine kleine Runde durch Colorado (Great Sand Dunes National Park, Aspen, Rocky Mountain National Park), dann die Sofi in Nebraska.


    Wild campen ist meines (Halb)Wissens in Gebieten erlaubt die als "National Forest" ausgewiesen sind, sonst nicht.


    Die Flüge sind zwar teuer, das wären sie aber auch ohne Sofi, es ist einfach die Hauptreisezeit.
    Übernachtung habe ich letztendlich für 90$ bekommen, ein Preis wie ich ihn vom Südwesten als normal kenne, dort ist man oft auch bei $100-$200, je nach Lage z.B. in Nationalparks oder Nationalparknähe.

  • Hallo,
    auch ich werde zur SoFi in Madras, Oregon sein. Unsere Unterkunft ist übrigens in Bend. (Ja... billig... Nur 90 USD / Nacht :D )


    Für die SoFi habe ich mir extra den iOptron SkyTracker gekauft, der aktuell ausgiebig getestet wird. Mein Plan ist es, noch in der Nacht in das Gebiet der Kernzone zu fahren und die Montierung genau auszurichten. So wird während der partiellen Phase jede Minute ein Foto geschossen. Nebenbei läuft eine Kamera mit Weitwinkel-Objektiv, die auf "M" eingestellt ist, um die Helligkeitsänderung zu dokumentieren. Ich glaube aber kaum, dass die Sonne samt Umgebung im Bild sein wird. Dafür steht sie einfach zu hoch am Himmel. Aber mir egal, ich will ja nur die Helligkeit dokumentieren. Für die Sofi an sich hab ich ja die Montierung mit 300mm Tele das jede Minute knipsen soll.


    Das Problem ist, dass ich für die Totalität keine Ahnung habe, welche Kameraeinstellungen man nutzen muss. Also werde ich wie folgt vorgehen:


    - Sobald die Totalität eintritt, guck ich mir das ganze mit meinen Augen an und genieße die Stimmung. Die Kamera ist mir in diesem Moment egal!
    - Nach einer Minute Totalität will ich eine Belichtungsreihe knipsen, indem ich die Belichtungszeit immer langsam vergrößere/kleinere. Alle Parameter leg ich mir vorher auf die Custom-Programme. Was dabei rauskommt... mal sehen :)
    - Nach dem Diamanteffekt wird wieder der Filter aufgesetzt und mein Zeitraffer geht weiter.


    Aber wie schon viele schreiben... Wichtig ist wirklich das visuelle Erlebnis! Lieber weniger Fotos machen und mehr mit dem Auge sattsehen. Aus Réunion weiß ich, wie kurz 2 Minuten sind. Fotos von der SoFi in den USA wirst du im Internet mehr als reichlich finden!


    Viele Grüße,
    Andreas

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