Planetenfotos mit dem Dobson ... Neptun und Uranus

  • Hallo zusammen,


    in der Nacht von Freitag auf Samstag war ich mit meinem 12" f/5 Dobson draussen im Garten, um Aufnahmen von Neptun und Uranus zu machen, was ich schon seit Wochen auf dem Plan hatte, vor allem, da mir der "römische Meeresgott" noch in meiner Planeten-Fotogalerie fehlte. Neptun sollte gegen 0.00 Uhr kulminieren, eine knappe halbe Stund später konnte ich die erste Aufnahme starten.


    Fertig aufgebaut war alles schon ca. `ne 3/4 Stunde vorher - sprich der Dobson auf der EQ-Plattform geparkt, neben dem Dobson mein BeoTisch mit Laptop und BeoStuhl aufgestellt. Daneben war der Okukoffer geparkt.


    Aber Neptun musste dann erstmal gefunden und im Okular zentriert werden, bevor es mit dem Aufnehmen losgehen konnte. Gefunden war er im Sternbild Wassermann relativ schnell, wenngleich er sich mit nur 2,4 Bogensekunden Durchmesser bei dem nicht so guten Seeing erst mit höherer Vergrösserung sicher identifizieren ließ.


    Meine EQ-Plattform läuft für die visuelle Beobachtung ausreichend gut. Für das Planetenfilmen aber nicht mehr wirklich stressfrei, da der Sensor meiner ASI120MC zusammen mit der 2-fach Barlow am Dobson mit seinen 1.524mm Brennweite einen so kleinen Himmelsbereich abbildet, dass die Ungenauigkeiten der (gebraucht gekauften) Selbstbau-Plattform hier voll zum Vorschein kommen. Ständig muss ich die Nachführgeschwindigkeit nachregulieren und den Dobson auch in Deklination immer wieder auf´s neue anpassen. Gerade letzteres hat mir doch arg die Stimmung beim Filmen vermiest, da sich bei dieser hohen Aufnahmebrennweite das "Losbrechmoment", das visuell noch ganz o.k. ist, doch sehr negativ bemerkbar machte und ich die Planeten dadurch oft verlor.


    Um ihn dann wieder ins Gesichtfeld zu bekommen musste ich immer wieder die Kamera mit Barlow aus dem OAZ holen und gegen meine 9mm Blaukante tauschen, umfokussieren, Planet wieder zentrieren und die Kamera mit Barlow wieder in den OAZ schieben - um dann wieder krampfhaft den bestmöglichen Fokus zu finden. Das wie erwähnt nicht so gute Seeing machte das nicht einfacher.


    Dennoch gelang mir dann aus einem Filmchen von 1.41 Uhr nachfolgendes Summenbild:



    Aufgenommen hatte ich mit FireCapture eine AVI mit 900 Einzelbildern (Shutterzeit 100 Millisekunden), verwendet habe ich dann 15% davon (ca. 135 Einzelbilder) für das Summenbild. Die Analyse der AVI-Datei und das Stacken der ausgewählten Einzelbilder habe ich mit AutoStakkert durchgeführt, die Schärfung mit Giotto und mit Gimp die finale Bildbearbeitung durchgeführt. Die Größe des Fotos habe ich beschnitten, wobei ich den Planeten aber in der Originalgröße (mit 1,5x Drizzle beim Stacken) belassen habe.


    Danach ging´s auf zum Uranus, der momentan in den Fischen zu finden ist. Mit 3,7 Bogensekunden scheinbarem Durchmesser war er auch einfacher zu finden als Uranus, die Navigation des Dobson beim Filmen gestaltete sich aber natürlich genauso nervraubend wie zuvor beim Neptun.


    Nachfolgendes Summenbild entstand aus einer AVI, die ich um 2.00 Uhr erstellen konnte. Aufgenommen hatte ich 2.000 Einzelbilder, für das Summenbild habe ich wieder 15% davon (= ca. 300 Einzelbilder) verwendet.



    Auch hier ist das Foto wieder beschnitten, der Planet aber in der Originalgröße, die nach dem 1,5fachen Drizzling beim Stacken entstand.


    Dann fiel mir wieder ein, was ich eigentlich auch beim Neptun machen wollte - eine überbelichtete Aufnahme, um vielleicht einen der lichtschwachen Mond zu erhaschen. Hatte ich bei der Aufnahme von Uranus zuvor noch mit einer Belichtungs/Shutterzeit von 39,22 Millisekunden aufgenommen, so entstand das überbelichtete AVI mit 681 Millisekunden Shutterzeit. Auf dem Laptop konnte ich dabei im Bildrauschen immer mal wieder einen Lichtpunkt aufblinken sehen, von dem ich hoffte, dass es einer der Uranusmonde sein könnte. Aufgenommen hatte ich mit dieser Einstellung 123 Frames, für das Summenbild konnte ich 25 Aufnahmen verwenden.


    Im Vergleich mit Stellarium stellte sich dann bei der Bildbearbeitung heraus, dass ich sogar vier Monde von Uranus einfangen konnte, wenn auch zwei davon sehr schwach zu erkennen. Der eine davon ist direkt am stark überbelichteten Uranusscheibchen, der zweite tatsächlich nur gerade so zu erahnen, passt aber mit der Position, die ich mit Stellarium abgleichen konnte. Am im richtigen Masstab einkopierten normalbelichteten Uranus sieht man, wie stark der überbelichtete Uranus sein Umfeld überstrahlt und fasst auch den Mond Ariel komplett überstrahlt hätte, was auch bei einer zuvor mit 1 Sekunde Shutterzeit erstellten Aufnahem passiert ist.


    Uranus mit seinen vier hellsten Monden


    Auch wenn ich in der Nacht ordentlich geflucht habe, hat sich der Aufwand dann doch noch gelohnt. Aber für die Nerven empfehlenswert ist das Planetenfilmen am Dobson jedenfalls nicht, zumindest nicht bei den schwächeren Kandidaten unseres Sonnensystems.


    Gruß und klaren Himmel
    Heiko

  • Hallo Heiko,


    deine Arbeitsweise kommt mir doch sehr bekannt vor. Inclusive der beschriebenen Problem. Genauso sieht das bei mir aus.
    Aber wie denke ich mir immer "Astronomie ist kein Spaß, das ist Arbeit und muss weh tun" ;)
    Die beiden kleinen Murmeln hatte ich aber noch nicht im Visier. Deine Aufnahmen finde ich sehr gelungen. Vor allem, dass du die Monde erwischt hast!


    Gruß Dirk

  • Hallo Heiko,


    da hatten wir fast zeitgleich einen ähnlichen Gedanken, nur mit dem Unterschied, dass ich meinen 21"-Dobson rein visuell benutzt habe. Ich war überrascht, dass bei 375x alle 5 großen Uranusmonde einwandfrei zuberkennen waren. Das hätte ich zumindest für Miranda nicht erwartet [:p]


    VG
    Andreas

  • Glückwünsche, lieber Heiko!


    Visuell bin ich über Titania und Oberon noch nicht hinaus gekommen. Ariel war während der Versuche bislang immer sehr nahe am Planeten. Naja, und es gehört halt zu meiner Maxime, nie vorher in Programmen zu gucken, welcher Mond mich wo erwartet. Ich vergleiche immer nur anschließend anhand der Zeichnungen, welche Monde ich erwischt habe (oder welche "Monde" Hintergrundsterne waren).
    Hätte ich am WE Zeit, könnten wir einen solchen Versuch bei mir ja mal stressfrei nachgeführt vornehmen. Das könnten wir als Projekt ja mal festhalten.


    CS.


    Hubertus

  • Hallo zusammen,


    erstmal vielen Dank für die netten Rückmeldungen. [:)]


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Dobsenschubser</i>
    <br />Aber wie denke ich mir immer "Astronomie ist kein Spaß, das ist Arbeit und muss weh tun" ;-)<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Mmmmhhh, ich weiß nicht. Klar darf es auch mal anstrengend sein - kann die visuelle Beobachtung von Planetendetails oder lichtschwachen Objekten, wie z.B. Quasaren ja auch sein. Aber weh tun ... [:I]



    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Andreas72202</i>
    <br />Ich war überrascht, dass bei 375x alle 5 großen Uranusmonde einwandfrei zuberkennen waren. Das hätte ich zumindest für Miranda nicht erwartet<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hast Du die Mondpositionen zu Deiner Beobachtzungszeit mal mit Stellarium (oder so) abgeglichen? Meine Aufnahme ist ja etwas beschnitten. Ich hatte da noch zwei Hintergrundsterne mit drauf ...



    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: WernerS</i>
    <br />Die Farben von den Planetchen finde ich sehr schön.
    Wie hast du diese Farben visuell gesehen?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Neptun habe ich visuell bei 169fach schmutzig weiß/gräulich gesehen, Uranus schmutzig türkis-bläulich. Kann den Farbeindruck schwer beschreiben, bin aber auch nicht so der Gut-Farbenseher. [:I] Ich empfinde den visuellen Farbeindruck bei Uranus immer irgendwie so iiiiihhh-bääääh ... er wirkt auf mich so kalt - ganz im Gegensatz zu Jupiter und Saturn ...



    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Rieger</i>
    <br />Naja, und es gehört halt zu meiner Maxime, nie vorher in Programmen zu gucken, welcher Mond mich wo erwartet. Ich vergleiche immer nur anschließend anhand der Zeichnungen, welche Monde ich erwischt habe (oder welche "Monde" Hintergrundsterne waren).<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ja Hubertus, das ist tatsächlich eine gute Rangehensweise. Ich bereite mich (wenn ich die Beobachtung vorher geplant habe) aber gerne darauf vor und versuche dann auch die Details dort zu finden, wo sie sein müssten. Dabei muss man natürlich auch ehrlich zu sich selbst sein ... Ein kurzes Aufblitzen eines Pünktchens reicht mir persönlich als "gesicherte Beobachtung" nicht aus. Das muss schon wiederholt passieren. ... So wie wir das bei unseren gemeinsamen Quasarbeobachtungen bisher gemacht haben. Wobei man sich da ja schon mit Detailkarten vorbereiten MUSS.


    Bei meiner Uranus-Filmaktion habe ich aber auch erst bei der Bildbearbeitung nachgeschaut, wie die Monde zu dem Aufnahmezeitpunkt standen.



    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Rieger</i>
    <br />Hätte ich am WE Zeit, könnten wir einen solchen Versuch bei mir ja mal stressfrei nachgeführt vornehmen. Das könnten wir als Projekt ja mal festhalten.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das können wir sehr gerne festhalten, ich bin nur dieses WE nicht da - Taufe meines Patenkindes in Aachen ... [:)]

    Gruß und klaren Himmel
    Heiko

  • Hallo zusammen,


    vorher nachgesehen habe ich nicht, das war mehr eine spontane Beobachtung. Ich hatte diese aber sofort mit SkySafari 5 Pro abgeglichen und so kam ich erst drauf, dass auch Miranda dabei ist. Habe ich auch soeben nochmal in Guide nachgesehen und keinen Stern so dicht bei Uranus gefunden.


    Wer selbst schauen möchte: die Beobachtung wurde am 24.9. um ca. 1.00 h MESZ gemacht...


    VG
    Andreas

  • Hallo Heiko,


    dein Beitrag war Anlass für mich, nach Merkur zu sehen. Nicht mit dem Dobson, sondern meinem 200er Newton:



    Das Seeing war sehr mäßig, aber das grünliche Sternlein war leicht auszumachen. Habe mit 2m Brennweite ein paar Aufnahmen versucht.



    Bei etwas längerer Belichtung, 800 mS kam auch noch Triton ins Bild, dafür Neptun gnadenlos überbelichtet.
    War eine interessante Beobachtung.


    Viele Grüße,


    Micha

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