Suche nach Ideen für Selbstbau-Montierung

  • Moin,


    ich suche händeringend nach einer Idee für eine Selbstbau-Reise-Montierung für die Fotografie und habe schon alle Quellen abgegrast, die mir eingefallen sind. Vielleicht habe ich ja etwas übersehen, was sich als Grundidee verarbeiten lässt - mir fällt einfach nichts mehr ein[:(]


    Zum Hintergrund:


    Ich habe die Fotografie am heimischen Himmel so ziemlich eingestellt, weil mir das Wetter und die Objekte ausgehen. Fotografiert wird eigentlich nur noch auf Reisen - wobei ich am Hauptreiseziel (La Palma) schon eine stabile Montierung besitze. Meine Bastelsucht läßt es damit aber nicht gut sein - ich will auch noch etwas für Flugreisen zu anderen Zielen und das sollte von Größe und Gewicht her mit der jew. Optik auch noch in den Koffer passen.


    Ich besitze keine mechanische Werkstatt, sondern nur einen 3D-Drucker. Damit ist vieles machbar - vieles aber auch ziemlich sinnfrei. Was immer ich baue, sollte aus einer Kombination aus Normteilen und selbstgedruckten Komponenten bestehen. U.a. auch, damit es für jeden (den 3D-Drucker vorausgesetzt) nachzubauen ist.


    Ich habe bereits diverse Ansätze und auch komplette Montierungen auf diese Art gebaut und so ein paar Erfahrungen gewonnen - der absolute Kracher war aber bisher nicht dabei. Ich komme ursprünglich aus dem Maschinenbau und habe das sogar mal studiert - das ist aber fast 30 Jahre her. Ich bilde mir aber ein, immer noch ein Gefühl - zumindest für die qualitative Einschätzung - dafür zu haben.


    Ich habe bis jetzt 9 völlig verschiedene Ansätze verfolgt. Jetzt ist Nummer 10 dran und zum Jubiläum will ich nicht - wie bisher - einfach drauflos basteln, sondern mir im Vorhinein ein paar Gedanken machen. Dazu bin ich erstmal durchgegangen, welche Formen von Montierungen überhaupt bekannt sind...



    Die azimutalen Montierungen kann man ja komplett außen vor lassen - wobei jede Alt/Az-Montierung ja auch schräg gestellt werden kann. Insofern stellen Alt/Az-Montierungen auch nur eine falsch eingenordete parallaktische Montierung dar - oder wenn man so will umgekehrt. Genau auf einem der beiden Pole plaziert (und warm angezogen) gibt es keinen Unterschied...


    Die bisher ausbaldowerten parallaktischen Montierungen sind (abgesehen von der klassischen deutschen Montierung):

    - Die Knie-Montierung,
    die aber nur eine Sonderform der deutschen Montierung für freies Durchschwenken ist. Das gleiche wird durch die Nachrüstung einer deutschen Montierung mit Knicksäule erreicht.

    - Die Gabelmontierung,
    in den bekannten Bauformen mit einem oder zwei Lagerpunkten für RA und einem oder zwei Gabel-Armen. Die ist aus Stabilitätsgründen für mich nicht geeignet, bzw. würde in einer wirklich stabilen Form zu schwer für eine Reisemontierung. Außerdem gibt es die bekannten Einschränkungen für die Instrumenten-Größe. Deshalb wird eine sinnvolle Gabelmontierung eigentlich immer für ein bestimmtes Teleskop und einen bestimmten Standort (Breitengrad) dimensioniert. Will man bzgl. des Instrumentes flexibel sein, wirkt sich das noch negativer auf die Stabilität aus.

    - Die englische Montierung
    ist eigentlich ein interessanter Ansatz. Ich habe kurz darüber nachgedacht, so etwas größtenteils aus Holz zu bauen. Wenn man es so sieht, dass das Stativ quasi schon in der Montierung integriert ist, käme es auch mit Transportgewicht und - größe halbwegs hin. Allerdings bildet der große Abstand zwischen Antrieb und dem Punkt der Teleskop-Montage (oder DE-Achse) bei der RA-Achse eine gewaltige Torsions-Feder...

    - Die englische Rahmenmontierung
    ist auch nicht schlecht, hat aber den gleichen Nachteil und man kann die Polregion komplett vergessen - was spätestens am Südhimmel (denn es soll ja schließlich eine Reisemontierung sein) sehr schade bis unbrauchbar ist

    - Die Stützmontierung,
    über die man leider kaum Details - vor allem den Antrieb betreffend - findet. Ich habe aber das Gefühl, dass sich dieses Prinzip nicht verlustfrei verkleinern läßt und deshalb für eine transportable Montierung ebenfalls ausscheidet.

    - Die Hufeisen-Montierung
    ...ist sehr interessant. Etwas in der Art habe ich schon gebaut - wobei ich inkonsequenter Weise doch einen Drehpunkt für RA implementiert habe, der das Prinzip leider völlig zerstört. Würde man es konsequent angehen - so dass das Teleskop tatsächlich im Zentrum des Hufeisens und somit im Schwerpunkt liegt - würde die Stabilität aber derart leiden, dass ich der Konstruktion keine ausreichende Stabilität zutrauen würde. Im Meridian wäre das wohl zu verkraften, aber am östlichen und westlichen Horizont hängt immer eine Seite der DE-Achse komplett in der Luft. Baut man aber aus Gründen der Stabilität einen zentralen Drehpunkt für die RA-Achse ein und schafft es, sich mit der DE-Achse irgendwie daran vorbeizumogeln, hat man damit den Bereich um den Himmels-Äquator ausgeschlossen, was m.E. noch schlimmer als der Pol-Ausschluss bei der Rahmenmontierung ist.


    Hier gibt es übrigens eine tolle Seite, auf der die verschiedenen Bauformen absolut niedlich und verständlich gezeigt werden. Absolut sehenswert!


    http://www.montierungen.info


    Tja - bleibt die deutsche Montierung, die sich in verschiedenen Bauformen auch auch größtenteils durchgesetzt hat. Um eine deutsche Montierung möglichst stabil zu bauen, ist es das A und O, die Hebelarme möglichst kurz zu halten. Also genau das Gegenteil von Robby's LongNeck-Idee[;)] Allerdings schränkt diese Achsnähe sehr stark den Bereich ein, den man über den Meridian hinaus fahren kann...

    Viele größere deutschen Montierungen (z.B. Fornax, Gemini, Alt) machen das, indem sie den Antrieb auf die Gegenseite des Teleskop- bzw. Achs-Ansatzes legen. Dadurch kann man große Schneckenräder einsetzen und den Ansatz der DE-Achse und die Klemmung des Teleskopes trotzdem nah an der RA-Achse halten. Dadurch werden die beiden Achsen aber zu Antriebswellen, was eine erheblich größere Stabilität (Durchmesser und Material) erfordert - sonst wird wieder eine Torsionsfeder daraus. Deshalb diskutieren Montierungsbauer so viel über Achsdurchmesser und -Materialien. Der Antrieb auf der Gegenseite wirkt natürlich auch stabilisierend und im Fall der DE-Achse schon als Gegengewicht.

    Einen anderen Weg geht z.B. die Losmandy G11, indem die Antriebe direkt am Achs- bzw. Teleskop-Ansatz sitzen. Dadurch ist die Achse wirklich nur eine Achse, die kein Drehmoment überträgt und muss deshalb auch nicht sonderlich stabil sein. OK - als ehemaliger G11-Besitzer weiß man natürlich, das Mister Losmandy dabei einen geradezu legendären und nie korrigierten Bock geschossen hat, indem er den Motor direkt in die Verlängerung der Schnecke und dann auch noch zur Seite herausgebaut hat. Dadurch sind ganze Himmelsareale unerreichbar. Die wenig geniale Lösung besteht im sog. "Spacer", der aus der G11 wieder eine Longneck macht Grinsend Aber das kann man ja auch schlauer machen...

    Einige deutsche Montierungen (EQ6, HEQ5 und Sphinx) haben die Antriebe komplett innenliegend - die Schneckenräder aber auch direkt am Achsansatz. Das ist aber nur mit sehr kleinen Schneckenrädern machbar.

    Eine "neuere Neuerung" stellt die iOptron ZEQ-25 dar, bei der versucht wurde, die Achsnähe und damit die Stabilität auf die Spitze zu treiben. Damit wurden natürlich auch die Meridian-Probleme maximiert. Mich hat das Prinzip nicht überzeugt, da die Nachteile deutlich sind, die Vorteile aber weit hinter den Versprechen zurückbleiben.

    Soweit meine kleine Übersicht der bekannten Montierungen und deren Vor- und Nachteilen. Sollte ich etwas übersehen haben, bitte ich um Input!!

    Angesichts dessen, was mit dem 3D-Drucker machbar ist...

    - halbwegs große und genaue Schneckenräder
    - aber keine wirklich stabilen Teile für Achsen bzw. Antriebswellen
    - keine großen Rahmen-Teile

    ...tendiere ich nach wie vor zur deutschen Montierung. Dabei würde ich die Bauform zwischen G11 und EQ6 ansetzen, indem die Schneckenräder zwar außen sitzen, sich die Schnecken und Motoren aber mitdrehen, um nicht an bestimmten Positionen im Weg zu sein.

    Das kann ich so bauen und das würde auch funktionieren - aber für meinen eigenen Anspruch fehlt dabei definitiv das neue und geniale.


    Wenn ich von Genialität spreche, meine ich damit nicht zwingend meine eigene - die ja offensichtlich nicht so stark ausgeprägt ist[:(!] Ich würde mich auch mit der genialen Idee eines anderen begnügen und mich nur bei der Umsetzung verwirklichen. Man wird ja so bescheiden...


    Gruß
    Klaus

  • Hallo Klaus,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">....indem die Schneckenräder zwar außen sitzen, sich die Schnecken und Motoren aber mitdrehen, um nicht an bestimmten Positionen im Weg zu sein. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> ....dann wäre die EQ-8 vielleicht ein interessanter Ideenlieferant bzgl. Antriebskonzept u. Aufbau?...


    ...ist zwar nicht das Neueste u. Genialste, aber man kann vielleicht drauf aufbauen...

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