Jetzt auch mobile ALT-Montierungen!

  • Hallo Leute,


    komme gerade vom Montierungsmeister zurück, er hatte noch eine Rarität im Keller gefunden, seine "mobile" ALT-Version aus den 60zigern:



    Aber TS & Co. müssen keine Schweißausbrüche wegen einer neuen GoTo-Outdoor-Montierung bekommen, dass Teil wird er wohl nicht mehr neu bauen :D


    Hier mal ein praktischer Größenvergleich mit einer brandneuen AD-6 (AD-7 im Moment nicht vorrätig):



    Man erkennt sofort gewisse Ähnlichkeiten...


    Gruß und cs,


    René


    PS: Es handelt sich bei der Montierung um die ALT-1 und sie ist eher ein Fall für das Museum...

  • Danke fuer die netten Bilder - man lernt nie aus! Eine wohlproportioniert und ausgereift wirkende Montierung und man wundert sich, warum diese "Alt-Alt" in den 1960ern nicht zum Zuge kam. Vielleicht war die Montierung angesichts der damals populaeren Wachter/Kosmos-Montierungen nicht konkurrenzfaehig? Schade eigentlich.


    Hast Du irgendwelche Daten zu dieser Raritaet - Wellendurchmesser, Lagertyp oder Schneckenradmodul und Durchmesser ?


    Wie justiert man bei den Altmontierungen eigentlich die Polhoehe - wenn man die Klemmschraube loest, laesst sich die Montierung ja grob verstellen aber ich sehe keine Feinverstellung. Oder geht das ueber den Auflageteller zur Saeule? Rupp hat das mit einer ziemlich rudimentaeren Schraube geloest, die auf das runde Achsgehaeuse drueckt. Nicht elegant, aber man muss das bei einer stationaeren Montierung ja nur einmal machen.


    Nebenbei: Ich habe uebrigens seit einigen Wochen einen Klassiker der damaligen Konkurrenz, eine Rupp 70/65er (hoert auch auf "Typ 4") von 1980. Wenn ich das Teil aufbauen werde, werde ich das auf dem Astrotreff posten. Muss aber erstmal die Sternwarte bauen.

  • Also ich find sie gut. Niedlich, aber gut. Denn wenn ich mir so anschaue, womit sich gerade Schulen rumschlagen müssen, die nix weiter als eine robuste transportable Montierung mit einfacher Nachführung brauchen, dann geht mir bei den fipsigen Dingern aus Fernost, die du nur schief angucken mußt und schon sind irgendwelche Plastikteile abgebrochen, Schrauben verbogen, Klemmungen ausgeleiert oder sonstwas, regelmäßig die Hutschnur hoch.


    Viele Grüße
    Caro

  • Hallo Jürgen,


    ja, ich fand das Teil auch sehenswert und habe es gleich mal mitgenommen, die Aufnahme entstand ja bei mir im Garten...


    Technische Daten der ALT-1:


    Achsdurchmesser 20 mm


    Schneckenrad 144 Z bei Modul 0,75 = 108 mm Durchmesser, Hersteller Fa. ALT,


    Kegelrollenlager der Fa. Timken (damals einziger Hersteller dieser Lagergröße bei Kegelrollenlager),


    Polhöhe wurde nur mit der Zentralschraube angezogen, da es sich um eine Reisemontierung handelte.


    Explizit diese ALT-1 war schon an mehreren Einsetzen "Rund um den Globus", besonders bei Sonnenfinsternissen beteidigt. Grob die Polhöhe eingestellt > geklemmt > auf das Stativ gesetzt > Stativ leicht verkippt > los ging´s.


    Ernst Brotkorb war damals der Bediener, einigen hier auch bekannt.


    Generell Polhöhe ALT-Montierungen:


    Schau auf die AD-6, dort ist unten eine Verstellplatte zur Feineinstellung mit zwei M 8er Schrauben, welche durch Verstellen den Winkel fein verändern. Grob kann die ganze Platte im Achskörper gelöst und weiträumig verschoben werden, dann wird die Halteschraube im Achskreuz wieder angezogen und fein verstellt.


    Gruß und cs,


    René

  • Hallo Rene,



    danke fuer die Infos. Interessant, dass Alt damals die Schneckenraeder selbstgemacht hat. Nach neuer Nomenklatur waere die kleine Monti wohl eine "Alt2" geworden, 2cm-Achsen.


    Zum Thema China - sie koennen, wenn sie wollen. Man muss nur die guten Stuecke kennen und wenn man es weiss, kommt man heute fuers gleiche Geld an eine stabilere Montierung als frueher (= vor 20-30 Jahren). Und Oszillationsmontierungen hat es immer schon gegeben. Die Verlockung ist halt gross, ein Fernrohr einer gegebenen Groesse billiger als der Konkurrent anbieten zu koennen, wenn man an der Mechanik spart.


    Nochmal zurueck zum Hersteller Alt - es wird ja z.B. bei Baader darauf hingewiesen, dass die Wellen der Montierung praezise rundgeschliffen werden. Ich wundere mich, warum? Der Rundlauf wird doch durch die Lager definiert. Mal plakativ ausgedrueckt: Eine durchs Lager gesteckte und festgekonterte Gewindestange hat doch den gleichen Rundlauf wie eine Praezisonswelle, solange sie im Lager nicht klappert. Oder ist es genau das - dass eine durchgesteckte Welle immer noch Spiel im Lagerinnern hat und dieses Spiel durch den Rundschliff minimiert wird?


    Rupp hat das uebrigens damals ganz anders geloest - Gleitlager! Die Wellen werden einfach durchgesteckt. Hier macht dann auch eine praezise Rundwelle Sinn, da sie ja gleichzeitig Lager ist. Ich werde bald testen koennen, wie gut das bei der 70/65er so funktioniert. Aber das Prinzip des oelgeschmierten Gleitlagers findet ja auch im Grossteleskopbau Verwendung, wo das Instrument auf einem Oelfilm schwimmt, der bei manchen Konstruktionen (1.06m Hoher List) durch eine Umwaelzpumpe in Wallung gehalten wird.

  • Hallo Jürgen,


    es werden ja nur die Lagersitze rundgeschliffen, damit alle Lagerflächen zu 100% aufliegen. Gedreht ist ja nicht rund, genau auf Maß kann man nur schleifen. Auch von der Belastung her ist es sinnvoll, den Lagersitz einzuschleifen, damit eine gleichmäßige Lastverteilung auf das gesamte Lager erfolgt und nicht nur an einigen Stellen der Kontakt besteht.


    Der Sitz der Schneckenräder ist selbstverständlich auch rundgeschliffen. Am Ende jeder Montage wird ein Gesamtrundlauffehler gemessen (typisch im Bereich um 2-3µ), also fast kein Ausschlag auf der 1/1000 Meßuhr.


    Gruß und cs,


    René

  • Hi Rene,


    danke fuer die Aufklaerung. Ich hatte mir schon gedacht, dass es der rundum formschluessige Sitz ist, der durch das Schleifen erreicht wird. Deutlich praeziser als der "gezogende, blanke Draht", der einst bei der Florimontierung im Stauss-Klassiker "Fernrohrmontierungen und ihre Schutzbauten" empfohlen wurde. [;)]


    Wieder was gelernt!

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!