Spiegelschleifen "Fast and Furious"

  • Hallo Leute,


    Wir haben es letzten Dienstag etwa 2 1/2 Stunden lang richtig knirschen lassen. Dank Vorflexen ist die noch zu entfernende Glasmenge zum Glück überschaubar.


    Es sind momentan 5 gleiche Spiegel für 5 gleiche Teleskope in Arbeit. Ich denke, eine Gruppenaktion dieser Art ist schon ein wenig ungewöhnlich.
    Falls Ihr mehr über unser Reisedobson-Projekt erfahren wollt, mache ich gern einen Thread dazu auf.


    (==>)Stathis: So gefällt'ss dir, oder? Ist schon wieder ein Jahr her, dass wir in München mal drei Spiegel oder mehr gleichzeitig in Arbeit hatten.


    (==>)Thomas: Massenfertigung ist das noch nicht ganz, eher Kleinserie.


    Stathis macht auch mit, ist aber schon etwas weiter und wollte letzten Dienstag seine Scherbe nicht mit Karbo 80 "verseuchen". Meine Wenigkeit kann den Hals nicht vollkriegen und schleift gleich 2 Stück auf einmal, einen für einen Vereinskameraden. Der ist auch hier im Astrotreff aktiv. Mal sehen, ob er sich outet[8)].


    (==>)Dieter: Gemessen in zermahlenem Glas+Karbo+Toolmaterial pro Stunde haben wir ganz bestimmt auch mit den kleineren Scheiben ein recht gutes Tempo vorgelegt[8D].


    Edit: Hier noch ein paar Fotos "für die Nachwelt"[:D]:


    <center>4 Rohlinge und 3 Tools (alle vorgeflext) warten auf die Action</center>


    <center>Tools und Rohlinge werden genauestens begutachtet</center>


    <center>Uund Action! (Ich war zwischendrin ständig am Putzen)</center>


    Gruß,
    Martin

  • Hi, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Meine Wenigkeit kann den Hals nicht vollkriegen und schleift gleich 2 Stück auf einmal...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Stathis, wo bleibt das Video von Martin bei der Arbeit? Beidhändig an zwei Tools über zwei Glasscherben, das will ich sehen! [:D][:D]


    Duck und wech...


    Stefan

  • Die 240 mm Tools habe ich aus einer 60x60x2 cm dicken Feinsteinzeug Fliese ("Terrassenfliese") geflext. Schönes feinporiges Material ohne Risse.



    Die 4 Tools konvex und die 5 Rohlinge konkav freihändig vorgeflext.



    Anpassen mit K80. Durch das Freihand Flexen sieht das anfangs aus wie ein Rübenacker, hat aber eine Menge Grobarbeit gespart.



    Es werden 240 mm f/4,5 Spiegel für rucksacktaugliche Reisedobsons.
    Martin wird im separaten Thema noch die Mechanik vorstellen und erklären, warum es gerade 24 cm geworden ist.
    Die beiden Jungs wollten 15 mm dicke Rohlinge. Elli und ich gehen mit 18 mm etwas konservativer ran. Meiner ist bereits ausgeschliffen und anpoliert. Randdicke 17,3 mm, Gewicht 1,59 kg, liegt sehr gut in der Hand.

    Ich habe mir einem Spaß gemacht, die Brennweite möglichst genau zu treffen: Krümmungsradius 2.154 mm, Brennweite 1.077 mm[8D] ergibt bei der Nettoöffnung von 328,5 mm ziemlich genau f/4,5 [8D]

  • Hallo Stathis,


    Bei der <s>Spiegelgröße</s>Nettoöffnung hast Du aber ein klein wenig übertrieben[;)].


    Ansonsten möchte ich hier öffentlich meinen Dank aussprechen für den tollen Service, die Scheiben schon vorzuflexen!


    (==&gt;)Stefan:
    Leider hat der Stathis mir nur ein Tool für die beiden Rohlinge gegönnt. Deshalb kann ich zwar parallel arbeiten, aber nie richtig gleichzeitig.
    Außer Du leihst mir dein Tool...


    Nun muss ich aber wieder runter in die Werkstatt, das Karbo 80 ruft!


    Gruß,
    Martin

  • Martin, Stathis, ihr lauft Elli und mir regelrecht davon...Stathis, gerade dein Tempo ist rekordverdächtig...schon anpoliert, Wahnsinn![8D]


    Martin, ich leih dir gerne mein Tool für zweiarmiges Schubbern, hihi[:D]...heb dir noch etwas K80 Arbeit auf, damit wir am Dienstag gemeinsam weitermachen können.[8D]


    Viele Grüße,
    Stefan....der sich seiner 15" Wochenendbaustelle widmet (180er fast durch)

  • Hallo Martin und Stathis,


    ich guck ja nur gelegentlich in das Selbstbauforum, bin beim Lesen eurer Namen jetzt aber förmlich darauf gestoßen worden. Der Film ist sehr nett, die Räumlichkeiten sind mir wohlbekannt, und es kommt irgendwie noch lauter rüber als wenn man euch live zuschaut. Aber erst Martin's Kommentar ...


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Meine Wenigkeit kann den Hals nicht vollkriegen und schleift gleich 2 Stück auf einmal, einen für einen Vereinskameraden. Der ist auch hier im Astrotreff aktiv. Mal sehen, ob er sich outet. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    ... hat mich darauf gestoßen, was genau hier gerade geschliffen wird. Mei, der Leichtbau-10-Zöller - so schee scho [:p]. Martin hatte mir am Gebaberg von dem Projekt erzählt, und als ich Interesse an so einem Gerät angedeutet hatte, willigte er sofort ein, für mich einen mitzubauen. Ihr sagt mir dann Bescheid, wenn es ans Anstreichen geht - und vielen Dank nochmal an euch alle [:)] !


    Servus
    Ben

  • Hi all...


    mannmannmann...kaum lässt man euch aus den Augen, macht
    ihr wieder Unsinn! [:D] Aber Meeeeeensch, tooooollll!!


    Martin, ja bitte, mach einen Thread auf!


    Stathis, ich bin grad beim Alois in Österreich, und ich
    habe hier einen 10" 25mm Pyrex Rohling (na ja, eigentlich
    ist es ein komplett fertiger 10" Spiegel mit Strehl &gt; 0,85 der dran
    glauben muß)den ich zum lambda/20 Kugelspiegel umschleifen will.
    Kann ich mich noch bei euch mit anschliessen? Wann macht ihr denn weiter? Werd wohl ab morgen abend wieder in Muc sein...


    Viele Grüße an alle...


    Alfredo
    [:)]

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Alfredo Segovia</i>
    <br />habe hier einen 10" 25mm Pyrex Rohling ....Kann ich mich noch bei euch mit anschliessen?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Mit so einem adipösen Body Mass Index willst du bei uns mitrennen? Hmmm...
    Warum verkaufst du den guten fertigen Spiegel nicht und machst eine neue Sphäre?


    Viele Grüße an Alois


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: BenN</i>
    <br /> ...und es kommt irgendwie noch lauter rüber als wenn man euch live zuschaut.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Glaub mir, wenn das Trio loslegt, ist das ist RICHTIG laut, spannungsgeladen und ansteckend.

  • Hallo Stathis, liebe Carbofreaks,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...Glaub mir, wenn das Trio loslegt, ist das ist RICHTIG laut, spannungsgeladen und ansteckend<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    ich glaub es dir[:D] Bei gewerblicher Tätigkeit dieser Art wäre wohl
    das Tragen von Gehörschutz Pflicht.

    Wünsche euch und allen Lesern noch viel Spaß an dieser Show.
    [^]


    Wenn es nicht mehr als fünf 10" Spiegel werden könnt ihr sie zu mir in die Vakuumkammer schicken. Bedingung: ich darf sie auch interferometrisch vermessen und die Ergebnisse veröffentlichen. [8D]


    Gruß Kurt

  • Hallo Kurt,


    Unsere Münchener Gruppe ist schon was Besonderes! Ich weiss von keinem anderen wöchentlichen Treffen, das schon seit über 10 Jahren stattfindet. Ich glaube, uns gibt es auch deshalb schon so lange, weil hier nicht nur Spiegelschleifen und Teleskopbau diskutiert werden.
    Es ist ein sehr angenehmes Treffen von Gleichgesinnten, wie man es sonst kaum findet!


    Ab und zu muss aber so eine Aktion sein[:p] Immer nur zusammen hocken und ratschen genügt nicht, gelgegentlich muss Karbo knirschen[:D]
    So lange wir nur wenige Stunden pro Jahr dieser Geräuschkulisse ausgesetzt sind, ist ein Gehörschutz wohl verzichtbar. Beim Feinschliff wird das ja schnell leiser.
    Zu Hause benutze ich beim Schleifen meist In-Ear Kopfhörer mit nicht zu lauter Musik.


    Vielen Dank für dein Angebot zur Beschichtung und Vermessung!
    Gern stelle ich meine Scherbe "für die Wissenschaft" zur Verfügung[:D]. Nachdem dieses Projekt hier öffentlich vorgestellt wird, habe ich persönlich auch keine Probleme mit Vermessung und Diskussion der Ergebnisse hier im Astrotreff.


    Eure Threads zur Spiegelbeschichtung finde ich spektakulär! Ich melde mich dort aber nicht zu Wort, weil ich außer "Oh, WOW" Begeisterungskommentaren nix weiter beitragen könnte.
    Bitte weiter so!


    Gruß,
    Martin

  • Cooles Video.


    Die Sphäre bei den beiden Herren ist aber schon schön auspoliert [:D][:D][:D][:D]




    Irgendwann muss ich auch mal bei euch vorbeikommen, und mir von Euch den Foucault Test zeigen lassen, den kapier ich um verrecken nicht.


    Bin wohl zu doof.


    Gruß Jogi

  • Hallo Stathis,
    auch wenn mir mein blöder Rechner nur abgehackte Bilder zeigt, die Geräuschkulisse ist da. Klingt gut.[:p]
    Da du das Kratzen noch als laut wahrnimmst, hast du im Umkehrschluss beim Flexen immer schön auf den Gehörschutz geachtet. Sehr vorbildlich.[:D]
    Viele Grüße
    Jörg

  • (==&gt;)Jogi: <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Sphäre bei den beiden Herren ist aber schon schön auspoliert<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Leider mit falschem Vorzeichen beim Krümmungsradius. Für asronomische Zwecke völlig untauglich, auch Versilbern hilft da nix[V]. Zur Not vielleicht als Sekundärspiegel beim Cassegrain?


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Irgendwann muss ich auch mal bei euch vorbeikommen, und mir von Euch den Foucault Test zeigen lassen, den kapier ich um verrecken nicht.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> Klar, jederzeit gerne!
    Du solltest aber vorher Bescheid geben, dann können wir uns vor der "Arbeit" etwas stärken, da gibt's mehrere Restaurants in der Nähe. Stathis ist auch nicht jedes Mal dabei.


    Das Treffen ist übrigens offen für alle Interessierten, auch wenn Ihr nur kurz in München weilt!


    Gruß,
    Martin

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: MartinB</i>
    <br />(==&gt;)Jogi: <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Sphäre bei den beiden Herren ist aber schon schön auspoliert<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Leider mit falschem Vorzeichen beim Krümmungsradius. Für asronomische Zwecke völlig untauglich, auch Versilbern hilft da nix[V]. Zur Not vielleicht als Sekundärspiegel beim Cassegrain?


    Gruß,
    Martin
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Also Martin! Aber bitte - Du kannst doch nicht nach all den Jahren bei uns im Spiegelschleiftreff eine konvexe Fläche auf die Verwendung als Fangspiegel reduzieren! Pfui! Ich dachte, das wird ein Set Mangin-Spiegel für einen Satz Reise-optiken auf höherem Niveau, und habe schon auf die fertigen Medials gefreut...


    [:p]
    Tassilo

  • Aktueller Stand:


    Stefan und ich haben letzten Dienstag weiter Karbo 80 geschliffen.
    Stefan ist bei etwa 3mm Pfeiltiefe und die Flexspuren sind komplett weg.


    ich hatte zu Hause nur wenige Stunden Zeit zum Schleifen.
    Beide Scheiben werden auf demselben Tool chargenweise abwechselnd geschliffen. Das ergibt identische Brennweite, und die Gesamtmenge an zermahlenem Material ist geringer. Das Vorflexen hat den Vorteil allerdings deutlich verkleinert.


    Die Pfeiltiefe ist bei 3,3mm, die Scheiben sind annähernd sphärisch. Keilfehler bei #1 noch ca. 0,17mm und bei #2 ca. 0,08mm. Ziel ist &lt;0,05mm. Dann noch 0,3mm dünner machen, damit die Fase nicht mehr so breit ist. Jedes Photon zählt!
    Die endgültige Dicke wird bei ca. 14,3mm liegen.


    Stathis ist uns allen davon galoppiert. Er hatte seinen Spiegel am Dienstag schon auspoliert und zu 40% parabolisiert mitgebracht[:0].
    Ein Interferometertest zeigte keinen nennenswerten Asti, aber heftige Turbulenzen auf der Messstrecke.


    Das beantwortet auch die Frage von Jörg nach der Warteschlange beim Spiegel vermessen: Wir sind wohl so unterschiedlich schnell, dass das sowieso kein Problem wird.
    Ich habe mir auch vorgenommen, wenn sorgfältige Vermessung per Interferometer mit grünem Laser einen Strehl &gt;90% ergibt, werde ich die Bearbeitung beenden. Mehrere Wochen meiner Freizeit werde ich sicher nicht investieren.


    Ziel ist zumindest bei mir, mehr Stunden mit der Benutzung als mit der Herstellung zu verbringen[^].


    Gruß,
    Martin

  • Hallo Leute,


    Hier kommt ein weiteres Update!
    Das zuerst recht homogene Feld der Teilnehmer ist nun weit auseinander gezogen. Stathis hält weiter den Spitzenplatz, auch wenn er zwischendrin zur Sphäre zurück musste.
    Meine beiden Scherben sind nun immerhin anpoliert, Stefans und Elis Scheiben haben noch nicht ganz die endgültige Pfeiltiefe.


    Ich weiß, Ihr wollt Bilder sehen, und ich habe Bilder gemacht!
    Also, hier ist die bebilderte Fortsetzung.



    Beim Grobschliff mit 80er Karbo habe ich die Pfeiltiefe mit meinem Sphärometer bestimmt.
    Beide Scheiben hatten zunächst noch einen deutlichen Keilfehler, weil per Hand vorgeflext wurde und ich beim Beginn des Grobschliffs nicht sofort gegen gesteuert habe.


    Beim 180er am vorletzten Wochenende war gerade schönes Wetter, und ich konnte die klassische Methode anwenden: Spiegel passend zur Sonne ausgerichtet hinstellen, nass machen, Fokus suchen, ausmessen.


    <center>Brennweitenbestimmung à la John Dobson</center>


    Beim Schleifen mit dem 180er wurde der restliche Keilfehler weitgehend beseitigt.
    Bis Montag abend war dann auch das 320er Karbo durch.


    Letzten Dienstag ging es in der VSW München dann mit 25µm Microgrit weiter.
    Ab dieser Körnung gibt es praktisch keinen Lärm und Dreck mehr, deshalb kann ndie Arbeit in zivilisierterer Umgebung fortgesetzt werden. Auf peinliche Sauberkeit muss ab jetzt sowieso geachtet werden, wenn man Kratzer durch übrig gebliebenes gröberes Schleifmittel bei den feinen Körnungen vermeiden will.


    Auf dem Foto unten sieht man einen Gewürzstreuer. Damit dosiere ich die Körnungen Karbo 320 und Microgrit 25µm.


    <center>Feinschliff mit 25µm Microgrit</center>


    Die nächsten 4 Stufen Feinschliff (15µm, 9µm, 5µm, 3µm) verliefen problemlos, und mit einer Körnung pro Tag auch ohne Stress. Netto-Schleifzeit pro Scheibe und Körnung war jeweils im Durchschnitt ca. 45 Minuten. Immer schön mit 1/3 Strichen und abwechselnd MOT und TOT, und immer schön drehen.


    Ganz wichtiger Tipp: Das Schleifmittel vor dem Aufbringen mit etwas Wasser in Suspension bringen! Momentan benutze ich dazu kleine Filmdosen. Die werden zu etwa 30% mit Schleifpulver gefüllt, dann kommt Wasser dazu, und zum besseren Aufschütteln eine kleine Glasmurmel.
    Es kommt pro Charge nur eine kleine Menge frisch aufgeschüttelte Suspension auf den Spiegel bzw. das Tool. Bei Bedarf wird etwas Sprühnebel aus der Wasserflasche dazu dosiert, aber gaaanz sparsam, sonst gibt's Aquaplaning statt Feinschliff. "Trocken fallen" darf das Schleifmittel aber auch nicht, sonst steigt die Kratzer- und Festklebegefahr, besonders bei den feinen Körnungen.


    Beim nächsten Mal werde ich zur besseren Dosierung kleine PE-Flaschen mit Dosierspitze nehmen (ca. 50-100ml).


    Richtig spannend wurde es dann beim Feinschliff mit 1µm Korngröße. Damit kann man theoretisch die Polierzeit verkürzen, aber es ist nur mit großer Vorsicht anzuwenden.


    Meine Erfahrung ist: Die Konzentration des Schleifmittels in der Suspension muss genau stimmen. Schon wenige Sekunden Pause mit versetztem Tool und Spiegel können den offen liegenden Wasserfilm durch Verdunsten so sehr eindicken, dass es "klemmt". Sleeks auf dem Glas sind die Folge, die den Polierzeit-Vorteil zunichte machen können. Dosiert man eine winzige Menge Wasser dazu, gleiten die Scheiben erst mal wieder ohne Schleifaktion nur auf dem Wasserfilm.


    <center>Feinschliff mit 1µm Microgrit</center>


    Vorgestern abend konnte ich mich dann endlich aufraffen, die Pechhaut zu gießen.
    Die Verzögerung ergab sich weitgehend aus meiner Unlust, vor Beginn der Aktion die Küchenspüle aufzuräumen und picobello zu säubern[V]. Durch den späten Start wurde es dann fast eine Nachtaktion.


    Zuerst wurde eine passende Menge Pech in einer kleinen Stahlschüssel erhitzt. Der Dunstabzug nach draußen ist hier vorteilhaft. Das Ceranfeld (übrigens auch Borsilikatglas von Schott genau wie der Spiegel) lässt sich nach der Aktion sehr einfach reinigen.


    <center>Pech erhitzen</center>


    Das Tool bekam einen Rand aus Klebeband. Hinweis: Besser wäre Kreppband gewesen, weil das Kunststoffband durch die Hitze des Pechs fast zu weich wurde.


    <center>Pechhaut gießen</center>


    Nach diem Gießen musste die Pechschicht erst auf die richtige Konsistenz abkühlen.
    Zwischendrin konnte ich das Klebeband vom Rand entfernen.


    <center>Klebeband entfernen</center>


    Dann wurden 4mm breite Rillen in die weiche Pechschicht gedrückt.
    Zwischendrin wurde die Pechhaut im ca. 60°C warmen Wasserbad 2-3x wieder angewärmt.


    <center>Rillen eindrücken (Facettieren)</center>


    Nachdem Rillen in beiden Richtungen eingedrückt waren, wurde mehrmals abwechselnd die Pechhaut im Wasserbad angewärmt, der nasse Spiegel aufgepresst und die zulaufenden Rillen wieder erweitert.
    Zu flache Facetten wurden mit kleinen Pechklecksen erhöht.
    Zum Schluss wurde bereits etwas Poliermittel dazu gegeben.


    <center>Fertige Pechhaut, bereits angepasst</center>


    Die abgebildete Pechhaut-Aktion hat insgesamt ca 2 1/2 Stunden gedauert (ohne Küche sauber machen). Das ist aber auf jeden Fall sehr gut investierte Zeit!



    Inzwischen habe ich beide Scheiben bereits anpoliert.
    Heute beim Treffen in München werden wir per Interferometrie mal nachschauen, ob die Scheiben Asti haben.


    Gruß,
    Martin

  • Danke Martin für die Bilder.
    Meine Pechhaut sieht nicht ganz do schön regelmäßig aus.
    Mit der Pechhaut im heißen Wasser habe ich mit dem Messer noch zusätzlich kreuz und quer Mikrokanäle rein geschnitten.



    Bei Polieren im Sommer (bei mir zur Zeit ca. 26-28°C) packt die Pechhaut so stark (wir haben alle die übliche Pechhärte 28°), dass ich sogar bei diesem kleinen Spiegelchen ins Schwitzen kam. Dafür war der Spiegel bereits nach 3 Stunden auspoliert.




    Nachteil des Turbopolierens war eine leicht abgesunkene Kante, die ich erst noch zurückholen musste.
    Jetzt noch etwas Zone glätten und auf zum parabolisieren. Allerdings wird das jetzt eine Weile dauern, da ich zur Zeit "erwachsene" Rohlinge bändigen muss.

  • Hallo Stathis,<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Meine Pechhaut sieht nicht ganz so schön regelmäßig aus<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Deine Pechhaut sieht doch richtig gut aus! <i>Zu</i> regelmäßig ist ja wohl auch nicht gut.
    Mikrokanäle werde ich auch noch 'reinschneiden.


    Hattest Du deine Scheibe vor dem Polieren auch bis 1 µm Körnung geschliffen?


    Montag Abend habe ich im ca. 34-25°C warmen Zimmer etwa 40 Minuten mit "richtig Dampf" poliert, danach war der Spiegel deutlich erwärmt, ich schätze auf jeden Fall über 30°C.


    Vor dem Polieren hatte ich je 4 Chargen mit 1µm Mikrogrit geschliffen. Eine Scheibe hatte danach mehrere ganz schwache Sleeks im Randbereich, die waren nach der Polieraktion am Montag schon komplett weg. Die andere hat etwas stärkere Sleeks auf einer Seite, da hatte es einen leichten "Kolbenfresser" gegeben, anscheinend wegen zu wenig Wasserfilm. Unter dem Mikroskop scheinen die aber auch nicht tiefer als 5 µm zu gehen, also werde ich sie auspolieren.
    Nach ca. 40 Minuten Polieren haben beide Scheiben nur noch maximal ca. 5 µm tiefe Pits.


    Gruß,
    Martin

  • Hallo Optikgemeinde,


    bei den Fünflingen geht es weiter!


    Elli und ich haben unsere Spiegel bis zum 3µ ausgeschliffen, und so konnten wir letzten Dienstag anpolieren zwecks Brennweitenbestimmung im Foucaulttester. Stathis hatte sein Tool mit Pechhaut und Poliermittel mitgebracht, Martin sein Polierbrett. Und auf ging es!


    Erst mal schön die Pechhaut anpassen!


    Das kann man noch steigern:



    Erstes Anpolieren



    Dann war Martin an der Reihe:



    Und natürlich Elli- ist ja ihr Spiegel.



    Während Stathis und Elli im Optiklabor die Brennweiten bestimmten, polierte ich für so zehn Minuten an meiner Scherbe:



    Und was kam bei der Brennweitenbestimmung raus?...1070mm- bei beiden Spiegeln :) Das sind dann die Zwillinge unter den Fünflingen.


    Fortsetzung folgt.


    Viele Grüße,
    Stefan


    [:)][:)][:)][:)]

  • Hallo Stefan,


    Schön, dass es jetzt auch bei euch beiden weiter geht!
    Elli hat über die Weihnachtsferien ganz schön aufgeholt, und Du warst auch sehr fleißig!
    Stathis hat "auf uns gewartet" und seinen anparabolisierten Spiegel noch mal zur Sphäre zurück entwickelt.
    Aktueller Stand ist damit: Drei Scheiben fertig poliert, zwei anpoliert.
    Brennweiten: Stathis ca. 1078mm, Martin 2x 1081mm, Elli und Stefan 1070mm. Wir haben also die Zielvorgabe von 1080mm recht gut getroffen.


    Die Unterschiede sollten sich gerade noch mit ein paar mm Justierweg an der Hauptspiegelzelle plus ein paar mm unterschiedliches Auflagemaß am Okularauszug in den Griff kriegen lassen, d.h. die Bauteile können alle auf dasselbe Maß gefertigt werden[^]. Zu berücksichtigen sind dabei aber auch die unterschiedlichen Spiegeldicken von knapp 15mm bei Stefan und mir und knapp 18mm bei den anderen beiden. Die "Extremfälle" sind daher Stefan und ich.


    Bevor es bei mir ans Parabolisieren geht, werde ich erst noch den festgestellten leichten Astigmatismus einer meiner Scheiben weitgehend rauspolieren. Woher der Asti kommt, da bin ich mir nicht ganz sicher. Allerdings hatte die betreffende Scheibe zunächst einen Keilfehler von ca. 0,3mm, den ich am Ende des Grobschliffs noch behoben habe. Also vermutlich ist das die Ursache.


    Gruß,
    Martin

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