Hallo,
die kalte Festlandsluft bescherte uns Pfälzern gestern ein Beobachtungsfenster das von Einbruch der Dunkelheit bis zum Mondaufgang kurz nach 23Uhr währen sollte. Da für mich wg Frühschicht der Tag schon um 5Uhr beginnt würde mir der Mond wohl nicht in die Quere kommen. Also den 21er Dobson samt Okularkoffer und Newtonfinder kurzerhand in den Kombi gesteckt und losgedüst, das Fahrtziel war Hermersberger Hof mitten im dunklen Pfälzer Wald ca 550m hoch gelegen. Nach 45 min Fahrzeit kam ich gegen 19:30 dort oben an, dort erwartete mich neben einer gut 30cm hohen Schneedecke ein ca 6m2er Himmel bei fast windstillen -12C°. Doch zuerst musste ein Loch für Godzilla in den verharschten Schnee gegraben werden damit der Dob auf festem Boden stand. Im Forum wurde die Frage gestellt ob 12 oder 16" Öffnung, zu dem Zeitpunkt wäre mir ein 8er lieber gewesen, Acht Zoll "Little Bandit" hatte ich aber mit gutem Grund zuhause gelassen. [8D] In der Kälte hält Bewegung ja bekanntlich warm und so war in knapp 5min ein 80cm messendes Loch gebuddelt in dem sich die Rockerbox frei drehen ließ, 3min später war Godzilla mit Peilsucher, 130mm Newton-Finder und 10.5er Pentax gerüstet und harrte der Kollimation. Diese war allerdings völlig überflüssig weil zum einen wg des noch warmen Spiegels sich Polaris bis zur halben Distanz seines Begleiters aufblähte und zum zweiten die Justage sich nicht verstellt hatte - hat doch Vorteile wenn der Tubus am Stück ins Auto passt. Trotz der Windstille war der nur 25mm dünne 535mm-Spiegel nach gut 30min fast ausgekühlt, das eher mäßige Seeing ließ aber nur Vergrößerungen bis max 338x zu. Um zu vergleichen habe ich mich auf die Objekte beschränkt die hier schon mit großen Öffnungen von beispielsweise Uwe, Stathis und Timm beobachtet wurden.
Das erste Objekt war NGC 2820 und dessen Begleitgalaxien in Ursa Major, im 26er Nagler bei 92X (Minimalvergrößerung) schon als dünnes Fädchen gefunden. Beste Sicht brachte jedoch 225x, da erscheint dieses bleistiftförmige, spindeldürre Galaxiechen nahezu in O-W Ausrichtung ca 1:8 elongiert. Die Helligkeit ist fast gleichmäßig verteilt, am W-Ende hebt sich ein Lichtknoten ab, im Nachhinein als NGC 2458 (14m5) identifiziert. Daneben findet sich NGC2814 ca 3-4' westlich und bildet einen 60°-Winkel zur 2820. Diese Galaxie steht etwas nördlich eines 11m Sterns ist kürzer, gedrungener und ca 2.5:1 in N-S Richtung linsenförmig länglich wobei der Kern heller erscheint. Mit etwas Phantasie könnte man sich eine Uhr in der 10vor12 Position vorstellen wobei die lange Ngc2820 den Minutenzeiger und die kürzere Ngc2814 den Stundenzeiger darstellt. Knapp 15' SW findet sich die flächenmäßig deutlich größere und lichtschwächere NGC2805, sie ist etwa 1.5:1 oval, hat ein leicht hervorgehobenes Zentrum und wirkt leicht strukturiert bzw etwas knotig.
NGC3079+Qso0957+561B:
Nur ein kleiner Schwenk in südliche Richtung und nach nur kurzer Dauer präsentiert sich NGC3079 als recht ansehnliche Made im 26er Okular, mit einem Längen-Breitenverhältnis von 1:6 ist sie fast N-S ausgerichtet, bei 225X und besser noch bei 338X wirkt die Galaxie fleckig, das hellere Kerngebiet erscheint dezentral, nach Osten hin scheint der Rand wie abgeschnitten, westlich flankieren die Galaxie drei 13m-Sterne wobei der nördlichste im Nebel steht. Ca 10' westlich des südlichen Ende der Galaxie befindet sich noch der kleine kreisförmige Begleiter NGC3073, als Besonderheit wäre hier der stellare Kern zu erwähnen. Die etwas weiter NO befindliche 14m8 helle MCG 9-17-9 habe ich glatt übersehen da ich bei der Vorbreitung nur den NGCIC Katalog geladen hatte. Doch nun zum Salz in der Suppe dem Doppelquasar, dieser wird durch eine unsichtbare Vordergrundgalaxie in zwei Abbildungen mit jeweils 17m2 Helligkeit gespalten. Zwischen dem Quasar und der 15' entfernten 3079 befindet sich noch eine markante Sterngruppe bestehend aus sechs 14-15m Sternen, diese war auch schon bei 92X zu sehen. Also auf der Position 1' hinter dem letzten Stern bei 225X gesucht: Yes, [:D] da blitzte immer wieder für ein paar Sekundenbruchteile ein schwaches Sternchen auf, bei 338X war es noch ein wenig deutlicher, in dem Moment als diese 5 Mrd Jahre alten Photonen auf meine Netzhaut prasselten spürte ich von den -12C° nichts mehr, mit einem Male hatte sich der visuelle Horizont vervielfacht [^] Leider gelang auch wegen der nur mäßigen Seeingbedingungen die Auflösung der beiden 6" entfernten Komponenten nicht.
Ansonsten schaute ich noch in Richtung Löwe, dort ging mir noch die kleine IC591 neben LeoI ins Netz, weiter oben war da noch Hickson44 bestehend aus NGC3193,3190,3185 in einer Reihe und die schwächere NGC3187 daneben, leider ist davon nicht mehr viel im Gedächtnis hängengeblieben, wird aber bei Gelegenheit nachgeholt.
Gegen 22Uhr habe ich dann diese Beobachtungssession beendet.
Gruß
