Mit Kamera live mehr sehen als klassisch ?

  • Hallo,


    kann eine Astrocam empfindlicher sein als das Auge?


    Würde gerne an meinem 8" F6 Newton auf einer AZ-EQ6 mit einer Kamera beobachten. Gibt es da Möglichkeiten statt live, vielleicht mit ein paar Sekunden längerer Belichtung mehr Details als mit dem Auge zu erhaschen? Es soll aber nicht in Astrofotografie ausarten...


    Optimal wäre es, wenn die Kamera gar per Netzwerk ansprechbar wäre (gibt es aber eher nicht). Nun dann eben über USB. Gibt es eine passende Software auch für Linux?


    Falls mein Vorhaben überhaupt sinnvoll sein sollte, wäre ich für eine Setupempfehlung dankbar.

  • Hallo Arkadius,


    Du kannst Dir auch einmal die Kameras von diesem Anbieter ansehen


    http://www.astro-video.com/products.html


    Ich habe ein Vorläufermodell der dort jetzt angebotenen MKUI und habe in meinen 4´´ bis 5´´ Refraktoren damit einen ganz neuen Himmel kennengelernt und das zum großen Teil auch noch in Farbe. Mit deinem 8´´f6-Newton liegst Du da noch besser. Allerdings sind die Lieferzeiten nicht unter einem Jahr, da es sich bei dem Anbieter um eine one-man-show handelt. Du brauchst dafür keinen Computer, kein wackeliges USB, keine Software und Stunden an Bildbearbeitung, bis Du etwas ausdruckstarkes siehst, sondern einen LCD-Bildschirm z.B.Lilliput 569GL-50NP/HO/Y 5"


    https://www.amazon.de/Lilliput…AF5JN26?tag=astrotreff-21


    oder einen DVD-Player mit Bildschirm und Video-Eingang. Die Qualität der gezeigten Bilder hängt ausschließlich von der Genauigkeit der Nachführung und der sehr genauen Polausrichtung ab. Die kleinen Chips sind dann enorm leistungsfähig. Ich guide manchmal mit einem MGEN bei 180 mm oder 400 mm Brennweite am Leitrohr. Die Details und die Tiefe des Bildes hauen einen von den Schlappen. Die Darstellung bei derartigem Live-Video ist ganz anders als bei Photografie. Die Bilder können räumliche eine Tiefe erreichen, die es beim Photografieren so nicht gibt. Bei vielen planetarischen Nebeln kommen diese nur bei Video plastisch heraus z.B. NGC 7008.


    Alternativ gibt es nach wie vor Kameras von Watec für diesen Zweck, die allerdings "nur" in schwarz/weiß arbeiten:


    http://www.astroshop.de/kamera…hx-rc-videokamera/p,33009


    Ich finde die Ästhetik aber gerade bei diesen Kameras, wenn man z.B.Galaxien damit beobachtet, unglaublich gut. Darüberhinaus sind sie gleich lieferbar.


    Wenn Du jemandem eine gebrauchte Watec 120N+ aus dem Kreuz leiern kannst, hast Du ein gutes Schnäppchen. Ich habe damit in der Video-deep-sky-Beobachtung angefangen und greife immer noch gerne darauf zurück. Die Funktionalität der Kamera ist einfach klasse. Von mir aus hätte man einfach dieses Modell mit einem modernen Chip nochmal neu bauen können.


    Das schöne bei der Video-Astronomie ist, daß man gleich mit anderen gemeinsam schauen und etwas zeigen kann, was man visuell nie sieht. Dies prädestiniert die Video-Astronomie für starparties, öffentliche Sternwarten und Schulen.


    "It is not doing, it is sharing" (Myra Taylor)- also das Gegenkonzept zur eher autistisch ausgelegten Astrophotografie.


    Beste Grüße


    und viel Erfolg mit der Video-Astronomie,


    Dietmar

  • Hallo Arkadius,


    ich habe eben noch einmal Deine Frage gesehen:


    "Optimal wäre es, wenn die Kamera gar per Netzwerk ansprechbar wäre (gibt es aber eher nicht)"


    ... gibt es aber doch. Die als erste Alternative vorgestellte Kamera von Astro Viedeo Systems gibt es auch mit blotooth -genügt Dir das ?


    Beste Grüße


    Dietmar

  • Hallo Dietmar,


    du schlägst vor, statt eines PC einen LCD – Monitor zu verwenden. Erlaubt es so ein Gerät, die gewonnene Aufnahme abzuspeichern, z.B. im JPG – Format? Es wäre doch schade, wenn das Bild verloren ginge!


    Beste Grüße
    Heinz

  • Hallo Heinz,


    die Kameras von Astro video Systems haben auch einen Anschluss für ein Kabel, über das ein USB-fähiger Video-Grabber angeschlossen wird. Dies erlaubt das Abspeichern auf dem PC als JPG. Es gibt auch eine spezille Software, um die Bilder direkt im PC zu steuern, speichern, stacken und zu bearbeiten. Die Details findest Du auf der homepage von astrovideosystems.com.


    Es gibt auch die Möglichkeit, über einen DVR-Recorder die Bilder auf einer SSD-Karte zu speichern.


    Für mich ist das aber dann schon Astrophotografie. Ich schätze es sehr, das Bild lediglich innerhalb weniger Sekunden fertig ausgebildet, scharf und detailliert quasi live zu sehen. Gerade gestern habe ich mir M3, M27 und natürlich M57 in Farbe angesehen auf meinem neuen 9´´ LCD-Monitor. Teleskop war ein 140/500 Celestron Comet-Catcher (Schmidt-Newton), der für diese Zwecke ideal ist. Selbstverständlich mit den Zentralsternen und den "lobes" in Farbe bei den Pn´s und M27 mit giftigem Grün im inneren Teil gegenüber den roten Rändern an der Expansionsfront. Man sieht auch gut den um den Zentralstern freigeblasenen Innenbereich.


    Wenn Du weitere Fragen hast, nur her damit.


    Beste Grüße


    Dietmar

  • Hallo Dietmar,


    danke für die Infos. Die Möglichkeiten der Digitalisierung der Videodaten waren mir bekannt. Ich habe mir die Atik Infinity gekauft, da diese mit der mitgelieferten Software auch Live – Bilder ermöglicht, jedoch ohne an die Empfindlichkeit deiner Kamera heranzukommen.


    Dafür habe ich den Vorteil, daß die Bildinformationen nicht verloren gehen und so später immer Fotos einzelner Objekte miteinander verglichen werden können, die zu unterschiedlichen Zeiten und mit unterschiedlichen Optiken gefertigt wurden. Diese Möglichkeit würde ich ungern missen.


    Da ich wie du nicht allzu tief in die Astrophotographie einsteigen möchte, wäre ein Videosystem, wie du es betreibst eine gute Alternative, sofern man die gewonnenen Bilder einfach ohne PC abspeichern könnte, z.B. auf eine SD-Karte. Dazu müßte der LCD-Monitor jedoch über eine solche Einrichtung verfügen, also eine eingebaute Elektronik und Software, die wie beim Monitorbild eines PC einen Screenshot erlaubt. Das war der Hintergrund meiner Frage, ob du als langjähriger Videoastronom vielleicht schon von einem derartigen Gerät gehört hast. Ansonsten bliebe nur die Möglichkeit, den Bildschirm abzufotografieren, was sicher nicht zu einer ansehnlichen Qualität der Aufnahme führen würde.


    Beste Grüße
    Heinz

  • Hallo Heinz,


    es gibt tatsächlich LCD-Monitor-Modelle, die einen Eingang für SD-Karten haben und die Möglichkeit, die Bilder dort direkt zu speichern (also nicht nur, diese über den Monitor abzurufen).


    Das ist eine der Chancen, die die Video-Astronomie bietet, daß man die ganze große Bandbreite der Video-Technik im Profi- und anspruchsvollen Amateur-Bereich nutzen kann. Wenn man alleine ansieht, wie viele taugliche Monitore mit Video-Eingang angeboten werden, die im Bereich der Digital-Photografie Einsatz finden, könnte man meinen, die Leute essen Monitore. Dazu kommt dann noch der ganze Bereich der Video-Überwachungstechnik, wo das Zubehör typischerweise viel billiger ist. Man ist also nicht auf speziell für Astronomie angebotene Geräte und Zubehör angewiesen, sondern kann eine unglaubliche Breite an ausgereifter und robuster Technik nutzen.


    Viel Spaß mit der Atik Infinity. Ich bin überzeugt davon, daß die Video-Astronomie die Beobachtungstechnik der kommenden Jahre ist. Für Puristen, wie ich eben einer bin, bleibt es dabei beim reinen Beobachten.


    Beste Grüße


    Dietmar

  • Hallo Dietmar !


    Interessante Möglichkeiten kommen da anscheinend auf einem zu.


    Sind per Videoastronomie mit den genannten Cam´s nur die Standartobjekte zu erreichen ?
    Oder auch einige Sharplessobjekte?
    Wäre interessant zu wissen ob an lichtschwächeren Objekten mit dieser Technik noch Potenzial steckt.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Bei vielen planetarischen Nebeln kommen diese nur bei Video plastisch heraus z.B. NGC 7008.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Nunja bei tiefen Schmalbandaufnahmen wird´s auch schon plastisch (...aber das ist ja schon Photographie.)


    Mal gespannt wie sich die Videoastronomie entwickelt.


    CS


    M.f.G.
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    was Du am Ende damit siehst und welche Tiefe Du ereichen kannst, hängt natürlich an dem verfügbaren Teleskop und dessen Öffnungsverhältnis. Mein eigener erster "Exot" war NGC 1514 im Stier, den bei uns keiner kannte. Ich habe ihn gleich beim ersten Mal in Farbe, nämlich knatsch grün/blau und mit allen Strukturen gesehen, etwa so wie in diesem Bild:


    (Link: siehe Anmerkung 12.06.20016 unten)


    Das Teleskop war aber dabei ein 35cm f5 Newton.


    Im Hintergrund der sogenannten Standardobjekte sehe ich regelmäßig einigen "Kleinkruscht" also sogenannte Hintergrundgalaxien, die ich mir noch nicht die Mühe gemacht habe, im einzenen zuzuordnen. Man kommt aber damit sehr tief.


    Ein highlight war auch mein erster bubble-Nebel in Farbe und aus der Stadt heraus mit meinem 4´´ f7 Refraktor. Ich verwende dabei regelmäßig den 1 1/4´´ 0,5 Fokalreducer, der die Belichtungszeit und das Feld natürlich nochmals hierfür optimiert und einen IR/UV-Sperrfilter.


    Vielleicht gibt das einen Anhalt. Sharplessobjekte habe ich also noch nicht probiert, aber besten Dank für die Anregung !


    Beste Grüße


    Dietmar


    Anmerkung 12.06.2016: der oben eingepflegte Link funktioniert offenbar nicht, ich habe ihn daher entfernt. Es ist das unter Wikepedia NGC 1514 gezeigte Bild.Allerdings sehe ich das dort gezeigte Halo des Nebels regelmäßig nicht, den Rest aber so, wie dort gezeigt.

  • Hallo Dietmar !


    Ich denke, das dunkle Nebel oder dunkle Galaxien per Video schwieriger darzustellen sind als mit einer Astro-CCD oder DSLR.
    Es sei denn man nutzt dazu einen 40"er Newton unter Top Himmelsbedingungen. ;)


    Aber um was Live in kurzer Zeit darzustellen ist schon eine Interessante Sache.


    Ich komme zwar aus der Fotoscene und habe anfangs früher viel mit der ToUcamPro740k und einer
    gekühlten SAC7B auf Planeten gehalten und war da schon recht überrascht,
    was man dann per Stacking erreichen kann.


    Aber leider blieb es auch bei den Planeten, da die Cam´s (...bis auf die SAC7B) keine Langzeitbelichtung zuliessen.
    Ab da packte mich die CCD-Astronomie und merkte, dass es bei Deepsky da ganz anders aussieht.


    Seitdem wurde die Webcam eingemottet.
    Nunja ist auch ne ganze weile her und es hat sich einiges getan im Videosektor.
    Daher meine Frage bzgl. Sharplessobjekte, bei denen ich je nach Objekt pro Aufnahme ca. 10-20 Minuten mit der CCD draufhalten muss.


    Das Ganze per Video in 2-3-4-Sekunden-Frames würde mich umhauen....wenn´s klappen sollte.


    Für´s Livefeeling ist das schon eine Leistung was heutzutage erreicht werden kann.


    Ich schweife wieder vom Thema ab....also es soll ja um die Beobachtung an sich gehen, wo der Unterschied zwischen
    der Visuellen Wahrnehmung und der heute zur verfügung stehenden Videotechnik und deren Möglichkeiten geht, mehr
    vom eigentlichen beobachtbaren Objekt zu sehen.
    Und das für Livevorführungen zu mutzen oder halt für sich selbst.


    Und genau das würde mich reizen, wenn es möglich wäre, mit den neuen Generationen von Videocam´s Lichtschwächere Objekte darzustellen.
    Und bei Sharplessobjekten können diese auch mal 12-14 Mag erreichen.


    Ich bin mal auf weitere Entwicklungen und Erfahrungen bzgl."Deepsky-Videoastronomie" gespannt.


    CS


    M.f.G.
    Thomas

  • Mag sein, dass diese Kamera nicht für den gewünschten Zweck geeignet ist. Aber der Sucher der Sony A7s ist eine Art Nachtsichtgerät. Er schlägt das Auge um 1 bis 2 Größenklassen. Ich habe noch nicht ausprobiert, ob sich das auf einen PC übertragen lässt.

  • Hallo zusammen,
    das ist ein Thema welches auch mein Interesse wecken könnte.
    Was ist denn mit den ASI Kameras von ZWO? Chip-Auslesegröße einstellbar und Bel. Zeit genauso über mehrere Sekunden.
    Hat jemand mal getestet wie diese Kameras so drauf sind? Die sollen ja auch schön empfindlich sein so das sich
    ein Versuch doch mal lohnen würde. So sehr teuer sind sie ja auch nicht.


    Gruß,
    Armin

  • Hallo Armin,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: arminius</i>
    das ist ein Thema welches auch mein Interesse wecken könnte.
    Was ist denn mit den ASI Kameras von ZWO? Chip-Auslesegröße einstellbar und Bel. Zeit genauso über mehrere Sekunden.
    Hat jemand mal getestet wie diese Kameras so drauf sind? Die sollen ja auch schön empfindlich sein so das sich
    ein Versuch doch mal lohnen würde. So sehr teuer sind sie ja auch nicht.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich habe die ASI174MM von ZWO und bin sehr zufrieden damit. Da ich immer schon so meine Probleme mit der visuellen Beobachtung hatte, arbeite ich heut' zu Tage nur noch über Kamera am Laptop. Da ich hauptsächlich Sonnenbeobachtungen mache (H-Alpha, Cak, Continuum) gilt zu mindest für CaK, die Kamera sieht einfach mehr.


    Ausserdem kann ich dann gleich speichern.


    Der Live Mode bei der ZWO ist echt super. Funktioniert bei Reduzierung der Frame-Rate sogar an meinem alten USB 2.0 Laptop.


    Ich habe zwar auch eine Canon EOS 600D Astro, die ja per Canon-Software auch einen Live View hat, aber die nutze ich fast garnicht mehr.


    Gruss
    Gerd

  • Hallo Gerd,
    ja das ist schon klar. Ich habe auch eine ASI als Farbkamera.
    Mir ging es bei der Fragestellung aber um Belichtungszeiten von einigen Sekunden.
    Wird die Kamera da evtl. ungebührlich warm? Macht das überhaupt Sinn mit einer ASI
    im Liveview mehr sehen zu wollen als mit dem Auge durch Okular? Das ist ja das Thema hier.


    Gruß,
    Armin

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: arminius</i>
    <br />Hallo Gerd,
    ja das ist schon klar. Ich habe auch eine ASI als Farbkamera.
    Mir ging es bei der Fragestellung aber um Belichtungszeiten von einigen Sekunden.
    Wird die Kamera da evtl. ungebührlich warm? Macht das überhaupt Sinn mit einer ASI
    im Liveview mehr sehen zu wollen als mit dem Auge durch Okular? Das ist ja das Thema hier.


    Gruß,
    Armin
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Armin,


    wenn du eine Farbkamera von ASI hast, warum testest du das nicht selber? Natürlich wird sie warm. Aber was ist für dich "ungebührlich warm"?


    Meine ASI zeigt nach einigen Sekunden Belichtungszeit mehr, als man mit dem Auge sieht. Das macht sie gekühlt und ungekühlt (dann mit mehr Rauschen). Mit z.b. SharpCap kann man auch Live stacken.
    Das ist für mich aber eher Spielerei und ich habe es mal probiert, weil es geht.
    Tief eingestiegen bin ich darin aber nicht, da es für mich nichts Halbes und nichts Ganzes ist.
    Von daher macht es für mich keinen Sinn. Das heißt aber nicht, dass das auch für andere so ist.


    Gruß Dirk

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