Merkurtransit von Anfang bis Ende

  • Hallo Gemeinde,


    Auf Grund vieler Informationen und Eindrücke eröffne ich hier noch einen Thread zum Thema.


    Das war vielleicht ein Tag - Der wird mir und vielen Anderen für immer in Erinnerung bleiben!


    Die wenig erfreulichen Wolkenaussichten bei uns im Stuttgarter Raum haben Miro und mich dazu bewogen weiter gen Norden zu reisen. Gegen 10Uhr haben wir uns auf der Autobahn in Richtung Würzburg auf unseren "Transit" begeben. Trotz dichten Verkehrs, Baustellen und Unfällen haben wir nach nur 1,5 Stunden Fahrt in der Nähe der Autobahnabfahrt Würzburg-Kist (49°42'35"n.B. ; 9°45'38"ö.L.) einen fast perfekten Standort gefunden.


    vLnR: 8"f6 Dobson mit Baaderfolie; Astrofreund Miro; 8"f5 Newton umgebaut für Weisslichtsonne; 150f8 Refraktor mit 2fach Barlow und Daystar Quantum 0.4A und Reducer ANTARES f6.3 vor DMK31 Kamera.


    Wir versuchten es so gut wie es ging uns vor dem Wind hinter einer Baumgruppe zu platzieren. Pünktlich zum 1. Kontakt hatte sich der Wind natürlich gedreht und der Refraktor mit Halpha und Kamera wackelte in Folge dessen wie ein Lämmerschwanz. Neben dem bereits mehrfach berichteten schlechten Seeing war es nicht leicht ansprechende Ergebnisse aus den AVIs zu generieren. Ein nicht adaptierter Motorfokusierer erschwerte zudem die genaue Fokussierung. Trotzdem gelang es mir noch vor dem eigentlichen Eintrittszeitpunkt des Merkurs diesen visuell zu identifizieren und auch abzulichten. Da ich nicht genau wusste an welcher Stelle der Merkur genau auf die Sonne trifft, habe ich das kleine Gesichtsfeld der Kamera auf den Aquatorbereich der Sonne gehalten.


    Visuell "knabberte" der Merkur um 13:10MESZ an Ausläufern der linken Protuberanz. In der AVI Nachbearbeitung ist wohl auf Grund der Luftunruhe und der Windböen noch nichts davon zu sehen.


    Erst auf der nächsten Aufnahmeserie um 13:11MESZ ist der Merkur eindeutig abgelichtet.


    Um 13:13MESZ erschien die Protuberanz genau so als ob Merkur mal richtig "Dampf ablassen" musste. :)


    Mit dem 2. Kontakt um 13:15MESZ hatte das Merkurscheibchen freie Bahn auf der Sonne.


    Nach diesen Minuten haben Miro und ich uns erst einmal gefreut und zur erfolgreichen Beobachtung von Kontakt 1 und 2 beglückwünscht. Nun folgten viele Stunden des Wartens und Schauens. Der Wind legte sich langsam und am Himmel zogen Schleierwolken auf. Mit den Handykameras haben wir in der Zwischenzeit einige Aufnahmen gemacht. Derer gibt es im Netz schon viele. Darum verzichte ich auf diese Aufnahmen. Ansonsten hieß es warten und hoffen das der Merkur nah genug an die Sonnenflecken heran kommt.


    Gegen 16:47MESZ - entspricht in etwa Halbzeit vom Merkurtransit - war es dann soweit. Die Wolkendecke und der Wind zeigten sich gnädig und ließen einen relativ ungestörten Halpha Blick auf die Konstellation zu:


    Auf Grund der dann wieder dichter werdenden Hochwolken, habe ich fotografisch von Halpha auf Weisslicht mit dem 8"f5 HeliNewton umgebaut. Die Bewölkung produzierte unterdessen einige wunderschöne Sonnenhalos. Gegen 18:22MESZ war eine schöne doppelte Nebensonne mit Halobogen zu sehen.


    Leider trübten die Schleierwolken auch den Blick zur Sonne etwas ein. Um 18:50MESZ machte ich dann die letzte bildfüllende Aufnahme vom Merkur und den Sonnenflecken im Weisslicht.


    In Richtung Horizont wurde die Wolkendecke naturgemäß dichter, so das kaum noch ein freier Blick zur Sonne möglich war. Wir hatten die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben den 3. und 4. Kontakt mitzuerleben. Als dann zu 20:25MESZ die Sonne durch ein Wolkenloch in unsere Richtung schaute, stieg erneut die Spannung.


    Als kleine Belohnung für unsere Hartnäckigkeit konnte ich den Merkur und ein Flugzeug beim gemeinsamen Sonnentransit erwischen.


    https://www.youtube.com/watch?v=7QnGBaDujZI


    Die Spannung stieg erneut als sich vor der Sonne immer mehr die Wolken breit machten. Wie das ganze für uns ausgesehen hat, habe ich auf diesem Zeitraffervideo festgehalten:


    https://www.youtube.com/watch?v=tHYXCuPq-Ew


    Ein genauer Zeitpunkt für den 3. und 4. Merkurkontakt war bei der Luftunruhe nicht mehr möglich, doch wir hatten es geschafft den Merkurtransit von Anfang bis zum Sonnenuntergang zu verfolgen.[8D]


    Trotz aller Widrigkeiten war es für uns ein gelungener Tag mit von Anfang bis zum Ende erfolgreichen Transits in jeder Hinsicht!


    CS
    Dirk

  • Hallöchen,


    ich noch mal!


    Noch einmal machte ich mich an der AVI-Aufnahme von 13:10MESZ zu schaffen. Ich wollte unbedingt das Planetenscheibchen vor der Protuberanz aus der Aufnahme herauskitzeln. Von den ehemals 1000 Einzelbildern im AVI habe ich für die weitere Bearbeitung nur 10 Einzelbilder verwendet. Zudem bemühte ich in Photoshop die Regler der Tonwertkorrektur bis zur Schmerzgrenze und mit dem Scharfzeichnungsfilter und dem Gaußschen Weichzeichner habe ich derartig herumgespielt das es mir in der Seele weh getan hat. Zum Abschluss kam dann zur weiteren Kontraststeigerung der Farbregler auf 100% Rot.


    Bei der ganzen Prozedur erschien endlich das Planetenscheibchen vor der Protuberanz. Schön sieht allerdings anders aus! [:o)]



    CS
    Dirk

  • Hallo Dirk.
    Da habt Ihr einen tollen Nachmittag erlebt. Deine asuführliche Doku belegt das nachhaltig.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Die Bewölkung produzierte unterdessen einige wunderschöne Sonnenhalos.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Klasse Aufnahme der Halos.


    Kannst Du was näheres zu Deinem tollen H-Alpha Equipment schreiben:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    150f8 Refraktor mit 2fach Barlow und Daystar Quantum 0.4A<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    z.B: ist das Objektiv zusätzlich abgeblendet? Sehe ich das richtig, dass der Tubus verändert wurde?


    Schöne Grüsse Jozef

  • Zum Hochwürgen von Protuberanzen am Sonnenrand auf für Scheibe belichteten Bildern könntest Du auch uter Photoshop HDR-Tonung probieren.
    Hartwig

  • Hallo Jozef


    vielen Dank für deine Rückmeldung.


    Der Refraktor ist der Umbau eines TS 152/1200 Achromaten. Den gibts bei TS übrigens gerade als gebraucht zu kaufen. Im Strahlengang ist ein ERF von Daystar mit 100mm Durchmesser eingesetzt. Hinter dem ERF ist noch eine passende Irisblende montiert. Um das Teleskop leichter und weniger windanfällig zu machen, zur Vermeidung von Stauwärme und zum Einbau von ERF/Irisblende habe ich den Volltubus aus 4mm Aluminium entsprechen aufgeschnitten. Daher die Gitterstruktur. Zum Schluss habe ich das ganze noch silberfarben lackiert. Das Teleskop ist erst ein paar Tage vor dem Transit fertig geworden. Hatte somit - von einem kleinen Test am Vortag abgesehen - zum Transit sein First-light. Gab also doppelt was zu feiern! [:D]


    Normalerweise würde mit einer 4fach TZS arbeiten. Da an dem Tag das Seeing und der Wind so mies waren und ich ein großes Gesichtsfeld für Merkur plus Objekte haben wollte, habe ich nur die 2fach Powermate eingesetzt. Oberflächendetails kommen damit natürlich nicht so gut rüber. Für die Protuberanzen hats zum 1. und 2. Kontakt mit f16 aber gereicht. Bei Aufnahme der Oberflächen habe ich mit der Irisblende die Öffnung auf etwa 120mm freie Öffnung abgeblendet. Damit komme ich dann auf ein Öffnungsverhältnis von f20. Das hat zumindest für die gezeigte Oberflächenaufnahme mit Merkur gereicht.



    CS
    Dirk

  • Hallo Hartwig,


    bin quasi Wiedereinsteiger in die Bildbearbeitung. Arbeite auch nur mit der CS2 Version. Von HDR-Tonung habe ich noch nichts gehört. Hast du ein paar mehr Infos für mich?


    Gruß & Danke
    Dirk

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: diva</i>
    <br />Hallo Jozef


    vielen Dank für deine Rückmeldung.


    Der Refraktor ist der Umbau eines TS 152/1200 Achromaten. Den gibts bei TS übrigens gerade als gebraucht zu kaufen. Im Strahlengang ist ein ERF von Daystar mit 100mm Durchmesser eingesetzt. Hinter dem ERF ist noch eine passende Irisblende montiert. Um das Teleskop leichter und weniger windanfällig zu machen, zur Vermeidung von Stauwärme und zum Einbau von ERF/Irisblende habe ich den Volltubus aus 4mm Aluminium entsprechen aufgeschnitten. Daher die Gitterstruktur. Zum Schluss habe ich das ganze noch silberfarben lackiert. Das Teleskop ist erst ein paar Tage vor dem Transit fertig geworden. Hatte somit - von einem kleinen Test am Vortag abgesehen - zum Transit sein First-light. Gab also doppelt was zu feiern! [:D]


    Normalerweise würde mit einer 4fach TZS arbeiten. Da an dem Tag das Seeing und der Wind so mies waren und ich ein großes Gesichtsfeld für Merkur plus Objekte haben wollte, habe ich nur die 2fach Powermate eingesetzt. Oberflächendetails kommen damit natürlich nicht so gut rüber. Für die Protuberanzen hats zum 1. und 2. Kontakt mit f16 aber gereicht. Bei Aufnahme der Oberflächen habe ich mit der Irisblende die Öffnung auf etwa 120mm freie Öffnung abgeblendet. Damit komme ich dann auf ein Öffnungsverhältnis von f20. Das hat zumindest für die gezeigte Oberflächenaufnahme mit Merkur gereicht.



    CS
    Dirk
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Dirk.
    Besten Dank für Deine ausführliche Beschreibung Deines Refraktors. Das mit der Irisblende finde ich echt raffiniert gelöst!


    Schöne Grüsse Jozef, und weiterhin viel Spass mit dem Neuen [:D]

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